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sein Denkmal »Den Opfern« eingeweiht. Das den Opfern des Ersten Weltkrieges gewidmete Mahnmal, das zunächst als Skulptur »Heldenklage« in Alsbach stand, besteht aus einer trauernden Mutterfigur. Figur und Inschrift brechen mit der Tradition martialischer und chauvinistischer Kriegerdenkmäler. Nationalistische und militaristische Kreise denunzieren Elkans Werk als »undeutsch« und gehen auf die Barrikaden.

      Doch der Künstler lässt sich nicht einschüchtern. 1925 stellt die Stadt Völklingen ein ähnliches Elkan-Mahnmal auf, auf dessen Sockel »Allen Opfern« steht, was Nationalisten und Militaristen erneut in Rage bringt. Elkan ist längst ein viel gefragter und gut bezahlter Künstler. 1930 wird auf dem Mainzer Schillerplatz aus Anlass der Beendigung der alliierten Rheinlandbesetzung ein »Befreiungsdenkmal« enthüllt, das eine große, aus Stein gemeißelte Frauenfigur mit nacktem Oberkörper zeigt, die die Arme gen Himmel streckt. Diesmal ist es weniger die politische Aussage, sondern der entblößte Busen, der Widerspruch provoziert.

      Kaum haben die französischen Truppen Mainz verlassen, nehmen die antisemitischen Aktivitäten in der Stadt zu. Im März 1933 lässt der kommissarische Mainzer Oberbürgermeister Philipp Wilhelm Jung das Elkan-Werk abreißen. Im Laufe des Jahres verschwinden weitere Elkan-Werke aus dem öffentlichen Raum. So auch in Frankfurt, wo sein Mahnmal »Den Opfern« aber 1946 in der Taunusanlage wieder aufgestellt wird.

      Der Künstler selbst wird von den Nazis mit einem Berufsverbot belegt und emigriert Ende 1934 nach London. In England schafft er u. a. eine Orang-Utan-Büste, die heute im Zoo von Edinburgh zu besichtigen ist, porträtiert während einer Reise nach Lausanne den Schweizer Minister Stucki und den jungen König von Siam und, zurück in London, den Prinzen Edward von Kent. Zur Erinnerung an Rudyard Kippling, den ersten englischen Literaturnobelpreisträger und Autor des »Dschungelbuches«, gestaltet Elkan ein großes Bleirelief, das Figuren aus dem »Dschungelbuch« zeigt. Im Sommer 1938 wird in den Londoner New Burlington Galleries die Ausstellung »German Twentieth Century Art« eröffnet, aus Protest gegen die Ächtung »entarteter« Kunst im NS-Deutschland. Sie präsentiert Arbeiten fast aller wesentlichen Künstler der Moderne in Deutschland, so von Max Liebermann, Paul Klee, Wassily Kandinsky, Georg Grosz, Max Beckmann, Otto Dix, Oskar Kokoschka – und auch von Benno Elkan.

      Im Exil wendet sich der Bildhauer mehr und mehr seinen jüdischen Wurzeln zu und beginnt, siebenarmige Leuchter (hebräisch: Menora) anzufertigen. Auch dem Fußball widmet er noch ein Werk – doch dazu später.

      Im »gelobten Land«

      Gustav Randolph Manning, Spiritus Rector der Bayern-Gründung, und Josef Pollack wandern in die USA aus. Die USA sind bereits seit vielen Jahrzehnten bevorzugtes Einwanderungsland vieler europäischer Juden. Nicht Palästina, sondern die USA sind das »gelobte Land«.

      Anfang des 19. Jahrhunderts waren zunächst viele deutsche Juden in die USA eingewandert, denen polnische, russische und rumänische Juden folgten. Nach dem tödlichen Attentat auf Zar Alexander 1881, das fälschlicherweise den Juden zugeschrieben wurde, setzte eine Massenflucht aus Russland ein. In Russland und anderen Teilen Osteuropas kam es nun immer wieder zu anti-jüdischen Pogromen. Zwischen dem Ende des 19. Jahrhunderts und 1924, als die Einwanderungsbestimmungen verschärft werden, suchen über zwei Millionen europäische Juden in den USA eine neue Heimat. So auch die aus Kiew stammende Familie der späteren israelischen Ministerpräsidentin Golda Meïr.

      Viele der jüdischen Einwanderer lassen sich in New York und Umgebung nieder. Die jüdische Einwanderung trägt erheblich zur Verbreitung und Entwicklung von Soccer bei. In den USA war Soccer eine »ethnische« Angelegenheit – ein Hobby europäischer Einwanderergruppen, die auf diese Weise ihre Heimat in die Neue Welt verlängerten.

      Josef Pollack geht bereits 1903 in die USA, wo er Verwandtschaft besitzt. In New York findet er zunächst eine Anstellung bei der Firma Max Pollack and Company. Anschließend ist der Bayern-Gründer an der Gründung eines Unternehmerverbandes beteiligt und führt dessen Vorsitz. Außerdem zieht Pollack in den Beirat der Chase Manhattan Bank ein. Den Fußball tauscht er gegen den Golfschläger ein. Der jüdischen Gemeinde von White Plains im Bundesstaat New York dient er als Schatzmeister.

      Gus Manning folgt 1905, gemeinsam mit seiner aus Kansas stammenden Frau Louella. Er arbeitet in New York als Arzt, aber anders als Josef Pollack bleibt Manning in der Neuen Welt dem Fußball aufs Engste verbunden. Erneut profiliert er sich als Pionier des Verbandswesens. 1912 wird er Präsident der neu formierten American Amateur Football Association (AAFA), die mit der bereits 1884 gegründeten American Football Association (AFA) um Anerkennung durch die FIFA ringt. Beide Verbände reisen unabhängig voneinander zum FIFA-Kongress nach Stockholm. Anstatt eine Präferenz auszusprechen, fordert der Weltverband die Konkurrenten zum Zusammenschluss auf.

      Am 5. April 1913 fusionieren AAFA und AFA zur United States Football Association (USFA, heute: United States Soccer Federation/USSF). Gus Manning wird deren erster Präsident und führt viele Jahre die außenpolitischen Geschäfte des Verbandes. 1914 kehrt er noch einmal nach Deutschland zurück, als Teilnehmer des olympischen Kongresses in Berlin. Manning erklärt hier die Absicht, zum olympischen Fußballturnier 1916 in Berlin ein US-Team zu entsenden. Doch der Erste Weltkrieg macht den Spielen und Mannings Ambitionen einen Strich durch die Rechnung. Den Krieg erlebt der deutsch-amerikanische Fußballpionier als Commanding Officer des 339. Feldlazaretts der US-Armee.*

      Es war also ein extrem bunter Haufen, der den FC Bayern ins Leben rief und auf die Spur brachte. Herkunft spielte keine Rolle, man gab sich liberal und weltoffen. Die »Bayern-Macher« waren ambitionierte, kreative, von einem Pioniergeist beseelte und nach neuen Ufern strebende junge Männer, die auch neben dem Fußballfeld bemerkenswerte Karrieren einschlugen.

      *Einer der Nachfolger Mannings ist der aus Deutschland stammende Jude Kurt Lamm (1919-1987), Präsident der USSF von 1971 bis 1987. Lamm, geboren in Salmünster (Osthessen), spielte zunächst u. a. für Borussia Fulda. 1936 Emigration in die USA (New York), wo er u. a. für Hakoah New York spielte. Als Trainer führte er Hakoah dreimal in Folge zum Gewinn der American Soccer League Champion ship. (Anfang der 1960er wird dieser Klub von Johan Herberger trainiert, einem Neffen Sepp Herbergers.) Nach dem Wechsel Franz Beckenbauers in die USA 1977 bat der DFB Lamm, mit dem neuen Arbeitgeber des ›Kaisers‹, Cosmos NewYork, über eine Freigabe für die Vorbereitung auf die WM 1978 zu verhandeln. 1993 wurde Lamm in die International Jewish Sports Hall of Fame und 1999 in die United States Adult Soccer Hall of Fame aufgenommen.

      Kapitel 2

      Debüts, Premieren und eine »ansteckende Seuche«

      1901 tritt dem FC Bayern Kurt Landauer bei, der bis zum Jahr 1933 zur prägenden Figur des Vereins werden sollte. Der 17-Jährige stammt aus dem vor den Toren Münchens gelegenen Planegg. Seine Eltern sind die sehr wohlhabenden jüdischen Kaufmannseheleute Otto und Hulda Landauer. Die »Münchner Neuesten Nachrichten« beschreiben Otto Landauer als »Kommerzienrat« und »Inhaber des bekannten Modehauses an der Kaufinger Straße«, also in der besten Stadtlage.

      Die Kaufingerstraße ist Teil der großen Ost-West-Achse der historischen Altstadt und gehört somit zur alten Salzstraße von Salzburg bzw. Reichenhall über Landsberg in die Schweiz. Münchens Kaufleute hatten hier einst ihre Wohnhäuser errichtet. Im 19. Jahrhundert wurden die barocken Wohnhäuser durch Kaufhäuser ersetzt.

      Die Landauers waren in der Kaufingerstraße 19 zu Hause, aber eine Epidemie in der Münchner Universitätsklinik trieb Hulda Landauer zur Geburt ihres dritten Kindes nach Planegg, begleitet von ihrer Hebamme. Wie die Autoren des Films »Kick it like Kurt« herausfanden, ist das Geburtshaus Kurt Landauers die heutige Bahnhofstraße 31 in Planegg. Kurt Landauer bedauert später, als Einziger der Familie kein »echter Münchner« zu sein.

      Kurt Landauer hat sechs Geschwister: Gabriele, Henny, Paul Gabriel, Franz, Leo und Alfons. Alfons, der jüngste der Brüder, wird sich 1928 nach dem Börsenkrach am »schwarzen Freitag« das Leben nehmen.

      Die großbürgerliche Familie Landauer ist bildungs-, kunst- und kulturbeflissen, denkt standesbewusst und politisch liberal. Man pflegt regen Kontakt zu Künstlern und Literaten. So gehört u. a. die in Berlin geborene expressionistische Malerin Gabriele Münter zum Freundeskreis. Münter ist 1901 nach München gezogen, wo sie in Schwabing

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