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verkümmert.“

      *

      Der Sehnsucht natürlicher Ausdruck ist die Liebe.

      Ein Traum von Liebe, der sich erst unter seelischen Revolutionen der Wirklichkei anzupassen vermag.

      Aus ihres Vaters Hand den Gatten nehmen,

      Erscheint den Mädchen ärmliche Bescherung.

      ‘Ne goldne Schlange ist der Ehering.

      In lauer Sommernacht auf schwacher Leiter,

      Den Degen in der Hand und das Gesicht

      Verhüllt in theatralischem Mantelwurf,

      So denkt ein Kind von fünfzehn, sechzehn Jahren

      Sich den Geliebten.

      Und — —:

      Der Vater öffnet dem hausbacknen Bräutigam,

      Doch schleicht das Ideal sich durch das Fenster ….

      Musset.

      Junge Mädchen träumen von Heroen. Ihre Vorstellungen haben keinen weiten Bewegungskreis. Jung, stolz, schön und — — verwegen soll der Erwählte sein. Urinstinkte schimmern durch die romantischen Wünsche. Und diesen Urinstinkten Rechnung zu tragen, ist die Politik des klugen Bräutigams, auch wenn er nicht durchs Fenster steigt, sondern von dem Vater hübsch prosatsch der Erwählten zugeführt wird. Man hat ehedem die Frauen geraubt; bei vielen wilden Völkern geschieht es regelmässig noch heute, und in Niederbayern wie in manchen anderen Gegenden, die alte Bräuche ehren, ist der Brautraub ein romantisches Attribut jeder Hochzeit.

      Du hast eine junge Dame kennen gelernt, verehrter Leser — — wie, das mag Deine Sache sein. Ich weiss zwar, dass man sich im Ballsaal, auf der Promenade, an der table d’hote, sogar in den Gletscherspalten vorstellt, d. h. den Hut zieht und mit bedeutsamer Wichtigkeit seinen Namen, auch wenn er „Meier aus Apolda“ lautet, akzentuiert. Solche Vorstellungen — — im Sinne des Wortes — sind dazu da, den Namen überhören, missverstehen zu lassen. Und der erste Eindruck, den Du auf eine junge Dame machst, wird nur von Deiner Persönlichkeit und Deinem Benehmen abhängen. Erst später kommt Deine Heiratsfähigkeit in Frage; dann magst Du den Referendar oder Einserjuristen in die Wagschale werfen.

      Nimm Bedacht, junger Mann — — auch wenn Du Schmisse hast — — nimm Bedacht auf die Sehnsucht und die Träume junger Mädchen. Nahe ihr weder zu schüchtern, noch roh, eher überschwänglich als ledern, streife Deine banalen Gewohnheiten ab und erwecke in ihr die ungewisse, aber desto beseligendere Vorstellung, dass Du anders bist als alle Andern, der Einzige, und verstehe es, ihre Neugierde zu wecken.

      Sieh zu dann, wie sie in ihrer stillen Häuslichkeit gleich Gudrun, der edlen Gefangenen, sitzt und sinnt, „ihre Zöpfe flechtend und aufbindend“:

      Ich gäb’ was drum, wenn ich nur wüsst’,

      Wer heut der Herr gewesen ist.

      Er sah gewiss recht wacker aus

      Und ist aus einem edlen Haus.

      Das konnt’ ich ihm an der Stirne lesen.

      Er wär auch sonst nicht so keck gewesen.

      (Gretchen im „Faust“.)

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