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heller Sang,

      Der noch zuvor der Knechte Hohn durchdrang.

      Der letzte Stern erlosch, die Welt war Nacht.

      Drauf stand die Erde still. Das Leben schwand,

      Und alles starb, was Gottes Zorn gekannt.

      Das Blut des Heilands war zur hellen Flamme,

      Die feurigrot sich nährt am Marterstamme.

      Und lodernd über kleinlichem Gewimmel

      Ragt’ schreckhaft gross das Kreuz zum Himmel.

      Der Geist entfloh. Am weltenöden Schacht

      Hielt brünstig betend noch Maria Wacht.

      Die Liebe blieb! Wenn auch im Kreis umher

      Die Welt nur starrte als ein Totenmeer.

      Doch Aschefunken, die das Kreuz durchglühten,

      Verweht vom sanften Wind, — sie trieben Blüten.

      Die „Heilandsaugen“ wuchsen aus der Erde,

      Ihr Duft verkündete eine neues „Werde“:

      Die heisse Frucht vom Golgatha-Erbarmen,

      Ein Ostern für die Elenden und Armen!

      Der gemeine Mann.

      (1915)

      Saht Ihr mich liegen in der Sonnenglut,

      Auf der Strasse die Mittagsruh halten?

      Mein Bett war ein Brett, der Schirm nur mein Hut,

      Mein Leib gut, die Hände zu falten.

      Es qualmte der Asphalt rings um mich her,

      Mir träumte von rosigen Gärten,

      Zwei Augen voll Schlaf im Häusermeer

      Verscheuchten des Tagesfrons Härten.

      Es rasten vorüber wie Wirbelflut

      Die fauchenden Rosse am Wagen;

      Wer nennte mein Leben noch höchstes Gut,

      Wenn funkend ihr Huf mich erschlagen?

      Ihr ginget in Putz den Bürgersteig lang,

      Eure Frauen und Töchter lachten,

      Mir schlug währenddessen das Herz so bang,

      Weil Weib und Kind an mich dachten.

      An den Vater, der auf hartem Gestein

      Die Glieder im Sonnenbrand streckte,

      Wenn Euch im kühlen Hausschatten der Wein

      Und das Mahl gar prächtiglich schmeckte.

      Zwischen Euch und mir war nur ein schmaler Raum,

      Doch schied er wie immer zwei Welten,

      Ihr saht den ermatteten Schläfer kaum,

      Ich will Euch deswegen nicht schelten.

      Denn stärker als Ihr war stets Euer Brauch:

      Es war so und wird immer so bleiben;

      Und dass Eures Heimes wirbelnder Rauch

      Meine Hütte stolz möge meiden.

      Wir sprachen zwei Sprachen, fremd unsrem Ohr,

      Doch auf gleicher Scholle geboren,

      Es hätte sich selbst eines Engels Chor

      Von Euch zu mir nicht verloren.

      An üppiger Tafel, bei Spiel und Tanz,

      Bei goldig flimmerndem Kerzenschein,

      Da brachtet ein Hoch Ihr der Toleranz,

      Doch liesset als Gast mich nicht r’ein.

      Ein Pfortenhüter mit goldenem Stock,

      Mit Tressen am Wams und mit feiler Hand,

      Der musterte frech meinen Sonntagsrock,

      Den Ihr aus Eurem Reiche verbannt.

      Doch jetzt, in grauem Soldatengewand,

      Mit Wunden, dem Tod kaum entronnen,

      Als mutiger Streiter fürs Vaterland,

      Bin ich Euch in Ehren willkommen.

      Es dienert der Hüter, der einst mich trieb

      Von des Vergnügungstempel Schwelle,

      Er bedankt sich sogar für meinen Hieb,

      Verkündet mein Kommen gar schnelle.

      Der Ober im Innern verbeugt sich tief,

      Er besorgt auf einmal zehn Plätze,

      Und sein Chef, den zum Empfange er rief,

      Verspricht mir dazu zehn Schätze.

      Ein Graf bietet mir seine Freundschaft an,

      Ein Kommerzienrat tut desgleichen,

      Nun bin ich nicht mehr der gemeine Mann,

      Ich bin ebenbürtig den Reichen.

      Man versteht meine Sprache, spricht sie nach,

      Und erkennt sogar meine Bildung,

      Man ladet mich ein ins Prunkgemach

      Und verspricht sogar Schuldentilgung.

      Die Gnäd’ge, umgeben von Veilchenduft,

      Besucht meine Frau und die Kinder,

      Sie atmet dabei gemeine Luft,

      Doch meint sie, das wäre gesünder.

      Man füttert mich krank fast mit Leckerei,

      Mit Konfekt und mit teuren Weinen,

      Bring’ ich nichts nach Haus von der Schleckerei,

      Fangen Weib und Kind an zu weinen.

      Auch führt man mich gerne ins Schauspielhaus,

      Wo’s Antigone gibt zu sehen,

      Mir schmeckt zwar nicht dieser klassische Schmaus,

      Doch brauch’ ich dabei nicht zu stehen.

      Ich sitz’ in der Loge zwischen zwei Schön’n,

      Die fächeln mich an von zwei Seiten,

      Doch hör’ ich im Geiste wohl ihr Gestöhn

      Bei Solchem in friedlichen Zeiten;

      Wo sie, den Busen entblösst und voll

      Wie heut’, vor gemeinen Blicken

      Die Flucht ergriffen wie toll

      Und an Empörung gelitten.

      Man sieht nicht mehr meinen schmutzigen Rock

      Und meine verschlissenen Hosen,

      Zum Zauberstab wird mir der stützende Stock,

      Man streut mir nur blühende Rosen.

      Und sprech’ ich jetzt auf der Strasse laut,

      Wo ich früher die Steine setzte,

      So sind auch die feinsten Mädchen erbaut,

      Ich wär’ als ihr Schwarm nicht der Letzte.

      Das hat mich auf den Gedanken gebracht,

      Den ich oft gedacht an der Ramme:

      Dass der Herrgott uns alle gleich gemacht,

      Nur schuf er für mich keine Amme.

      Die ewige Magd.

      (1916)

      Ich

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