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scharf. Soll er ihn bekommen.«

      Als Arno Vogel abends nach Hause kam, prasselte im Kamin ein gemütliches Feuer. Er bückte sich, packte mit der Feuerzange eines der Buchenscheite, das zur Seite gerutscht war, und legte es wieder in die Flammen.

      Er richtete sich auf, und da sah er seine Frau Regine. Sie kam aus der Küche, ein Tablett mit Gläsern in den Händen. Die Flammen des Kamins warfen zuckende Schatten in das Zimmer.

      Zärtlich betrachtete Arno Vogel ihr gebräuntes Gesicht. Sie nickte ihm zu und stellte das Tablett auf einen niedrigen Tisch in der Nähe des Kamins.

      »Da bist du ja«, sagte sie. »Ich hab’ dich gar nicht kommen hören.« Sie legte ihre Hände auf seine Schultern, die weiten Ärmel ihres Hausanzuges aus stahlblauer Seide gaben ihre schlanken Arme frei. Er umfaßte ihre Hüften und wollte sie an sich ziehen.

      Sie entwand sich geschmeidig seinem Griff.

      »Wo ist Isa?« fragte er.

      »Schon zu Bett.«

      »Dann will ich noch schnell einmal zu ihr gehen.«

      »Bitte nicht. Wir haben einen Stadtbummel gemacht, sie ist todmüde.«

      »Na schön.« Arno Vogel ließ sich in einen Sessel sinken, streckte die Beine aus und sagte: »Eine blendende Idee von dir, den Kamin anzuzünden. Ich spüre den Herbst in allen Knochen.«

      Regine stellte eine kleine Platte mit belegten Broten und Sektgläser auf den Tisch. »Einen Augenblick«, sagte sie, »ich komm’ gleich zurück.« Und dann erschien sie mit einer Sektflasche, die sie in eine Serviette gehüllt hatte. »Bitte, mach du die Flasche auf. Das fällt in dein Ressort.«

      Er sah sie fragend an. »Nanu, Sekt an einem Donnerstag? Hast du einen besondern Anlaß?«

      »Überhaupt nicht«, sagte sie rasch. »Warum soll man nicht einmal feiern, ohne einen Anlaß zu haben?«

      Er loste den Draht vom Pfropfen. »Mach mir nichts vor. Du führst etwas im Schilde. Immer, wenn du so unschuldige Augen machst …«

      Sie lachte, aber es war ein Lachen, das ihm nicht gefiel.

      »Du hast ganz recht, mein Frauenkenner«, antwortete sie dann. »Tatsächlich, ich möchte, daß du heute besonders galant bist.«

      Er schenkte den Sekt ein. »Bin ich das nicht immer?« fragte er.

      Sie setzte sich auf einen niedrigen Hocker am Kamin, zog ihre langen, schlanken Beine an sich und rührte nachdenklich mit einem roten Quirl in ihrem Glas. Nach einer langen Pause sagte sie, schräg zu ihm aufblickend: »In der letzten Zeit habe ich mich oft gefragt, warum ich dich überhaupt geheiratet habe.«

      Er setzte sein Glas hart auf den Tisch. »Regine!« sagte er betroffen.

      »Ja, Arno, du bist seit einigen Wochen sehr verändert.«

      »Ich hatte Sorgen …«

      »Ich weiß. Aber auf die Dauer …«

      »Regine, hör mich einmal an. Es wird sich verschiedenes bei uns ändern. Ich habe das Nötige in die Wege geleitet. Warte noch ein paar Tage. Dann wirst du sehen.«

      »Verschiedenes ändern?« fragte sie beunruhigt. »Was heißt das?«

      »Mach dir keine Sorgen. Ich erzähle es dir, sobald es soweit ist. Du wirst sehr einverstanden sein.«

      »Gut.« Sie beugte sich vor, legte ihre Hand auf sein Knie und lächelte ihn an. »Ich brauche deine gute Laune, vielleicht nur für kurze Zeit, aber jetzt gleich. Es ist sehr wichtig für mich.«

      Er streichelte ihre Hand. »Was hast du denn auf dem Herzen?«

      Sie nahm ihr Sektglas, nippte daran und sah ihn über den Kelch hinweg an. »Du kennst doch meine Freundin Elisabeth, die den Schauspieler geheiratet hat. Nun ist das so: der Schauspieler hat einen Freund und dessen Freundin … Aber das ist ja ganz egal. Beim Zoll liegt eine Ladung wunderbarer Perserteppiche, die der Importeur nicht auslösen kann, weil er nicht flüssig ist. Und darum versucht er, sie loszuschlagen. Für ein Spottgeld. Arno, glaub mir, es ist kein Schwindel dabei. Wir kriegen ihn für weniger als die Hälfte vom Ladenpreis. Du weißt doch, wie gern ich für dieses Zimmer einen richtigen, echten Perser hätte. Und sieh dir doch unseren Teppich hier an, wie schäbig der ist, und echt war er nie. Bitte, sag nicht nein, Arno.«

      Arno Vogel wischte sich mit der Hand über die Stirn und zwang sich zu einem Lächeln. »Alles in Ordnung, Liebling.«

      Sie sprang auf. »Kaufen wir den Teppich?«

      Er streckte die Hand aus und zog Regine zu sich heran. »Ja, Liebling, ich verspreche es dir. Nur bitte … nicht morgen. Denn morgen geht es noch nicht. Aber ich verspreche dir, der Teppich wird das erste sein, was du bekommst, sobald unsere Verhältnisse neu geregelt sind.«

      Sie schmiegte sich eng an ihn, rieb ihre Wange an seinem Jackett. »Aber, Arno, dann ist vielleicht die gute Gelegenheit vorbei. Dann kriegen wir ihn vielleicht nicht mehr für die Hälfte. Und was heißt das übrigens: Wenn unsere Verhältnisse neu geregelt sind?«

      »Regine, ich bitte dich, höre mich in Ruhe an. Ich habe meine Stellung in der Klinik gekündigt.«

      »Gekündigt?« fragte sie verständnislos. »Was soll das heißen?«

      »Ich habe in der Klinik gekündigt«, wiederholte er. »Daher habe ich Sorgen, deshalb müssen unsere Verhältnisse neu geordnet werden. Daher mußt du auf deinen Teppich ein paar Monate warten.«

      Ihr Gesicht wurde blaß. »Das ist doch nicht wahr«, sagte sie leise, »du willst mich nur erschrecken.«

      Er antwortete nicht, blickte sie nur an. Sie begriff, daß er die Wahrheit gesagt hatte.

      »Aber warum?« fragte Regine langsam. »Warum denn nur?«

      »Ich konnte es nicht mehr aushalten. Es kam eins zum anderen. Glaube nicht, daß es mir leichtgefallen ist, aber ich hatte keine Wahl mehr.«

      »Und was sollen wir tun?«

      »Ich mache eine Privatpraxis auf. Du wirst sehen, bald verdienen wir mehr als in der Klinik.«

      Sie stand auf. »Könntest du mir nicht etwas genauer sagen, was der Grund für deinen plötzlichen Entschluß ist?« fragte sie. Ihre Stimme klang herausfordernd.

      »Ich habe es dir gesagt. Ich habe die Intrigenwirtschaft satt.«

      Regine nahm sich eine Zigarette und zündete sie an. Dann ging sie langsam im Zimmer hin und her. »Soll das heißen, daß du auch Schwester Marina satt hast? Oder ist es vielleicht so, daß du gehst, weil Schwester Marina gehen muß?«

      »Regine!« rief er.

      »Jawohl. Du bist wohl erstaunt, daß ich so gut informiert bin. Aber ohne Schwester Marina macht dir die Arbeit keinen Spaß mehr. Was wäre das für ein Leben ohne die liebe vorbestrafte Schwester Marina!«

      »Regine, nimm doch Vernunft an!«

      Sie blieb vor ihm stehen. »Was bedeutet demgegenüber die kleine, langweilige Ehefrau? Was kann ich dir denn sein im Vergleich zu so einem Juwel? Auf mich brauchst du doch nicht Rücksicht zu nehmen. Wir sind ja verheiratet. Aber wenn die Schwester Marina ihre Stellung verlassen muß … ja dann müssen wir natürlich unsere Verhältnisse neu ordnen. Ich muß ja froh und glücklich sein, daß Schwester Marina mir erlaubt, weiter deine Ehefrau zu bleiben.«

      Er sprang auf. »Regine, du weißt nicht, was du sprichst!«

      »Oder hast du deiner sauberen Schwester Marina etwa schon die Ehe versprochen? Sie ist dir doch unentbehrlich. Du liebst sie doch. Gib es doch zu, sei doch nicht so feige!«

      Arno Vogel blickte schweigend seine Frau an. Dann schüttelte er den Kopf. »Soll ich dir wirklich auf diesen Haßausbruch etwas antworten?«

      »Nein«, schrie sie unbeherrscht, »das ist nicht mehr nötig.«

      Und dann nahm

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