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. . Mit dem höhern Wuppdich jraulen Sie bloss den kleinen Mann aus ’m Kientopp! Darüber sind sich die Jelehrten einig . .“

      „Gut!“ Götz Billing stützte das blonde Löwenhaupt in die Fäuste. „Ich bin der deutsche Michel! Ich bin ein grosses Kind! Die Litanei hab’ ich nun schon bis zur Erschlaffung gehört! Die Leute haben total recht: Ich bin ein Esel. . . .“

      „I Gott bewahre, Herr Doktor! Wenn einer als Regisseur seinen Mann steht, dann sind Sie’s! Sie wollen bloss nich . . . det is es!“

      „. . . ein Esel, der, statt sich dem Meistbietenden auf Tage, Wochen und Monate zu vermieten, den Vogel hat, der Kunst zu dienen — der wirklichen Kunst . . . und mit so einem Sauhieb, wie eben, dankt einem das Ideal . .! Alles, was ich hab’, perdutto! Mehr! Es laufen auch noch so verfluchte Wechsel von mir, Krause.“

      „Na — denen wünsch’ ich vergnügte Beene!“

      „Hol’ der Teufel den Idealismus!“ Der blonde Recke sprang dröhnend auf die Beine. „Ich hab’ es dick, mich ewig vom Schicksal hohnepiepeln zu lassen! Ich mach’ jetzt jeden Unfug mit, der sich mir bietet! Ich inszeniere, was mir vor die Finger kommt! ,Karlchen geht heiraten’ und ,Das Auto in der Dachrinne’ und ,Die Bluthunde von Wildwest’! Je gehirnerweichter, desto besser! Mir höllisch Wurst!“ Götz Billing schüttelte grimmig die mächtigen Fäuste zum durchsichtigen Atelierdach empor. „Himmel — lass dich erweichen! Schick mir zehn Pfund Bockmist, dass ich ihn verfilme!“

      „Können Sie geniessen!“ sprach eine weinerliche Stimme von der Türe. Der Hausherr schaute flüchtig auf den dürftigen kleinen Mann.

      „Gott, Turkowitz . . .“, sagte er. Weiter nichts. Der Gast setzte sich unaufgefordert, den Hut im Genick, den nassen Regenschirm zwischen den Knien. Unter der Filzkrempe klebten ihm schwarzgeölte. Haarsträhne in das gelbliche Gesicht unbestimmten Alters. Über dem schwarzgefärbten Schnurrbärtchen liefen zwei gerissene, kohlschwarze Augen rastlos hin und her wie die Wiesel im Käfig. Turkowitz stiess beim Sprechen etwas mit der Zunge an. Er hob die Schultern.

      „Nu — was is? Sie haben Pech gehabt! Machen Sie sich nix daraus! Immer wenn ich Sie treff’, haben Sie gerad’ Pech! Vor vier Jahren, wie ich Sie kennengelernt hab’, waren Sie eben von Ihrer Frau geschieden . . .“

      „Was geht denn das Sie an?“ Götz Billing schritt wuchtig im Atelier auf und nieder. „Jeder kommt mir heute und redet mir von meiner früheren Frau . .“

      „Ich hab’ sie nicht gekannt!“ sagte Ted Turkowitz. „Und wenn ich sie gekannt hätte — hätť ich ihr geraten: Lassen Sie sich nix scheiden! . . Denn Sie werden noch ’n gewaltiger Mann, Herr Doktor! An Ihnen werden wir noch ’was erleben! Das sag’ ich Ihnen als Freund! Meine Freunde haben alle ’ne Zukunft!“

      „Wer sind denn Ihre Freunde?“

      „Nu — die, die ’ne Zukunft haben! Sie sind ein Schlemihl, Doktor! Sie machen nix aus sich — mit all Ihrem Talent! Gut — mach’ ich Sie! . . Sehen Sie: Da hätt’ ich was für Sie! . . .“

      Der kleine Mann sah sich scheu um. „Is Ihr Faktotum aus ’m Zimmer? Ja! . . Hören Sie: Ich dreh’ ’n Film, Doktor . . . . Auf eigene Rechnung.“

      „Also auch verrückt geworden?“ sagte Götz Billing. „Schön! Geben Sie mir die Hand!

      „Nu trifft sich das so glücklich, dass wir heute den Tod von Schmerold zu begrüssen haben! Denn nu sind Sie frei. Ich will nämlich Sie als Regisseur — und keinen anderen . . Warum drehen Sie denn die Hosentaschen um? . .“

      „Tun Sie’s nur auch! Dann brauchen wir nicht erst zu schmusen! Sie haben nicht und ich ’n bissken weniger!“

      „Werd’ ich Ihnen ’mal was zeigen!“ Der kleine Mann aus Tarnopol schob lauernd die Unterlippe vor. Er legte mit einem freundlichen und pfiffigen Schmunzeln das schwarze Köpfchen auf die Schulter. Er fingerte die Fächer einer dicken Brieftasche auseinander. Unter seinen zehn schwarzen Nagelrändern bauschten sich Stösse von deutschen und ausländischen Banknoten.

      „Bitte — bedienen Sie sich!“ sprach Ted Turkowitz, als böte er als Hausherr eine Auswahl von Zigarren an. — „Wissen Sie, ich steck’ mir immer ’n bisschen Kleingeid ein — aus den grossen ganzen Paketen in meinem Kassenschrank — eh’ ich auf die Strasse geh’ . .“

      ,,Donnerwetter — muss das eine Arbeit gewesen sein . .“ sagte Götz Billing.

      „Arbeit?“

      „Na — die Scheine da alle nachzumachen!“

      „Die Blüten sind echt!“ sprach Turkowitz ohne falsche Empfindlichkeit. „Greifen Sie zu, Doktor . . . Devisen . . Märker . . . was Sie wollen . . zehntausend . . . zwanzigtausend Emmchen . . . bitte . . Kleiner Vorschuss . . . Brauchen Sie natürlich . .“

      „Turkowitz . . . Woher haben Sie das Geld . .?“

      „Das nennt der arme Mann Geld . .“ Ted Turkowitz seufzte nachsichtig. Er hob zwischen den beiden Händen em entfaltetes Papier. Die schwarzen Augen funkelten wie Kohlen über den Rand. „Lesen Sie ’mal . . . Diesen Kontokorrent-Auszug von der Deutschen Bank . . auf meinen Namen . . .“

      Der vor ihm sprang jäh empor und stiess den Stuhl zurück.

      „Turkowitz!“ sagte er langsam . . „Das geht nicht mit rechten Dingen zu! . . Von wem stammt denn dieser polizeiwidrige Mammon?“

      „Nu — von feinen Leuten . . . Was reden wir viel? . . . Was kümmert das Sie? . . Ich mach’ ’n Film . . und Sie sollen ihn drehen!“

      Götz Billing ging unruhig auf und ab. Er schwieg. Er blieb stehen und schaute, die Hände in den Hosentaschen, auf den Sohn Tarnopols hinunter, und der, schlangenschlau lächelnd, zu ihm in die Höhe.

      „Wie ich ’reinkam — da sehnten Sie sich doch gerade nach ’nem rechten, gesunden Kitsch! Ich hab’ da ein Manuskript — so ’was Schlechtes haben Sie schon lange nicht gesehen! . . Zu dem Ding hab’ ich ’n Zutrauen! Das Ding will ich in den Handel bringen! Mit Ihnen als Aufnahmeleiter! . . Da . . Das ist es!“

      Der Regisseur öffnete das blaue Heft. Er wiederholte halblaut, stirnrunzelnd den Schreibmaschinen-Titel: „Die Geheimnisse von Stambul“ oder „Die Gouvernante im Harem.“ ,,Grosses Filmdrama in fünf Akten und einem Vorspiel.“ Er liess das Manuskript sinken.

      „Das scheint allerdings ein ausgewachsener Kohl zu sein!“ sagte er . . „Wer hat denn das verbrochen?“

      „Fragen Sie nix! Der Mann wünscht nicht genannt zu werden.“

      „Das kann ich ihm nachfühlen!“ Götz Billing überflog das Personenverzeichnis: „Der Pascha — Gülnare, eine Odaliske — Pia Kardas, geprüfte Gouvernante — Jenö Pelikan, ein anatolischer Stationsbeamter . . . nette Menagerie! . . . Die arme Mali, eine Wiener Baroness — Fatme, Zuleika, zwei Sklavinnen . .“ Der blonde Hüne sandte einen stummen Blick zum Himmel. Er durchblätterte rasch, mit geübter Hand, die Seiten und überlas im Flug einzelne Stichproben.

      „Machen kann man’s!“ entschied er. „Es ist technisch richtig! Von irgendeinem geübten Filmschreiber verfasst. Aber was wollen Sie denn mit dem Zeug?“

      ,,Gott! Die Leute freut’s!“

      „Welche Leute? Turkowitz . . Wir sind doch beide aus den Windeln ’raus! . . Sie wissen genau so gut wie ich: Das Ding ist sauschlecht!“

      „Deswegen wird es ja gerad’ ’n Geschäft! Aus Ihrem Film mit dem Schmerold selig da unten — was wär’ daraus geworden? Nix wär’ daraus geworden! . . Aber hier riecht’s nach Geld!“

      „Es ist schade um Ihr schönes Geld!“

      „Zerbrechen Sie sich doch nicht mei’ ausgeruhtes Köppchen, Doktor! Ich hab’ nu ’mal Meinung für die Sach’!“

      „Da haben Sie womöglich schon die Darsteller engagiert?“

      „Bleibt

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