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      „Ach was, denk dir nichts. Das Ganze hat keine Bedeutung.“

      Jetzt mischte sich auch in Frannys Blick ein wenig Skepsis. Doch dann wandte sie sich wieder der Schreibmaschine zu, und ihre Finger nahmen den stockenden Rhythmus wieder auf. Matas Finger aber strichen behutsam über das Herz in ihrer Schreibtischplatte. Klein wie ein Pfennigstück.

      Das schmale Vordach am Royal Opera House bot keinen Schutz vor dem Regen, und Mata war froh, als sie Heinrich aus einem der Taxis steigen sah, die nach und nach am Straßenrand hielten. Er strich kurz über ihre nasse Wange und schob sie dann vor sich her in das Foyer. Irritiert von dem lauten Geräusch ihrer Absätze auf dem Marmorboden blickte Mata nach unten und entdeckte den kleinen Rattankoffer in Heinrichs Hand. „Was ist das denn?“.

      „Unser Abendessen.“ Er ging ungerührt weiter.

      „Wie bitte - darf man das denn?“.

      „Weiß ich nicht. Aber die Mutter eines Schulfreunds hat uns früher häufig hierher eingeladen, und dabei haben wir jedes Mal riesige Kühltaschen nach oben in ihre Loge geschleppt. Die waren nicht so elegant wie dieser Korb, das kannst du mir glauben.“

      Sie gingen jetzt ebenfalls die Treppe hinauf und passierten eine Reihe schmaler Türen, bis Heinrich vor einer stehenblieb. Sie führte in einen kleinen Raum, der nach vorne hin offen war und fünf samtbezogene Stühle beherbergte.

      „Wer kommt denn noch?“, flüsterte Mata.

      „Niemand“. Heinrich stellte den Picknickkoffer auf den Boden und nahm ihr das Cape ab. „Und Du musst nicht flüstern. Zumindest noch nicht.“

      Sie setzte sich an die ebenfalls mit rotem Samt bespannte Brüstung und sah hinauf in die hohe weißgoldene Kuppel über dem Zuschauerraum im Parkett. Aus dem Orchestergraben stieg das dissonante Krächzen der Instrumente, und sie wandte sich wieder Heinrich zu und deutete auf den Korbkoffer. Er ging in die Knie, löste die Lederriemen daran und klappte ihn auf. Auf der Rückseite des Deckels waren Teller, Besteck und ein Korkenzieher befestigt, und im Korb selbst lagen, eingebettet in Stoffservietten, zwei Gläser, eine kleine Flasche Rotwein und eine Kunststoffbox.

      „Huhnsalat“, sagte er stolz. „Aber den gibt es erst in der Pause.“ Er ließ den Korb wieder zufallen und setzte sich neben sie. Mata wollte protestieren, aber jetzt drückte Heinrich seinen Zeigefinger auf ihre Lippen und wies nach links zur Bühne, wo sich der Vorhang hob.

      Im Unterschied zu Shakespeares Othello setzte die Handlung der Oper später ein, mit dem Sturm auf Zypern. Mata hatte das Theaterstück letztes Jahr mit ihrem Vater in München gesehen, danach eine seiner Belehrungen über sich ergehen lassen, kaum hatten sie bei Boettners die gestärkten Stoffservietten über ihren Schoß gebreitet. Der Name Desdemona leite sich von der griechischen Wortquelle ´dysdaimon` her - andauernd musste er sein Altgriechisch hervorkehren – was so viel bedeute wie Unheil und bereits auf den tragischen Ausgang verweise. Desdemona bewundere zwar in Othello den militärischen Helden, ihre eigentliche Liebe aber gelte dem sanftmütigen Menschen, der sich dahinter verbarg und als gesellschaftlicher Außenseiter zu ewiger Verunsicherung verdammt sei. Und genau diese Schwäche Othellos mache sich Jago zunutze, um Rache zu nehmen für die eigene empfundene Erniedrigung. Daher sei er der überlegene Charakter des Schauspiels und sein unbeugsamer Wille das beeindruckendste Element darin.

      Mata sah dabei zu, wie der Vater den Weißwein probierte und absegnete, bevor sie widersprach. Sie verstand die tief verankerten Zweifel Othellos und seine daraus resultierende Eifersucht. Auch wenn er scheiterte, scheitern musste in einer Tragödie, verkörpere er das Gute und sei der eigentliche Held. Schließlich hieße das Stück ja auch nicht ´Jago`, sondern ´Othello`. Zufrieden mit sich begann sie die Hummercremesuppe zu löffeln, die der Kellner soeben mit einer gekonnt knappen Bewegung vor ihr abgestellt hatte.

      Aber der Vater schüttelte den Kopf. Eifersucht sei ausnahmslos dumm und grundsätzlich nutzlos. Und das Gute an sich – was immer das sei – auch oft wenig hilfreich. Matas Weltsicht sei nach wie vor eine naive, und sie müsse endlich lernen, mit beiden Beinen auf der oft harten Erde zu stehen.

      So weich ihre Suppe war, es bildete sich ein Kloß in Matas Hals. Wäre ihre Mutter jetzt hier, hätte sie den Vater bestimmt mit einer kleinen Geste zu mehr Nachsicht bewogen. So aber zerlegte er nur schweigend den Fisch auf seinem Teller.

      Hier, neben Heinrich, sorgten jetzt die Lichteffekte auf der Bühne dafür, dass die Sonne im zyprischen Meer versank, während Otello und Desdemona sich im Liebesduett fanden. Die kunstfertige Akustik trug ihre sehnsuchtsvollen Stimmen in das Parkett und dann über die Köpfe der Zuschauer hinweg zu Mata hinauf in die Loge und wider Erwarten direkt in ihr Herz.

      Am Freitagabend erzählte Mata ihren neuen Freundinnen nun doch von Heinrich. Sie wisse noch nicht, ob es Liebe sei, aber sie wolle auf keinen Fall, dass es aufhöre, schloss sie effektvoll ihren Bericht. Franny drückte unablässig ihren Arm, und Cecilia machte den Vorschlag, sich doch bald einmal mit Barry zu viert zu treffen. Mata ließ beide gewähren. Und Megan hatte ausnahmsweise einmal keine zynische Bemerkung parat.

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