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wenn wir es auf dem Manderl können, dann versuchen wir es am Schimmel und ...“

      Ja, das fand ich gut. Wir stellten unser Zeug im Vorgarten ab und trabten durchs Dorf, dem Hof zu, in dem Irene wohnte. Sie war zu Hause, welches Glück! Wir erzählten ihr sofort vom Zirkus und vom Zirkusschimmel und was wir vorhätten.

      Sie lachte.

      Irene ist schon erwachsen, aber furchtbar nett. So ähnlich wie Rupert, der kann auch noch soviel Quatsch machen. Ich kann Erwachsene gut leiden, die so sind.

      Irene ging in den Schuppen und holte das Halfter für den Manderl. Auch einen Gurt trug sie in der Hand, als sie wieder herauskam. Penny rannte voran an den Koppelzaun. Der Manderl stand unter einem Apfelbaum und sah uns entgegen. Er graste nicht, denn viel war nicht mehr auf der Weide – hier und da ein Hälmchen, es war ja Herbst.

      „So komm her, alter Schlawiner“, sagte Irene, „hier wollen zwei was lernen. Wenn jemand was lernen will, soll man ihn nicht daran hindern. Paßt auf!“

      Sie hatte ihm das Kopfstück angelegt, Gebiß ins Maul, Zügel über den Hals, und schnallte ihm nun den Gurt um, der oben zwei Griffe hatte. Wir sahen gespannt zu.

      „Los! Terrab!“ kommandierte sie, und er setzte sich gehorsam in Trab. Irene lief neben ihm her, sagte: „Galopp!“ und wupp war sie oben.

      „Wunderbar!“ rief Penny und stieß die Luft aus. „Das möchte ich auch können! Aber Irene hat halt längere Beine als wir und Laila auch ...“

      „Denkste! Daran liegt es nicht“, erklärte Irene, die mit dem Manderl angetrabt gekommen war und absprang, „sondern ...“

      Und jetzt bekamen wir richtigen Unterricht.

      „Ich lass’ den Manderl im Galopp im Kreis laufen,“ sagte sie „und ihr rennt mit, faßt die Griffe und springt auf, genau wie ich.“

      Penny und ich sahen einander an. Im Galopp?

      „Könnten wir es nicht erst mal im Stehen versuchen oder im Schritt?“ fragte ich schüchtern. Auch Penny war, so mutig wie sie sonst ist, erst mal für Schritt oder Trab. Irene lachte.

      „Versucht es doch!“ sagte sie und stellte sich vor den Manderl, ihn rechts und links am Backenstück haltend. Los, hopp!

      Erst versuchte ich es so, wie Laila es gemacht hatte. Rechter Fuß hoch, linker stößt ab – nicht die Hälfte kam ich hinauf. Penny ebenso. Sie ist ja etwas kleiner als ich. Irene lachte und lachte.

      „Übrigens, so wie ihr denken die meisten“, gestand sie uns schließlich. „Und so richtig erklären, warum es im Galopp leichter ist als im Trab, kann ich auch nicht. Irgendwie zieht einen das Pferd eben nicht nur vorwärts, sondern auch hinauf. Nun paßt auf, jetzt üben wir. Ich lass’ den Manderl rundum im Kreis laufen, und ihr lauft mit. Erst mal Musch, du bist die Größere. Kommt mal beide mit in den Kreis, ich ruf’ dann: ‚Los, hopp!“‘

      Wir gehorchten. Sie ließ den Manderl laufen, erst im Trab, dann sagte sie: „Ga-lopp!“, und ruhig wie ein Schaukelpferd begann er zu galoppieren. Man denkt immer, Galopp müßte ganz schnell gehen, aber das stimmt nicht. Der Manderl schaukelte so gleichmäßig rundum, gar nicht schnell, und als Irene rief: „Los, hopp, Musch!“, rannte ich ihm nach. Das war schon der erste Fehler.

      „Halt, Musch. Nicht hinterherrennen! Damit machst du dich schon vorher kaputt. Du mußt an der Longe entlanglaufen.“ Sie deutete auf die Leine, die sie in der Hand hielt. „Damit du vorn am Pferdekopf ankommst. Noch mal hierher. Also ...“

      Ich ging zu ihr in den Kreis, sie ließ den Manderl wieder galoppieren, und zu mir sagte sie noch schnell: „Du mußt eine Weile neben ihm her im gleichen Takt laufen, richtig mitgaloppieren ...“

      Ich rannte. Langte beim Manderl an, versuchte, meine Beine in den gleichen Takt zu bekommen, Ga-lopp – Ga-lopp – und faßte dann, wie ich es bei Irene beobachtet hatte, den Griff oben am Gurt. „Und – hopp!“ hörte ich Irene rufen, und da sprang ich. Wirklich, es riß mich hoch, zu meinem grenzenlosen Erstaunen saß ich plötzlich tatsächlich auf dem Pferd.

      Der Manderl galoppierte weiter, auf, ab, wie ein Schaukelstuhl, also wunderbar.

      „Bravo!“ rief Irene und lachte, und Penny hopste und tanzte und schrie: „Jetzt ich! Jetzt ich!“

      „Erst muß Musch runter. Achtung, Musch, schlag das rechte Bein vorn über den Pferdehals nach links, so hoch, daß du nicht hängenbleibst, so hoch du kannst, und gestreckt – damit kommst du in den Damensattel ...“

      Ich gehorchte platzend vor Eifer, und bums, saß ich auf der Wiese, innerhalb des Kreises, den der Manderl beschrieb. Ich muß ein entsetzlich dummes Gesicht gemacht haben, denn die beiden anderen bogen sich vor Lachen.

      „So hoch brauchtest du das Bein ja nun auch nicht zu schmeißen“, sagte Irene und wischte sich die Lachtränen aus den Augen, „nur nicht hängenbleiben am Hals. Viele Leute steigen auch nach dem Reiten so ab, zum Beispiel ich. Man soll es aber eigentlich nicht. Denn irgendwann trägt man doch vielleicht Sporen – bei manchen Pferden ist das nötig und in keinster Weise Tierquälerei, wie viele denken –, und das Pferd hebt gerade den Kopf, und man bleibt hängen. Besten Dank, das kann häßlich enden, das Pferd kann auch scheuen, weil man ihm weh tat, und durchgehen. Aber beim Voltigieren springt man so ab, und beim Voltigieren tut man sich auch überhaupt nicht weh, wenn man runterfällt. Das ist ebenso merkwürdig und nicht zu erklären. Nicht wahr, Musch, du hast dir überhaupt nicht weh getan?“

      „Überhaupt nicht“, sagte ich, und nun war Penny dran. Sie rannte an der Longe lang auf den Manderl zu, angelte nach den Griffen, stieß sich ab, fiel wieder zurück, hing an einer Hand, wollte wieder in den gleichen Galopp kommen ...

      „Kopf runter, Hinterteil hoch!“ rief Irene. Penny mühte und mühte sich, sie war schon ganz außer Atem und japste, und ihre schwarzen Haare flogen. Immer wieder – immer im Kreis.

      „Und hopp! Hoch jetzt!“ feuerte Irene an. Penny versuchte es, schaffte es aber nicht.

      „Haaaalt!“ kommandierte Irene, und der Manderl fiel in Schritt.

      „Jetzt komm erst mal wieder zum Schnaufen“, sagte sie zu Penny, „es ist im Grunde nur ein Trick. Bei Musch war es Zufall, daß es gleich klappte, beim zweitenmal würde es sicher auch danebengehen. Nun paßt mal gut auf, ich werde es euch vormachen. Musch, du nimmst die Longe und läßt den Manderl laufen, und ich mach’ es euch vor.“

      Sie gab mir die Leine in die Hand, die beim Manderl am Kopfstück endete. „So, ganz ruhig halten und mit dem Pferd sprechen. Es kennt die Kommandos genau. Erst: ‚Marsch‘, dann geht er im Schritt los. Und dann: ‚Im Arbeitstempo – terrab‘ – dann trabt er, und schließlich: „‚Ga-lopp marsch!‘“

      Ich versuchte, es genau in ihrem Tonfall zu sagen. Der Manderl gehorchte, er ist ja die Gutmütigkeit selber. Und als er dann galoppierte, lief Irene an der Longe entlang zu ihm hin, mit ihm mit, rief uns zu: „Guckt, so! Hintern hoch und Kopf runter!“, und oben war sie. Sie machte dann noch ein paar Übungen auf dem Pferderücken, ritt im Damensattel, indem sie das rechte Bein überschlug und eine Runde so sitzen blieb, hob dann das linke Bein rückwärts über die Kruppe und saß verkehrt herum, holte das zweite Bein nach, so daß sie wieder im Damensattel saß – nur daß ihre Beine jetzt außen im Kreis hingen – und schwang zuletzt das linke Bein wieder nach links. Dann ließ sie sich im Galopp immer weiter nach hinten rutschen und glitt zuletzt über Manderls Schweif auf die Erde, ohne hinzufallen. Wir fanden es großartig.

      „So, nun kann er eine Weile ausruhen“, bestimmte Irene, machte dem Manderl das Kopfstück ab und ließ ihn laufen, und wir drei warfen uns auf die Erde in die milde Herbstsonne unter einen Apfelbaum und verschnauften auch. Penny hatte zwar keine Ruhe, sie war nicht hinaufgekommen und bettelte und bat, daß sie es nachher noch mal versuchen dürfte. Irene versprach es ihr. Gleich darauf fiel ein Schatten auf uns, und als wir aufblickten, stand Rupert da.

      „Na, hier seid ihr Bande! Ich suche euch wie eine Stecknadel“, sagte er und setzte sich

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