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Dein Bild, o Meister, doch entsinkt uns nie.

      Die Absicht, unsere Landsleute in das Heiligthum der Edda, dieser Eltermutter deutscher Sage und Dichtung einzuführen, möchten wir verfehlen, wenn sie sich gleich an der Schwelle, wie leicht geschehen könnte, durch die dunkel tönenden und schwer auszudeutenden Worte der Seherin abschrecken ließe. Wollen sie unserm Rathe folgen, so lesen sie zuerst die übrigen zur Göttersage gehörigen Lieder der ältern Edda, und die Völuspa nicht eher als bis sie sich durch jene und die ersten Abschnitte der jüngern Edda mit den Göttern Walhalls und ihren Schicksalen vertraut gemacht haben. Es wird gut sein, jedes Lied erst für sich und dann noch einmal mit Zuziehung unserer Anmerkungen zu lesen. Mit der jüngern Edda überhaupt den Anfang zu machen, rathen wir nicht, da sie doch eigentlich nur die Götterlieder, freilich nicht bloß die uns erhaltenen, erläutern will. Am Besten wird sie wohl nebst den drei ersten Erzählungen der Skalda unmittelbar nach den Götterliedern, mit Ausnahme der Wöluspa gelesen.

      [Hinweis zum Lesen am Bildschirm: Simrocks "Edda"-Ausgabe besteht im Wesentlichen aus drei Teilen: der Älteren Edda (ÄE), der Jüngeren Edda (JE) (welche selbst als Erläuterung der ÄE dienen kann) und des Übersetzers Anmerkungen zu den Liedern der ÄE. In den Liedern der ÄE bedeuten die hochgestellten Nummern zugehörige Kapitel der JE, während man durch Anklicken des Lied-Titels auf Simrocks Anmerkungen zu diesem Lied gelangt, in denen dann wieder Rückverweise auf die Liedstrophen auftauchen. Um bei all diesen Verknüpfungen den Überblick zu behalten, empfiehlt es sich, mit zwei Browser-Fenstern (für die ÄE und die Anmerkungen) zu arbeiten.]

      I. Die ältere Edda.

       Göttersage.

       Inhaltsverzeichnis

       Inhaltsverzeichnis

      1

      Allen Edeln gebiet ich Andacht,

       Hohen und Niedern von Heimdalls Geschlecht;

       Ich will Walvaters Wirken künden,

       Die ältesten Sagen, der ich mich entsinne,

       2

      Riesen acht ich die Urgebornen,

       Die mich vor Zeiten erzogen haben.

       Neun Welten kenn ich, neun Aeste weiß ich

       An dem starken Stamm 15 im Staub der Erde.

       3

      Einst war das Alter, da Ymir 4 lebte: Da war nicht Sand nicht See, nicht salzge Wellen, Nicht Erde fand sich noch Ueberhimmel, Gähnender Abgrund und Gras nirgend.

       4

      Bis Börs Söhne 8 die Bälle erhuben, Sie die das mächtige Midgard schufen. Die Sonne von Süden schien auf die Felsen Und dem Grund entgrünte grüner Lauch.

      5

      Die Sonne von Süden, des Mondes Gesellin,

       Hielt mit der rechten Hand die Himmelrosse.

       Sonne wuste nicht wo sie Sitz hätte,

       Mond wuste nicht was er Macht hätte,

       Die Sterne wusten nicht wo sie Stätte hatten.

       6

      Da 14 gingen die Berather zu den Richterstühlen, Hochheilge Götter hielten Rath. Der Nacht und dem Neumond gaben sie Namen, Hießen Morgen und Mitte des Tags, Under und Abend, die Zeiten zu ordnen.

       7

      Die Asen einten sich auf dem Idafelde,

       Hof und Heiligtum hoch sich zu wölben. 14 (Uebten die Kräfte Alles versuchend,) Erbauten Essen und schmiedeten Erz, Schufen Zangen und schön Gezäh.

       8

      Sie warfen im Hofe heiter mit Würfeln

       Und darbten goldener Dinge noch nicht.

       Bis drei der Thursen- töchter kamen

       Reich an Macht, aus Riesenheim. 14

       9

      Da gingen die Berather zu den Richterstühlen,

       Hochheilge Götter hielten Rath,

       Wer schaffen sollte der Zwerge Geschlecht

       Aus Brimirs Blut und blauen Gliedern.

       10

      Da ward Modsognir der mächtigste Dieser Zwerge und Durin nach ihm. Noch manche machten sie menschengleich Der Zwerge von Erde, wie Durin angab.

      11

      Nyi und Nidi, Nordri und Sudri,

       Austri und Westri, Althiofr, Dwalin,

       Nar und Nain, Nipingr, Dain,

       Bifur, Bafur, Bömbur, Nori,

       Ann und Anarr, Ai, Miödwitnir.

      12

      Weigr, Gandalfr, Windalfr, Thrain,

       Theckr und Thorin, Thror, Witr und Litr,

       Nar und Nyradr; nun sind diese Zwerge,

       Regin und Raswidr, richtig aufgezählt.

       13

      Fili, Kili, Fundin, Nali,

       Hepti, Wili, Hannar und Swior,

       Billingr, Bruni, Bildr, Buri,

       Frar, Hornbori, Frägr und Loni,

       Aurwangr, Jari, Eikinskjaldi.

       14

      Zeit ists, die Zwerge von Dwalins Zunft Den Leuten zu leiten bis Lofar hinauf, Die aus Gestein und Klüften strebten Von Aurwangs Tiefen Zum Erdenfeld.

      15

      Da war Draupnir und Dolgthrasir,

       Har, Haugspori, Hläwangr, Gloi,

       Skirwir, Wirwir, Skafidr, Ai,

       Alfr und Yngwi, Eikinskjaldi.

      16

      Fialar und Frosti, Finnar und Ginnar,

       Heri, Höggstari, Hliodolfr, Moin.

       So lange Menschen leben auf Erden,

       Wird zu Lofar hinauf ihr Geschlecht geleitet.

      17

      Gingen da 9 dreie aus dieser Versammlung, Mächtige milde Asen zumal, Fanden am Ufer unmächtig Ask und Embla und ohne Bestimmung.

      18

      Besaßen nicht Seele, und Sinn noch nicht,

       Nicht Blut noch Bewegung, noch blühende Farbe.

       Seele gab Odhin, Hönir gab Sinn,

       Blut gab Lodur und blühende Farbe.

      19

      Eine Esche weiß ich, heißt Yggdrasil, 15, 16 Den hohen Baum netzt weißer Nebel; Davon kommt der Thau, der in die Thäler fällt. Immergrün steht er über Urds Brunnen.

       20

      Davon 15 kommen Frauen, vielwißende, Drei aus dem See dort unterm Wipfel. Urd heißt die eine, die andre Werdandi: Sie schnitten Stäbe; Skuld hieß die dritte. Sie legten Looße, das Leben bestimmten sie Den Geschlechtern

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