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fertigen zu können.

      CPPS werden auch unter dem Schlagwort Industrie 4.0 geführt, der vierten industrielle Revolution (Bauernhansl, 2014; Dombrowski & Wagner, 2014; Monostori, 2014; Sendler, 2013). Als industrielle Revolution wird eine grundlegende, tiefgreifende und dauerhafte Veränderung der technischen, ökonomischen und sozialen Systeme und damit die Umgestaltung der wirtschaftlichen und sozialen Verhältnisse, der Arbeitsbedingungen und Lebensumstände bezeichnet (Dombrowski & Wagner, 2014; Sendler, 2013).

      Die erste Revolution bezieht sich auf die Erfindung der Dampfmaschine (1712) und die Mechanisierung der Textilindustrie 1780 (Bauernhansl, 2014; Dombrowski & Wagner, 2014; Monostori, 2014; Sendler, 2013, image Kap. 1.3.1). Die zweite industrielle Revolution (ab ca. 1870) begann mit der Einführung der arbeitsteiligen Massenproduktion (Taylorismus, Fordismus) mit Hilfe elektrischer Energie mit einer hohen Standardisierung der Fertigung und der Produkte. Die dritte industrielle Revolution begann ab ca. 1960, da Elektronik und Informationstechnologien automatisierungsgetriebene Rationalisierung und variantenreiche Serienproduktion ermöglichten. Die vierte Revolution kombiniert nun physikalische Operationen mit Informationstechnologien (Dombrowski & Wagner, 2014) mit der Absicht, dezentralisierte Entscheidungsprozesse (z. B. des Fahrzeugs im Beispiel oben) und sich selbst steuernde Schleifen (loops) in den Produktionssystemen agieren zu lassen.

      Warum ist das Thema Industrie 4.0 in Deutschland so stark? Die Gedankenwelt um das Thema Industrie 4.0 resultiert originär aus dem Zusammenspiel zweier Trends: erstens die Bedeutung der industriellen Produktion für den Wirtschaftsstandort Deutschland, und zweitens die fortschreitende Miniaturisierung und Integration von Computerchips, die die Vorstellungen zu »Ubiquitous Computing« umsetzen können (Schlick, 2014). »Ubiquitous Computing« steht für die Einbettung von Rechnersystemen in Alltagsgegenstände, wie z. B. in Armbändern, Uhren, Brillen, Kühlschränken, Schlüsseln. Sie sind für den/die menschlichen Nutzer/in nicht mehr direkt wahrnehmbar (da sie in den Produkten verbaut sind) und werden in Alltagsgegenständen unserer Umgebung aufgehen (Schlick, 2014).

      Durch »Band und Takt« wurde auch menschliche Arbeit koordiniert – welche Arbeitsplätze bleiben in cyber-physischen Produktionssystemen?

      CPPS ermöglichen neue Kommunikationsformen zwischen Menschen, Produkten und der Fertigungstechnologie. Der/die Produktionsmitarbeiter/in ist über multimodale Mensch-Maschine-Schnittstellen mit den CPS (cyber-physischen Systemen) verbunden und kann auf diese zum Beispiel über Sprache, Touch-Displays und Gesten einwirken. Man vermutet, dass es zu einer Ablösung klassischer Architekturen und Automatisierungsgeräte, wie SPS (Speicherprogrammierbare Steuerungen), durch heterogene, aus dem Consumer-Markt stammende, beliebige Hardware-/Softwareeinheiten kommen wird (Vogel-Heuser, 2014). Es gibt das Zukunftsbild des »augmented operator« als Dirigent/in der Wertschöpfung (Bauernhansl, 2014), der/die in den CPS-Modulen vom/von der ausführenden zum/zur bewertenden, entscheidenden Mitarbeiter/in wird, der/die von technischen Assistenzsystemen Unterstützung erhält und »zaunlos« mit Robotern kooperieren kann. Mobile Tablet-Computer aus dem Consumer-Bereich bieten hier heute schon neue Möglichkeiten (Vogel-Heuser, 2014). Tablet-Computer können über vielfältige Schnittstellen (z. B. Bluetooth, USB, WLAN) in CPS eingebunden werden und sind mit Kameras und ausreichend hoher Rechenleistung ausstattbar. Es gibt bereits anschauliche Beispiele für Anwendungen (Kluge & Hagemann, 2016):

      a) zur mobilen Bedienung (man kann mit dem Tablet in der Produktion umhergehen und eine Maschine auch aus der Ferne, bspw. über das Internet, bedienen),

      b) als mobile Informationsplattform (anstelle von festen Stationen oder Computerterminals, die mit einer Maschine physisch verbunden sind und Informationen über diese bereitstellen),

      c) in Form der Augmented Reality (computergestütztes Überblenden oder Erweiterung eines Ausschnitts der Realität (Vogel-Heuser, 2014) die den »augmented operator« unterstützen können).

      Aktuell werden Überlegungen formuliert, wie die Unterstützung der Mitarbeiter/innen in der Mensch-Maschine-Schnittstelle im Zuge von Industrie 4.0 auf Basis von cyber-physischen Systems aussehen kann (Mayer & Pantförder, 2014; Schließmann, 2014; Spath, 2014). Ein relevanter Aspekt ist dabei, aus den zur Verfügung stehenden unzähligen Daten der Systeme für die verschiedenen Rollen (eine Rolle kann z. B. Operateur/in, Qualitätssicherung, Einrichter/in, Lagerist/in sein) in einem Unternehmen die nutzbringenden Informationen zu generieren und die neu gewonnenen Informationen in geeigneter Form und integriert darzustellen. So können die Vorgänge im Prozess für die Menschen transparent und nachvollziehbar gestaltet, die Informationen für die unterschiedlichen Displaygrößen (Smartphone, Tablet, Monitor) geeignet aufbereitet und für unterschiedliche Betriebssysteme bereitgestellt werden (Plattformunabhängigkeit), z. B. durch 3D-Prozessvisualisierung, Touch Interaction und Gestensteuerung, Augmented Reality oder Social Network-Informationssysteme.

      Wie oben bereits eingeführt, ist die Informationsaggregation und -aufbereitung für den Menschen (Vogel-Heuser, 2014) eine wesentliche Herausforderung der CPPS in der Industrie 4.0. Dies gilt für die Unterstützung im Engineering durch Assistenzsysteme ebenso wie für die Bereitstellung der Vielzahl von Daten für den/die Operateur/in, Wartungsmitarbeiter/innen oder Betriebsleiter/innen einer Produktionseinheit und die in dieser Produktionseinheit betriebenen Geräte. Es geht also nicht darum, alle vorhandenen Daten anzuzeigen, sondern Zusammenhänge zwischen diesen Daten herzustellen. Die Daten sollten gefiltert, geclustert und in ihren Zusammenhängen je nach Nutzer/in als Informationen dargestellt werden können (Vogel-Heuser, 2014).

      Die Assistenzsysteme sollen dem Menschen geeignete Interaktionsformen anbieten, um in diesen Informationen zu suchen, die aufgabenbezogenen Entscheidungen daraus vorzubereiten oder aufgrund dieser Informationen Eingriffe zu planen. Diese Daten sind abhängig von der Aufgabe, die der Mensch gerade erfüllt, von seiner Rolle, in der er dies tut und von der Umgebung – so können Randinformationen aufbereitet und dargestellt werden unter Berücksichtigung der individuellen personenbezogenen Unterschiede. Individuelle personenbezogene Aspekte können z. B. altersdifferenzierte Darstellungs- und Interaktionskonzepte sein, ebenso wie Informationsaufbereitung abhängig von der Erfahrung oder Akzeptanz von mobilen Geräten (Vogel-Heuser, 2014).

      Zusammenfassung

      Ziel dieses Kapitels war es, Sie mit dem Begriff der Organisation vertraut zu machen. Sie haben verschiedene Perspektiven auf Organisationen und die dominanten Theorien kennengelernt, wie den Population Ecology View oder die Transaction Cost Theory. Entlang der technischen und sozialen Veränderungen im 18., 19. und 20. Jahrhundert wurden Sie in die klassischen Organisations- und Managementtheorien der frühen industriellen Produktion bis hin zu aktuellen Organisationsansätzen eingeführt. Dieses Kapitel liefert Ihnen damit die Grundlage dafür, zu verstehen, wie Organisationen sich verändern (image Kap. 2), wie Veränderungen in Organisationen entstehen und vollzogen werden und auch wie Merkmale von Organisationen auf die individuellen oder teambezogenen Leistungen funktional sowie dysfunktional wirken. Das Wissen über diese Organisationstheorien ermöglicht Ihnen somit im weiteren Verlauf des Buches ein umfassendes Erklärungswissen für die Diskrepanzen zwischen dem organisationalen Wunsch nach Effizienz bei der Zielerreichung und dem tatsächlichen Verhalten der Organisationsmitglieder.

      Weiterführende Literatur und Links

      Kieser, A. & Ebers, M. (Hrsg.). (2014). Organisationstheorien (7. überarb. Aufl.). Stuttgart: Kohlhammer.

      Huber, G.P. (2011). Organizations: Theory, Design, Future. In S. Zedeck (Ed.), APA Handbook of Industrial and Organisational Psychology, Volume 1, Building and Developing the Organisation (pp. 117–160). Washington, DC: APA.

      Miner, J.B. (2006). Organizational Behavior 3. Essential Theories of Process and Structure. New York: Routledge.

      Miner, J.B. (2015). Organizational Behavior 3. Historical Origins, Theoretical Foundations, and the Future. New York: Taylor & Francis.

      Scott,

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