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Ge­fahr­vol­le, so war es doch auch das Wun­der­vol­le in der Ver­fas­sung des Rö­mi­schen Rei­ches Deut­scher Na­ti­on, dass es dar­in kei­ne Ge­walt gab, die nicht einen Ge­gen­spie­ler ge­habt hät­te, der es ihr un­mög­lich mach­te, un­be­schränkt zu herr­schen. Nie­mand konn­te nur be­feh­len, nie­mand hat­te nur zu ge­hor­chen. Selbst die hö­ri­gen Bau­ern hat­ten we­nigs­tens in den ers­ten Jahr­hun­der­ten des Mit­tel­al­ters ih­ren Grund­her­ren ge­gen­über be­stimm­te Rech­te, die es ih­nen er­mög­lich­ten, über­mä­ßi­gen Druck ab­zu­weh­ren; erst in der Ver­fall­zeit wur­den sie ganz wehr­los. Je­der Stand muss­te sich sein Be­ste­hen und Ge­dei­hen im täg­li­chen Kampf er­obern. Ein Spiel von lei­den­schaft­li­chen Ge­gen­sät­zen, die nie auf­hör­ten, sich aus­zu­wir­ken, führ­te oft zu un­heil­vol­len Er­schüt­te­run­gen, er­zeug­te aber doch Jahr­hun­der­te hin­durch groß­ar­ti­ge Schöp­fun­gen auf al­len Ge­bie­ten und gab Men­schen und Er­eig­nis­sen großen Um­riss. Am Ge­gen­satz ent­brennt das Feu­er der Ge­schich­te. – Hein­rich III, Her­zog von Bay­ern, war nach dem Tode Ot­tos III. der Nächst­be­rech­tig­te zur Kö­nigs­kro­ne als nächs­ter Ver­wand­ter der Lu­dol­fin­ger; er war der En­kel von Ot­tos des Gro­ßen Bru­der Hein­rich und ihm we­nigs­tens im Herr­scher­be­wusst­sein ähn­lich; aber er war klü­ger und be­däch­ti­ger, er ver­stand zu war­ten und ver­such­te es mit di­plo­ma­ti­schen Küns­ten, be­vor er Ge­walt an­wen­de­te. Da zu sei­ner Zeit im Os­ten un­ter be­deu­ten­den Herr­schern, Ste­phan von Un­garn und Bo­les­law von Po­len, selbst­stän­di­ge Staa­ten sich bil­de­ten, muss­te er sich an­stren­gen, um den Deut­schen die bis­he­ri­ge Sphä­re des Ein­flus­ses zu er­hal­ten. Er brach­te es dazu, dass Bo­les­law, viel­mals be­siegt und im­mer wie­der ab­fal­lend, die Ober­ho­heit des Rei­ches an­er­kann­te. Der Kir­che ver­stand er sei­nen Wil­len auf­zu­zwin­gen, ohne sie sich zum Fein­de zu ma­chen, ist er doch als ein­zi­ger un­ter den deut­schen Kai­sern un­ter die Hei­li­gen auf­ge­nom­men wor­den. Nicht ein­mal dass er vom sla­wi­schen Stam­me der Li­u­ti­gen Hil­fe ge­gen Po­len durch Frei­ge­bung ih­res heid­nischen Kul­tus er­kauf­te, mach­te die Geist­lich­keit an ihm irre. Sei­ne Vor­lie­be für Bam­berg be­ruh­te wohl zum Teil auf dem Ver­ständ­nis für die freund­li­che Schön­heit der frän­ki­schen Land­schaft. Wie ein Ge­schöpf der Na­tur in ed­ler An­mut wächst sein Dom dar­aus her­vor und be­wahrt das Ge­dächt­nis des letz­ten Kai­sers aus der großen säch­si­schen Fa­mi­lie.

      Die Mi­schung von Ho­heit und Trau­lich­keit, den Hu­mor, die herz­li­che Wär­me, die den Ot­to­nen ei­gen war, hat­ten die Sa­lier nicht. Sie wa­ren ein her­ri­sches Ge­schlecht, un­beug­sam, schroff und hät­ten De­spo­ten wer­den kön­nen, wenn die viel­fa­chen Wi­der­stän­de im Reich sich hät­ten über­win­den las­sen. Als Kon­rad II. den Mark­gra­fen Adal­be­ro von Kärn­ten ab­set­zen woll­te und zu die­sem Zweck die Gro­ßen des Rei­ches ver­sam­melt hat­te, er­hob sein Sohn Hein­rich, da­mals schon Kö­nig, Ein­spra­che da­ge­gen, weil er Adal­be­ro ge­gen­über durch einen Eid ge­bun­den sei. Kon­rad bat wie­der und wie­der, be­stürm­te im­mer ein­dring­li­cher, zu­letzt be­wirk­te der An­prall sei­nes hef­ti­gen Wil­lens ge­gen einen eben­so stark wi­der­stre­ben­den, dass er ohn­mäch­tig zu Bo­den fiel. Als er die Be­sin­nung wie­der­er­langt hat­te, stürz­te er sich so­fort mit fri­scher Kraft wie­der in den Kampf, fiel sei­nem Sohn zu Fü­ßen und fleh­te ihn an, ein­zu­wil­li­gen. Da gab Hein­rich nach.

      Das Reich wur­de im­mer noch als Got­tes­reich auf­ge­fasst, der Kai­ser als Stell­ver­tre­ter Chris­ti, Ge­rech­tig­keit zu üben als sei­ne ers­te Pf­licht. Als Kon­rad II. in Mainz die Wei­he emp­fing, hielt der Erz­bi­schof von Mainz eine An­re­de, in der er von den Auf­ga­ben sprach, die Gott den Kö­ni­gen zu­er­teilt habe, näm­lich in sei­nem Rei­che Recht, Ge­rech­tig­keit und Frie­den wal­ten zu las­sen, ein Ver­tei­di­ger der Kir­che, ein Schir­mer der Wit­wen und Wai­sen zu sein. Da­ran schloss er die Bit­te der Kir­che um Gna­de für alle, die sich ge­gen den Kö­nig ver­fehlt hät­ten. Vor der Wei­he er­schie­nen meh­re­re Bitt­stel­ler vor dem Kö­ni­ge, ein Bau­er der Main­zer Kir­che, ein Wai­sen­kind, eine Wit­we, ein Ver­bann­ter. Als ei­ni­ge Fürs­ten den Kö­nig zur Eile mahn­ten, da­mit der fei­er­li­che Akt nicht ver­zö­gert wer­de, ant­wor­te­te Kon­rad, ihm schei­ne es wich­ti­ger, sei­ne Pf­licht zu tun, als Re­den dar­über an­zu­hö­ren. Es mag sein, dass die Bitt­stel­ler als her­kömm­li­che Re­qui­si­ten der Kö­nigs­krö­nung an­zu­tre­ten hat­ten; aber auch als Sym­bo­le zeig­ten sie doch an, was die all­ge­mei­ne Mei­nung vom künf­ti­gen Kai­ser ver­lang­te.

      So­wohl Kon­rad II. wie Hein­rich III. ge­lang es im Rei­che we­nigs­tens über­wie­gend den Frie­den zu er­hal­ten. Kon­rad durf­te sich Meh­rer des Rei­ches nen­nen, da er Bur­gund, des­sen letz­ter Kö­nig im Jah­re 1032 starb, dem Reich an­glie­der­te. In­des­sen trotz ih­rer star­ken und stren­gen Füh­rung, trotz ih­rer glän­zen­den Er­fol­ge wur­de un­ter ih­rer Re­gie­rung, teils von ih­nen selbst, der Sa­men künf­ti­ger Ge­fah­ren ge­legt; oft sind es ja die in der Ge­gen­wart un­schein­ba­ren Er­eig­nis­se, aus de­nen sich Gro­ßes, im Schlim­men und im Gu­ten, ent­wi­ckelt. Der An­sie­de­lung der Nor­man­nen in Un­ter­ita­li­en wirk­te Kon­rad nicht ent­ge­gen, weil sie ihm we­ni­ger be­denk­lich er­schie­nen als die Grie­chen, de­ren Kai­ser sich im­mer noch als die ech­ten Cäsa­ren be­trach­te­ten und wenn auch kei­ne tat­säch­lich zu fürch­ten­de Geg­ner­schaft, doch eine är­ger­li­che Le­gi­ti­mi­tät be­deu­te­ten. Dass Hein­rich II. den großen kö­nig­li­chen Va­sal­len die Erb­lich­keit zu­ge­stan­den hat­te, such­te Kon­rad II. da­durch aus­zu­glei­chen, dass er den nie­de­ren Lehns­leu­ten den­sel­ben Vor­teil ein­räum­te. Das Ge­setz über die Erb­lich­keit al­ler Le­hen im Man­nes­stam­me be­sie­gel­te al­ler­dings nur eine Ent­wick­lung, die sich oh­ne­hin ein­ge­bür­gert hat­te; durch die förm­li­che Aner­ken­nung er­kauf­ten sich die Kö­ni­ge den gu­ten Wil­len der Be­güns­tig­ten und so­mit einen au­gen­blick­li­chen Ge­winn. Die Ver­stär­kung der Macht der Va­sal­len war leid­lich, so­lan­ge die Kö­ni­ge selbst in­so­fern erb­lich wa­ren, als man von der herr­schen­den Fa­mi­lie nicht ab­zu­ge­hen pfleg­te. So­wie man die Ge­wohn­heit auf­gab, den Sohn, Nef­fen oder En­kel fol­gen zu las­sen, viel­mehr es zum Grund­satz mach­te, zu wech­seln, muss­te der Kö­nig in die Ab­hän­gig­keit der wäh­len­den Fürs­ten ge­ra­ten.

      Der Kir­che ge­gen­über tra­ten Hein­rich II., Kon­rad II., Hein­rich III. als Ge­bie­ter auf, sie setz­ten Bi­schö­fe nach ih­rem Gut­dün­ken ein und ab und be­geg­ne­ten da­bei im All­ge­mei­nen kei­nem Wi­der­stand; aber ge­ra­de auf kirch­li­chem Ge­biet be­för­der­ten sie das Wachs­tum ei­ner ver­häng­nis­vol­len Saat. Die Ver­wil­de­rung der kirch­li­chen Ein­rich­tun­gen in Frank­reich rief eine re­for­ma­to­ri­sche Ge­gen­be­we­gung her­vor, de­ren Mit­tel­punk­te die Klös­ter Cluny in Bur­gund und Gor­ze in Loth­rin­gen wa­ren. Die­se stren­ge Rich­tung för­der­ten die Kai­ser, nicht so sehr aus Fröm­mig­keit, son­dern weil die re­for­mier­ten Klös­ter bes­ser be­wirt­schaf­tet wur­den und in­fol­ge­des­sen leis­tungs­fä­hi­ger wa­ren, wohl auch aus dem In­stinkt des Herr­schers für Ord­nung. Sie stie­ßen bei die­sen Be­mü­hun­gen auf ein­mü­ti­gen Wi­der­stand der großen deut­schen Reichs­klös­ter. Ei­ner­seits hat­te sich zwar die stren­ge Re­gel be­deu­tend ge­lo­ckert, wie denn ein Hin­aus­ge­hen über die Na­tur im­mer nur vor­über­ge­hend, dank ei­nem be­son­de­ren

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