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nicht als Fluch, son­dern als we­sent­li­chen In­halt ih­res Le­bens und Aus­druck ih­rer Per­sön­lich­keit. Wie die Tüch­tig­keit der Deut­schen an­er­kannt wur­de, geht dar­aus her­vor, dass auch sla­wi­sche und an­de­re frem­de Fürs­ten sie zur Be­sied­lung ins Land rie­fen.

      Ne­ben Hein­rich dem Lö­wen und Adolf von Hol­stein wa­ren Erz­bi­schof Wich­mann von Mag­de­burg und Al­brecht der Bär große Ko­lo­ni­sa­to­ren. Bei­de stamm­ten aus der Ge­gend des Har­zes. Erz­bi­schof Wich­mann hat das Land Jü­ter­bog be­sie­delt und die Stadt Jü­ter­bog ge­grün­det und mit dem Mag­de­bur­ger Recht be­schenkt. Der schö­ne, le­bens­lus­ti­ge Mann, ein treu­er An­hän­ger des Kai­sers, ge­hör­te zu den Geg­nern Hein­richs des Lö­wen, such­te aber doch im­mer eine per­sön­li­che Ver­stän­di­gung zu er­mög­li­chen. Er hielt sei­ne Stadt Mag­de­burg in fes­ter Hand; aber von ihm stammt eine Ur­kun­de, in der er bei Be­grün­dung ei­ner Schus­te­rin­nung fest­setzt, die­sel­be sol­le kei­ne an­de­re als selbst­ge­wähl­te Be­hör­den über sich ha­ben, weil Ehre und Nut­zen ohne Frei­heit als ge­mei­ne Knecht­schaft an­zu­se­hen sei. Mit der­sel­ben Li­be­ra­li­tät ver­fuhr er bei An­set­zung der Sied­ler; sie brauch­ten we­der Haus- noch Bo­den­zins zu zah­len, bis sie einen ge­nü­gen­den Er­trag ih­res An­baus er­zielt hat­ten. Al­brecht der Bär hat die Alt­mark und die Mark Bran­den­burg an das Reich ge­bracht und mit Deut­schen be­sie­delt. Er hat­te mit dem sla­wi­schen Fürs­ten von Bran­den­burg einen Erb­ver­trag ge­schlos­sen, und es ist über­lie­fert, als der­sel­be ge­stor­ben sei, habe sei­ne Frau sei­nen Tod ver­heim­licht, bis der von ihr be­nach­rich­tig­te Al­brecht un­be­merkt an­ge­kom­men sei, um die Re­gie­rung zu über­neh­men. Auch die Lau­sit­zen, die jahr­hun­der­te­lang ein zwi­schen Po­len, Böh­men und Deut­schen schwan­ken­der Be­sitz wa­ren, wur­den um die­se Zeit end­gül­tig ger­ma­ni­siert. Schon der be­rühm­te Wi­precht von Groitzsch, der zur­zeit der letz­ten sa­li­schen Kai­ser auf den Gra­nit­fel­sen bei der spä­te­ren Stadt Baut­zen als Mark­graf mäch­tig wal­te­te, hat­te Fran­ken, Hol­s­ten, Bay­ern und Tü­rin­ger ins Land ge­ru­fen, die in den Na­men noch blü­hen­der Fa­mi­li­en eine Spur ge­las­sen ha­ben. Für die Chris­tia­ni­sie­rung und Ger­ma­ni­sie­rung der Ge­gend der süd­li­chen Elbe und ih­rer Ne­ben­flüs­se wa­ren von je­her die Bi­schö­fe von Mei­ßen tä­tig.

      Was die Bau­ern von West­fa­len, Hol­land, Fries­land, Flan­dern ver­an­lass­te, ihre Hei­mat auf­zu­ge­ben und aus­zu­wan­dern bis in die Wäl­der ei­nes un­ga­ri­schen Grenz­lan­des, wo Wolf und Luchs und Elen­tier hei­misch wa­ren, dar­über kann man nur Ver­mu­tun­gen an­stel­len. Aus zeit­ge­nös­si­schen An­deu­tun­gen muss man schlie­ßen, dass es zum Teil Küs­ten­be­woh­ner wa­ren, de­nen Sturm­flu­ten das noch nicht ein­ge­deich­te Land ent­ris­sen hat­ten, zum Teil die­je­ni­gen Bau­ernsöh­ne, die, wäh­rend der Jüngs­te nach hol­län­di­schem und flä­mi­schem Recht den Hof erb­te, ihr Glück in der Frem­de zu su­chen pfleg­ten. Aber ab­ge­se­hen von den be­son­de­ren Um­stän­den ist es na­tür­lich, dass aus dem über­reich be­sie­del­ten Wes­ten stets ein Teil der Be­völ­ke­rung ab­zu­strö­men be­reit war. Man sieht, wie groß die Zahl der frei­en Bau­ern im nord­west­li­chen Deutsch­land noch ge­we­sen sein muss, denn die Hö­ri­gen wür­den ihre Her­ren nicht in so großer Zahl ent­las­sen ha­ben. Dass die be­nach­bar­ten Grund­her­ren sie be­drück­ten und ab­hän­gig zu ma­chen such­ten, wird sie mit be­wo­gen ha­ben, den wei­ten Weg nach dem Os­ten zu wa­gen.

      Deutsch­land konn­te noch ver­schwen­den mit Land und mit Men­schen. Zahl­lo­se wur­den auf­ge­rie­ben, zahl­lo­se wa­ren so­fort wie­der da, eben­so kampf­lus­tig, ar­beits­tüch­tig und tod­be­reit, und un­ab­seh­bar harr­ten ih­rer rau­en Hän­de die leh­mi­ge Schol­le, der Sumpf, die un­end­li­chen Ei­chen- und Bu­chen­wäl­der. Dass ein so wei­tes, nur dünn be­wohn­tes Ge­biet zwi­schen Elbe und Oder und zwi­schen Oder und Weich­sel dem wach­sen­den Vol­ke als Ko­lo­ni­alland zur Ver­fü­gung stand, war ein un­er­mess­li­ches Glück. Es be­deu­te­te nicht nur einen Macht­zu­wachs, son­dern es gab dem gan­zen Vol­ke Ge­le­gen­heit zur Be­tä­ti­gung, den Ar­men Brot und ver­hin­der­te, dass Mas­sen­ar­mut ent­stand. Wa­ren die Städ­te des Wes­tens über­füllt, so konn­te hier, auf dem Lan­de und in neu­ge­grün­de­ten Städ­ten, die Frei­heit eine Zuf­lucht fin­den.

      Was die Lan­go­bar­den, was die Ka­ro­lin­ger, was die star­ken Ot­to­nen und die her­ri­schen Sa­lier ver­ge­bens er­streb­ten, das schi­en nun den Stau­fen zu­zu­fal­len: die Herr­schaft in Ita­li­en. Das süd­li­che Reich, das im Be­sitz Grie­chen­lands ge­blie­ben war, das dann die Nor­man­nen er­obert und zur Ver­fü­gung des Paps­tes ge­stellt hat­ten, das hat­te Bar­ba­ros­sa an sei­nen Sohn ge­bracht. Eine neue mär­chen­haf­te Welt tat sich den Deut­schen auf, wo das Grab des großen Zau­be­rers Vir­gil und der Ein­gang zu den Höh­len des Ha­des wa­ren, wo die heid­nischen Sa­ra­ze­nen mit den Küns­ten des Ori­ents die christ­li­che See­le be­rück­ten. Vom Bal­ti­schen Mee­re bis zum Adria­ti­schen und zum Mit­tel­mee­re brei­te­te sich das Hei­li­ge Reich und schon wuchs es hin­über nach Afri­ka und nach Asi­en. Es ver­lor nicht im Nor­den, was es im Sü­den ge­wann, viel­mehr dehn­te es sich wei­ter und wei­ter nach dem Os­ten, und bald konn­ten sei­ne Kauf­leu­te, ohne frem­des Ge­biet zu be­rüh­ren, Bern­stein von der sam­län­di­schen Küs­te nach Pa­ler­mo füh­ren. In­mit­ten des mit­täg­li­chen Glan­zes, der wie ein Man­tel von Feu­er das Stau­fer­reich um­starr­te, lief zu­wei­len ein Schau­er über die See­le des deut­schen Vol­kes. War es das ah­nungs­vol­le Be­wusst­sein, dass es nicht gut ist, die Höhe er­reicht zu ha­ben, weil alle na­tür­li­chen Din­ge sich auf­lö­sen müs­sen und von der Höhe zur Tie­fe stre­ben? An der Mo­sel sah man auf schwar­zem Geis­ter­roß Diet­rich von Bern vor­über­glei­ten. Trieb den Un­be­sieg­ba­ren die Sor­ge um sein be­droh­tes Volk? Ein an­de­rer Schat­ten rühr­te sich im auf­ge­wühl­ten Ab­grund und stieg war­nend ans Licht: der An­ti­christ. Im­mer von Zeit zu Zeit be­un­ru­hig­te die­se apo­ka­lyp­ti­sche Ge­stalt die Ge­mü­ter; jetzt zog ihn das Ge­fühl des En­des her­bei, den man auch den En­de­krist nann­te. In dem Spiel vom An­ti­christ, das wahr­schein­lich am Ende des 12. Jahr­hun­derts in Deutsch­land auf­ge­führt wur­de, misch­te sich dies End­ge­fühl mit dem stol­zen Be­wusst­sein der durch den Kö­nig ver­wirk­lich­ten Wel­t­herr­schaft. Sei­nen Tri­umph, dem sich alle Mäch­te un­ter­ord­nen, den auch Frank­reich an­er­kennt, das auf die Nach­fol­ge Karls des Gro­ßen und die Wel­t­herr­schaft An­spruch er­hob, un­ter­bricht der An­ti­christ mit den Schick­sals­wor­ten: Mei­nes Rei­ches Stun­de ist ge­kom­men. Nicht die Reichs­fein­de füh­ren sei­nen Sturz her­bei, von der gott­ähn­li­chen Macht des Bö­sen um­garnt, steigt er selbst vom Thro­ne und legt sei­ne Kro­ne dem An­ti­christ zu Fü­ßen. Wie im ger­ma­ni­schen My­thos von der Göt­ter­däm­me­rung der Bruch des Rech­tes durch die Göt­ter das Ende her­bei­führt und recht­fer­tigt, so hier der Ab­fall des Kai­sers von Gott, da er das ver­larv­te Böse nicht mehr vom ech­ten un­ter­schei­det.

      Die Nach­richt vom fer­nen Tode Bar­ba­ros­sas ging wohl wie eine Wol­ke über die Mit­tags­glut des Rei­ches; aber sie brann­te fort, ob­wohl der Um­stand, dass die Söh­ne der Hero­en ent­ar­tet zu sein pfle­gen, den Über­gang der Herr­schaft auf die Er­ben ei­nes Gro­ßen ge­fähr­lich macht. Alle Kin­der Fried­richs I., sei­ne fünf Söh­ne, wie sei­ne

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