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aber ...“

      „Wir probieren es. Wir probieren es gleich morgen“, flüsterte Penny.

      Dann kamen wieder Pferde. Das ist ja immer das schönste. Die Ponys sausten ohne Reiter herein, jedes hatte einen Federbusch auf dem Kopf, und sie rasten rundum, es war entzückend. Als sie die erste Runde beendet hatten, kam aus der Stallgasse – das ist der Eingang in die Manege – das kleinste hinterher, das anscheinend vergessen worden war. Es raste hinter den anderen her, eifrig galoppierend, und alle Leute lachten. Dann baute einer der Jungen, der als Jockey verkleidet war, ein Hindernis auf. Er legte eine Stange mit dem einen Ende auf den Manegenrand, als die Ponys wieder mal vorbei waren, und ging dann in die Mitte, hielt dort die Stange am anderen Ende. Hopp, war das erste drüber, und hopp, hopp, hopp die anderen, nur das kleinste bog, als es die Stange sah, blitzschnell nach links und rannte um den Jungen herum, ohne zu springen, schloß sich seinen Kameraden wieder an. Alle Zuschauer klatschten vor Vergnügen.

      „Das ist natürlich Absicht, es wurde so dressiert“, sagte ein Mann vor uns und machte ein ärgerliches Gesicht. So ein Blödsinn! Es war doch drollig und reizend, warum ärgerte er sich? Wir jedenfalls fanden es goldig, wie sich das Kleinste immer um die Aufgaben drückte, die die Größeren ausführten.

      Und dann geschah etwas besonders Komisches. Die Ponys liefen wieder in langsamem Trab, das Hindernis war weggenommen, und da kam aus der Stallgasse jemand dazu, kein Pony, aber auch ein Reittier: ein Esel, der Zwergesel, den wir schon gesehen hatten. Er schloß sich den Ponys in anmutigem Trab an, und auf dem Esel saß – das war der Clou – ein kleiner Junge, der allerhöchstens zwei Jahre alt war, wahrscheinlich erst anderthalb. Ganz sicher und höchst vergnügt saß er da und hatte einen Schnuller im Mund, so klein war er noch. Das gab ein Gelächter!

      Der Zirkusdirektor in seinem Frack war inzwischen wieder erschienen. Er stand in der Mitte und sah sich alles an, und dann machte er ein Zeichen, worauf die Ponys hinausliefen. Der Esel aber blieb drin, fiel in Schritt und kam, als der Direktor pfiff, wohlerzogen auf ihn zugetrippelt. Der Direktor begrüßte, streichelte und lobte ihn und gab ihm ein Stück Zucker.

      „So, nun steig ab, kleiner Reitersmann“, sagte er, und der winzige Junge warf beide Beinchen nach hinten in die Höhe, landete stehend in den Sägespänen und verbeugte sich mit Grazie, den Schnuller noch immer im Mund. Das Publikum raste.

      Als sich der Sturm der Begeisterung ein wenig gelegt hatte, hob der Direktor die Hand und bat um Ruhe.

      „Meine hochverehrten Herrschaften, nun glauben Sie sicherlich, es sei eine Kleinigkeit, auf diesem Eselchen zu reiten. Und wenn ich das Gegenteil behaupte, dann denken Sie, ich schwindle. Deshalb – bitte! Wer es versuchen möchte, unser Eselchen zu besteigen und eine Stunde zu reiten, bekommt von mir fünf Mark in bar. Wer hat Lust?“

      Na, wir hätten es uns denken können: Rupert griff zwar nach rechts und links, um uns festzuhalten, aber er griff bereits in die leere Luft, wir waren schneller. Penny hatte den besseren Start, aber auch mich erwischte er nicht mehr. Penny war wie ein Blitz davongeschossen, über die Bänke der vor ihr Sitzenden gesprungen und stand schon im Mittelpunkt der Manege.

      „Darf ich?“ japste sie.

      Rupert erzählte uns später, er hätte dagesessen, beide Daumen in die Faust eingeschlagen, und immer nur vor sich hin gejammert: „Alle guten Geister, alle guten Geister!“ Aber seine Beschwörung nützte nichts. Penny flog in der Manege bereits in die Luft und landete in den Sägespänen, während das Eselchen schon wieder brav und geduldig und harmlos dastand. Man sah ihm nicht an, daß es eine Sekunde vorher einen wilden Sprung gemacht hatte, um seine Reiterin loszuwerden, was ihm ja auch sofort gelungen war. Penny raffte sich auf, strich die Zotteln aus dem Gesicht und pirschte sich wieder heran.

      „Willst du noch mal?“ fragte der Direktor honigsüß.

      „Klar! Achtung –“

      Ja, alle Achtung! Wieder flog Penny in die Luft, landete diesmal aber geschickt auf den Füßen.

      „Noch mal!“ keuchte sie, aber inzwischen hatten sich bereits ein paar Jungen aus Hohenstaufen herangedrängt, auch vor mich. Ich hatte, zugegeben, den Mut etwas verloren und war nicht mehr unbedingt gewillt, auch in die Höhe zu fliegen.

      „Die dumme Kuh kann eben nicht reiten“, sagte ein vielleicht Fünfzehnjähriger, der eigentlich schon zu groß für den Esel war. Er hoffte wohl, ihn durch sein Gewicht bändigen zu können. So hob er ein Bein über den Eselrücken, da aber rannte das Eselchen los, mit dem Jungen auf dem Rücken, der darauf nicht vorbereitet war. Es rannte bis zum Manegenrand und warf ihn mit Schwung über die Brüstung, indem er die Hinterbeine hochfeuerte und die Vorderhufe in die Sägespäne stemmte. Es dauerte ein kleines Weilchen, bis sich der Junge wieder zusammengesucht hatte und hinkend durch die Bänke der Zuschauer hindurch an seinen Platz zurückschlich.

      Nun drängten die anderen nicht mehr so, aber zwei oder drei versuchten es dennoch, alle ohne Erfolg. Als sich niemand mehr meldete, machte der Zirkusdirektor eine Handbewegung, der Esel ließ sich, wie vorhin der Schimmel, auf ein Knie nieder, und der kleine Schnullerreiter stieg wieder auf. Fröhlich, mit beiden Händchen winkend, ritt er noch eine Runde im Trab und eine im Galopp innen am Manegenrand entlang und verschwand dann im Stalleingang. Das gab einen Beifall!

      Dann kam die große Pause. Die hatten die Zirkusleute nötig, wir aber auch. Wir drängelten hinaus, und Rupert kaufte uns beiden eine Cola.

      „Der zweite Teil ist doch bestimmt noch ebenso lang wie der erste!“ bettelte Penny, als ob Rupert dafür zuständig wäre. Er lachte und meinte, das würde schon so sein, und vielleicht gingen wir morgen wieder, denn es wäre wirklich ein toller Zirkus. Das tröstete mich, denn ich hatte schon wieder die schreckliche Panik, daß es bald vorbei und dann nur noch Erinnerung sein würde. Morgen vielleicht wieder – ach, Rupert war doch der Allerliebste!

      „Und da machen wir vorher tüchtig Reklame im Dorf, damit alle kommen, die heute nicht da waren“, sagte er. „Am besten stecken wir uns hinter Laila. Sie muß mit dem Schimmel durchs Dorf reiten und alle Ponys hinterher und dann der Esel ...“

      „Und ich führ’ den Bären!“ rief Penny, und da mußten wir alle lachen.

      „Nein, den Bären lassen wir als Überraschung hier, oder er radelt voran.“ Gerade setzte die Musik wieder ein, und wir rannten schleunigst auf unsere Plätze.

      Es kamen noch Bodengymnastik, Trampolinspringen und noch mal die Ponys. Diesmal mußten sie auf zwei Beinen laufen, was ja bei Pferden immer toll aussieht.

      Und dann kam Marfa, der Schlangenmensch. Marfa trug nur einen ganz knappen, glitzernden Badeanzug und fing an, sich zu verrenken, auf den Händen zu stehen und dabei die Beine über die Schultern zu rollen. Es war eigentlich ganz unmöglich, daß ein menschlicher Körper derartige Verschlingungen fertigbrachte. Und Marfa machte dabei ein so freundliches und höfliches Gesicht, daß man sich gar nicht vorstellen konnte, wie giftig sie gewesen war, als wir den Ponys Mohrrüben brachten. Sie bekam viel Beifall, und dann trat die ganze Familie zusammen auf. Sie warfen einander die Kleinsten zu, fingen sie auf, ließen sie auf der Handfläche stehen und sich verbeugen, rollten und kugelten, und zuletzt kam die ganz große Pyramide.

      Der Zirkusdirektor stand in der Mitte, seine Frau schwang sich auf seine Schulter, darauf kamen zwei kleine Mädchen, und die beiden großen Söhne, Laila und Marfa machten auf allen vier Seiten Handstand, wobei sie die Füße gestreckt an den Vater lehnten. Während die Familie so dastand, kam der Kleinste gelaufen, wieder mit dem Schnuller im Mund, und fing an, am Vater emporzukraxeln, immer höher, bis zur Mutter, auf deren Kopf er endlich stand.

      Dies sei nur in diesem Zirkus zu sehen, sagte der Direktor, als die anderen abgesprungen waren und sich verneigten, insofern sei er, wenn auch klein, der sensationellste Zirkus der Welt. Wir klatschten wie besessen. Zum Schluß lief ein Hund rundum bei den Zuschauern auf zwei Beinen; er hatte einen Hut im Maul, und jeder warf eine Münze hinein.

      Wie betrunken und taumelig vor Müdigkeit, machten wir uns schließlich auf den Heimweg, rechts und links bei Rupert eingehakt, über die Höhe zum Dorf hin. Wir brauchten uns nicht zu beeilen, Tante Trullala und Onkel Albrecht

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