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nächsten Reise kommt eine Getreidemühle zum Backen an Bord.

       Das Werkzeug, das ihr am häufigsten in der Hand hattet?

      Der Phasenprüfer. Man braucht ständig ein kleines, feines Werkzeug.

       Die Stärken und Schwächen eures Schiffes?

      Der Riss ist mit den hydrodynamischen Eigenschaften von heutigen Yachten nicht zu vergleichen. Wir sind sehr schwer, recht langsam und können nur 60 Grad zum Wind laufen. Dafür vermittelt BREAKPOINT auch in rauen Bedingungen ein sicheres Gefühl. Die Twinkiele schützen das Unterwasserschiff vor Korallen und Eis und erlauben uns trockenzufallen. Mit dem flachen Tiefgang kommen wir in Buchten, die anderen für immer versperrt bleiben.

       Was bedeutet gute Seemannschaft für euch?

      Die Kräfte der Natur niemals unterschätzen, immer einen Plan B haben, ein eingespieltes Team sein.

       Was war unterwegs Luxus?

      Fließendes Süßwasser, eine heiße Dusche, Strom, Cola oder ein Mars-Riegel. In den Tropen ein Regenschauer. Das war dann schon eine richtige Dusche, im Vergleich zur Anderthalbliterflasche, die sonst zur Verfügung stand.

       Was hat euch gefehlt und was gar nicht?

      Gefehlt hat uns Zeit. Gar nicht hingegen die Enge und die Zwänge der Zivilisation.

       Habt ihr je überlegt aufzuhören?

      Es gibt Hochs und Tiefs. Wenn wir Stürme hatten, haben wir es natürlich verflucht. Entweder hat der eine gesagt: »Ich steige aus und wir verkaufen das Schiff«, oder der andere. Es gab Momente, wo wir gesagt haben: »Das war’s.« Aber kaum hatte man den Fuß wieder an Land, war sofort alles wieder gut.

       Hattet ihr mal Angst?

      Es gab Situationen, in denen ich [Thomas] Angst hatte. Vielleicht, weil ich mir vorstellen konnte, was jetzt alles kaputt- oder schiefgehen könnte. Aber natürlich kann ich bei Sonnenschein, Backstagsbrise und springenden Delfinen nicht sagen, das finde ich blöd. Sonst wäre ich ja nicht hier.

       Welche Eigenschaften sollte man als Weltumsegler haben?

      Begeisterungsfähigkeit und Ausdauer. Es ist häufig kein Zuckerschlecken. Außerdem Mut und Abenteuerlust. Als solider Büromensch, der Sicherheit will, brauchst du nicht loszufahren.

       Was würdet ihr beim nächsten Mal anders machen?

      Das, was wir jetzt anders machen: ohne zeitliches Limit losfahren. Das war oft ein Schatten über der Reise. Wir hätten gern ein Jahr länger Patagonien und auch Alaska bereist.

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      Die Segelyacht BREAKPOINT

Bootstyp, Baujahr Reinke 13M, 1999
Werft, Konstrukteur Benjamins in Emden, Kurt Reinke
Rumpfmaterial Aluminium
Länge über Alles 14 m
Breite 3,70 m
Gewicht 16 t (voll beladen)
Tiefgang, Kielform 1,55 m, asymmetrische Twinkiele
Rigg Sluptakelung mit Kutterstag und optionalem Babystag
Segelgarderobe Groß, Genua, Fock, Sturmfock, Blister
Ruderanlage Radsteuerung, voller Skeg, elektrohydraulischer Autopilot, Windsteueranlage (bis Französisch-Polynesien)
Maschine Mercedes, 88 PS, 1000-Liter-Dieseltank
Stromversorgung 2 Lichtmaschinen mit 55 A bzw. 90 A, Ersatzgenerator mit 2 kW, 1 Solarpaneel à 120 W, 2 Solarpaneele à 35 W, Windgenerator, 2 AGM-Batterien à 200 Ah
Wasserversorgung 450-Liter-Wassertank, Wassermacher
Kommunikation UKW-Seefunk, Kurzwellen-Seefunk mit Pactor-Modem (Provider: Winlink), Iridium-Satellitentelefon
Navigation AIS (Sender/Empfänger), Kartenplotter, Radar, Papierseekarten
Ankergeschirr 32-kg-Niro-Bügelanker (80 m Edelstahlkette), verzinkter 28-kg-Bügelanker, Klappanker aus Aluminium als Reserve, elektrische Ankerwinsch mit 1500 W
Beiboot 3,10-m-Beiboot, 15-PS-Außenbordmotor
Sonstiges Dieselheizung

       Martin Finkbeiner mit SY IVALU, September 2010 bis August 2013, Kiel–Kiel, 38.101 Seemeilen, 1054 Tage

      2 Junge, komm heil wieder

      Frei und weg: der 25-jährige Martin Finkbeiner und seine Weltumsegelung mit Hindernis und Hilfsprojekt

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      Der Kampf um Leben und Tod findet weit draußen auf dem Ozean statt, mit einem Sieger, der festzustehen scheint. Doch noch zappelt die riesige Makrele, zieht und zerrt, macht ihrem Kontrahenten das Leben schwer. Kurz bevor zwei starke Hände sie über die Bordwand hieven können, ruckt es ein letztes Mal heftig und sie verschwindet im tiefen Blau der See.

      Also kein frisches Fischfilet zur Feier des Tages. Grund zur Freude hat Martin Finkbeiner dennoch an diesem Novembertag: Es ist sein 28. Geburtstag, es sind noch 2000 Meilen bis Südafrika und der Indische Ozean liegt bald achteraus. Nicht mehr lange, bis Martin die Welt im Kielwasser haben wird und im Online-Logbuch steht: »Wir haben es überprüft: Die Erde ist wirklich rund.«

      1000 Tage Robinson

      Martin Finkbeiner aus einem beschaulichen Ort bei München weiß früh, was er nach der Schule einmal machen möchte: »Egal was es ist, Hauptsache irgendwas mit segeln.« Der Virus packt den sportlichen Schüler auf dem Ammersee und dem nahen Mittelmeer, wo die Eltern immer mal wieder ein Schiff chartern, schließlich ein eigenes kaufen. Martin beginnt eine Ausbildung zum Veranstaltungskaufmann in einer Segelschule, arbeitet gleichzeitig als Segellehrer. Erst am Bodensee, später in Kiel für eine Firma, die Events auf ehemaligen America’s Cuppern anbietet. Damit könnte die Geschichte des jungen Mannes, der »etwas mit segeln« machen wollte, erfolgreich erzählt sein. Hätte der damals 23 Jahre alte Martin nicht bereits alle Klassiker der Segelliteratur verschlungen und in den Zeilen von Erdmanns »Tausend Tage Robinson« etwas entdeckt, das ihn mit aller Macht hinauszog. Robinson, das wäre auch er gern tausend Tage lang mal. Am liebsten sofort.

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      »Ich wollte nicht warten,

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