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Plan zu setzen: In ihrem ehemaligen Krankenhaus sei eine Stelle frei – »Hast du Interesse?« »Meine Kollegen hatten unsere Reiseberichte verfolgt und wussten, dass wir uns der Heimat näherten«, erklärt die Fachkrankenschwester. »So war ich am Ende ironischerweise noch vor Tom wieder im Job.« Doch noch wartet ein Kurs nahezu gegen den Wind zu den Azoren, »den unser vollbepackter Kimmkieler erstaunlich gut gemeistert hat«, sagt Tom. Noch etwas anderes wartet auf dem Nordatlantik: der letzte große Sturm der Reise, der sich als Ex-Hurrikan mit fatalen Folgen entpuppt. Das Fockstag bricht und nur das Kutterstag verhindert das Schlimmste; Tatjana und Tom bangen um ihr Rigg und sichern den Mast, so gut es geht.

       Auf dem Nordatlantik wartet der letzte große Sturm der Reise, der sich als Ex-Hurrikan mit fatalen Folgen entpuppt.

      Schon auf Fehmarn legen sie ihn. Die letzten Meilen der Weltumsegelung absolviert BREAKPOINT als Motoryacht. Noch am Tag der Ankunft hebt ein Kran den Alu-Koloss an Land, Tatjana und Tom ziehen in das freie Souterrain ihres vermieteten Hauses. Ihr Schiff zu verlassen, das nun, abgedeckt unter einer stabilen Plane, in einen Dornröschenschlaf fällt, geht besonders Tatjana nah. Umso größer ist die Freude, die Familie wiederzusehen. In den fünfeinhalb Jahren der Reise war nur Tatjana einmal für sechs Wochen in der Heimat – zum Familienbesuch und auf Ersatzteiljagd. Gegenbesuch kam nur auf den Kanaren und den Kapverdischen Inseln. »Es ist schwierig, Ankunftszeiten genau zu planen, wenn man abseits der Routen und ohne festen Zeitplan segelt. Auch, wenn wir gern mehr Besuch gehabt hätten.«

      Amerika nun backbord

      Der Wiedereinstieg ins Berufsleben fällt beiden leicht. Erst nach gut einem Jahr, voll angekommen im Alltagstrott, merkt Tatjana, wie heftig das Fernweh in ihr brodelt. Sie will wieder raus, Tom sowieso. Doch noch bis Januar 2013 steht BREAKPOINT an Land. Leer, nackt und irgendwie wartend. »Wir waren nicht segeln, gar nichts. Wir mussten die Reisekasse auffüllen!« Es ist die Aussicht auf die nächste große Reise, die beide erneut zu eisernem Sparen motiviert und den Landkoller erträglich macht. Eine Abfindung für Tom, dessen Abteilung schließt, wird letztendlich der Grundstein für ein komplettes Refit der BREAKPOINT. Denn ihre Eigner wollen in noch dickeres Eis vordringen, auf noch einsameren Routen segeln.

       Erst nach gut einem Jahr, voll angekommen im Alltagstrott, merkt Tatjana, wie heftig das Fernweh in ihr brodelt.

      Im April 2016 sind Tom Witt und Tatjana Hartmann mit ihrer BREAKPOINT wieder aufgebrochen. Über Skagen, Island und Grönland nach Alaska. Amerika haben sie diesmal, anders als auf der Weltumseglung, an Backbord liegen lassen und sich durch die Nordwestpassage getastet. Vor ihnen liegt Kanada, der Pazifik, vielleicht Neuseeland. Ein Heilmittel gegen den Segelvirus vermissen sie nicht mehr: Das Ende ist nun wirklich offen.

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      Nachgehakt: Tatjanas und Toms …

       … Tipps für Weltumsegler

      • Nicht alles ernst nehmen, was gesagt wird. Zum Beispiel, dass es auf der Barfußroute keine Stürme gibt.

      • Prepare for the worst and hope for the best. Unser Credo war Redundanz bei allen wichtigen Systemen wie GPS, Funk, Steuerung, Stromerzeugung.

      • Konservendosen probieren, bevor man sie für Monate bunkert!

       … wichtigste Bücher an Bord

      • »Patagonia & Tierra del Fuego – Nautical Guide« von Mariolina Rolfo und Giorgio Ardrizzi. Ist einfach, gut und stimmt 100-prozentig.

      • Revierführer wie der »Reeds Nautical Almanach«.

      • Ein E-Book-Reader.

       … spontane Antworten

      Nordsee oder Ostsee? Ostsee: klares Wasser, lieblicher, keine Gezeiten.

      Atlantik oder Pazifik? Pazifik. Ist unendlich vielseitig.

      Hafen oder Ankern? Ankern. Es spart Kosten und wir lieben die Einsamkeit. Mit BREAKPOINT können wir unberührte Stellen erkunden, da sie für völlige Unabhängigkeit ausgerüstet ist.

       … Revier-Geheimtipps

      Ganz Südamerika und Patagonien. Für Taucher: Palmerston in den südlichen Cookinseln und Yap.

       … Vorgehen in schwerem Wetter

      Unsere Sturmtaktik ist, unter Maschine abzulaufen. Dann steuert der Autopilot, wir sind im Decksalon und kein Fetzen Segel ist oben. Jedes Segel draußen ist eine zusätzliche Gefahrenquelle, da es bedient werden muss. Rigg und Aufbau sind so massiv, dass das Schiff quasi trotzdem segelt. Wir sind aus jedem Sturm mit einem besseren Bauchgefühl für das Schiff hervorgegangen, gestärkt als Team Schiff-Mensch.

       … Mittel gegen Seekrankheit

      Der jeweils andere. Wir ergänzen uns hervorragend: Wenn der eine seekrank geworden ist, was selten vorkam, hat der andere auf einmal Bärenkräfte entwickelt, obwohl er ansonsten vielleicht auch seekrank geworden wäre.

       … wichtigstes Ersatzteil

      Ein funktionierender Autopilot. Aber generell sind alle wichtigen Systeme an Bord doppelt, die wichtigsten sogar dreifach vorhanden. Sogar der Twinkiel ist quasi ein Kiel mit Redundanz [lachen].

       … seglerisches Vorbild

      Die natürlichen Wasserwege um die Welt haben mich [Thomas] schon immer fasziniert. Die Leistung, sie zu bezwingen, wie Magellan es beispielsweise getan hat, war immer meine Vorstellung vom klassischen Segeln.

       … hilfreiche Seiten im Internet

      Andere Segel-Reiseseiten. Darüber hinaus haben Gespräche mit Arved Fuchs authentische Informationen geliefert.

       … Versicherungen auf Weltumsegelung

      Auslandskrankenversicherung, Schiffshaftpflichtversicherung, ein Job für die Rückkehr.

       … Lieblingsgericht bei Sturm

      Vorgekochtes, zum Beispiel Eintopf oder Gulasch.

       … Lieblingsgericht bei Flaute

      Frisch gefangener und geräucherter Fisch.

       … bewährte Passatbesegelung

      Vor dem Wind unter Genua kreuzen.

       … nützlichstes Kleidungsstück

      Einfache Fahrradregenkleidung, da Ölzeug in unserem geschützten Cockpit oft nicht nötig war.

       … Reiseblog der Weltumsegelungen

      www.sy-breakpoint.de, www.sailing-adventure-services.com

      Zwölf Fragen an Tatjana Hartmann und Thomas Witt

       Warum wolltet ihr um die Welt segeln?

      Weil es unheimlich befriedigend ist, sich einen Lebenstraum zu erfüllen. Jeder Tag ist wie ein Abenteuerfilm.

       Ohne was wärt ihr nie losgefahren?

      Ohne den jeweils anderen.

       Ein Ausrüstungsgegenstand, auf den ihr nicht mehr verzichten möchtet?

      Vollkornbrot

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