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14.Nationalsozialistisches »Imperium Europaeum«

       15.Gegenrevolutionäres Europa

       16.»Karolingische Internationale«

       17.»Rhein-Europa«

       18.»Romania«

       19.Deutsch-Französisches Europa

       20.»Latinité« und Gallikanismus: translatio imperii ad Gallos

       21.»Antipreußischer Affekt« der (deutschen) »Abendländer«

       22.»Katholisches Europa« (3)

       23.»Französisches Europa«

       24.Abendländisches Europa

       25.Der Kaiserdom zu Speyer als »Nationalheiligtum des deutschen Volkes«

       26.Kampf um die europäische Hegemonie: Germanozentrik gegen Frankozentrik

       27.»Gaullistisches« Europa

       IV. Schluß oder: »Das dritte Reich«

       1.»Völkerrechtliche Großraumordnung«

       2.Nationalsozialistische Weltreichsambitionen

       3.Nationalsozialistischer Romanismus

       4.»Neues Mittelalter« des Nationalsozialismus

       5.Fortdauerndes Mittelalter des Katholizismus

       Fußnotenverzeichnis

      Vorwort zur 2. Auflage

      »Ist der Westen die Zauberformel, auf der das Selbstverständnis der wiedervereinigten deutschen Nation im anbrechenden 21. Jahrhundert gründet? Zehn Jahre nach dem Fall des Kommunismus erlebt ein Begriff, der einst der ideologischen Mobilmachung gegen Moskau diente, in den Reden deutscher Politiker, in den Feuilletons deutscher Tageszeitungen und in den Schriften deutscher Historiker und Publizisten eine fast schon unheimliche Renaissance.«

      Diese Sätze des Heidelberger Historikers Philipp Gassert waren am 19. September 2001, nur eine gute Woche nach den Anschlägen auf Pentagon und World Trade Center, in der Frankfurter Rundschau zu lesen.1 Sie sind offenkundig von unmittelbarer – auch innenpolitischer – Aktualität, und nicht erst, seitdem der hessische Ministerpräsident Koch – gleichfalls im September 2001 – gefordert hat, die »Nationale Identität« zum zentralen Thema des nächsten Bundestagswahlkampfes zu machen. Gassert möchte seinerseits verdeutlichen, »daß der Westen als ein kollektiver Mythos die Nation moralisch legitimiert, indem er die gegenwärtige politische Kultur Deutschlands in den größeren Zusammenhang der ›westlichen Wertegemeinschaft‹ stellt und sie dadurch positiv sowohl vom wilhelminischen Obrigkeitsstaat und von der Barbarei des Nationalsozialismus als auch vom gescheiterten Experiment der Weimarer Republik und vom realen Sozialismus der DDR abgrenzt. In der ›Erfolgsgeschichte‹ der allmählichen Verwestlichung der alten Bundesrepublik, so scheint es, hat die Nation den roten Faden gefunden, dem sie entlastet durch die letzten fünfzig Jahre deutscher Geschichte folgt.«

      Roland Kochs Parteifreund, der baden-württembergische CDU-Fraktionsvorsitzende Oetinger hat bereits Ende 2000 die von Friedrich Merz inaugurierte »Leitkultur«-Debatte dadurch zu ›entschärfen‹ versucht, daß er vorschlug, von »Deutscher Leitkultur auf abendländischer Grundlage« zu sprechen. Und er war erfolgreich damit; in der »Arbeitsgrundlage für die Zuwanderungskommission der CDU« vom November 2000 heißt es unter anderem: »Wir Deutschen haben auf der Grundlage der europäischen Zivilisation im Laufe der Geschichte unsere nationale Identität und Kultur entwickelt, die sich in unserer Sprache und in den Künsten, in unseren Sitten und Gebräuchen, in unserem Verständnis von Recht und Demokratie, von Freiheit und Bürgerpflicht niederschlägt. Deutschland gehört zur Wertegemeinschaft des christlichen Abendlandes2

      Die vorliegende Studie zeigt, daß der politische Kampfbegriff Abendland von weit her rührt und hoch belastet ist: nicht nur antikommunistisch und antisozialistisch, sondern auch antidemokratisch und antiliberal. In seinen verschiedenen Ausprägungen ist er autoritär bis faschistisch geprägt, elitär bis hierarchisch und klerikal bis neopagan – vor allem aber imperialistisch. Gestützt auf zahlreiche Quellen wird außerdem deutlich werden, daß die europäischen Konzepte, die mit den abendländischen konkurrieren, in aller Regel nicht genügend Abstand zu diesen gehalten haben. Karl Jaspers formulierte schon 1958: »Das Abendland, Europa und Amerika.«6 In diesem Sinne analysiere ich gerade auch die euro-amerikanische, sprich »atlantische« Ideologie. Wie die abendländisch-europäische und die US-amerikanische weist sie eine antik-römische Referenz auf. Dementsprechend handelt es sich bei Abendland. Ein politischer Kampfbegriff nicht nur um einen Beitrag zur Ideologiegeschichte, sondern auch um einen zur Rezeptions- und Kulturgeschichte. Als Faschismus-, Imperialismus- und Rassismuskritik ist sie von unmittelbarem politischem Interesse – gerade weil die analysierte Literatur zum großen Teil belletristischer und philosophischer Natur ist. Doch große Namen – wie Rudolf Borchardt, Ernst Robert Curtius, T. S. Eliot, Hugo von Hofmannsthal, Carl Schmitt und Oswald Spengler – allein verbürgen noch keine Dignität. Im Zweifelsfall belegen sie das nur scheinbar paradoxe Phänomen eines humanistischen Antihumanismus.7

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