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Klaus Kariert. Iris Welling
Читать онлайн.Название Klaus Kariert
Год выпуска 0
isbn 9783864766725
Автор произведения Iris Welling
Издательство Bookwire
Dann die Stimme meines Vaters, ruhig und tröstend.
„Mach dir keine Sorgen, Cordula. Wir wissen ja, wie er ist. Es tut uns sehr leid, Frau Bleistein, wegen der Mühe, die Sie sich gemacht haben. Wir hätten uns ja denken können, dass er wieder etwas ausheckt. Komm, lass uns gehen. Sicher will er uns nur ärgern und hat sich im Keller versteckt.“
‚Stimmt genau‘, dachte ich, ‚hier, in diesem Keller‘. Mit aller Kraft kratzte ich an der Tür, dass die Holzsplitter nur so flogen.
Meine Eltern fragten gleichzeitig „Was ist das für ein Geräusch? Haben Sie jemanden im Keller eingesperrt?“
„Nein, nein, das ist mein altes Fernsehgerät im Wohnzimmer“, sagte Caro, „der Ton ist zu laut eingestellt, wissen Sie, in meinem Alter hört man nicht mehr gut!“
Dann fiel die Haustür ins Schloss. Meine Nackenhaare sträubten sich vor Entsetzen. Meine Eltern waren weg! Gegangen. Nein, nein, ich musste keine Angst haben. Nur ein klein wenig länger warten. Wenn sie sahen, dass mein Zimmer noch immer aufgeräumt war, dass keine leeren Pommes- und Pizza-Schachteln im Wohnzimmer lagen und dass noch alle Colaflaschen im Kühlschrank verschlossen waren – dann würden sie bald zurückkommen. Und die Polizei mitbringen! Die würde alles hier drin untersuchen. Alles! Auch den Keller! Ja, vor allem den Keller, denn immerhin war Caro die letzte Person, die mich gesehen hatte. Aber was würden sie im Keller finden? Keinen Jungen, sondern einen karierten Kater. Alle würden denken, dass es wieder eine der Verrücktheiten der Bleistein ist, aber dann würden sie mir das Klebeband abnehmen und dann … würde ich kläglich miauen wie alle Katzen.
Am nächsten Morgen läutete es wieder an Caros Tür. Ich sprintete los, doch Caro war schneller und wieder saß ich mit verklebter Schnauze im Keller. Sogar durch das Klebeband roch ich wie muffig-feucht es dort unten war. ‚Hier unten kann man nichts stehen lassen, alles fault und fällt auseinander‘, sagte Caro immer, wenn sie aus dem Keller kam.
Oben hörte ich Schritte: in der Küche, im Bad, im Wohnzimmer – die Schritte kamen näher bis zur Kellertür. Eine Männerstimme sagte leise. „Die spinnt doch, die Alte! Hast du die karierte Badewanne gesehen?“ Und eine zweite Männerstimme antwortete. „Ich wäre auch abgehauen, wenn ich der Junge gewesen wäre!“
„Ach was, der Bengel will sich rächen, weil seine Eltern ihn bei der Alten gelassen haben und versteckt sich irgendwo. Dieser Klaus soll ja ein ziemlicher Rüpel sein. Der kommt schon wieder.“
„Ja, aber seine Mutter kann einem leidtun! Weint sich die Augen aus wegen dem Kerl!“
Ich raste die Kellertreppe hoch, warf mich mit allen vier Pfoten gegen die Tür und knurrte und brummte was der Brustkorb hergab. Ein dicker Splitter brach aus dem Holz und ich konnte vier Polizistenbeine in Uniform sehen. Auch Caros Beine kamen jetzt in Sicht.
„Frau Mac Bleistein“, fragte die erste Männerstimme, „was ist das für ein Lärm? Ist da jemand im Keller eingesperrt?“ Ich knurrte so laut ich konnte.
„Klingt wie eine Katze“, murmelte einer der Polizisten, „Ich hasse Katzen!“
„Stimmt genau“, antwortete Caro fröhlich, „das ist mein alter Kater. Ein sehr alter Kater. Ich hab ihn dort eingesperrt, bevor Sie kamen, denn er hat Flöhe. Grässliche Viecher! Menschenblut lieben sie besonders! Eine wahre Delikatesse! Ich habe dem armen Kater das Maul verklebt, damit er sich die Medizin nicht aus dem Fell schleckt.“
Ich linste durch den Spalt. Caro kratzte sich ausgiebig am Hals und dann in den Kniekehlen. Der beiden Polizisten sahen sich an und kratzen sich ebenfalls.
„Sehr blutgierig, diese Katzenflöhe“, Caro ging zur Kellertür, „aber Sie dürfen ruhig ein paar davon mit nach Hause nehmen. Jetzt gehen Sie besser ein paar Schritte zurück, damit ich ihn packen kann. Er hat unglaublich scharfe Krallen. Ach, habe ich schon erwähnt, dass er Männer hasst?“ Ich sah den Kellerschlüssel in Caros Hand. Na endlich.
„Nein, lassen Sie das arme Tier zufrieden! Es hat ja nichts mit einem verschwundenen Jungen zu tun, oder was meinst du?“ Der zweite Polizist schüttelte den Kopf und kratzte sich am Ohr, dann entfernten sich die Schritte eilig. Ich hörte Caro rufen.
„Hoffentlich finden Sie den Jungen bald. Die armen Eltern!“ Dann war alles still.
Ich stand da wie versteinert. Genau wie die Mauern des Kellers – und genauso kalt war mir auch. Heute würde mich niemand mehr befreien.
Kapitel 8
Abschied
Ich kauerte auf der Fensterbank in Caros Küche, als meine Mutter vorbeikam. Ihre Augen waren rot vom Weinen. Mit beiden Vorderpfoten trommelte ich gegen die Scheibe. Sie blieb stehen und sah mich an. Aber sie sah nur einen blau-grün-karierten Kater und schüttelte den Kopf, was wohl heißen sollte: ‚Jetzt ist die verrückte Bleistein vollkommen übergeschnappt‘. Schon wurde ich vom Fenster weggerissen.
„Mach‘ dir keine Hoffnung, Flohpelz“, kicherte Caro hämisch, „sie hat sicher gedacht, jetzt ist die verrückte Bleistein vollkommen übergeschnappt!“
Stimmt ja auch, dachte ich, und verzog mich in den Garten, um an die Rosenbüsche zu pinkeln. Das konnte ich jetzt schon richtig gut.
Für alle, die immer alles genau wissen wollen:
Was jetzt kommt, hatte ich zwar nicht hören können. Meine Eltern haben es mir später erzählt. Um die Geschichte weiter zu verstehen, müsste ihr es jetzt schon wissen.
Roland und Cordula saßen an diesem Abend in der Küche vor ihrem Abendbrot, und wie immer stand ein dritter Teller auf meinem Platz. Beide achteten nicht darauf, was sie aßen. Appetit hatten sie längst keinen mehr, und sie tranken, weil man trinken muss, um nicht zu verdursten, und sie aßen, weil man essen muss, um nicht zu verhungern.
Stumm saßen sie da. Zu Anfang hatten sie noch jeden Abend bis tief in die Nacht überlegt, was sie tun könnten, um mich zu finden, aber jetzt sprachen sie kaum ein Wort miteinander. Doch an diesem Abend legte meine Mutter plötzlich die Gabel weg und stand auf, als wolle sie eine Rede halten.
„Roland, ich habe heute eine karierte Katze gesehen. Sie saß am Küchenfenster der Mac Bleistein. Die Katze hat mir zugewinkt und ihre Augen … das waren Klaus‘ Augen. Genauso hat er mich immer angesehen!“
Mein Vater stand ebenfalls auf, legte den Arm um meine Mutter und führte sie ins Wohnzimmer. Dort saß er neben ihr und weinte mit ihr zusammen, so wie sie es jeden Abend und jeden Morgen taten, seitdem ich verschwunden war. Doch an diesem Abend beschloss mein Vater, dass er gleich am nächsten Morgen diesen neuen Chef anrufen würde, um ihm zu sagen, dass er bei ihm arbeiten wollte. Und Cordula würde er für eine Woche zu ihren Eltern bringen … weg von hier.
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