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hatte, daß er ihr sehr sympathisch war. Er legte sowieso alles zu seinen Gunsten aus. Alle waren sie von der Hochzeit begeistert gewesen, von dem Traumpaar. Es war ein gesellschaftliches Ereignis gewesen, und warum sollte er nicht auch Fee Norden davon überzeugen, daß die Trennung von Maxi nur auf Mißverständnissen beruhte, die sich ausräumen lassen konnten, wenn man ihm nur eine Chance dafür gäbe, Mißverständnisse, an denen auch Bess Schuld trug. Sie konnte sich ja nicht mehr wehren. Er wollte sich das ganz genau durch den Kopf gehen lassen.

      *

      Monika Dannenberg hatte ein langes Telefongespräch mit Fee Norden geführt. Sie wollte sich vergewissern, ob es ihrer Tochter wirklich so gutging auf der Insel der Hoffnung, daß sie wieder Freude am Leben gewann und zuversichtlich in die Zukunft schaute. Sie wollte Maxi und Patrick auch in Sicherheit wissen.

      »Sie können ja auch hinfahren und sich selbst davon überzeugen, Frau Dannenberg«, meinte Fee.

      Monika meinte, daß sie nichts unternehmen könne, solange Ray in der Nähe sein könnte. Sie wollte das Haus auch nicht allein lassen. Sie war immer eine mutige Frau gewesen und bereit, Ray Gambill die Stirn zu bieten. Sie machte sich Vorwürfe, daß sie ihm in der Vergangenheit vertraut hatte und anfangs auch meinte, daß Maxi die Scheidung überstürzt hätte. Ja, er hatte mit seinem

      Charme die meisten Frauen eingewickelt, und sie hatte auch gemeint, daß ein Gentleman wie James Gambill keinen so charakterlosen Sohn haben konnte. Wie konnte das nur sein? Monika kam bei allem Nachdenken darüber die Erinnerung, daß Rays Mutter sehr früh verstorben war und James dann ein zweites Mal geheiratet hatte.

      Sie hatte bisher vermieden, nach Maxis Scheidung die alten Fotos anzuschauen, die Maxi so liebevoll zu einem Album zusammengestellt hatte, mit Sprüchen und Gedichten versehen. Sie war ein romantisches Mädchen gewesen, auf Wolke sieben schwebend, da sie in Ray die Liebe ihres Lebens gefunden hatte. Sie war davon überzeugt gewesen.

      Monika holte nach dem Telefonat mit Fee das Album aus seinem Versteck. Sie hatte es in Sicherheit gebracht, als Maxi kam, aber sie hatte es nicht über sich gebracht, es zu vernichten.

      Es war kein übliches Fotoalbum, es hatte eine Familienchronik werden sollen. Es war in rotbraunes Leder gebunden, in das die Familienwappen der Dannenbergs und Gambills geprägt worden waren. Es war Maxis Geschenk für Ray zur Hochzeit gewesen. Sie hatte alle Fotos, die sie von ihm, seiner Kindheit und Jugend bekommen hatte und auch von ihrer gesammelt.

      Mit einem eigenartigen, beklommenen Gefühl betrachtete Monika die ersten Seite. Ray als Baby im Arm seiner Mutter, mit seinen Eltern und Großeltern, desgleichen auch Maxi mit ihren Eltern und Großeltern.

      Rays Mutter war eine zarte, unscheinbar zu nennende Frau gewesen, immer kränkelnd, wie James einmal beiläufig bemerkt hatte. Seine zweite Frau Jane, eine lebhafte mitteilsame Frau, hatte erzählt, daß Gladys in einem Nervensanatorium gestorben sei. Sie hatte nie einen richtigen Kontakt zu Ray gefunden, und als sie Nick zur Welt gebracht hatte, lehnte Ray sie noch mehr ab. Bei der Hochzeit ließ er sich das nicht anmerken.

      Jetzt, nach den Erfahrungen, die Maxi in ihrer Ehe gemacht hatte und die zur Scheidung führten, kam Monika zu der Erkenntnis, daß Ray ein perfekter Schauspieler war und wohl nur seinen Beruf verfehlt hatte.

      Nick war ein hochintelligenter junger Mann gewesen. Er war im Alter von einundzwanzig Jahren als Student in Oxford tödlich verunglückt, als sein Wagen wegen defekter Bremsen auf einer kurvenreichen Strecke über einen Abhang stürzte. James hatte seinen Tod nur schwer verwinden können.

      Ray war ein bildhübsches Baby, ebenso hübsch als Junge und sehr attraktiv als junger Mann. Ja, rein äußerlich waren er und Maxi wirklich ein Traumpaar, sie war ein entzückendes junges Mädchen und eine bildschöne Braut.

      Monika war immer mehr ins Grübeln geraten, und ihr kam der Gedanke, daß Gladys möglicherweise psychisch krank gewesen sein könnte und ihre Erbanlagen sich bei Ray in anderer Art auswirkten. Aber das bereitete ihr dann gleich ein angstvolles Erschrecken, denn sie dachte an Patrick, den man als introvertiertes Kind bezeichnen konnte, der kein fröhliches Kind war, wie sie es von Maxi gekannt hatte.

      Es hätte sie getröstet, wenn sie den Jungen jetzt gesehen hätte, wie lebhaft er mit Anne und Johannes Cornelius sprach, wie er sich auch aufgeschlossen mit den Patienten unterhielt, denen er begegnete, wenn er allein seine Streifzüge auf der Insel unternahm.

      Maxi hatte das zuerst mit Bedenken zur Kenntnis genommen, aber Anne hatte ihr zugeredet, ihm Freiheiten zu lassen. Hier brauchte sie keine Angst um ihn zu haben, und es war nur gut für seine Entwicklung, wenn er selbständiger wurde.

      Patrick war ein sehr nachdenkliches Kind. Anne fragte sich, was in dem hübschen kleinen Kopf wohl vor sich gehen mochte. Er fragte nie nach seinem Vater. Sie hatte zufällig gehört, wie eine alte Patientin, die selbst mehrfache Großmutter war, ihn nach seinem Vater und seinen Großeltern fragte. Er hatte sehr lakonisch die Antwort gegeben, daß sie tot wären.

      Die innige Liebe, die ihn mit seiner Mami verband, zeigte sich nicht darin, daß er gern mit ihr schmuste, das hatte Anne bisher noch nicht gesehen. Daß er ständig Tuchfühlung zu ihr hielt, hatte sich schon nach kurzer Zeit gelegt.

      Er ging gern allein auf Entdeckungsreise, und das erinnerte Anne an Mario, ihren Adoptivsohn, der im Alter von knapp vier Jahren zu ihnen gekommen war und den sie wie einen eigenen Sohn liebten. Ihr kam auch der Gedanke, ob Patrick es akzeptieren würde, wenn Maxi einen Mann kennenlernte, dem sie wieder Liebe entgegenbringen konnte. Sicher nicht die schwärmerische Jungmädchenliebe, die blind gewesen war, sondern eine vertrauensvolle Liebe. Aber Maxi verschwendete daran keinen Gedanken. Ungefragt sagte sie einmal zu Anne, daß eine Bindung für sie nie mehr in Frage käme. Anne hatte gespürt, wie tief die Wunden waren, die Ray ihr geschlagen hatte.

      Da die Polizei das Interesse

      an ihm schon verloren zu haben schien, wiegte er sich so in Sicherheit, daß er seinen Plan verwirklichen wollte, jetzt auf die ganz sanfte Tour vorgehen zu wollen. So stand er eines Tages am späten Vormittag bei den Nordens vor der Tür und vor der momentan sprachlosen Frau.

      Sie mußte zugeben, daß er eine unwiderstehliche Art hatte, auf die man leicht hereinfallen konnte, wenn man nicht über ihn Bescheid wußte. Da sie wissen wollte, was er vorhatte und warum er es wagte, sie aufzusuchen, verhielt sie sich diplomatisch und das machte ihn noch sicherer.

      »Bitte, verzeihen Sie mir mein unangemeldetes Erscheinen, aber ich möchte Ihnen erklären, welche Mißverständnisse meine Frau veranlaßt haben, sich von mir zu trennen. Ich bin untröstlich darüber. Sie waren doch auf unserer Hochzeit und haben erlebt, wie glücklich wir waren. Es ist unvorstellbar für mich, daß eine intrigante, verlogene Frau solchen Einfluß auf Maxi hatte, daß sie mich verließ, ohne mir nur eine Chance zu einer Erklärung zu geben.«

      Sehr gekonnt hatte er dies ausgedrückt und dabei auch die schmerzliche Miene nicht vergessen. Fee verstand es auch, Zweifel auszudrücken in ihrem Mienenspiel, aber kein deutliches Mißtrauen.

      »Sie sehen mich überrascht, Mr. Gambill. Ich wußte bisher nichts von einer Trennung, nur, daß Maxi hier ihre Mutter besucht«, erklärte Fee, und jetzt war er der Überraschte.

      »Sie haben noch nicht mit Maxi gesprochen? Sie hat nichts verlauten lassen von der Trennung und auch ihre Mutter nicht?« Er fuhr sich mit dem Taschentuch über das Gesicht. Er brauchte diesmal nicht den Fassungslosen zu spielen.

      »Frau Dannenberg haben wir schon länger nicht mehr gesehen. Sie erfreut sich ja glücklicherweise einer guten Gesundheit. Ich bin momentan verunsichert, Mr. Gambill.«

      »Das bin ich auch, denn meine Schwiegermutter weigert sich, mich zu empfangen. Sie behauptet, daß Maxi nicht bei ihr ist. Ich habe doch ein Recht, wenigstens meinen Sohn zu sehen. Das werden Sie als Mutter doch auch verstehen.«

      Fee griff sich an die Stirn. »Sie sprachen von einer Intrigantin, einer verlogenen Frau? Wer soll das sein?«

      »Sie heißt Bess Melvin, hat sich hier aber als Ärztin Bridget Mellet ausgegeben und auch eine Stellung in der Behnisch-Klinik gefunden. Es ist mir schleierhaft, wie sie das erreichen

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