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Neithadl-Off und ohne Anima auskommen, aber ...«

      Weiter kam ich nicht.

      Das Schütteln hörte so abrupt auf, dass ich mir auf die Zunge biss und mir das Sprechen verging.

      Aber trotz des Schmerzes frohlockte ich, denn ich vernahm ganz deutlich die Hintergrundmusik der STERNENSEGLER.

      Ich schlug auf den dicken gelben Sensorpunkt rechts von meinem rechten Daumen.

      Schlagartig erwachten alle Bildschirme, Lautsprecher und Sensorpunkte im Solo-Cockpit zu ihrem elektronischen und positronischen Leben.

      Das Schiff gehorchte mir – nur mir allein.

      Ich musterte die Umgebung.

      Genau voraus flimmerte das Meer der Sterne, durchsetzt mit bläulich und rötlich leuchtenden Staub- und Gaswolken. Sie alle waren viele Lichtjahre entfernt.

      Nur an Steuerbord gab es einen Stern, der sich von allen anderen unterschied. Er war als winzigkleine Scheibe zu sehen, wenn ich die Augen zusammenkniff und lange genug hinsah – ein Scheibchen von gelbroter Färbung.

      Muruth!

      Die Mutter Cirgros.

      Schräg davor wuchs ein schwarzer Schemen in die Außenbilderfassung: ein Raumschiffswrack.

      Die STERNENSEGLER trieb anscheinend genau darauf zu.

      Ich packte die Sticks, bewegte die Armdruckleisten und Pedale, brachte das Schiff in Fahrt und konnte die Kollision mit dem Wrack gerade noch verhindern.

      Es war ein skurriler Anblick.

      Ein riesiger Diskus, dessen Ränder einmal sternförmig gezackt gewesen sein mussten, zerrissen von zahllosen Löchern, von großer Hitze angeschmolzen, sich langsam überschlagend und als künstlicher Asteroid um die zirka vier Lichtwochen entfernte Sonne Muruth kreisend.

      Wer mochte in ihm gekommen sein – und wann?

      Vielleicht fand ich die Antwort auf Cirgro.

      Wenn wir jemals dorthin kamen ... Etwas wie eine imaginäre und dennoch materielle Hand umfasste mein Gehirn und presste es auf das Volumen einer Beere zusammen. Ich bäumte mich auf. Meine Füße trommelten auf den Boden. Meine Hände zuckten unkontrolliert.

      Es war die Hölle!

      Als es ein wenig nachließ und ich halbwegs wieder handlungsfähig war, bremste ich die STERNENSEGLER mit Maximalwerten ab, dann drehte ich den Bug in die entgegengesetzte Richtung und beschleunigte wieder.

      Nur fort!

      *

      Ich wehrte mich mit Händen und Füßen, als zwei Stahlmänner mich aus dem Cockpit zerrten.

      Anima stand mit versteinertem Gesicht unterhalb der Leiter.

      »Gebt ihm eine schmerzstillende und beruhigende Injektion!«, befahl sie den Robotern. »Und sorgt dafür, dass er mich nicht bei der Arbeit stört!«

      »Du bist wahnsinnig!«, schrie ich, denn ich konnte mir denken, was sie beabsichtigte. »Wir werden genauso verloren sein wie Atlan, wenn du erneut Kurs auf den Unheilsplaneten nimmst. Er will uns nicht haben – und er kann unsere Gehirne ausbrennen und uns in lallende Idioten verwandeln.«

      »Stört euch nicht an seinem Gerede!«, sagte die Hominidin gefühllos. »Er ist nicht ganz bei Trost. Weg mit ihm!«

      Es war eine Gemeinheit.

      Doch aller Widerstand und alle meine Proteste halfen nichts. Die beiden Roboter schnallten mich auf einem Kontursessel mit zurückgeklappter Lehne fest und verabreichten mir zwei Injektionen – und das, während Neithadl-Off daneben stand.

      »Lasst mich wenigstens die Bildschirme sehen!«, bat ich, nachdem die Medikamente mich eingelullt hatten und ich nicht mehr die Kraft besaß, mich aufzulehnen.

      »Es ist gut!«, sagte Neithadl-Off zu den Stahlmännern. »Klappt die Rückenlehne hoch!«

      Sekunden später sah ich, was sich auf den Bildschirmen abspielte.

      Die STERNENSEGLER flog soeben zwischen zwei Raumschiffwracks hindurch, die sich gegenläufig drehten. Dahinter glomm düster die gelbrote Sonne Muruth.

      Es regte mich genauso wenig auf, wie das Rumoren und Raunen, das plötzlich das ganze Schiff erfüllte. Ich grinste, um das klarzustellen.

      »Du siehst aus wie ein Idiot, Modulmann«, stellte Neithadl-Off fest.

      »Tatsächlich?«, erwiderte ich und grinste breiter, denn wenn schon, dann wollte ich wie ein Meisteridiot aussehen.

      Oder wie ein Meisterdieb!

      »Es tut mir leid, Gomännchen«, sagte Neithadl-Off. »Anima war wie von Sinnen, als sie feststellte, dass du das Schiff auf Gegenkurs gebracht hattest. Sie bewog POSIMOL dazu, die Roboter ganz allein auf sie einzustellen. Danach befahl sie zwei der Maschinen, dich aus dem Solo-Cockpit zu holen. Ich versuchte, sie daran zu hindern, aber ein Roboter hielt mich fest.«

      »Und unsere neuen Freunde, die Meisterdiebe?«, erkundigte ich mich.

      Navak und Sutok traten in mein Blickfeld.

      »Wir halten uns aus euren Meinungsverschiedenheiten heraus«, erklärte Navak. »Wenn es Anima gelingt, das Schiff nach Cirgro zu bringen und darauf zu landen, dann werden wir eben unseren nächsten Diebeszug dort durchziehen. Gelingt es ihr nicht, können wir vielleicht an ein paar Schiffswracks anlegen und dort abstauben.«

      »Mir ist alles egal«, erwiderte ich wahrheitsgemäß. »Ich hatte nur für eine Weile befürchtet, wir könnten in eine Falle EVOLOS fliegen – oder einer Teufelei des Erleuchteten, die sein Ende überdauert hat, zum Opfer fallen. Aber das ist natürlich alles Unsinn. Es gibt keine Falle, und Anima wird schon wissen, was sie tut.«

      Die letzten Sätze hatte ich wieder im Vollbesitz meiner geistigen Klarheit gesprochen, denn selbstverständlich hatten meine Module die Drogenwirkung neutralisiert. Nun, »selbstverständlich« war wohl den Mund ein bisschen zu voll genommen, denn ich hatte bis vor kurzem gar nicht geahnt, dass meine Module – oder ein Teil von ihnen – dergleichen zu vollbringen vermochten. Im Nachhinein empfand ich es jedoch als etwas, das gar nicht anders zu erwarten gewesen sein konnte.

      Wozu war ich schließlich der Modulmann!

      Ich schickte auch sofort zwei Module los, um heimlich die Kontrolle über die Manuellkontrollen zu gewinnen.

      Das schien mir zu gelingen, denn eine knappe Minute später meldete sich Anima über die Bordverständigung und sagte grimmig:

      »Du wirst mich nicht aufhalten, Goman-Largo! Roboter, paralysiert den Modulmann!«

      Doch da waren die anwesenden Stahlmänner bereits ebenfalls unter meiner Modulkontrolle.

      Ich atmete auf. Die Situation war wieder mal gerettet.

      Zufrieden mit mir und meinen Modulen wartete ich darauf, dass die STERNENSEGLER erneut wendete und dem Muruth-System den Rücken kehrte.

      Ich wartete vergebens.

      Ein seltsames Singen und Klingen erfüllte plötzlich das Innere des Schiffes. Die Luft war von silbrig strahlenden Pünktchen erfüllt wie eine Galaxis von Sternen; ein gequältes Stöhnen kam aus dem KOM-Sektor POSIMOLS.

      Ich ahnte, was das bedeutete.

      Von Furcht und Entsetzen getrieben, hastete ich zum Solo-Cockpit. Ich verzichtete darauf, Anima gewaltsam daraus zu entfernen, als ich an den Kontrollen sah, dass POSIMOL wieder die Kontrolle über das Schiff an sich gerissen hatte.

      Ich schlug wieder und wieder auf den gelben Sensorpunkt, mit dem das Schiff auf Manuellkontrolle umgeschaltet werden konnte, doch nichts rührte sich. Das Solo-Cockpit war vom Schiff »abgeklemmt«.

      Ich stürmte in die Zentrale zurück – und sah, dass die STERNENSEGLER noch stärker beschleunigte. Vergeblich bemühte ich mich darum, POSIMOL dazu zu bringen, mir zu gehorchen.

      Eine

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