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starr auf seinem Stuhl, seine Zähne klapperten und seine Augen traten fast aus den Höhlen. „Fahren Sie fort“, sagte er schließlich mit rauer Stimme zu Bedloe.

      „Viele Minuten lang“, begann dieser wieder, „war meine einzige Empfindung, mein einziges Gefühl das von Dunkelheit und Nichtsein, ich wusste, dass ich tot war. Schließlich schien ein heftiger und plötzlicher Schlag durch meine Seele zu gehen, wie von Elektrizität. Zugleich kam die Empfindung von Beweglichkeit und von Licht. Dieses Licht sah ich nicht, ich fühlte es. In einem Augenblick schien ich mich vom Boden zu erheben. Aber es war kein körperliches, kein sichtbares, hörbares oder fühlbares Sein. Die Volksmenge war verschwunden, der Lärm hatte sich gelegt und eine gewisse Ruhe war in der Stadt eingekehrt. Unter mir lag mein Körper mit dem Pfeil in der Schläfe. Der ganze Kopf war angeschwollen und entstellt. Aber alles dieses fühlte ich nur, ich sah es nicht. Ich hatte auch für nichts Interesse. Selbst der Körper schien mir etwas zu sein, was mich nichts anging. Ich war ohne Wollen, schien aber durch irgendetwas zur Bewegung getrieben zu werden und flog, emporschwebend, über demselben gewundenen Pfad, den ich vorher eingeschlagen hatte, wieder zur Stadt hinaus. Als ich den Punkt der Bergschlucht erreicht hatte, wo mir die Hyäne begegnet war, fühlte ich wieder einen Schlag wie von einer galvanischen Batterie. Das Gefühl von Schwere, von Wollen, von Körperlichkeit kehrte zurück. Ich wurde wieder mein früheres Selbst und richtete eilig meine Schritte heimwärts – ohne dass aber das Geschehene irgendetwas von der Lebendigkeit des Wirklichen verlor und ohne dass ich selbst jetzt auch nur einen Augenblick daran denke, es könnte alles ein Traum gewesen sein.“

      „Es war auch keiner“, sagte Templeton mit tief feierlichem Gesicht, „obgleich es schwer ist, eine andere Bezeichnung dafür zu finden. Wir wollen nur annehmen, dass die Menschheit von heute vor ungeheuren seelischen Entdeckungen steht, und uns damit zunächst begnügen. Im Übrigen aber habe ich noch eine Mitteilung zu machen. Hier ist ein in Wasserfarben gemaltes Bild, das ich Ihnen schon vorher gezeigt hätte, wenn mich nicht ein unsagbares Gefühl des Schreckens davon abgehalten hätte.“

      Wir betrachteten das Gemälde, das er uns hinhielt. Ich fand nichts Besonderes daran, aber auf Bedloe machte es einen erstaunlichen Eindruck. Er wurde fast ohnmächtig, als er es sah. Und doch war es nur ein Miniaturporträt – aber sicherlich ein wundervoll genaues – seiner eigenen seltsamen Gesichtszüge. Wenigstens war dies mein Gedanke, als ich es sah.

      „Sie bemerken“, sagte Templeton, „dass hier in der Ecke, kaum sichtbar, das Datum des Bildes – 1780 – steht. In diesem Jahre ist das Porträt gemalt worden. Es stellt einen toten Freund von mir dar – einen Mr. Oldeb, mit dem ich in Kalkutta während der Verwaltungszeit Warren Hastings’ sehr befreundet war. Ich zählte damals erst zwanzig Jahre. Als ich Sie, Mr. Bedloe, zuerst in Saratoga sah, war es die wunderbare Ähnlichkeit zwischen Ihnen und dem Gemälde, die mich dazu führte, mich Ihnen zu nähern, Ihre Freundschaft zu suchen und alle diese Vereinbarungen zu treffen, die mich zu Ihrem ständigen Gefährten gemacht haben. Es trieb mich dazu in der Hauptsache wohl die schmerzliche Erinnerung an den Verstorbenen, dann aber auch eine quälende, manchmal sogar von Angstgefühlen begleitete Neugierde auf Sie selbst.

      In den Einzelheiten Ihrer Vision, die Sie in den Bergen überfiel, haben Sie mit schärfster Genauigkeit die indische Stadt Benares am heiligen Strom geschildert. Die Unruhen, der Kampf, die Niedermetzlung sind wirkliche Ereignisse beim Aufstand Cheyte Sings gewesen, der im Jahre 1780 stattfand und Hastings in unmittelbare Lebensgefahr brachte. Die Partei in dem Pavillon bestand aus Sepoys und englischen Offizieren, die von Hastings angeführt wurden. Auch ich gehörte zur Partei und bemühte mich vergebens, den übereilten und unheilvollen Ausfall des Offiziers zu verhindern. Dieser Offizier, der dann in den überfüllten Gassen durch einen vergifteten Pfeil eines Bengalen ums Leben kam, war mein bester Freund, es war Oldeb.

      Hier an diesem Manuskript“ – der Sprecher zeigte uns ein Tagebuch, in dem verschiedene Seiten frisch beschrieben waren – „können Sie sehen, dass ich gerade zur Zeit, als Sie alles das im Gebirge zu erleben glaubten, dabei war, zu Hause jede Einzelheit davon aufs Papier zu werfen.“

      Ungefähr eine Woche nach dieser Unterredung erschien in einer Charlottesviller Zeitung folgende Notiz: „Wir erfüllen hiermit die schmerzliche Pflicht, das Ableben Mr. Augustus Bedlos mitzuteilen, der durch sein liebenswürdiges Wesen und seine vielen persönlichen Vorzüge schon lange den Bewohnern von Charlottesville lieb und wert geworden ist. Mr. Bedlo litt seit Jahren an Neuralgie, die öfter einen schlimmen Ausgang befürchten ließ, aber doch in diesem Fall nur die mittelbare Todesursache gewesen ist. Die unmittelbare Todesursache war eine ganz seltsame. Er hatte sich vor einigen Tagen auf einem Ausflug nach dem Felsengebirge eine leichte fieberhafte Erkältung zugezogen, die von starkem Blutandrang nach dem Kopf begleitet war. Um Linderung herbeizuführen, entschloss sich Dr. Templeton zu einer örtlichen Blutentziehung. Es wurden Blutegel an die Schläfen gesetzt. In erschrecklich kurzer Zeit starb der Patient, und es stellte sich heraus, dass zufällig in das Glas, das die Blutegel enthielt, einer von den giftigen, blutsaugenden Würmern geraten war, die man von Zeit zu Zeit in den Sümpfen unserer Gegend findet. Das Tier saugte sich an einer kleinen Ader der rechten Schläfe fest. Seine starke Ähnlichkeit mit dem medizinischen Blutegel führte zu dem leider zu spät entdeckten traurigen Irrtum.

      NB: Die giftigen Egel von Charlottesville kann man stets durch ihre schwarze Farbe von den medizinischen Blutegeln unterscheiden, außerdem auch durch ihre eigentümlichen, fast schlangenartigen Bewegungen.“

      Ich sprach zufällig mit dem Redakteur der Zeitung über die merkwürdige Sache, als mir einfiel, ihn zu fragen, warum er den Namen des Verstorbenen Bedlo geschrieben habe. „Ich nehme an“, sagte ich, „dass Ihre Schreibweise die richtige ist. Ich hatte sonst immer geglaubt, er schriebe sich mit einem e am Ende.“

      „Die richtige? Nein“, antwortete er. „Es war einfach ein Druckfehler. Der Name wird natürlich überall mit einem e geschrieben, ich habe ihn nie anders gelesen.“

      „Wie merkwürdig“, sagte ich zu mir selbst, als ich gegangen war. „Hier scheint die Wirklichkeit wieder einmal seltsamer als die Fantasie zu sein – denn Bedlo ohne e ist natürlich die Umkehrung von Oldeb. Und dieser Mann teilt mir mit, dass alles nur ein Druckfehler war.“

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