Скачать книгу

könnt ihr das Schießpulver in die Jolle bringen“, sagte er.

      „Wollen wir das nicht lieber mit an Bord nehmen?“ fragte der Profos unsicher. „Schießpulver kann man nie genug haben.“

      „Wir brauchen es hier“, erwiderte Hasard freundlich. „Damit sprengen wir nämlich das Wrack in die Luft, damit wir später freie Fahrt haben.“

      „Na klar!“ rief Carberry begeistert. „Die Fässer haben Lunten und sind hervorragend präpariert. Die Idee ist wirklich gut.“

      Batuti grinste auch. Im schwachen Schein der Lampe sah er unheimlich aus, dieser riesige Mann aus Gambia.

      „Das Wrack fliegt in die Luft“, sagte er, „und Ruthland wird glauben, daß sein Kommando unsere Schebecke gesprengt hat. Darüber wird er sich mächtig freuen, denn den Knall hört man meilenweit.“

      „So ist es, Batuti.“

      „Und die Kerle lassen wir hier liegen?“ fragte Carberry.

      „Eins nach dem anderen. Erst kümmern wir uns um das Wrack. Unsere übrige Mannschaft wird zwar etwas erstaunt sein, aber das verklaren wir ihnen später. Helft mir mal.“

      Die Fässer wurden in die Jolle gestaut. Sie brauchten die Strecke nicht zu pullen. Ein kleiner Stoß genügte, um das Boot hinübertreiben zu lassen.

      Am Wrack vertäute Hasard es und sah sich um.

      „Wenn das Vorschiff auseinanderfliegt, müßte die schmale Durchfahrt für die Schebecke bereits genügen. Der Bug liegt etwas höher als der Rest. Wir werden die Ladungen hier vorn anbringen und kehren dann mit der Jolle zum Ufer zurück.“

      Sie mußten im Wasser waten. Hasard suchte mit der Laterne nach einem günstigen Ansatzpunkt zum Sprengen. In der Vorpiek gab es noch dicht unter den Decksbalken trockene Stellen, wie er nach dem Öffnen des Schotts feststellte.

      „Wenn hier vier Fässer hochgehen, bleibt keine Planke mehr auf der anderen“, sagte Carberry. „Die Explosion reißt alles auseinander.“

      Hasard verstaute das erste Fäßchen, das Batuti ihm reichte, und betrachtete die Lunte. Sie war kurz bemessen und würde höchstens eine halbe Minute glimmen, bevor das Pulver explodierte.

      Garcia und Ruthland hatten sie absichtlich so kurz berechnet. Es sollte alles schnell gehen, um nicht vorzeitig entdeckt zu werden. Sie hätten sich blitzschnell in den Dschungel zurückziehen können, ohne selbst Schaden zu nehmen.

      Das zweite und dritte Fäßchen wurde verstaut. Das vierte und letzte klemmte Hasard mit einem Stück Holz fest. Dann sah er sich ein letztes Mal um.

      „In Ordnung. So müßte es klappen. Ihr geht jetzt in die Jolle und löst die Leine. Haltet das Boot mit den Händen am Wrack fest. Sobald ich die Lunten angesteckt habe, bin ich oben. Als letztes muß ich nur noch das Schott verriegeln, damit der Druck nicht nach außen entweicht. Los, verschwindet. Wir pullen anschließend an dem Wrack vorbei ins Innere der Bucht.“

      Der Profos und Batuti nickten sich zu und enterten auf, während Hasard damit begann, die Lunten zu entzünden. Als alle vier glimmten, eilte er aus der Vorpiek und schlug das Schott hinter sich zu. Zuletzt legte er den schweren Riegel vor.

      Mit ein paar langen Sätzen war er an Deck und sprang in die Jolle. Gleichzeitig drückte er sie kräftig ab.

      Batuti und der Profos legten sich in die Riemen und trieben die Jolle am Bug der halbgesunkenen „Aguila“ schnell vorbei. Knapp hundert Yards weiter, nahe den Mangroven, stoppten sie das Boot.

      „Gleich wird sich Ruthland die Hände reiben“, sagte Carberry. „Ich kann ihn förmlich grinsen sehen …“

      Seine Worte wurden von einem grellen Blitz abgeschnitten, dem ein urweltliches Getöse folgte.

      Vom Bug des Wracks raste ein weißglühender Feuerball in den nächtlichen Himmel und erhellte den Dschungel bis hin zur Schebecke.

      Das Wrack hob sich zu einem Teil aus dem Wasser. Die Wucht der Explosion fetzte Holztrümmer in die Höhe. Planken flogen nach allen Seiten. Der Bug wurde weggerissen und verschwand bei einer weiteren Detonation, als habe es ihn nie gegeben. Etliche der Splitter verstreuten sich über die ganze Bucht und gingen noch in der Nähe der Jolle nieder.

      Ein brüllendheißer Wind fuhr ihnen in die Gesichter. Dem Knall folgte noch ein zentnerschwerer glutender Eichenbalken, der sich in der Luft mehrmals überschlug und dann wie ein Geschoß ins Wasser raste.

      Die Feuersäule sank in sich zusammen. Das grelle Licht nahm ab und wurde matter, bis nur noch eine dunkle Rauchsäule zu sehen war.

      Sie pullten wieder zurück und sahen sich das Wrack an.

      Bis fast zur Kuhl war alles zerrissen und zerfetzt worden. Auf dem Wasser schwammen qualmende Holzstücke. Vom Vorschiff war nichts mehr zu sehen.

      „Das hat aber gesessen“, sagte Batuti beeindruckt. „Die Rinne ist jetzt frei und sogar noch breiter geworden, als wir geschätzt haben.“

      „Ja, es reicht für die Durchfahrt“, sagte Hasard und rieb sich die Augen, die von dem grellen Blitz tränten.

      Die Lücke war wirklich breit genug, um ihnen ein ungehindertes Auslaufen zu ermöglichen.

      Sie hatten wieder freie Fahrt, sobald die Reparatur beendet war.

      „He, wir dürfen unsere vier Helden nicht vergessen“, sagte der Profos. „Die liegen sicher noch da herum und träumen von der Hölle, falls sie den Knall im Unterbewußtsein mitgekriegt haben. Was tun wir mit den triefäugigen Nachteulen?“

      „Pullt mal hin“, erwiderte Hasard.

      Die zwei Engländer und die beiden Dons rührten sich nicht, als sie die Landspitze erreichten. Sie lagen noch genau in derselben Stellung da wir zuvor. Von dem Geschehen hatten sie nichts bemerkt.

      Hasard sprang aus der Jolle, schnappte sich Garcia und schleifte ihn hinter sich her. Er warf den Giftzwerg Carberry zu.

      „Pack ihn in die Jolle, damit er gemütlich sitzen kann, Ed. Die drei anderen verfrachten wir auf die gleiche Art.“

      „Und dann, Sir?“

      „Dann schicken wir sie fein zusammengefaltet den Tapti hinunter auf die nächtliche Reise. Irgendwann werden sie wieder auf den anderen Bastard treffen und sich dann vermutlich viel zu erzählen haben. Hier ist noch einer.“

      Lefray wurde verstaut, dann Molina und schließlich der andere Spanier.

      Der Profos knautschte die vier Kerle freundlich zusammen und verstaute sie zwischen den Duchten. Grinsend betrachtete er sein Werk.

      „Na, die werden staunen, wenn sie aufwachen. Hoffentlich treiben sie nicht an der Bucht vorbei, wo die ‚Ghost‘ versteckt liegt. Wäre doch ein Jammer, was, wie?“

      Hasard war sich ganz sicher, daß Garcia und Ruthland bald wieder zusammentreffen würden. Ewig würden sie ja nicht den Schlaf der Ungerechten schlafen. Das Erwachen würde nur sehr peinlich werden.

      Aber das war ihm egal. Die Kerle hatten ihnen ja keine Ruhe gelassen, also mußten sie jetzt dafür bezahlen.

      Er gab der Jolle mit der Stiefelspitze einen Tritt und sah zu, wie sie auf den Tapti hinaustrieb und in die leichte Strömung geriet. Sie drehte sich ein paar Male um die Achse und glitt dann in die Finsternis.

      Die Kerle darin sahen aus, als schliefen sie friedlich, und das war ja auch der Fall. Sie wirkten sehr friedfertig.

      Als die Finsternis sie geschluckt hatte, drehten die Arwenacks sich um und gingen zur Schebecke zurück, wo alle schon in heller Aufregung waren.

      Hasard verklarte den Unwissenden, was soeben geschehen war, und darauf stieg ein donnerndes „Ar-we-nack“ in den nächtlichen Himmel.

      Der Überfall durch die blindwütigen Sikhs erfolgte am anderen Tag um die Mittagszeit.

      Die Arbeiten gingen zügig voran

Скачать книгу