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jungenhaft-freches Wesen.

      Spöttisches Lächeln mit Versen parierend,

      Dir und der Welt es vor Augen führend,

      Zeig ich alles, was in dir liegt verhohlen,

      Unbekannte mit der Stirn Beethovens!

      14. Januar 1915

      10

      Wie sollte ich mich nicht erinnern

      An Teeduft und White Rose,

      An Sèvres-Porzellan, die Figürchen

      Überm hitzeglühenden Kamin …

      Ich – im luftigen Kleid, in der

      Durchgoldeten Faille, ärmellose,

      Sie – im Jackett, dem schwarz gewirkten,

      Mit Flügelkragen rundum hin.

      Ich weiß noch, mit welchem

      Gesicht Sie eintraten, ohne Schminke,

      Und dastanden, auf Ihren Finger beißend,

      Ihr Kopf war leicht geneigt.

      Die herrscherhafte Stirn unterm schweren

      Rötlichen Helm, der mir winkte,

      Nicht Frau und nicht Junge, doch weiß ich –

      Etwas Stärkeres als ich hat mich erreicht!

      Mit einer grundlosen Bewegung

      Stand ich auf, uns umgaben enge Netze,

      Und jemand sagte in scherzhaftem Ton:

      »Sie kennen sich nicht, soviel ich weiß.«

      Und wie Sie die Hand in die meine legten

      Mit einer weit ausholenden Geste,

      Und zärtlich in meiner Hand lag, ohne

      Jede Eile, ein Splitter aus Eis.

      Mit jemand, der schief herüberblickte,

      Begann ich im Voraus zu streiten –

      Ich lag halb im breiten Sessel

      Und drehte den Ring an der Hand.

      Sie nahmen eine Zigarette, ich nickte

      Und reichte Ihnen das Streichholz,

      Nicht wissend, was ich tun soll, falls Sie

      Ins Gesicht mir blicken direkt.

      Ich weiß noch – über der blauen Vase

      Klirrten plötzlich unsere Gläser.

      »Oh, seien Sie mein Orestes!«

      Ich hab Ihnen die Blume gereicht.

      Lachend – über meinen Satz wohl? –

      Aus der schwarzen Wildledertasche

      Nahmen Sie in einer langen Geste

      Ein Tuch – und ließen es fallen so leicht.

      28. Januar 1915

      11

      Alle Augen in der Sonne – glühen,

      Kein Tag gleicht dem andern Tag.

      Sollte ich dich je betrügen,

      Hör, was ich dir sag:

      Wessen Lippen ich auch küsse

      In der Liebesnacht,

      Wem ich auch je schwören müsste,

      Nur zu leben, siebenfach –

      Wie die Mutter es vom Kind will:

      Wie die Blüte blüht,

      Dass das Auge, wo’s auch hin will,

      Dich nie übersieht …

      Siehst du das Zypressenkreuzchen?

      – Oh, du kennst es ja –

      Alles wird erwachen, pfeif nur

      Unterm Fenster da!

      22. Februar 1915

      12

      Hügel rund um Moskau schimmern blau,

      Staub und Teer liegt in der Luft, der lauen,

      Meinen Tag verschlaf ich, lache, glaube:

      Jetzt genese ich vom Wintergrau.

      Ich schleich mich nach Hause möglichst leise:

      Ungeschriebene Verse reun mich nicht!

      Räderlärm, gebrannte Mandeln sind für mich

      Kostbarer als alle öden Zeilen.

      Und mein Kopf ist so entzückend leer,

      Deshalb wohl: Mein Herz will überquellen!

      Meine Tage sind wie kleine Wellen,

      Die ich sehe von der Brücke her.

      Viel zu zärtlich sind gewisse Blicke

      In der zarten Luft, erwärmt ganz leicht …

      Ich werd krank vor Sommer, werde weich –

      Kaum genesen von den Winterknicken.

      13. März 1915

      13

      Vor der Trennung, vor dem Ende

      Dieser Liebe sag

      Ich dir, dass ich deine Hände

      Liebte, vielbegabt –

      Und die Augen – die nicht jedem

      Blicke schenken, nein! –

      Herrisch Sühne heischen für den

      Zufallsblick, so klein.

      Dich und deine längst verfluchte

      Leidenschaft – sieht Gott!

      Die Vergeltung wollte, suchte

      Für den Zufallsseufzer, Spott.

      Müde sag ich: Keine Eile,

      Hör jetzt bloß nicht her! –

      Deine Seele steckt in meiner

      Seele – steckt mir quer!

      Dann auch dies sag ich dir weiter

      – Ganz egal! Bald Schluss! –

      Dieser Mund war jung vor deinem

      Mund – vor deinem Kuss.

      Hell mein Blick (vor dir!), verwegen,

      Fünfjährig mein Herz …

      Glücklich, wer dir nie begegnet

      Nirgends, nirgendwärts.

      28. April 1915

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