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Fäusten gegen die Scheibe. Herr Brösel blieb stehen, sah sich um und sah nach oben. Dann grinste er und ging weiter.

      ‚Er hat mich gesehen‘, dachte ich, ‚aber er will mich nicht sehen‘. Mir fiel ein, dass Olaf mich gezwungen hatte, seinem Dackel auf den Hintern zu schießen. Das war jetzt die Rache dafür.

      Ich stolperte über den Stapel Bücher. Alles Bücher über Katzen! Hatte die verrückte Mac Bleistein irgendwo eine Katze? Ich ließ mich auf die Matratze mit der karierten Decke plumpsen und starrte hoch zur Zimmerdecke. Über mir liefen Schritte eilig hin und her, dann rumpelte, zischte und knallte es. Ich hörte Caro zornig rufen. „Verflixt, schon wieder misslungen!“

      Egal, in zwei Tagen waren meine Eltern wieder da.

      Eine Minute vor 18 Uhr drehte sich der Schlüssel im Schloss und die Tür sprang auf.

      „Los, runter mit dir in die Küche!“ Caro polterte vor mir die Treppe hinunter.

      Ich schlurfte langsam hinterher. Dabei riskierte ich einen Blick in das Zimmer links neben meinem. Das musste Caros Schlafzimmer sein: karierte Bettwäsche und eine karierte Kommode, karierte Pantoffeln standen auf einem karierten Bettvorleger.

      „Das Badezimmer ist unten links“, rief Caro, „und du könntest dringend eine Dusche brauchen. So wie du riechst, kommst du nicht in meine Küche. Kein Wunder, dass sie dich nicht mitgenommen haben. Sie wollen sicher einen guten Eindruck machen, dort wo sie hingefahren sind!“ Caro verschwand in der Küche.

      Ich stieß die Tür zum Badezimmer auf. Gerade wollte ich sagen, dass meine Eltern mich sehr wohl mitnehmen wollten …, als mir der Satz im Hals stecken blieb.

      Wer von euch hat schon eine karierte Badewanne gesehen? Karierte Handtücher, karierte Seife. Sogar kariertes Klopapier! Das war irre! Ich schraubte die Haarshampoo-Flasche auf, um zu testen, ob das Shampoo auch kariert war. „Wie lange dauert das noch?“ Caro stand in der Tür. Ihre grauen Haare standen wirr vom Kopf ab, ihr weißer Laborkittel war voller Brandlöcher.

      Ich stellte mich unter die Dusche, um zu sehen, ob kariertes Wasser aus der Leitung kam. Aber nein, es war normales Wasser. Schade, DAS hätte ein tolles Foto für Olaf gegeben. Ich zog mich wieder an und ging in die Küche.

      Das karierte Klopapier war schon erstaunlich gewesen, aber auf meinem Abendbrotteller lag eine Scheibe … kariertes Brot! (ja, ja, es muss heißen: karierten Brotes!)

      Misstrauisch betrachtete ich das Glas daneben. Nein, das war nur Cola. Aber der Tisch, die Stühle und natürlich mein Teller: alles kariert. Komisch, die Serviette war einfach nur rot.

      „Ist das Ihr Labor, da oben über meiner Abstellkammer?“, fragte ich.

      „So, du nennst dein Zimmer Abstellkammer“, kicherte Caro, „na du bist ja ein ganz Schlauer! Ja, es ist eine Abstellkammer und DU bist jetzt dort abgestellt!“

      Sie öffnete den Kühlschrank. Schnell zog ich mein Telefon aus der Hosentasche, um die Brotscheibe auf meinem Teller zu fotografieren, als Caros Hand über meine Schulter griff und mir das Telefon wegriss.

      „Geben Sie mir das zurück“, rief ich, „das gehört mir!“

      „Jetzt nicht mehr.“ Das Telefon verschwand in der Tasche ihres Laborkittels.

      „Aber Sie müssen es mir geben! Das ist Diebstahl!“

      „Was du nicht sagst. Und was war das, als du mir meine Kellerfenster zerkratzt und beschädigt hast? Das war Einbruch! Du müsstest dich noch bei mir bedanken, weil ich dich nicht bei der Polizei angezeigt habe!“

      Ich wurde rot. Vor Zorn und ja, auch ein wenig, weil ich mich schämte. Langsam wurde mir das alles zu blöd.

      „Ich will nach Hause. Sofort. Ich warte dort auf meine Eltern. Sie können mich hier nicht einsperren. Das ist Entführung!“

      „Falsch“, Caros spitze Nase schoss wie eine Nadel auf mich zu, „deine Mutter hat dich mir aufgedrängt. Weil sie alleine verreisen wollten, die zwei. Ganz alleine. Ohne dich. Also sei friedlich, dann passiert auch nix!“

      Sie kniff die Augen zusammen und kicherte wieder schrill. „Wieder falsch! Es passiert ja doch was. Ja, du kannst dich freuen. Du wirst ein tolles Abenteuer erleben, mein Lieber. Du liebst doch Abenteuer, oder? Ja, alle Jungs lieben Abenteuer!“

      Abenteuer? Hier bei dieser Verrückten?

      „Außerdem ist es sehr unhöflich, eine alte Dame anzuschreien, mein Lieber. Zur Strafe gibt es heute kein Abendbrot. Los, verschwinde in deine Abstellkammer. Wenn du Glück hast, gibt es morgen früh was!“

      „Ich hab’ aber jetzt Hunger!“

      „Es schadet nicht, wenn du lernst wie sich Hunger anfühlt“, zischte Caro, „sehr abgemagert siehst du ja nicht aus! Wenn ich es mir genau überlege“, sie griff nach dem Glas Cola und kippte es in die Spüle, „DAS hier muss auch nicht sein. Leitungswasser tut es auch!“

      Ich war sprachlos. So hatte noch nicht einmal meine Mutter mit mir geredet. Ja, von den vielen Hamburgern, Pommes, Pizzen und Dönern war ich um den Bauch rundlich geworden. Aber ich musste das alles essen, damit Olaf mich in Ruhe ließ. Der war selbst ziemlich speckig und duldete keinen Salat in seiner Nähe.

      Caro packte mich, schubste mich hoch in meine Abstellkammer und sperrte mich wieder ein. Ich kann euch sagen, für so eine uralte Frau hatte sie unglaublich viel Kraft.

      Ich muss zugeben, dass ich zum ersten Mal in meinem Leben nicht wusste, was ich tun sollte. Schreien, heulen oder toben? Oder alles gleichzeitig? Aber irgendwie wusste ich auch, dass es bei Caro nichts nutzen würde.

      Ich kauerte mich auf die dünne Matratze und merkte, wie hungrig ich war. Jetzt hätte ich sogar von dem gesunden Gemüsezeugs meiner Mutter gegessen. Ich vermisste … einfach alles! Mein Zimmer, mein bequemes Bett, den Fernseher, meinen Computer! Natürlich mein Telefon, sogar den Mond, der zu Hause durch mein Fenster schien. Durch dieses winzige Fenster kam fast kein Licht. Es war stock-dunkle-Nacht-finster. Und ja, ich musste es zugeben: Ich vermisste meine Mutter! Und meinen Vater! Und das schon am ersten Tag! Was war nur los mit mir?

       Kapitel 5

       Klaus Kariert

      Am nächsten Morgen wachte ich erst auf, als meine Zimmertür aufgeschlossen wurde. Heute musste ich unbedingt die Fotos für Olaf machen und dann ab nach Hause – am besten aus dem Fenster im Badezimmer. Aber vorher musste ich die verrückte Caro dazu bringen, mir mein Telefon zurückzugeben. Ich lief die Treppe hinunter in die Küche. Caro stand am Herd. Sie hatte eine rot-gelb-karierte Schürze umgebunden und summte vor sich hin. In einer Pfanne brutzelten Frikadellen, Bohnen, Eier mit Speck. Nichts davon war kariert.

      „Wie wäre es vor dem Frühstück mit einem Besuch im Badezimmer, mein Lieber“, sagte sie schnippisch, „ungewaschen kommst du nicht an meinem Tisch!“

      Ich verschwand im Badezimmer und sah gleich, dass die Fenster vergittert waren. Ich warf mir drei Spritzer Wasser ins Gesicht und lief zurück in die Küche.

      „Das erzähle ich alles meinen Eltern“, gierig starrte ich auf den Speck, „Sie sperren mich ein und lassen mich hungern!“

      Caros Augen glitzerten gefährlich. „Glaub´ mir, mein Lieber, wenn deine Eltern zurückkommen, werden sie ganz andere Sorgen haben.“

      Ich wollte gerade fragen, was für Sorgen das sein sollten, doch der Duft nach gebratenem Speck und Eiern stieg mir in die Nase. So ein Frühstück hatte mir Mama nie vorgesetzt. Ich ließ mich zufrieden auf einen Küchenstuhl plumpsen.

      Caro knallte einen Teller voll braun-schwarz-kariertem Toastbrot auf den Tisch und warf mir einen finsteren Blick zu. „Der gnädige Herr ist wohl zu vornehm, um den Tisch zu decken? Aber der gnädige Herr muss sich selbst einen Teller aus dem Schrank holen. Und Messer und Gabel nicht vergessen. Oder isst man bei euch zu Hause mit den Fingern?“

      Ich

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