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Golf. Petra Himmel
Читать онлайн.Название Golf
Год выпуска 0
isbn 9783969692875
Автор произведения Petra Himmel
Жанр Сделай Сам
Издательство Bookwire
Wer die Geschichte von Tiger Woods erzählt, bleibt an den Jahren 2010 bis 2018 immer wieder hängen. Sie zeigen das erstaunliche Bild eines Menschen, der permanent zwischen außergewöhnlichem Höhenflug und Absturz wechselt. Die Kündigung von Trainern, die Trennung von seinem Caddie Steve Williams 2011, der Beginn einer Serie von Verletzungen und diverse sportliche Fehlleistungen zeichnen das Porträt eines Sportlers, der plötzlich weit weg schien von dem Ziel, den Rekord von 18 Majorsiegen, aufgestellt von Jack Nicklaus, einzustellen. Aufsehenerregende Beziehungen wie zu der Ski-Sportlerin Lindsey Vonn sorgten für Schlagzeilen, das unstete Privatleben wurde von der ganzen Welt kritisch beäugt.
Zwischendrin aber tauchte immer wieder der Siegertyp auf: 2012 spielte er bei der Honda Classic die niedrigste Runde seiner PGA-Tour-Karriere, holte sich mit seinem Sieg beim AT&T National seinen 74. Toursieg – nur noch Sam Snead lag mit 82 Erfolgen vor ihm. 2013 war er wieder die Nummer 1 der Welt, bevor sich die Spirale aus Verletzungen und Comebacks wieder zu drehen begann. Vier Rückenoperationen und endlos viele Rückschläge ließen den letzten Sieg beim Bridgestone Invitational 2015 irgendwann wie einen fernen Traum aussehen. 2015 nahm ihn die Polizei beim Autofahren fest, zugedröhnt von Schmerztabletten. Das Polizeifoto eines unrasierten, völlig fertigen Tiger Woods ging um die Welt.
Irgendwann gab der einstige Weltranglistenerste nur noch ein trauriges Bild auf dem Golfplatz ab, wenn er erneut versuchte, in den Turnierbetrieb zurückzukehren. Seine Drives flogen kreuz und quer, Fernsehkommentatoren redeten offen darüber, dass er womöglich ein Fall für das fatale Nervenzucken Yips beim Chippen geworden sein. Er rutschte ab in der Weltrangliste bis auf Position 1.199 im November 2017, und die bange Frage stand im Raum: Kommt er je zurück?
Im September 2018 belehrte der Ausnahmeathlet alle Zweifler eines Besseren. Er fuhr nach Atlanta und gewann im East Lake Golf Club die Tour Championship, das Saisonfinale – ein Event, bei dem die Besten der Besten versammelt sind. Zu diesem Zeitpunkt war er 42 Jahre alt – nicht wirklich ein Golfer auf der Höhe seines Leistungsvermögens. Aber neun Monate, nachdem alles so aussah, als sei seine Karriere beendet, war Tiger Woods bereits wieder die Nummer 13 der Welt.
Die Golfszene wurde einmal mehr versetzt in den Zustand der Tigermania. Junge Kollegen, die Tiger Woods seit Beginn ihrer Karriere nie in seiner vollen Größe erlebt hatten, fingen an zu erkennen, dass dieser Mann tatsächlich ein Ausnahmesportler war. Alte Wegbegleiter wie Phil Mickelson oder Ernie Els lernten gleichzeitig einen neuen Tiger Woods kennen. Aus dem Einzelgänger, der noch in den Jahren 2000 und 2001 oftmals mehr einem Phantom als einem realen Sportler geglichen hatte, weil er sich stets vor Kollegen und der Öffentlichkeit verkroch, war ein Mitspieler geworden, der menschlich geworden zu sein schien.
Der neue Woods absolvierte geduldig Golf-Workshops mit Kindern, suchte selbst auf dem Golfplatz das Gespräch mit Kollegen und spielte zu Hause in Jupiter Island gern mit jüngeren Profis wie Rickie Fowler. Schon die Tatsache, dass er sich selbst für den Ryder Cup 2016 als Vizekapitän des amerikanischen Teams im amerikanischen Hazeltine ins Spiel brachte, deutete auf einen Haltungswechsel hin. Woods, der ewige Einzelkämpfer, war eigentlich nie der Typ, der sich unterordnen konnte. Die Position des Vizekapitäns schien nicht gerade für ihn gemacht zu sein. Doch die Ryder-Cup-Woche in Hazeltine zeigte: Der Mann genoss die Aufgabe – die ewigen Krisen hatten aus dem Egozentriker einen Teamplayer gemacht – eine Wandlung, die in der Öffentlichkeit zu einem Sympathieschub führte.
Mit der Tigermania im Jahr 2018 kam das Vergessen alter Sünden. Längst hatte die Golfszene Tiger Woods seine Skandale und privaten Ausrutscher vergeben. Im Gegenteil – der Versuch, elf Jahre nach dem Gewinn der U.S. Open im Jahr 2008 noch einmal einen Majorsieg nachzulegen, sorgte für Aufregung, für Furore, einen Medienhype wie selten zuvor. Dass Woods sich dabei für Augusta National und das Masters als Schauplatz des Spektakels entschied, war kein Wunder. Dies ist bis heute seine sportliche Heimat, der Ort seiner ersten Triumphe. Hier kennt er jedes Grün, jeden Baum, jeden Fairway-Knick wie im Schlaf. Im April 2019 ging das Unternehmen Majorsieg Nummer 15 in die nächste Runde. Es wurde zum Erfolg.
Der fünfte Masters-Sieg in Augusta war eine Demonstration von Stärke – solide herausgespielt mit Runden von 70, 68, 67 und 70 Schlägen zu einem Gesamtergebnis von 13 unter Par. Er habe so gut geschwungen wie schon lange nicht mehr, erklärte Woods diese Bilanz. Mit seinem Erfolg bei der Tour Championship 2018 im East Lake Golf Club bei Atlanta habe er das nötige Selbstvertrauen getankt, bei seinem Kampf um den Titel bei der Open 2018 die Gewissheit gewonnen, wieder bei Majors siegen zu können. „Ich weiß, dass ich immer noch das Gefühl in den Händen haben“, sagte er.
Die Statistik der vier Turniertage des Masters gab ihm recht. In der Auswertung der Daten für „Grüns in Regulation“ war Woods mit mehr als 80 Prozent getroffener Grüns die Nummer 1. Er hatte neun Bogeys gespielt, aber auch 22 Birdies. Am Ende war er einen Schlag besser als Dustin Johnson, der zum Sieg des 43-Jährigen sagte: „Es ist unglaublich.“ Ebenfalls Zweiter wurde Xander Schauffele, der zum Thema Tiger Woods erklärte: „Ich habe ihn als Kind immer im Fernsehen angesehen. Dass ich heute gegen ihn gespielt habe, ist unfassbar.“ Geschlagen war auch Brooks Koepka, der am Ende des Tages ebenfalls als geteilter Zweiter vor dem Clubhaus stand und meinte. „Unfassbar, wenn man sieht, was er alles durchgemacht hat.“
Am beeindruckendsten aber waren die Emotionen der Zuschauer, die Woods eine Turnierwoche lang hochkochen ließ. Stehende Ovationen, laute Jubelschreie, die fast schon unfair einseitige Unterstützung, die Tränen in den Augen der Zuschauer am 18. Grün. Das alles zeigte Respekt für einen Mann, der sich im Verlauf der 22 Jahre zwischen seinem ersten und seinem fünften Majorsieg extrem verändert hatte.
„Es war immer klar, dass er noch gewinnen konnte“, hat sein Counterpart Jack Nicklaus, der einzige Golfer, der mit 18 Majorsiegen noch mehr große Titel zählt als er, beim amerikanischen Golf Channel das Comeback von Woods erklärt. „Es spielt auch keine Rolle, dass er den Drive nicht ganz gerade schlägt, weil er das noch nie getan hat. Aber er spielt einfach die besten Eisen der Welt, und er hat das nötige Gefühl in den Händen.“
„Ich glaube nicht, dass es jemals einen Spieler gab, der so viel Talent hatte, wie er“, kommentierte der inzwischen 79-Jährige die Karriere des Amerikaners. „Hogan war der Spieler mit dem erstaunlichsten Spiel zwischen Abschlag und Grün, das ich jemals gesehen habe. Snead war der größte Athlet, der jemals Golf gespielt hat, mit einem beachtlichen Schwung, der überdauerte.“ Nicklaus, so Player, habe einfach das kompletteste Spiel gehabt. „Wenn Tiger nicht seine Probleme gehabt hätte, und davon gab es einige, hätte er 20 oder 21 Majors gewonnen. Da gibt es keinen Zweifel.“
Für Tiger Woods selbst war der Sonntag seines großen Comebacks nicht der Anlass, um über verpasste Möglichkeiten zu sprechen. Er versuchte vielmehr das, was er selbst nicht mehr geglaubt hatte, in Worte zu fassen. „Es ist irreal“, waren seine ersten Worte in der Pressekonferenz im Media-Center von Augusta National.
Stunden später, der Abend war längst angebrochen, verließ er in seinem schwarzen SUV mit Joe La Cava die leere Anlage. Im Gepäck ein Grünes Jackett, einen Pokal in der Form des Clubhauses des Augusta National Golf Club und die gelbe Fahne vom 18. Loch. Als Beweis dafür, dass real ist, was sich so irreal anfühlt.
Bernhard Langer
Der ewige Perfektionist
Einmal traf ich ihn kurz vor Einbruch der Dunkelheit: Der Rummel vor dem Clubhaus des Augusta National Golf Club hatte sich gelegt. Die US-Flagge vor dem Gebäude hing schlapp herab. Kein Luftzug ging, endlich herrschte Stille zum Schluss eines wie immer lauten und aufgeregten Turniertages. Das Ende der Driving Range war im ausgehenden Licht nur noch schwer zu erkennen, kein Spieler weit und breit war nach diesem ersten Spieltag des Masters, des ersten Majorturniers im Jahr, in Sicht. Nur einer stand im Übungsbunker und spielte konstant die Bälle heraus – weich und hoch. Weich und hoch. Immer wieder. Endlos oft. Im