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ei­ge­nen Erz­bis­tums von den Deut­schen zu be­frei­en. Sven je­doch, dem die Ab­hän­gig­keit von Rom nicht lo­cken­der er­schei­nen moch­te als die vom Kai­ser, ant­wor­te­te nicht. Er starb fünf Jah­re nach Adal­bert. Sein Nach­fol­ger ver­hielt sich ge­gen­über wei­te­ren Be­mü­hun­gen Gre­gors, eine schwe­di­sche Na­tio­nal­kir­che zu grün­den, eben­so­we­nig zu­gäng­lich, erst Pa­scha­lis II. er­hob im Jah­re 1104 das Bis­tum Lund zum Erz­bis­tum und über­trug ihm die Lei­tung des gan­zen skan­di­na­vi­schen Nor­dens. Ei­ni­ge Jahr­zehn­te spä­ter trat in Erz­bi­schof Es­kil ein Mann auf, der den neu­en An­spruch ener­gisch ins Werk setz­te. So war denn im Nor­den eben­so wie im Süd­os­ten der deut­schen Kir­che der Ein­fluss ab­ge­schnit­ten, den sie an­fangs auf die heid­nischen Völ­ker aus­ge­übt hat­te, und Skan­di­na­vi­en wie Un­garn und Po­len un­mit­tel­bar dem Papst un­ter­wor­fen. Tat­säch­li­che Herr­schaft über die um­woh­nen­den Völ­ker aus­zuü­ben, hat­ten die Deut­schen nicht Kräf­te und Mit­tel ge­nug, und über­all be­geg­ne­ten ih­nen her­vor­ra­gen­de Män­ner, die ih­nen die Kraft des frem­den Volks­tums ent­ge­gen­setz­ten. In­ner­halb die­ser Wech­sel­wir­kung aber hat­te das deut­sche Volk, das Trä­ger des Wel­treichs­ge­dan­kens war, doch noch ein so großes Über­ge­wicht, dass es An­grif­fe nicht zu fürch­ten brauch­te und mit dem Glanz sei­nes ruhm­rei­chen Na­mens weit­hin wir­ken konn­te. Den sla­wi­schen Nach­barn ent­riss es so­gar in lan­gen, schwe­ren Kämp­fen so große Ge­bie­te, dass da­mit fast ein neu­es Reich dem al­ten hin­zu­wuchs.

      Zur­zeit Ru­dolfs von Habs­burg, also am Ende des 13. Jahr­hun­derts, schrieb Jor­da­nus von Os­na­brück ein Buch über das Rö­mi­sche Reich und sei­ne Über­tra­gung auf die Deut­schen; als Ver­fas­ser wird jetzt ein an­de­rer, aber auch ein West­fa­le an­ge­se­hen. Er er­zählt, wie Äne­as und Pria­mus, des großen Pria­mus Sohn, von Afri­ka nach Ita­li­en zo­gen, wo Äne­as blieb. Pria­mus sei nach Gal­li­en ge­gan­gen, habe die Gal­lier nach Wes­ten ge­drängt, habe am Rhein Xan­ten und Bonn ge­grün­det, und sei­ne Beglei­ter hät­ten sich mit den Frau­en der ein­hei­mi­schen Teu­to­nen, Nach­kom­men ei­nes Rie­sen, ver­bun­den und ihre Spra­che er­lernt. Das aus die­ser Ver­bin­dung ent­sprun­ge­ne Volk der Ger­ma­nen wer­de von den Rö­mern, dem Vol­ke des Äne­as, als Zwil­lings­bru­der an­ge­se­hen. Spä­ter wur­den die Ger­ma­nen, so heißt es wei­ter, von Ju­li­us Cäsar un­ter­wor­fen, da sie aber, nach­dem die alte Brü­der­schaft er­neu­ert war, für die Rö­mer die Ala­nen be­sieg­ten, wur­den sie von den Rö­mern aus Dank­bar­keit von der Tri­but­zah­lung be­freit und des­halb Fran­ken ge­nannt. Auf die Ost­fran­ken wird das rö­mi­sche Im­pe­ri­um über­tra­gen, wäh­rend die Rö­mer als die äl­te­ren Brü­der das Sa­cer­do­ti­um über­neh­men; zur Ent­schä­di­gung er­hal­ten die West­fran­ken das Stu­di­um. Sa­cer­do­ti­um und Stu­di­um sind des Rei­ches Dach und Fun­da­ment; aber das Im­pe­ri­um, näm­lich Aa­chen, Are­lat, Mai­land und Rom, sind sei­ne Mau­ern. Die Schrift hat­te den Zweck, die Fein­de der Deut­schen, na­ment­lich die Kir­che und Frank­reich, zu war­nen. Es ist gött­li­che Be­stim­mung, das ist ihr Grund­ge­dan­ke, nicht mensch­li­che Er­fin­dung, dass das Kai­ser­tum den Deut­schen ge­ge­ben ist. Wie die Kir­che die Kir­che Got­tes ist, so ist das Reich das Reich Got­tes, Kir­che und Reich sind nicht zu tren­nen. Stürzt das Im­pe­ri­um, so stürzt auch die Kir­che, und der Welt­un­ter­gang ist da. Es war die all­ge­mei­ne An­nah­me, dass dem Un­ter­gang des rö­mi­schen Wel­trei­ches die Herr­schaft des An­ti­christ fol­gen wer­de.

      Ma­g­na­ni­mi­ter et im­pe­ria­li­ter, mit großem Herr­scher­sinn, soll­ten die Deut­schen das Reich in­ne­ha­ben; die­ser Auf­ga­be ha­ben die deut­schen Kai­ser ent­spro­chen. Sie er­fass­ten die Pf­lich­ten, die das Im­pe­ri­um, die Wel­t­herr­schaft ih­nen auf­er­leg­te, als die größ­te und wich­tigs­te. Nach ih­rer Mei­nung und der ih­res Vol­kes un­ter­schie­den sie sich durch­aus von al­len an­de­ren Kö­ni­gen und Fürs­ten da­durch, dass sie nicht nur ih­rem Vol­ke, son­dern dass sie der ge­sam­ten Welt, ins­be­son­de­re der Chris­ten­heit vor­stan­den. Sie voll­zo­gen zwar, nach­dem sie zu Kö­ni­gen ge­krönt wa­ren, zu­erst den Um­ritt durch Deutsch­land, um sich von al­len Stäm­men hul­di­gen zu las­sen; denn als den Kö­ni­gen der Deut­schen stand ih­nen das Im­pe­ri­um zu, und die­se Grund­la­ge muss­te also zu­erst ge­si­chert wer­den; dann aber hat­te der Zug nach Rom zu fol­gen, wo durch die Krö­nung des Paps­tes die Über­nah­me der höchs­ten ir­di­schen Wür­de be­sie­gelt wur­de. Wäh­rend an­de­re Krie­ge und Feld­zü­ge nur mit Zu­stim­mung der Gro­ßen des Rei­ches un­ter­nom­men wer­den konn­ten, wa­ren alle Reichs­glie­der ohne wei­te­res ver­pflich­tet, dem Kö­ni­ge zur Rom­fahrt Zu­zug und Bei­trä­ge zu leis­ten. An eine Wel­t­herr­schaft im alt­rö­mi­schen Sin­ne dach­ten die deut­schen Nach­fol­ger der Cäsa­ren nicht, und es hät­te das auch dem ger­ma­ni­schen Staats- und Rechts­ge­fühl gar nicht ent­spro­chen; nur auf eine per­sön­li­che Ober­ho­heit des Kai­sers kam es an, die auch lan­ge Zeit all­ge­mein an­er­kannt wur­de. Die Rei­che des Nor­dens und Os­tens, die zum Teil von Deutsch­land aus chris­tia­ni­siert und ko­lo­ni­siert wa­ren, un­ter­war­fen sich, wenn auch nur nach im­mer wie­der­hol­ten Auf­leh­nun­gen, der Le­hens­ho­heit des Kai­sers, was sich dar­in aus­drück­te, dass sie ihn nicht be­kämpf­ten, zu­wei­len so­gar ihm Hee­res­fol­ge leis­te­ten. Auch Eng­land und Frank­reich an­er­kann­ten das Im­pe­ri­um, Frank­reich al­ler­dings mit dem (nur so lan­ge es schwach war) zu­rück­ge­hal­te­nen Ge­dan­ken, dass sie, die West­fran­ken, mehr Recht dar­an hät­ten, als die Ost­fran­ken. Das Be­wusst­sein der Ein­heit, das in den Völ­kern des Abend­lan­des le­ben­dig war, kam in der Aner­ken­nung der mit­ein­an­der ver­bun­de­nen päpst­lich-kai­ser­li­chen Herr­schaft zum Aus­druck. Man hät­te sich aus der abend­län­di­schen Ge­mein­schaft aus­ge­schal­tet, wenn man die Ho­heit der bei­den Häup­ter, die zu­sam­men das Ewi­ge Rom be­herrsch­ten, ge­leug­net hät­te. Da­ran al­ler­dings konn­te man zwei­feln, ob die Deut­schen durch­aus Trä­ger des Im­pe­ri­ums sein müss­ten. Dass sie es wa­ren, konn­te man, wenn man Lust hat­te, auf Pria­mus und Äne­as zu­rück­füh­ren; tat­säch­lich wa­ren sie es ge­wor­den durch ihre mi­li­tä­ri­sche Über­macht und ihre geo­gra­fi­sche Lage. Als das Reich der Mit­te, als ein Land, reich an star­ken Män­nern und Waf­fen, als ein emp­fäng­li­ches Volk, das frem­den Ein­flüs­sen zu­gäng­lich und zu­gleich fä­hig war, sie ei­gen­ar­tig zu ver­ar­bei­ten, als ein fan­ta­sie­vol­les Volk, das zwar kriegs­tüch­tig, aber nicht ei­gent­lich er­obe­rungs­süch­tig war, be­sa­ßen die Deut­schen vie­le Ei­gen­schaf­ten, die sie ge­eig­net mach­ten, Ver­mitt­ler, Trä­ger der Ein­heit zu sein.

      Was den Kai­sern ob­lag, dem Reich, des­sen Gren­zen der Idee nach mit den Gren­zen der Welt zu­sam­men­fie­len, Rich­tung, Recht und Frie­den zu ge­ben, über­stieg Men­schen­kraft; des­halb hat­ten die Kai­ser fast alle, mit Aus­nah­me Karls des Gro­ßen und Ot­tos des Gro­ßen, einen tief­tra­gi­schen Zug. Al­ler Le­ben war ein fort­wäh­ren­der Kampf, ein fort­wäh­ren­des ver­geb­li­ches Be­mü­hen, das Un­mög­li­che zu ver­wirk­li­chen, wo­bei sie sich auf­rie­ben. Die meis­ten star­ben jung, Otto II. und Otto III. er­reich­ten nicht ein­mal das Man­nes­al­ter, Kon­rad II. wur­de 50, Hein­rich III. nur 40 Jah­re alt, Hein­rich IV. starb mit 56 Jah­ren, Hein­rich V. mit 44 Jah­ren. Vor­tei­le gab es kaum zu er­lan­gen au­ßer grö­ße­re Ehre und grö­ße­re Verant­wor­tung. Dass es

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