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Lob der Aphrodite. Marina Zwetajewa
Читать онлайн.Название Lob der Aphrodite
Год выпуска 0
isbn 9783835346673
Автор произведения Marina Zwetajewa
Жанр Языкознание
Издательство Bookwire
6
Überm Kaffeesatz schaut nachts dann
Weinend sie zum Orient.
Unschuldsmund, Mund voller Laster –
Ungeheure Blume: brennt.
Bald der Mond, ein junger, schlanker,
Löst die Purpurdämmerung ab.
Wie viel Ringe, wie viel Spangen
Schenk ich dir – soviel ich hab!
Junger Mond zwischen den Zweigen
Schützt, behütet keinen mehr.
Wie viel Armbänder und Kettchen
Schenk ich liebend gerne her!
Unter einer schweren Mähne
Blitzen die Pupillen weich.
Eifersucht deiner Gefährten?
Vollblutpferde sind so leicht!
6. Dezember 1914
7
Wie fröhlich leuchtete von Flocken
Ihr graues und mein Zobelfell,
Als durch den Weihnachtsmarkt wir zogen
Und Bänder suchten, lockend-hell.
Wie ich an rosig-ungesüßten
Waffeln mich voll aß – wie viel? Sechs!
Und mich die roten Pferdchen rührten,
Mich rührten doch nur Sie zunächst.
Als rote Mäntel, groß wie Segel,
Schwatzten sie uns bloß Lumpen auf,
Und staunten über Moskaus Mädchen –
Die Bauernweiber dumm und laut.
Und dann, als sich das Volk verstreute,
Gingen wir zögernd da hinein,
Wo auf der alten Gottesmutter
Ihr Blick verharrte ganz allein.
Wie das Gesicht mit trüben Augen
So gütig schien und ganz erschöpft,
Mit runden Amorputten auf dem
Ikonenschrein Elisabeths.
Wie Sie dann meinen Arm anhielten
Und sagten: »Oh, ich will sie, sehr!«
Behutsam stellten Sie die gelbe
Kerze hinein ins Lichtermeer …
O weltliche, mit dem Opalring
Geschmückte Hand! Mein Missgeschick!
Und ich versprach, noch diese Nacht dir
Zu stehlen das Ikonenstück.
Dann in den Gasthof jenes Klosters
– Die Glocken dröhnten vor der Nacht –
So selig wie Geburtstagskinder
Krachten wir wie Soldatenpack.
Wie ich dann schwor, bevor ich alt bin
Noch hübsch zu werden – Salz verstreut! –
Und dreimal fiel – Sie wurden grantig –
Der Herzkönig mir zu erneut.
Wie Sie mich fassten, meinen Kopf mir
Liebkosten – jede Locke glüht –
Und die Emailblume der Brosche
Hat meine Lippen mir gekühlt.
Wie ich entlang der schmalen Finger
Mit meiner schläfrigen Wange strich,
Sie neckten mich, ich sei ein Junge,
Ihnen gefiel’s, Sie mochten mich …
Dezember 1914
8
Den Hals erhoben, hebt sich – frei
Als wär’s ein junger Trieb.
Wer sagt den Namen, wer – die Zeit,
Ihr Land, wo es wohl liegt?
Die Krümmung dieser Lippen, matt
Und schwach und launisch-wirr,
Doch blendend steigt sie auf und hart –
Beethovenhafte Stirn.
Von einem hellen braunen Ring
Hervorgehoben leicht,
Die Herrscher des Gesichtes sind
Die Augen, Monde – zwei.
Und bis zur Rührung ist es rein –
Zerschmolzenes Oval.
Die Peitsche passt zur Hand und ein
Silbergefasster Opal.
Die Hand, die in die Seide langt,
Würde zu Geigenbögen stehn,
Unwiederholbar ist die Hand,
Die Hand ist – wunderschön.
10. Januar 1915
9
Du gehst weiter, folgst deinen Wegen,
Nicht mal die Hand berühr ich dir bebend,
Doch die Sehnsucht in mir – ist zu ewig,
Nicht die Erstbeste in dir seh ich.
Und mein Herz sagte sofort nur: »Liebe!«
Ich hab – blindlings – dir alles verziehen,
Noch nicht mal deinen Namen wissend,
Oh du, liebe mich, lieb mich ein bisschen!
Und ich seh’s an der Lippenkrümmung,
Dieser Hochmut, er will nur gewinnen,
An dem Vorsprung, schwer über den Brauen:
Dieses Herz darf im Sturm man nur rauben!
Und dein Kleid – schwarzer Panzer aus Seide,
Deine Stimme zigeunerisch heiser,
Alles gefällt mir an dir, fast schmerzlich,
Sogar dass du nicht schön bist letztlich!
Schönheit, du wirst im Sommer nicht welken,
Keine Blüte, aus Stahl bist du – Stengel,
Schärfer als scharf, wütend-schlimmer,
Entführt woher, von welcher Insel?
Mit dem Fächer treibst du Unfug, mit dem Stöckchen,
In jedem Äderchen, in jedem Knöchelchen,
In