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      »Wir sind vom Herberstein aus heraufgestiegen«, antwortete Hans. »Es ist ein schwerer Weg, aber um so mehr verwöhnt einen die Aussicht.« Dann zeigte er auf die Scherben der vier Biergläser. »Was ist das denn für eine Sauerei?«

      »Das ist mir passiert«, antwortete Lenz, »ich mach’s grad’ weg.«

      Für Lenz Spezln war es die demütigendste Situation, die sie sich vorstellen konnten. Ihr Boß sollte den Unterwürfigen spielen, das würde es doch nicht geben, oder?

      Doch ihre Hoffnungen wurden nicht erfüllt.

      Lenz fragte, ob er ein Kehrblech haben dürfe und als Toni ihm eines gegeben hatte, räumte er alle Scherben zusammen und brachte sie zur Hütte, wo er Toni fragend ansah.

      »Die nimmst mit hinunter«, sagte der und gab ihm eine Papiertüte. »Wehe du wirfst sie unterwegs weg. Ihr seids vom Bergerhof heraufgestiegen?«

      Lenz nickte.

      »Dann gibst du sie der Heidi oder der Luise«, sagte Toni. »Ich werd’ sie fragen, laß dir also nix einfallen…!«

      *

      »Wer war bei dem Hans?« Monika sah ihre Schwester fragend an.

      »Der Berner-Michl«, antwortete Christl.

      »Wer ist das denn?« Monika schien den Namen noch nicht gehört zu haben.

      »Er ist als Referendar am Amtsgericht in Kempten«, antwortete Christl. »Er ist ein fescher Bursch, er stammt da aus der Gegend und hat den Hans zufällig im Bergerhof getroffen.«

      Es war der Tag nach dem Fast-Eklat in Tonis Almausschank. Die drei Schwestern saßen mit ihrem Vater beim Abendessen und Christl erzählte, was tags zuvor passiert war, respektive fast passiert wäre.

      »Das muß der Enkel vom alten Berner-Gustl sein«, sagte ihr Vater. »Der ist als Bub noch mit seiner Mutter weggezogen. Ich glaub’ nach Lindau am Bodensee. Und er hat Jura studiert? Wo denn?«

      »In München«, antwortete Christl.

      »Und? Hast du keine Fragen dazu?« Max sah Lissi an.

      »Wen soll ich fragen?« erwiderte diese, »etwa die Christl?«

      »Um was geht’s denn?« wollte die wissen.

      »Daß eure jüngere Schwester meint, ihr Abitur net nur zur inneren Festigung gemacht zu haben, sondern unbedingt studieren will und zwar Jura, das wißt ihr«, antwortete ihr Vater. »Ich hab’ ihr gesagt, daß ich sie dabei unterstützen werd’, so gut es geht.«

      »Ach…?« Christl sah ihren Vater erstaunt an und selbst Moni, die eher ruhig war, sah ihren Vater fragend an.

      »Ja, ich hab’s der Lissi gestern gesagt«, antwortete der Max, »eure Mutter hat ganz zum Schluß einige Dinge noch haben wollen. Das heißt, sie hat haben wollen, daß ich sie umsetz’. Und einer ihrer Wünsche war, daß eine ihrer Töchter, welche es wollte, hab’ ich letztendlich euch überlassen, einen Beruf nach Wunsch erlernt, halt was studiert.«

      »Das… das hat die Mutti gesagt?« Christl schien es nicht glauben zu können.

      Ihr Vater nickte. »Eine wird den Hof bekommen, hat sie gesagt, eine wird in einen Hof einheiraten und eine wird einen Beruf erlernen, was Geld kostet. Dafür hat sie ihre Mitgift festgelegt. Die Lissi kann studieren und uns wird dadurch nix abgehen.«

      Einen Moment war es still am Tisch, dann lachte Christl. »Jetzt weiß ja jede, woran sie ist.«

      »Wie meinst du das?« fragte ihr Vater.

      »Na, daß die Moni den Hof bekommt, steht ja wohl fest«, antwortete Christl. »Und da die Lissi studieren soll, bleibt für mich nur noch in einen Hof einzuheiraten. Jedenfalls hat die Mutti das ja so gewollt.«

      »Gewollt sicher net«, erwiderte ihre Vater, »eher vorausgeahnt. Was die Lissi betrifft, hast recht und ich hätt’ nix dagegen, wenn die Moni mal den Hof übernimmt. Was dich betrifft…?«

      Christl hob abwehrend die Hände. »Es ist keiner in Sicht, den ich als Hoferben präsentieren könnt’.«

      »Aha…?«

      Christl sah ihren Vater aufmerksam an. »Du meinst sicher den Schall-Toni. Aber der… also, der… ich hab’ nix mit ihm zu tun.«

      Einen Augenblick war es still am Tisch.

      »Das ist im Moment eh net relevant«, erwiderte ihr Vater.

      »Wieso?« Christl sah ihn fragend an.

      »Weil deine Mutter noch ein Thema hatte, was sie sehr berührte…!«

      »Und das war…?« Alle Töchter sahen den Tannhofer-Max neugierig an.

      »Sie hat ein bisserl Not gehabt, ob ihr auch alle einen Mann bekommt«, antwortete der.

      »Was heißt das?« fragte Christl.

      »Daß sie ein bisserl in Sorge war, daß die Moni net mal alleine bleibt…!«

      Moni saß, seit ihre Mutter gestorben war und sie den Haushalt führte, am Kopfende. Als alle sie ansahen, bekam sie einen knallroten Kopf und sah unter sich.

      »Du mußt dich net schämen«, sagte ihr Vater, »die Mutti hat net gemeint, daß du keinen Mann bekommen kannst, sie hat gemeint, daß du vielleicht darauf verzichten würdest.«

      »Und was wäre, wenn…?« wollte Christl wissen.

      »Wenn die Moni net heiratet«, antwortete ihr Vater, »dann heiratet ihr, also die Lissi und du, wenn’s nach dem Willen eurer Mutter geht, auch net. Sie hat sich gewünscht, daß die Moni zuerst heiratet, und erst dann ihr beide.«

      »Das… das darf doch net wahr sein«, murmelte Christl. »Was hat mein Heiraten denn mit Moni zu tun?«

      »Das will ich dir sagen«, antwortete der Tannhofer-Max, »eure Mutter war der Ansicht, wenn feststeht, daß die Moni zuerst heiratet, daß ihr beiden anderen dann darauf bedacht seid, daß auch die Moni einen Mann möcht’ und bekommt…!«

      *

      Toni kam am Nachmittag darauf zum Bergerhof. Um diese Jahreszeit, im Frühjahr, konnte er noch öfter seine Alm verlassen, einmal, um hinunter zum Hof zu gehen, den sein Vater bewirtschaftete und der lieber heute als morgen gesehen hätte, daß der Toni ganz von der Alm heruntergekommen wäre, um ihm den Hof zu übergeben. Zum anderen, um im Bergerhof ein wenig Unterhaltung zu finden, was er gerne tat, vor allem, wenn die Tannhofer-Christl dort als Aushilfe tätig war.

      »Servus, Schatzerl«, begrüßte er sie, als sie sich im Bereich der zentral gelegenen Theke begegneten.

      »Wie bitte?« Christls sonst freundliche Miene wurde streng und mit blitzenden Augen sah sie den Toni an.

      »Hast es net gern, wenn ein Bursch dich Schatzerl nennt?« Toni lachte das hübsche Mädchen verliebt an.

      »Ein Bursch vielleicht, aber net der Schall-Toni«, antwortete Christl.

      Toni war nicht geschockt, im Gegenteil, er lachte. »Das tut mir jetzt aber weh.«

      »Das seh ich«, erwiderte Christl. »Und genau das ist die Sach’, die mich bei dir vorsichtig sein läßt.«

      »Welche Sach’…?«

      »Du nimmst ein Madel net ernst«, antwortete Christl. »Für dich ist alles nur ein großer Spaß.«

      Toni stutzte. »Wie meinst das denn?«

      »Daß ich mir, wenn ich mit dir zusammen bin, jetzt übrigens auch«, antwortete Christl, »nie so vorkomm’, wie ich mir gern vorkommen würd’.«

      »Aber ich möcht’ doch, daß du dir gut vorkommst«, erwiderte Toni.

      »Dann machst du was falsch…!« Christl sah wunderschön aus, wenn sie ein wenig zornig war.

      »Spatzl…?«

      »Sag

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