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Einfluss die Hitze, als Jahreszeit der Sommer, als Himmelsrichtung der Süden, als Emotion die Freude, die rote Farbe und als Funktionskreise Herz und Dünndarm.

      image Funktionen von Herz

      Die wichtigste Funktion des Herzens ist das Beherbergen des Geistes. Die Bedeutung dieser Tatsache und die damit verbundenen möglichen pathologischen Muster werden in Kapitel 13 (image Kap. 13.1.1) über Angst und Unruhe ausführlich erläutert.

      Das Herz befähigt den Menschen zu sprechen, was sowohl eine klare Artikulation als auch eine inhaltlich sinnvolle Kommunikation beinhaltet. Stottern, Aphasie oder Verwirrung werden als eine Störung des Herzens verstanden, wie auch ununterbrochenes Sprechen oder unangemessenes Lachen. Bitterstoffe wie Kaffee oder Tee wirken sich auf die Funktion des Herzens aus. Das Herz »regiert die Blutgefäße« und reguliert so den Blutfluss und die Stärke des Pulses.

      1.5.5 Wandlungsphase Erde – Funktionskreis »Milz«

      image Verdauung image

      Der Wandlungsphase Erde sind zugeordnet: die Fähigkeit zu schmecken, das (Muskel-)Fleisch als Körperschicht, der süße Geschmack, als klimatischer Einfluss die Feuchtigkeit, als Jahreszeit der Spätsommer (»Altweibersommer«), als Himmelsrichtung das Zentrum inmitten der anderen Himmelsrichtungen, als Emotion das (Nach-)Denken, die gelbe Farbe von reifem Korn und als Funktionskreise Milz und Magen.

      image Funktionen von Milz image

      Die Assoziation zum Spätsommer als Zeit der Ernte entspricht der Beschreibung der Milz als »Vorsteher der Kornspeicher, von dem die fünf Geschmacksrichtungen stammen«. Sie ist mit der Wärme ihres Yang dafür zuständig, das Nahrungs-qi aus der Nahrung zu extrahieren und zur Lunge zu leiten. Dort werden das Nahrungs-qi und das qi aus der Luft zum köpereigenen qi zusammengeführt. Damit ist die Milz der wichtigste Funktionskreis in Bezug auf die gesamte Ernährung des Körpers. Aus diesem Grund wird gesagt, dass sie für die Fülle und Stärke des (Muskel-)Fleischs sowie Kraft und Ausdauer der »vier Gliedmaßen« verantwortlich ist.

      Die Milz verstoffwechselt nicht nur feste, sondern auch flüssige Nahrung. Wenn sie bei dieser Aufgabe überfordert ist, können die Nahrungsflüssigkeiten nicht vollständig in Körperflüssigkeiten umgewandelt werden. Es bleiben untransformierte Stoffwechselschlacken übrig, die von der chinesischen Medizin als »Feuchtigkeit« bezeichnet werden. Symptome dieser Funktionsstörung können dann ein allgemeines Schweregefühl oder Ödeme in der unteren Körperhälfte sein. Dickt liegengebliebene Feuchtigkeit ein, so wird sie zu Schleim, der sich in den Atemwegen ablagern kann.

      image Geistig-seelische Ebene von Milz

      Die Milz ist auch für die gedankliche Verarbeitung zuständig, indem sie den Menschen befähigt, Informationen aufzunehmen und kreativ zu etwas Eigenem zu verarbeiten. So sind neben Störungen der stofflichen Nahrungsverarbeitung auch solche der geistigen »Verdauung« von Informationen wie übermäßiges Denken und Grübeln meist auf Fehlfunktionen der Milz zurückzuführen.

      2 »Begleitende Hände« – Punktlokalisation, Druckstärke, Verweilen

      Der Begriff Akupressur ist irreführend, da er impliziert, dass ein starker Druck auf die Punkte ausgeübt wird. Es gibt durchaus Akupressurtechniken, in denen so gearbeitet wird. Wird wuwei in den Mittelpunkt der Arbeit gestellt, so drückt sich dies in der Art und Weise aus, wie die Punkte aufgesucht und gehalten werden.

      2.1 wuwei

      image Nicht-Tun image

      »Der Weise tut nicht, und doch bleibt nichts ungetan.« (chinesisches Sprichwort)

      »Wuwei wird wörtlich mit Nicht-Tun oder Nicht-Handeln übersetzt. Es wird definiert als Nichthandeln im Sinne von Enthaltung eines gegen die Natur gerichteten Handels. Dieses Nichthandeln heißt nicht, untätig zu sein oder in einer Position zu verharren. Es bedeutet vielmehr, nicht willentlich in den Lauf der Dinge einzugreifen oder bewusst auf etwas Bestimmtes hin zu arbeiten« (Laozi`s Dao De Jing kommentiert von Meister Jan Silberstorff 2012).

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      Abb. 2.1: wuwei – nicht tun

      Die Stärken der fernöstlichen Medizin bestehen darin, den Menschen als ein sich im Prozess befindliches Wesen zu verstehen mit seinem individuellen Weg, seinem eigenen Tempo und seiner persönlichen Ausrichtung. Dieser Prozess wird mit dem Befahren eines Flusses verglichen, der mal ruhig und breit in seinem Bett fließt und dann, an engen Stellen, wild mit Wirbeln und Wasserfällen dahinstürzt. »Enthaltung eines gegen die Natur gerichteten Handels« bedeutet, dass sich der Mensch an die Gegebenheiten des Flusses anpasst, indem er sich so gut wie möglich mit der Kraft der Strömung verbindet, anstatt zu versuchen, den Fluss in seinem natürlichen Lauf zu verändern.

      Die Abbildung 2.2 drückt alle wesentlichen Aspekte aus, die bei der Arbeit nach dem wuwei-Prinzip in dem Konzept der »Begleitenden Hände« wichtig sind.

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      Abb. 2.2: Ohne Worte

      Wird die Hand auf den Bauch einer Schwangeren gelegt, so geschieht das langsam und behutsam. Über einen leichten Druck auf den Bauch ist es möglich zu erspüren, welcher Teil des Kindes unter der Hand liegt. Dadurch, dass die Hand still auf dem Bauch ruht, ist erspürbar, ob das Kind schläft oder wach ist und ob es sich bewegt. Durch diese Art der Berührung erfahren beide Beteiligte etwas voneinander und reagieren aufeinander. Dabei sind beide gleichzeitig eigenständig.

      Werden Punkte auf diese Art berührt, ohne unnötig einzugreifen, entsteht durch die Präsenz des Berührenden ein Freiraum, in dem sich Wirkung entfalten kann.

      2.2 Punkte finden

      »Fidschis finden

      Anfang der sechziger Jahre wollte ich von Tahiti zu den Fidschiinseln fliegen. Als ich mit meinem Taxi von meinem Hotel in Papeete zum Flughafen fuhr und am Hafen vorbeikam, lag da ein kleines Frachtschiff. Ich fragte den Taxifahrer: ›Wo fahren solche Frachtschiffe hin?‹ Darauf der Fahrer: ›Ich glaube, der fährt immer zu den Fidschis.‹ Ich bat den Taxifahrer umzukehren und zum Hafen zurückzufahren. Der Kapitän, als ich ihn fragte, meinte: ›Wir nehmen nie Passagiere mit‹, und nahm mich mit. Tagelang stand ich neben ihm auf der Kapitänsbrücke. Der Kompass war zugedeckt. Radar gab es zwar, aber es wurde kein einziges Mal eingeschaltet, das Funkgerät erst benutzt, als die erste Fidschiinsel in Sicht kam. Ich fragte den Kapitän: ›Wie machst du es, dass du die Fidschis findest?‹ Ich setze seine Antwort in Englisch hierher: ›I aim the Fiji`s and I`ll get there‹. Ich ziele auf die Fidschis. Ich stelle mich auf sie ein und dann komme ich hin« (Berendt 2001, S. 19).

      image »Anatomie« der Punkte image

      Alle Punktlokalisationen sind in Bezug auf anatomische Landmarken beschrieben. Sie sind vergleichbar

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