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Weihnachtszeit. Elisabeth Auersperg-Breunner
Читать онлайн.Название Weihnachtszeit
Год выпуска 0
isbn 9783710604928
Автор произведения Elisabeth Auersperg-Breunner
Жанр Сделай Сам
Издательство Bookwire
MORITZ MÜLLER,
Weihnachten bei reicher Familie und Weihnachten bei armer Familie, beide 1848
Salzburger Weihnachtsmuseum, Privatsammlung Ursula Kloiber
Oder ist auch das nur Spekulation? Ein Wiener Wissenschaftler meint das mehrfach widerlegt zu haben. Die heidnischen Sonnengottfeste hätte es zum fraglichen Zeitpunkt nie gegeben, vielmehr habe ein inneres Bedürfnis eines Propheten nach einem Geburtstagsfest für den Messias am Tag, „an dem an das Licht wieder zu wachsen beginne“, zu diesem Datum geführt. Sei’s drum. Heiligabend und Weihnachten werden in der christlichen Welt am 24. bzw. 25. Dezember gefeiert. Ausnahme: Orthodoxe Kirchen feiern in vielen Ländern Christi Geburt erst am 6. und 7. Januar. Das liegt daran, dass sie die Tage nach einem älteren, dem julianischen, Kalender berechnen.
Oskar Laske, Die Hl. Familie, 1935
Oskar Laske, Weihnachts-Krippe, 1920
DAS MALERSCHIFF AM WOLFGANGSEE
Viele Künstler haben die Geburt Christi in ihren Werken dargestellt. Die frühesten uns bekannten Bilder reichen bis an den Anfang des 4. Jahrhunderts zurück. In den ersten Darstellungen war das Jesuskind in der Krippe mit Ochs, Esel und Hirten das wichtigste Bild-element, später kamen auch Josef und Maria dazu.
In meiner Sammlung habe ich Bilder einer wenig bekannten, ungewöhnlichen Künstlergruppe, die sich in ihrem vielfältigen Schaffen auch mit Bibelszenen und anderen weihnachtlichen Motiven beschäftigt hat: die Zinkenbacher Malerkolonie, die zwischen 1927 und 1938 den Wolfgangsee als Sommer- und Winterdomizil wählte. Mit ihrem Malschiff fuhren sie auf dem See, malten Bilder vor allem der wunderschönen Landschaft, aber auch von Marktplätzen, Volksfesten, Motiven aus der Religion, Geschichte und Mythologie.
Die meisten hatten eine enge Verbindung mit der Wiener Secession oder dem Hagenbund, einem Vorläufer der Secession. Sein Name stammt nicht etwa vom Nibelungenlied, sondern vom Wiener Gasthausbesitzer Josef Haagen, in dessen Lokal sich ab den 1870er Jahren jüngere Maler, Bildhauer und Architekten trafen. Dort und auch bei Ausstellungen, die sie als bereits anerkannte Künstler beschickten, lernten sie einander kennen. Unter anderen Oskar Laske, Franz von Zülow und Ernst Huber, „meine“ Zinkenbacher. Das Bemerkenswerte an der Malerkolonie ist, dass ihre Mitgliedertrotz unterschiedlicher Persönlichkeiten und ideologischer Gegensätze in einem Klima der Toleranz ihre Zeit zusammen verbrachten, miteinander malten, im See schwammen, Tennis spielten und diskutierten: politisch Verfolgte wie Geduldete, Monarchisten und Kommunisten, völkisch und sogar nationalsozialistisch eingestellte Künstlerinnen und Künstler.
Der „Anschluss“ Österreichs an das Deutsche Reich bedeutete das Ende der Malerkolonie. Es wurden Malverbote ausgesprochen, Bilder, auch von Zinkenbachern, als „entartet“ eingestuft. Viele ihrer Mitglieder mussten emigrieren. So verließ auch Liesel Salzer das Land und flüchtete in die USA, wo sie 2005 starb. Als letzte Überlebende der Gruppe schenkte sie nach und nach alle vor 1939 entstandenen Werke dem Museum Zinkenbacher Malerkolonie in St. Gilgen. Die Bilder wollen dorthin, sagte sie.
Äquivalente zum christlichen Weihnachtsfest gibt es auch in anderen Religionen und Kulturen. Jede Religion hat ihre eigenen Festtage, die Art zu feiern gleicht einander, stets ist das soziale Miteinander von besonderer Bedeutung. Beispielsweise beim Chanukka-Lichtfest im Judentum: Man isst und singt mit Freunden, zündet Kerzen an und tauscht Geschenke aus. Das mehrtägige Fest erinnert an die Wiedereinweihung des zweiten Tempels in Jerusalem im Jahr 164 vor Christus.
Ebenso fröhlich und familienorientiert ist Diwali im Hinduismus. Es ist ein spirituelles Lichterfest mit der Hauptbotschaft, dass das Gute über das Böse siegt und damit das Helle über das Dunkle. Lichter und Feuer in allen Formen und Farben sind ein wesentliches Element des Festes. Beim Visakha Puja, dem höchsten Feiertag des Buddhismus, wird der Geburt, der Erleuchtung und des Todes Buddhas gedacht. Häuser und Altäre werden geschmückt, man feiert auch gemeinsam und achtet vor allem darauf, dass Werte wie Nächstenliebe und Freundlichkeit eingehalten werden. Werte, die auch bei unserem Weihnachten eine große Rolle spielen – symbolisch stellt das einen Bezug her.
UNVERGESSLICHE WEIHNACHTEN
Dieses Miteinander, das gemeinsame Feiern mit der Familie, ist auch für mich das Um und Auf eines schönen, freudigen Heiligen Abend. Familienweihnachten, also Weihnachten als private Feier im Kreis der Familie mit den dazugehörigen Ritualen, gibt es in dieser Form erst seit dem Biedermeier. Davor war es ein gemeinschaftliches kirchliches Fest bzw. ein oft wildes, volkstümliches öffentliches Gaudium. Heute ist es nochmal anders. Längst spielt der Bezug zur Geburt Christi nicht mehr die Hauptrolle, viele kennen ihn gar nicht mehr, wie Umfragen bestätigen. Weihnachten in der Familie zu feiern war auch bei der „kritischen Generation“ und den dazugehörigen Konflikten lange Zeit nicht mehr en vogue. Doch es scheint, dass der gesellschaftliche Trend wieder stärker zurück zum guten, alten Weihnachtsfest geht.
Fragt man mich nach einem besonderen oder gar schönsten Weihnachtsfest in meiner Erinnerung, hat es auch stets mit Familie zu tun. Da gibt es die Geschichte aus meiner Jugend, als ich verkatert ins Weihnachtsfest hineinfeierte, weil ich davor meinen Geburtstag etwas zu heftig gefeiert hatte.
Norbertine Bresslern-Roth, Christuskind mit Esel und Ochse, o.J.
” Weihnachten als private Feier im Kreis der Familie gibt es erst seit dem Biedermeier.
”
Oskar Laske, Merry Christmes (sic), o.J.
Für mich gab es ja jährlich dieses Dilemma zwischen Geburtstagsfeier mit Gleichaltrigen und Weihnachtsfeier im kleinen Familienkreis. Meine Mutter, sonst sehr penibel in diesen Dingen, ließ mich und meine Schwestern auf ihrem Schoß etwas ausruhen, päppelte uns ein wenig auf, und es wurde dann noch ein sehr schönes Fest, getragen von gegenseitiger Toleranz.
Ein Weihnachten, das ich nie vergessen werde, war das erste Weihnachten mit meinem Mann und Emilia, meinem ersten Kind, hier in unserem neuen Zuhause. Jung verheiratet, das erste Weihnachten, das ich in meinem eigenen Haus gefeiert habe. Sehr romantisch, sehr gemütlich, wir haben viel geredet und es war ganz entspannt. Und ein zweites Weihnachten, als ich nach der schwierigen Geburt meines Jüngsten mit ihm im Arm zu Weihnachten nach Hause durfte. Beide zählen zu meinen schönsten Weihnachten.
ANDERE LÄNDER, ANDERE SITTEN
Weihnachten wird von Familie zu Familie unterschiedlich gefeiert, von der Großstadt zum Dorf, von Region zu Region und von Land zu Land. Und auch die „Insignien“ des Weihnachtsfestes, wie etwas den Tannenbaum, gibt es nicht überall in der christlichen Welt. In der hochsommerlichen Hitze Australiens treffen die Menschen sich auf großen Wiesen, zünden Kerzen an und singen Weihnachtslieder. Am 25. Dezember feiern sie Mega-Partys in Parks und am Strand. Heiße Weihnachten gibt es auch in Finnland. Am 24. Dezember geht die