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sagte Rupert und stopfte ein Riesenstück Hefezopf mit Butter und Marmelade beklebt in den Mund. „Ihr müßt tüchtig essen, ein zweites Frühstück gibt es nicht. Höchstens eine Zigarette für den Chef.“

      „Bist du etwa der Chef?“ fragte Penny frech.

      „Wer denn sonst? Natürlich. Tante hat mir den Kartoffelbuddelorden verliehen.“

      Das Feld liegt ein Stück vom Haus entfernt, ich wußte, wo. Man geht den Weg, der vom Ort kommt, weiter, nicht zum Freibad hinunter, sondern auf halber Höhe entlang. Und dann ist es gleich links, nicht sehr groß – wenn wir fleißig waren, konnten wir es an einem Vormittag schaffen. Rupert schob die Karre, auf der die Säcke, der Gribbel und die Hacke lagen, und wir hatten jede einen Henkelkorb am Arm.

      „Wir machen Kartoffelfeuer!“ sagte Penny, kaum daß wir losgegangen waren. „Das gehört dazu. Hast du Streichhölzer mit, Rupert?“

      „Selbstverständlich!“

      Es war noch kalt, der Atem rauchte uns vor den Mündern. Hohenstaufen liegt ja hoch.

      „Guckt mal, die Spinnweben in den Ecken von den Koppelzäunen, wie die blitzen“, sagte Rupert, und Penny fragte: „Wieso gibt es die nur im September? Immer nur im September!“

      Ja, das konnte Rupert uns auch nicht erklären.

      Dann ging die Arbeit los. Rupert hob mit dem Gribbel – das ist ein Zwischending zwischen Spaten und Gabel – jede Kartoffelstaude an, schüttelte sie aus, und wir sammelten die heruntergefallenen Kartoffeln in unsere Körbe. Wenn der Korb voll war, schütteten wir ihn aus in die Säcke, die am Rand des Feldes lagen. Natürlich sammelten wir um die Wette, jede wollte mehr haben als die andere. Es waren schöne, helle, gleichmäßige Kartoffeln, man bekam richtig Appetit darauf.

      Als der Tau von der Sonne aufgeleckt und es schon etwas warm war, machten wir das Feuer an. Dürres Kartoffelkraut, darunter Papier, das angezündet wurde, und nun mußte eine von uns immer wieder neues Kraut auflegen, damit es nicht ausging und eine Glut entstand. Wir wechselten uns ab.

      Unsere Anoraks hatten wir längst ausgezogen und an den Rand des Feldes geworfen, so konnte man sich besser bewegen. Und die Säcke fingen an zu wachsen, sie richteten sich auf, je öfter man einen Korb hineingeleert hatte. Wir wetteten miteinander, ob wir sie alle voll bekämen. Gegen zehn sagte Rupert: „Wir wollen eine kleine Pause machen“, und setzte sich an den Rand der angrenzenden Wiese, um eine Zigarette zu rauchen. Wir rannten natürlich zum Feuer und guckten nach, ob die Kartoffeln schon gar wären.

      Ja, sie waren fertig. Kohlschwarz sahen sie aus, aber man konnte sie auseinanderbrechen, und da kam das helle Fleisch zutage. Nur das Salz hatten wir vergessen, das war schade.

      „Einer von uns muß es holen, sonst schmecken die Kartoffeln nur halb so gut“, sagte Rupert, und wir zählten ab, „Ich und du, Müllers Kuh, Müllers Esel, der bist du!“ Es traf mich. So eine Gemeinheit!

      „Ich bin aber gleich wieder da, und da machen wir noch weiter Pause, verstanden? Und daß ihr mir nichts wegfreßt!“ sagte ich. Und dann rannte ich, so schnell ich konnte, den Weg entlang.

      Aber schon auf halber Strecke sah ich jemanden mir entgegenkommen – Tante Trullala. Sie trug eine Thermosflasche mit Kaffee und einen Stapel Pflaumenkuchen, und als ich sie erkannte, lachte sie und sagte: „Ihr habt natürlich wieder das Salz vergessen, stimmt’s?“

      Da mußte ich lachen. Wir hatten es nämlich schon zurechtgestellt gehabt, und das hatte sie gesehen. Ich nahm ihr die Hälfte ihrer Last ab, und miteinander wanderten wir dem Felde zu. Dort setzte sie sich zu uns, und wir schmausten. Dabei erzählte sie.

      Tante Trullala weiß immer etwas Neues: Wo in Hohenstaufen ein Kind geboren ist oder Zwillingskälber oder wo jemand krank ist oder Besuch hat oder verreist. Diesmal wußte sie etwas ganz Tolles.

      „Stellt euch vor, ein Zirkus kommt! Ein kleiner Wanderzirkus, der aus einer einzigen Familie besteht. Da ist der Vater ...“

      „... der Elefant“, fiel Rupert im gleichen Tonfall ein. Er muß immer solche Späße machen.

      „Quatsch, einen Elefanten haben sie natürlich nicht. Aber Pferde – oder doch wenigstens Ponys. Und eine Tochter ist ein Schlangenmensch, und eine tanzt auf dem Seil, und ein Bruder ist der Clown, und sogar die Kleinsten, die noch nicht in die Schule gehen, treten mit auf.“

      Wir fragten und fragten, während wir erst Kartoffeln mit Salz aßen, bis die alle waren, und dann Pflaumenkuchen, der noch warm war, direkt aus dem Rohr. Wir betropften uns mit Saft und leckten ihn weg, und der Kaffee aus der Thermosflasche schmeckte süß und gut.

      Als Tante Trullala dann ging, machten wir uns erneut an die Arbeit. Dabei sprachen wir natürlich vom Zirkus.

      „Das muß doch herrlich sein, so herumzuziehen, überall für ein paar Tage das Zelt aufzustellen und dann wieder weiterzuwandern“, sagte Rupert.

      „Und nie in die Schule zu müssen“, sagte ich.

      „Die Zirkuskinder müssen aber auch in die Schule“, sagte Rupert. „Dort, wo sie ein paar Tage lang sind, gehen sie in die Klassen, in die sie altersmäßig gerade hineinpassen. Vielleicht kommen welche zu Penny. Da kannst du sie kennenlernen.“

      Pennys Ferien hatten nämlich schon eher angefangen als meine, und sie würde die letzte Woche, die ich hier war, wieder zur Schule gehen müssen. Wenn sie da also die Zirkuskinder kennenlernte, war das doch ein Trost, fand ich.

      „Du mußt sie dann aber auch mal mitbringen, damit ich sie auch kennenlerne“, sagte ich, und Penny versprach es. Gleich darauf schrie sie laut.

      „Was ist denn?“ fragte Rupert, warf den Gribbel weg und sprang mit ein paar langen Sätzen zu ihr.

      „Eine Schlange, eine Schlange! Huh, ob das eine giftige ist?“

      Ich rannte auch hin. Nein, das war bestimmt keine Kreuzotter. Silberweiß und glatt, ohne einen Zickzackstreifen auf dem Rücken – wahrscheinlich eine Ringelnatter. Rupert nahm sie in die Hand. Sie wand und drehte sich. Wir gruselten uns und quiekten, wenn er uns damit nahe kam.

      „Sie tut euch doch nichts! Sie ist harmlos und bestimmt nicht giftig“, sagte er und hielt sie dann so, daß sie nicht wegkonnte, aber daß es ihr auch nicht weh tat, behutsam, aber fest. „Seht doch, wie schön silbern sie glänzt! Wollt ihr sie nicht mal anfassen?“

      Wir tupften mit Überwindung dran. Kühl und glatt, merkwürdig fremd. Andere Tiere sind einem gleich viel vertrauter.

      „Wahrscheinlich, weil sie Fell haben“, sagte Rupert und ließ die Schlange wieder ins Gras hinunter. Sie ringelte sich und schlängelte sich um die Halme und Grasbuckel und war im Nu verschwunden. Rupert lachte vor sich hin.

      „An was dachtest du gerade?“ fragte Penny verschmitzt. „Du hast ein Gesicht gemacht ...“

      „An eine schöne Schlangengeschichte, jawohl“, sagte er und lachte nun richtig. „Wenn ihr fleißig seid und nicht aufhört zu sammeln, erzähl’ ich sie euch.“

      Wir versprachen das Beste. Das Feld war jetzt soweit abgeerntet, aber wir mußten es noch einmal Schritt für Schritt abgehen. Rupert hatte die Hacke, mit der er von rechts und links noch mal jede Stelle durchhackte, wo eine Staude gestanden hatte, und wir lasen die Kartoffeln auf, die noch zum Vorschein kamen. Das war nicht so mühsam wie das eigentliche Sammeln, wo die Kartoffeln nur so purzelten, aber das Feld mußte ja sauber abgeerntet sein.

      Dabei konnte Rupert jedoch schön erzählen.

      „Wir waren auf einer Hütte“, sagte er, „im Sommer, nicht zum Schilaufen. Eine ganz lustige Bande, Männlein und Weiblein. Diese Hütte liegt nicht allzu hoch, und wir haben dort oben schon viel gefeiert, gesungen, auch getanzt. Wer hinaufkam, war meistens nett und vergnügt, andere Leute hab’ ich dort eigentlich nicht erlebt. Nur einmal kam eine Dame mit, die war etwas ‚foin‘“, Rupert machte einen ganz kleinen Mund, einen runden, drolligen, als er dieses Wort aussprach, das sah sehr komisch aus, „die fand an allem etwas auszusetzen. Die Tassen waren

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