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vor die Tür setzen wegen dieser Schlampen von Kindern, ach nein, ach nein!“

      „Aber“, wandte Fouan ein, „wenn man nicht mehr die Felder bestellen kann, wenn die Erde leidet ...“

      „Na schön, da leidet sie eben! – Ehe ich einen Sester davon loslasse, gehe ich lieber alle Morgen hin und sehe nach, wie die Disteln wachsen!“ Sie reckte sich hoch mit dem wilden Aussehen eines alten gerupften Geiers. Und sie klopfte ihm mit ihrem Spazierstock auf die Schulter, wie um ihm ihre Worte besser begreiflich zu machen. „Höre, gib das nicht raus ... Wenn du nichts mehr hast und deine Kinder alles haben, werden sie dich in die Gosse stoßen, wirst du am Bettelstab enden wie ein Habenichts ... Und laß dir nicht einfallen, dann bei mir anzuklopfen, denn ich habe dich genug gewarnt. Tut mir leid! – Willst du wissen, was ich machen würde, he? Willst du?“ Ohne aufzubegehren, wartete er unterwürfig, da er der Jüngere war; und sie ging wieder hinein, sie machte heftig hinter sich die Tür zu und schrie dabei:

      „Das werd ich machen ... Verrecke draußen!“

      Einen Augenblick verharrte Fouan reglos vor dieser geschlossenen Tür. In seiner ganzen Haltung lag schicksalsergebene Entschlossenheit, dann stieg er den Pfad hinan, der zum Kirchplatz führte. Genau dort stand das uralte angestammte Haus der Fouans, das sein Bruder Michel, Fliege genannt, einst bei der Teilung bekommen hatte, während das von ihm bewohnte Haus unten an der Dorfstraße von seiner Frau Rose kam. Fliege, der seit langem Witwer war, lebte allein mit seinen beiden Töchtern Lise und Françoise in der Verbitterung eines Pechvogels, noch durch seine arme Heirat gedemütigt, und beschuldigte seinen Bruder und seine Schwester nach vierzig Jahren noch, ihn bei der Verlosung der Parzellen bestohlen zu haben; und er erzählte ohne Ende die Geschichte von dem schlechtesten Los, das man ihm unten im Hut zurückgelassen hatte, was mit der Zeit wahr geworden zu sein schien, denn er zeigte sich so quengelig und bei der Arbeit so lässig, daß sein Anteil in seinen Händen um die Hälfte an Wert verloren hatte. Der Mensch macht die Erde, wie man in der Beauce sagt.

      An diesem Morgen stand Fliege, im Begriff auszuspähen, ebenfalls vor seiner Tür, als sein Bruder an einer Ecke des Platzes auftauchte. Diese Teilung bewegte ihn leidenschaftlich, da sie seine alten Grollgefühle wieder aufwühlte, obwohl er nichts dabei zu erwarten hatte. Aber um völlige Gleichgültigkeit zu heucheln, drehte er Fouan ebenfalls den Rücken zu und schloß flugs die Tür.

      Sofort hatte Fouan Delhomme und Jesus Christus erblickt, die zwanzig Meter voneinander entfernt warteten. Er sprach den ersten an, der zweite trat herzu. Ohne zu reden, fingen alle drei an, mit den Augen den Pfad abzusuchen, der längs des Randes der höher gelegenen Fläche entlangführt.

      „Da ist er“, sagte Jesus Christus schließlich.

      Das war Grosbois, der vereidigte Landvermesser, ein Bauer aus Magnolles, einem Nachbardörfchen. Seine Schreib- und Lesekundigkeit hatte ihn verdorben. Da er von Orgères bis Beaugency zur Vermessung der Äcker herbeigerufen wurde, überließ er es seiner Frau, seinen eigenen Besitz zu verwalten, weil er bei seinem ständigen Unterwegssein ein solcher Trunkenbold geworden war, daß er niemals nüchtern wurde. Er war sehr dick, sehr fidel für seine fünfzig Jahre, hatte ein breites rotes Gesicht, das über und über blühte von blaßvioletten Pickeln, und trotz der Morgenstunde war er an diesem Tage gräßlich benebelt von einem Gelage, das am Vorabend bei den Weinbauern in Montigny nach einer Erbteilung veranstaltet worden war. Aber das besagte nichts, je betrunkener er war, um so klarer sah er: niemals ein Vermessungsirrtum, niemals eine falsche Addition! Man hörte auf ihn und man ehrte ihn, denn er stand im Rufe großer Schläue.

      „He, da sind wir“, sagte er. „Gehn wir ran!“

      Ein dreckiger und ungekämmter Bengel von zwölf Jahren folgte ihm, trug die Kette unter einem Arm, den Zollstab und die Absteckpfähle auf einer Schulter und schlenkerte mit der frei gebliebenen Hand das Visierinstrument in einem alten geplatzten Pappfutteral.

      Alle setzten sich in Bewegung, ohne auf Geierkopf zu warten, den sie soeben erkannt hatten und der aufrecht und reglos vor einem Ackerstück, dem größten des ganzen Erbes, in dem Les Cornailles genannten Flurabschnitt stand. Dieses Stück von ungefähr zwei Hektar lag gerade neben dem, über das einige Tage vorher die Coliche Françoise geschleift hatte. Und Geierkopf, der es für unnütz erachtete weiterzugehen, war dort in Gedanken versunken stehengeblieben. Als die anderen ankamen, sahen sie, wie er sich bückte, eine Handvoll Erde nahm, sie dann langsam durch die Finger rinnen ließ, wie um sie zu wägen und zu beriechen.

      „So“, fing Grosbois an und zog ein schmieriges Heft aus seiner Tasche, „ich habe bereits ein genaues Plänchen von jeder Parzelle aufgenommen, so wie Ihr mich gebeten hattet, Vater Fouan. Jetzt handelt es sich darum, das ganze Stück auf drei Lose zu verteilen; und das, meine Kinder, werden wir nun zusammen machen ... He? Sagt mir mal ein bißchen, wie ihr die Sache beabsichtigt.“

      Der Tag war heraufgezogen, ein eisiger Wind trieb am blassen Himmel unausgesetzt Schwärme dicker Wolken dahin; und gegeißelt erstreckte sich die Beauce in düsterer Traurigkeit. Keiner von ihnen schien übrigens diese scharfe Brise zu spüren, die wie auf hoher See wehte, die Kittel aufblähte und die Hüte hinwegzureißen drohte. Die fünf, die wegen der Wichtigkeit der Angelegenheit sonntäglich gekleidet waren, sprachen nicht mehr. Am Rande dieses Feldes inmitten der grenzenlosen Fläche hatten sie das träumerische und erstarrte Gesicht, das Versonnensein von Seeleuten, die einsam in den großen Weiten leben. Diese flache, fruchtbare Beauce, die leicht zu bestellen war, aber eine stete Anstrengung erforderte, hat den Beauceron, der keine andere Leidenschaft hat als die Erde, kühl und nachdenklich werden lassen.

      „Muß alles durch drei geteilt werden“, sagte Geierkopf schließlich.

      Grosbois schüttelte den Kopf, und eine Auseinandersetzung entspann sich. Er, der durch seine Beziehungen zu den großen Gehöften dem Fortschritt zugetan war, erlaubte sich mitunter, gegen seine Kunden mit kleinem Grundbesitz aufzutreten, indem er sich gegen übertriebene Zerstückelung aussprach. Würden denn das Umherziehen und das Fahren sie nicht zugrunde richten bei den taschentuchgroßen Stückchen Land? War das denn eine Ackerwirtschaft, diese Gärtchen, in denen man weder den Fruchtwechsel verbessern noch die Maschinen einsetzen konnte? Nein, das einzig Vernünftige sei, sich zu verständigen, ein Feld nicht wie einen Blechkuchen zu zerschneiden, was ein wahrer Mord sei! Wenn der eine sich mit Äckern begnügte, der andere mit Weiden fürlieb nähme, käme man schließlich dahin, die Parzellen einander anzugleichen, und das Los entscheide.

      Geierkopf, der bei seiner Jugend noch gern lachte, faßte das spaßhaft auf.

      „Und wenn ich nur Wiese habe, ich, was werde ich dann essen? Gras also! – Nein, nein, ich will von allem, Heu für die Kuh und das Pferd, Getreide und Wein für mich.“

      Fouan, der zuhörte, pflichtete mit einem Nicken bei. Von alters her hatte man so geteilt; und die Ankäufe, die Heiraten rundeten dann von neuem die Stücke auf.

      Delhomme, der reich war mit seinen fünfundzwanzig Hektar, hatte großzügigere Vorstellungen, aber er zeigte sich verträglich, er war im Namen seiner Frau lediglich gekommen, damit man sie bei den Vermessungen nicht bestahl. Und was Jesus Christus betraf, so hatte er die anderen gehen lassen und setzte, die Hände voller Kieselsteine, einem Schwarm Lerchen nach. Als eine von ihnen, vom Wind behindert, zwei Sekunden mit bebenden Flügeln reglos in der Luft verharrte, holte er sie mit der Geschicklichkeit eines Wilden herunter. Drei fielen zu Boden, er steckte sie noch blutend in seine Tasche.

      „Los, genug geredet, schneid uns das in drei Teile!“ sagte Geierkopf lustig und duzte den Landvermesser dabei. „Und nicht in sechs Teile, denn du machst mir heute früh den Eindruck, als ob du Chartres und Orleans gleichzeitig siehst.“

      Ärgerlich richtete sich Grosbois sehr würdig auf.

      „Mein Kleiner, versuch mal, ebenso besoffen zu sein wie ich und ein Auge aufzumachen ... Wer ist der Schlauberger, der meinen Platz am Visierinstrument einnehmen will?“

      Niemand wagte die Herausforderung anzunehmen, er triumphierte, er rief barsch den Bengel, den Jesus Christus’ Kieselsteinjagd vor Bewunderung sprachlos machte; und das Visierinstrument war bereits auf seinem Fuß aufgesetzt, man steckte die Absteckpfähle ein, als

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