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verabschiedete sich sofort, als der zur Stelle gemeldet war. Dabei küsste er ihr die Hand. Das war ja Brauch. Sie konnte es nicht hindern. Aber es war ihr unangenehm, dass er ihre Rechte hielt. Sie zog sie rasch wieder zurück und erwiderte nur ein paar knappe, halblaute Worte, als er ihr das übliche „Auf Wiedersehen“ sagte.

      Iwan Michels hatte seinen Gast bis auf den Treppenflur begleitet. Nun kehrte er zurück, rieb sich wohlgelaunt nach seiner Art die Hände und zog dann an der Schnur, um durch die Ventilationsklappe hoch oben an der Wand, die einzige Luftöffnung einer sonst hermetisch verschlossenen, winterlichen Moskauer Wohnung, ein wenig von dem Nachtfroste draussen hereinzulassen. Denn der Wein hatte ihm warm gemacht. Er trocknete sich die Stirne. „Na — Karaschô!“ sagte er vergnügt. „Nun ist also mit dem Wieprecht alles glücklich wieder beim alten! Du bist doch immer die Klügste, Duschinka! Wie gefällt er dir denn?“

      „Da fragst du sonderbar.“ Marja war selbst erstaunt, wie nervös und gereizt sie war. „Ein Mensch wie er ... du kennst ihn doch selbst genau genug ... er gehört doch eigentlich nicht hier herein ... zu uns ...“

      „Ja — wie denn? Du hast mich doch gedrängt und getrieben, zu ihm zu gehen!“

      „Ja — zu ihm, in Geschäften — oder er zu dir aufs Kontor. Aber hier ...“

      „Ja, aber — Duscha maja — soll ich ihm denn antworten: Nein! — wenn er sich selbst für den Abend einladet — in bester Absicht — und ein Mann wie er ... der Direktor der Spiridionowschen Manufakturen ..? das wäre doch ein neuer Bruch gewesen — das gerade Gegenteil von dem, was du erreichen wolltest und auch erreicht hast ... beliebe das doch zu begreifen ...“

      Sie begriff es sehr gut. Und doch sagte sie — ganz gegen ihren Willen — aber sie musste: „Es hätte sich schon ein Vorwand gefunden ... du hättest mich vorher fragen können ... ein bisschen Rücksicht solltest du doch auch auf mich nehmen ...“

      „Winowát ... ich bin der Schuldige ...“ sprach Iwan Michels gottergeben. Aber der Kummer über die unverdiente Kränkung malte sich, zumal unter der Nachwirkung des feurigen Kachetiners, doch auf seinem bärtigen, geröteten Gesicht. „Nun soll ich’s wieder gewesen sein! Ich müh’ und sorg’ mich, wie ich kann — ich tu’, was du willst — und dann bekomme ich Vorwürfe ... das ist nicht recht, Marja — glaube mir ...“

      Sie wusste, wie leicht verletzt er war, und dass er jetzt sogar Grund dazu hatte. Sie war ungerecht gegen ihn. Sie hätte ihm das so gerne gesagt und gelacht wie sonst und alles war gut. Aber sie brachte es nicht fertig — jetzt nicht. Ihre Lippen gehorchten ihr nicht. Sie blieben stumm. Und doch wartete er nur auf ein freundliches Wort von ihr, geduldig wie immer. Als das ausblieb, wandte er sich ab und seufzte und sie konnte ihm nicht helfen. Zum erstenmal seit langer, langer Zeit — sie vermochten beide sich kaum mehr an so etwas zu erinnern — war ein leiser Misston in ihre Ehe gekommen. Das fühlten sie beide und waren traurig. Dann ging er endlich aus dem Zimmer, zu den Kindern hinüber. Nach denen sah er immer vor dem Schlafengehen. Heute blieb er wohl besonders lange vor den Bettchen sitzen und tröstete sich im Anblick der Kleinen — und sie stand da einsam am Fenster und schaute hinaus in die Nacht ...

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