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Deutsche Geschichte. Ricarda Huch
Читать онлайн.Название Deutsche Geschichte
Год выпуска 0
isbn 9783962817725
Автор произведения Ricarda Huch
Жанр Документальная литература
Серия Sachbücher bei Null Papier
Издательство Bookwire
Die Mischung von Hoheit und Traulichkeit, den Humor, die herzliche Wärme, die den Ottonen eigen war, hatten die Salier nicht. Sie waren ein herrisches Geschlecht, unbeugsam, schroff und hätten Despoten werden können, wenn die vielfachen Widerstände im Reich sich hätten überwinden lassen. Als Konrad II. den Markgrafen Adalbero von Kärnten absetzen wollte und zu diesem Zweck die Großen des Reiches versammelt hatte, erhob sein Sohn Heinrich, damals schon König, Einsprache dagegen, weil er Adalbero gegenüber durch einen Eid gebunden sei. Konrad bat wieder und wieder, bestürmte immer eindringlicher, zuletzt bewirkte der Anprall seines heftigen Willens gegen einen ebenso stark widerstrebenden, dass er ohnmächtig zu Boden fiel. Als er die Besinnung wiedererlangt hatte, stürzte er sich sofort mit frischer Kraft wieder in den Kampf, fiel seinem Sohn zu Füßen und flehte ihn an, einzuwilligen. Da gab Heinrich nach.
Das Reich wurde immer noch als Gottesreich aufgefasst, der Kaiser als Stellvertreter Christi, Gerechtigkeit zu üben als seine erste Pflicht. Als Konrad II. in Mainz die Weihe empfing, hielt der Erzbischof von Mainz eine Anrede, in der er von den Aufgaben sprach, die Gott den Königen zuerteilt habe, nämlich in seinem Reiche Recht, Gerechtigkeit und Frieden walten zu lassen, ein Verteidiger der Kirche, ein Schirmer der Witwen und Waisen zu sein. Daran schloss er die Bitte der Kirche um Gnade für alle, die sich gegen den König verfehlt hätten. Vor der Weihe erschienen mehrere Bittsteller vor dem Könige, ein Bauer der Mainzer Kirche, ein Waisenkind, eine Witwe, ein Verbannter. Als einige Fürsten den König zur Eile mahnten, damit der feierliche Akt nicht verzögert werde, antwortete Konrad, ihm scheine es wichtiger, seine Pflicht zu tun, als Reden darüber anzuhören. Es mag sein, dass die Bittsteller als herkömmliche Requisiten der Königskrönung anzutreten hatten; aber auch als Symbole zeigten sie doch an, was die allgemeine Meinung vom künftigen Kaiser verlangte.
Sowohl Konrad II. wie Heinrich III. gelang es im Reiche wenigstens überwiegend den Frieden zu erhalten. Konrad durfte sich Mehrer des Reiches nennen, da er Burgund, dessen letzter König im Jahre 1032 starb, dem Reich angliederte. Indessen trotz ihrer starken und strengen Führung, trotz ihrer glänzenden Erfolge wurde unter ihrer Regierung, teils von ihnen selbst, der Samen künftiger Gefahren gelegt; oft sind es ja die in der Gegenwart unscheinbaren Ereignisse, aus denen sich Großes, im Schlimmen und im Guten, entwickelt. Der Ansiedelung der Normannen in Unteritalien wirkte Konrad nicht entgegen, weil sie ihm weniger bedenklich erschienen als die Griechen, deren Kaiser sich immer noch als die echten Cäsaren betrachteten und wenn auch keine tatsächlich zu fürchtende Gegnerschaft, doch eine ärgerliche Legitimität bedeuteten. Dass Heinrich II. den großen königlichen Vasallen die Erblichkeit zugestanden hatte, suchte Konrad II. dadurch auszugleichen, dass er den niederen Lehnsleuten denselben Vorteil einräumte. Das Gesetz über die Erblichkeit aller Lehen im Mannesstamme besiegelte allerdings nur eine Entwicklung, die sich ohnehin eingebürgert hatte; durch die förmliche Anerkennung erkauften sich die Könige den guten Willen der Begünstigten und somit einen augenblicklichen Gewinn. Die Verstärkung der Macht der Vasallen war leidlich, solange die Könige selbst insofern erblich waren, als man von der herrschenden Familie nicht abzugehen pflegte. Sowie man die Gewohnheit aufgab, den Sohn, Neffen oder Enkel folgen zu lassen, vielmehr es zum Grundsatz machte, zu wechseln, musste der König in die Abhängigkeit der wählenden Fürsten geraten.
Der Kirche gegenüber traten Heinrich II., Konrad II., Heinrich III. als Gebieter auf, sie setzten Bischöfe nach ihrem Gutdünken ein und ab und begegneten dabei im Allgemeinen keinem Widerstand; aber gerade auf kirchlichem Gebiet beförderten sie das Wachstum einer verhängnisvollen Saat. Die Verwilderung der kirchlichen Einrichtungen in Frankreich rief eine reformatorische Gegenbewegung hervor, deren Mittelpunkte die Klöster Cluny in Burgund und Gorze in Lothringen waren. Diese strenge Richtung förderten die Kaiser, nicht so sehr aus Frömmigkeit, sondern weil die reformierten Klöster besser bewirtschaftet wurden und infolgedessen leistungsfähiger waren, wohl auch aus dem Instinkt des Herrschers für Ordnung. Sie stießen bei diesen Bemühungen auf einmütigen Widerstand der großen deutschen Reichsklöster. Einerseits hatte sich zwar die strenge Regel bedeutend gelockert, wie denn ein Hinausgehen über die Natur immer nur vorübergehend, dank einem besonderen