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      6

      Überm Kaffeesatz schaut nachts dann

      Weinend sie zum Orient.

      Unschuldsmund, Mund voller Laster –

      Ungeheure Blume: brennt.

      Bald der Mond, ein junger, schlanker,

      Löst die Purpurdämmerung ab.

      Wie viel Ringe, wie viel Spangen

      Schenk ich dir – soviel ich hab!

      Junger Mond zwischen den Zweigen

      Schützt, behütet keinen mehr.

      Wie viel Armbänder und Kettchen

      Schenk ich liebend gerne her!

      Unter einer schweren Mähne

      Blitzen die Pupillen weich.

      Eifersucht deiner Gefährten?

      Vollblutpferde sind so leicht!

      6. Dezember 1914

      7

      Wie fröhlich leuchtete von Flocken

      Ihr graues und mein Zobelfell,

      Als durch den Weihnachtsmarkt wir zogen

      Und Bänder suchten, lockend-hell.

      Wie ich an rosig-ungesüßten

      Waffeln mich voll aß – wie viel? Sechs!

      Und mich die roten Pferdchen rührten,

      Mich rührten doch nur Sie zunächst.

      Als rote Mäntel, groß wie Segel,

      Schwatzten sie uns bloß Lumpen auf,

      Und staunten über Moskaus Mädchen –

      Die Bauernweiber dumm und laut.

      Und dann, als sich das Volk verstreute,

      Gingen wir zögernd da hinein,

      Wo auf der alten Gottesmutter

      Ihr Blick verharrte ganz allein.

      Wie das Gesicht mit trüben Augen

      So gütig schien und ganz erschöpft,

      Mit runden Amorputten auf dem

      Ikonenschrein Elisabeths.

      Wie Sie dann meinen Arm anhielten

      Und sagten: »Oh, ich will sie, sehr!«

      Behutsam stellten Sie die gelbe

      Kerze hinein ins Lichtermeer …

      O weltliche, mit dem Opalring

      Geschmückte Hand! Mein Missgeschick!

      Und ich versprach, noch diese Nacht dir

      Zu stehlen das Ikonenstück.

      Dann in den Gasthof jenes Klosters

      – Die Glocken dröhnten vor der Nacht –

      So selig wie Geburtstagskinder

      Krachten wir wie Soldatenpack.

      Wie ich dann schwor, bevor ich alt bin

      Noch hübsch zu werden – Salz verstreut! –

      Und dreimal fiel – Sie wurden grantig –

      Der Herzkönig mir zu erneut.

      Wie Sie mich fassten, meinen Kopf mir

      Liebkosten – jede Locke glüht –

      Und die Emailblume der Brosche

      Hat meine Lippen mir gekühlt.

      Wie ich entlang der schmalen Finger

      Mit meiner schläfrigen Wange strich,

      Sie neckten mich, ich sei ein Junge,

      Ihnen gefiel’s, Sie mochten mich …

      Dezember 1914

      8

      Den Hals erhoben, hebt sich – frei

      Als wär’s ein junger Trieb.

      Wer sagt den Namen, wer – die Zeit,

      Ihr Land, wo es wohl liegt?

      Die Krümmung dieser Lippen, matt

      Und schwach und launisch-wirr,

      Doch blendend steigt sie auf und hart –

      Beethovenhafte Stirn.

      Von einem hellen braunen Ring

      Hervorgehoben leicht,

      Die Herrscher des Gesichtes sind

      Die Augen, Monde – zwei.

      Und bis zur Rührung ist es rein –

      Zerschmolzenes Oval.

      Die Peitsche passt zur Hand und ein

      Silbergefasster Opal.

      Die Hand, die in die Seide langt,

      Würde zu Geigenbögen stehn,

      Unwiederholbar ist die Hand,

      Die Hand ist – wunderschön.

      10. Januar 1915

      9

      Du gehst weiter, folgst deinen Wegen,

      Nicht mal die Hand berühr ich dir bebend,

      Doch die Sehnsucht in mir – ist zu ewig,

      Nicht die Erstbeste in dir seh ich.

      Und mein Herz sagte sofort nur: »Liebe!«

      Ich hab – blindlings – dir alles verziehen,

      Noch nicht mal deinen Namen wissend,

      Oh du, liebe mich, lieb mich ein bisschen!

      Und ich seh’s an der Lippenkrümmung,

      Dieser Hochmut, er will nur gewinnen,

      An dem Vorsprung, schwer über den Brauen:

      Dieses Herz darf im Sturm man nur rauben!

      Und dein Kleid – schwarzer Panzer aus Seide,

      Deine Stimme zigeunerisch heiser,

      Alles gefällt mir an dir, fast schmerzlich,

      Sogar dass du nicht schön bist letztlich!

      Schönheit, du wirst im Sommer nicht welken,

      Keine Blüte, aus Stahl bist du – Stengel,

      Schärfer als scharf, wütend-schlimmer,

      Entführt woher, von welcher Insel?

      Mit dem Fächer treibst du Unfug, mit dem Stöckchen,

      In jedem Äderchen, in jedem Knöchelchen,

      In

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