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die Familien der in Südafrika kämpfenden Soldaten auffüllen. Der Widerstand gegen den Krieg sei das Werk von „dementen irischen Politikern, die keine fünf Prozent der Bevölkerung Irlands repräsentieren“. Die Aufregung ist groß. Die schottischen Ortsgruppen der Bewegung für Irish Home Rule und die Dachorganisation der Celtic-Fanklubs (United Celtic Brake Clubs) gehen auf die Barrikaden. McLaughlin übersteht den Aufstand, wird im Klub und in dessen Umfeld aber nie so geliebt wie etwa der volksnahe John Glass.

      Der erste Celtic-Sekretär John O’Hara ist zunächst Schuhmacher, bevor er hauptamtlicher Sekretär der Schuhmacher-Gewerkschaft wird. Seine Eltern haben die irische Grafschaft Derry während der Hungerkatastrophe verlassen. O’Hara lebt in Calton, in unmittelbarer Nachbarschaft zum Gründungsort von Celtic. Später steigt er ins Getränkegewerbe ein. Hier gehört ihm u. a. ein Pub in der London Road, die am Celtic Park vorbeiführt. Auch eine Whiskeymarke (Royal Shield) nennt er sein Eigen. O’Hara ist als Geschäftsmann so erfolgreich, dass er sich auf der Isle of Bute ein Grundstück leisten kann.

      Celtic spendet in seinen ersten Jahren nicht nur an katholische Wohlfahrtsorganisationen. Auch politische Organisationen partizipieren an den Einnahmen des Klubs. Im Juni 1892 vermeldet Celtic-Patron Michael Davitt eine Spende des Celtic FC über 30 Pfund für den in Dublin ansässigen Irish National Fund, der vom Unterhausabgeordneten David Sheehy verwaltet wird. Der im irischen Limerick geborene Sheehy ist Mitglied der Independent Labour Party (ILP), der später viele der irischstämmigen Glaswegians und Celtic-Fans ihre Stimme geben.

      Im November 1894 besucht Davitt die Begegnung Celtic gegen Queen’s Park im Celtic Park. Den Anstoß führt sein fünfjähriger Sohn aus, der dabei eine Kappe trägt, auf der in goldenen Lettern „Celtic“ steht. Nach dem Spiel darf Davitt 60 Pfund aus den Einnahmen für den Parliamentary Fund einstecken, aus dem Pro-Home-Rule-Abgeordnete unterstützt werden.

       „Celtic“ statt „Hibernian“

      Einige der in der St Mary’s Hall anwesenden Gründungsmitglieder favorisieren als Klubnamen „Hibernian“, wie erwähnt die lateinische Bezeichnung für Irland. Aber John Glass und andere plädieren dafür, den Klub „Celtic“ zu nennen. Die Wahl dieses Namens appelliert an das gemeinsame „keltische“ Erbe und eine gemeinsame Tradition von Iren und Schotten. Er ist weder exklusiv-irisch noch exklusiv-katholisch gemeint. Celtic will sich damit also nicht von der schottischen Mehrheitsgesellschaft abschotten, sondern den irischen Einwanderern dabei helfen, einen Platz innerhalb der schottischen Gesellschaft zu finden.

      Der Name „Celtic“ korrespondiert auch mit der Strategie der Irish National League in Schottland. Im Zentrum ihrer Home-Rule-Kampagne steht die Frage des Landbesitzes; die Forderung nach irischer Selbstverwaltung ist eher Mittel zum Zweck. Die Landfrage wird auch in den verarmten schottischen Highlands gestellt. Die Situation in den Highlands steht in diesen Jahren weit oben auf der politischen Agenda des Landes. Die Highlander sind in ihrer Mehrheit Presbyterianer. Indem sie deren Forderungen unterstützt, hofft die INL, auch den Vorbehalten der Ulster-Protestanten gegen Home Rule zu begegnen.

      Im November 1887 pachtet das Celtic-Committee ein Gelände an der Dalmarnock Street, wo ein eigenes Stadion entstehen soll. Die Pacht läuft über fünf Jahre und kostet den Klub jährlich 50 Pfund. Nur wenig später starten die Arbeiten. Viele werden von freiwilligen Helfern ausgeführt. Bei der Beschaffung von Materialien zahlen sich John Glass’ Kontakte in Glasgows Bauindustrie aus.

      Im Januar 1888 findet in der St Mary’s Hall die erste Generalversammlung des Klubs statt. Die Anwesenden erfahren, dass das Spielfeld des neuen Stadions bereits fertig ist. Am 8. Mai 1888 wird erstmals im neuen Stadion gespielt. Da ein Celtic-Team noch nicht existiert, betreten vor 5.000 Zuschauern Hibernian und Cowlairs als Erste das Feld.

       Der erste Star: James Kelly

      Celtic ist spät dran. Queen’s Park, Rangers und Partick Thistle existieren bereits seit Jahren. Celtic muss in kürzester Zeit deren Entwicklung nachholen. Die Etablierung des Klubs erfolgt in größter Eile und mit maximalem Energieaufwand.

      Sportlich wäre Celtic wohl nicht so rasant aufgestiegen, wäre es nicht gelungen, mit James Kelly einen der begehrtesten Spieler Schottlands an Land zu ziehen. Kelly, dessen Eltern 1842 vor der Hungersnot nach Schottland geflohen waren, wurde in Renton geboren, einer Kleinstadt etwa 30 Kilometer nordwestlich von Glasgow. In seiner Jugend ist er in der Young Ireland Association und INL aktiv. Renton ist eine Hochburg des frühen schottischen Fußballs. 1885 und 1888 gewinnt Kelly mit dem Renton Football Club den schottischen Pokal. Am 19. Mai 1888 ist der Stopper dabei, als Renton im Glasgower Hampden Park gegen den englischen Pokalsieger West Bromwich Albion spielt. Das Kräftemessen der beiden Pokalsieger wird zum „Kampf um die Weltmeisterschaft“ deklariert, den Renton mit 4:1 gewinnt. Anschließend kann sich Celtic Kellys Dienste für den ersten Auftritt des Klubs sichern. Denn als Amateur darf Kelly in Freundschaftsspielen auch für andere Klubs auflaufen.

      Am 28. Mai 1888, neun Tage nach der Begegnung Renton gegen West Bromwich, spielt Celtic in Freundschaft gegen Rangers. Die Mannschaft wird von James Kelly aufs Feld geführt, der damit als erster Kapitän in die Celtic-Annalen eingeht. Celtic spielt in weißen Hemden mit grünem Kragen. Auf der Brust prangt ein keltisches Kreuz bzw. das Emblem des Maristen-Ordens. Die Hosen sind schwarz, die Socken grün. Celtic besiegt Rangers vor 2.000 Zuschauern mit 5:2. Das erste Tor in der Celtic-Geschichte erzielt Neil McCallum. Die rest-lichen Treffer markieren James Kelly und Tom Maley, dem ein Hattrick gelingt.

      Um James Kelly buhlt auch Hibernian. Der Spieler muss sich vor Celtics erstem Pflichtspiel, ein Pokalspiel gegen Shettleston, entscheiden. Läuft er für Celtic auf, hat er sich für Pflichtspiele festgelegt. Zur Erleichterung des Vorstands ist Kelly im Pokal dabei und damit nun auch offiziell ein Celtic-Spieler. Shettleston wird mit 5:1 geschlagen.

      Dass Kelly Celtic gegenüber Hibernian den Vorzug gibt, hat auch finanzielle Gründe. Celtic lässt sich seinen Star einiges kosten. Kelly wird sein Kommen mit einem Pub honoriert. Zwei Jahre nach seiner Ankunft sind auch noch andere Celtic-Spieler im Besitz einer Kneipe. Celtic zahlt besser als die Konkurrenz. Obwohl der schottische Fußball offiziell noch ein Amateursport ist, bekommen Celtics Spieler bereits 30 Shilling pro Woche. In den 1890ern verdienen die Leistungsträger sogar zwei bis drei Pfund wöchentlich.

      Der Kelly-Coup und Celtics Großzügigkeit locken weitere Spieler zu Celtic, u. a. sechs Akteure von Hibernian. John Glass, im Celtic-Vorstand maßgeblich für die Spieler-Rekrutierung verantwortlich: „Ich wusste, wenn ich Kelly bekomme, wird der Rest folgen.“

      James Kelly, dessen Schwiegervater Francis McErlean einer von Celtics Gründungsvätern ist, avanciert zur dominanten Persönlichkeit im ersten Celtic-Team. „No Kelly, no Keltic“, heißt es später. Er wird mit Celtic dreimal Meister (1893, 1894, 1896) und einmal Pokalsieger (1892). Auch für die schottische Nationalelf ist Kelly aufgelaufen, sein Debüt geht allerdings im März 1888 mit einer 0:5-Niederlage gegen England im Hampden Park mächtig in die Hose. 1897 beendet Kelly, mittlerweile im Besitz von drei Pubs, seine Karriere, und der nun 32-Jährige wird Mitglied des Celtic-Direktoriums. 1909 wird er Präsident des Klubs und bleibt dies bis 1914. Dem Celtic-Vorstand gehört Kelly bis zu seinem Tod 1932 an.

       Repräsentant der irisch-katholischen Community

      Celtics Etablierung und Aufstieg gehen auf Kosten von Hibernian Edinburgh, der bis dahin führenden Adresse für fußballbegeisterte irische Einwanderer. Die „Hibs“ sehen sich bald gleich von mehreren Seiten in die Zange genommen. Man verliert Spiele, weil Schiedsrichter den irisch-katholischen Klub verpfeifen. Und Celtic, das mit Verstößen gegen die Amateurbestimmungen nicht die geringsten Probleme hat, nimmt den „Hibs“ die besten Spieler weg. Ein Hibernian-Funktionär klagt: „Wir sind von denen geschwächt worden, von denen wir es am wenigsten erwartet hatten.“

      Dass Hibernian hoffnungslos ins Hintertreffen gerät, ist dem Purismus des Klubs geschuldet. Das Team sollte rein katholisch sein. Aber in einem überwiegend protestantischen Land kann man zwar einige Dekaden lang mit einer „Protestants only“-Politik überleben, ja sogar Erfolge erzielen, wie es Rangers Glasgow lange Zeit gelingt – nicht aber mit einer „Catholics only“-Politik. Außerdem hält Hibernian

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