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an ihren Beinen zu finden. Jedenfalls machte er einen Hupfer und bemühte sich gleich darauf eifrig, an ihr emporzuklettern.

      Sie schrie erschrocken auf, und der Fürst griff sich den Frechdachs und tadelte ihn lachend:

      »Du bist eben ein Rüde; schöne Beine magst du anscheinend besonders gern.«

      Sybill errötete, während der Fürst humorvoll sagte: »Rübezahl wird den Schaden natürlich ersetzen. Es tut ihm schrecklich leid, hat er mir eben anvertraut.«

      Sie lachte belustigt. »Rübezahl braucht sich keine Sorgen zu machen. Ich mag Hunde, besonders so winzige. Er ist ja noch ein Baby.«

      Der Fürst ließ den Kleinen wieder von seinem Arm herunter.

      »Er ist neun Wochen alt. Ich habe ihn mir eben vom Förster geholt. Mein Sohn soll ihn haben.«

      »Sie haben einen Sohn, Durchlaucht?« Sie sah ihn erstaunt an.

      »Ach bitte, lassen Sie die Durchlaucht fort, Baronesse. Ja, ich habe einen Sohn.«

      Er ging wie selbstverständlich neben ihr weiter. Eine ganze Weile hing jeder seinen eigenen Gedanken nach. Dann sagte der Fürst plötzlich:

      »Wie würden Sie ein Kind behandeln, das nicht wußte, daß es einen Vater hat und zudem nicht ein einfaches Bürgerkind ist, sondern ein kleiner Prinz. Wie würden Sie ein solches Kind behandeln, noch dazu, wenn es mit dieser Veränderung in seinem kleinen Leben absolut nicht einverstanden ist?«

      Er sagte ihr nicht, daß er von seinem Sohn sprach, doch Sybill ahnte es.

      Sie bemühte sich, ihr Erstaunen darüber zu verbergen, daß er ihr, der Fremden soviel Vertrauen schenkte.

      Als sie sich mit der Antwort Zeit ließ, wiederholte er nachdenklich:

      »Nun, wie würden Sie ein solches Kind behandeln? Sie wollen doch einmal Pädagogin werden.«

      Sie bückte sich und nahm den Dackel auf den Arm, der plötzlich nicht mehr weiterwollte.

      »Ich würde davon ausgehen, daß eine solche Veränderung im Leben eines so kleinen Kindes unbedingt wie ein Schock wirken muß und den Jungen sehr liebevoll und behutsam behandeln. Man darf ihn vorläufig zu nichts zwingen. Man muß sich um sein Vertrauen be­mühen. Wie alt ist der Junge?«

      »Er ist sechs Jahre alt.«

      »Hm. Ein schwieriges Alter. Da begreift er schon vieles und ist doch nicht in der Lage, gewisse Dinge zu verstehen.«

      Sybill blickte nachdenklich vor sich hin.

      »Sie sind ein wunderbares Mädchen, Baronesse.«

      Der Fürst war stehengeblieben. Sie sah verwirrt zu ihm auf. Er war ein ganzes Stück größer als sie. Sybill wirkte sehr winzig und zart neben ihm. Er schien das auch zu empfinden, denn er sagte lächelnd:

      »Es ist mir eigentlich immer noch unbegreiflich, wie Sie ohne Sattel und Zaumzeug auf das Pferd gekommen sind. Eine großartige Leistung übrigens, Ihr verbotener Ritt von neulich.«

      Sie sah ihn mißtrauisch an, nicht sicher, wie er das eben gemeint hatte. Aber in seinem Lächeln war keinerlei Ironie, und so sagte sie, ebenfalls lächelnd:

      »Ich habe das von klein auf geübt; mein Vater war ein guter Lehrmeister. Mama schlug die Hände über dem Kopf zusammen, wenn sie sah, wie ich die Dreijährigen einritt.«

      Sie verstummte. Das Lächeln verschwand aus ihrem reizenden Gesichtchen, und Traurigkeit breitete sich darauf aus.

      »So sind Sie also auch auf dem Lande aufgewachsen?« Er sah sie mitfühlend an. »Es ist sicher nicht leicht für Sie, Ihr Studentenleben in den engen Mauern einer Stadt zu führen.«

      Sybill zögerte, dann sagte sie kurz:

      »Man gewöhnt sich an alles.«

      Sie durchschritten ein kleines Birkenwäldchen, und als sie aus dem Walde hinaustraten, stellte Sybill erstaunt fest, daß sie sich unmittelbar vor dem Schloß befanden.

      Claus Schröter kam ihr entgegen. Er machte kein sehr freundliches Gesicht. Als der Fürst sich verabschiedet hatte und zu den Stallungen hinüberschritt, sagte er böse:

      »Sieh einmal an! Die Gegenwart des Fürsten ist dir anscheinend sehr viel angenehmer als die eines gewöhnlich Sterblichen. War es wenigstens nett?«

      Sybill schüttelte den dunklen Lockenkopf. »Ich weiß nicht, wie du auf derartige Ideen kommst, Claus. Ich habe den Fürsten zufällig auf einem Waldspaziergang getroffen. Das ist alles. Du kannst es mir glauben; du kannst es aber auch lassen, das liegt ganz bei dir.«

      Sie war ernstlich böse. Claus versuchte einzulenken.

      »Es hätte ja sein können, nicht wahr? Wir wissen alle, daß er in dich verliebt ist. Das sieht schließlich jeder.«

      »Ich verbiete dir, einen derartigen Unsinn daherzureden!«

      Sybill stampfte empört mit dem Fuß auf. Ihre schönen dunklen Augen funkelten zornig.

      Claus Schröter sah sie sprachlos an. So verärgert hatte er sie noch nie erlebt. Bevor er etwas sagen konnte, kam Claudia aus dem Hintereingang des Schlosses und rannte mit allen Anzeichen des Schreckens auf sie zu.

      »Jürgen ist die Treppe hinuntergestürzt. Er wollte Mamsell Lina helfen, etwas auf den Boden zu tragen. Dabei ist es passiert. Könnt ihr bitte helfen, ihn in sein Zimmer zu schaffen? Ich fürchte, er hat sich ernstlich verletzt.«

      Sie liefen sofort los. Aber Lina hatte inzwischen schon den Verletzten auf sein Zimmer tragen lassen und nach einem Arzt telefoniert.

      Jürgen biß die Zähne zusammen, aber man sah doch, daß er Schmerzen hatte.

      »Was machst du nur für Geschichten?« fragte Sybill kopfschüttelnd. »Man kann dich auch nicht einen einzigen Augenblick allein lassen.«

      »Ich war ja nicht allein. Das ist es ja«, feixte er. »Mamsell Lina hat mich dermaßen verwirrt, daß ich völlig durcheinander war.«

      Alle lachten. Es klopfte, und Fürst Degencamp trat ein.

      Seine Miene drückte Besorgnis aus.

      »Ich höre, Sie sind gestürzt, Herr Bentloh. Haben Sie starke Schmerzen? Ich hoffe, daß der Arzt jeden Augenblick eintrifft.«

      Jürgen Bentloh lächelte mit verzerrtem Gesicht.

      »Vielen Dank, Durchlaucht. Aber ich halte es schon aus. Ich weiß selbst nicht, wie das passieren konnte. Es ist mir einfach unbegreiflich.«

      Lina öffnete die Tür und ließ einen älteren Herrn mit einer schwarzen Tasche eintreten.

      »Da sind Sie ja, lieber Doktor.«

      Der Fürst ging ihm entgegen und reichte ihm die Hand, die der Arzt mit tiefer Verbeugung nahm.

      »Es ist doch selbstverständlich, daß ich sofort komme, Durchlaucht. Wie ich höre, hat einer Ihrer Erntehelfer einen Unfall gehabt? Darf ich mal sehen?«

      Er trat an das Bett, und Sybill und ihre Kommilitonen erhoben sich und verließen das Zimmer. Der Fürst schloß sich ihnen an.

      »Es tut mir so leid, daß das passieren mußte«, sagte er bedauernd. »Es wird natürlich alles Erforderliche für Ihren Kommilitonen getan.«

      »Vielleicht wird es am besten sein, wenn man ihn in eine Klinik bringt«, sagte Sybill langsam. »Mit dem Bein scheint etwas nicht in Ordnung zu sein.«

      »Wenn es möglich ist, daß er hierbleiben kann, würde ich das vorziehen, und er vermutlich auch. Es ist selbstverständlich, daß er die beste Pflege bekommt.«

      Eines der Stubenmädchen kam die Treppe heraufgerannt. Es war völlig verstört.

      »Der Kleine ist fort! Er ist nicht in seinem Zimmer. Und ich kann ihn nirgendwo finden.«

      »Entschuldigen Sie mich bitte.«

      Der

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