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Energie« verstanden oder sie wird wiederum unterteilt in anrufbare Mächte, die auch personhaft sein können. Das gesamte Spektrum ist geradezu unübersichtbar. Kurt Hutten, der frühere Leiter der Evangelischen Zentralstelle für Weltanschauungsfragen, unterschied vier Kategorien von Okkultismus, die er als »Okkultkonfessionen« bezeichnete:16 den Spiritismus, die Astrologie, die esoterisch-gnostischen Weltdeutungen (Theosophie, Anthroposophie, moderne Rosenkreuzer) und die Ufologie. Als fünfte Okkultbewegung sieht Hans-Jürgen Ruppert die seit den 1960er Jahren in den USA entstandenen New-Age-Bewegungen an. In all diesen Bewegungen geht es immer mehr oder weniger um die Frage, wie man an Wissen und Informationen oder auch Kraft, Energie und Macht aus der unsichtbaren Welt gelangt. Diese Wissens- und Kraftenergien können dann in unterschiedlicher Weise gesteuert oder auch eingesetzt werden.

      Der gegenwärtige Boom des Übersinnlichen ist schwer zu erfassen, da es so gut wie keine klaren Definitionen und Zuordnungen gibt. Geister, Mächte und Energien stehen nebeneinander; religiöse Sprache macht sich breit; Religionsstifter und »große Geister« stehen nebeneinander. Die spezifischen okkulten Praktiken, mit denen der Zugang zum Übersinnlichen geschafft werden soll, können vielfach noch klar definiert werden. Geradezu verbreitet sind die populären Formen wie Handlesen, Tisch- und Gläserrücken oder auch das Auspendeln von Botschaften. Immer beliebter werden auch die unterschiedlichen Formen des Spiritismus. Der Versuch, mit verstorbenen Menschen Kontakt aufzunehmen, um so »Botschaften« aus dem Jenseits zu erhalten, hat sich bis in hohe Bildungsschichten und Regierungskreise einiger westlicher Nationen verbreitet. Für einige ist der Einfluss gewisser Popgruppen, die mit ihrer Musik bewusst Satan verherrlichen wollen (z. B. Black Sabbath, Black Widow, Tyrannosaurus Rex oder andere Gruppen des Black Metal) nicht zu unterschätzen. Für immer mehr Menschen werden diese Praktiken zu einem Einstieg in das ganze Feld des Satanismus. Die Anhänger des Satanskultes heutiger Prägung mischen in ihren Riten religiöse Satanszeremonien mit sexuellen und okkulten Praktiken, die ausdrücklich im Namen Satans ausgeübt werden. Wieviele solcher organisierter Satanskulte es im deutschsprachigen Raum inzwischen gibt, ist nicht erfasst; die Zahl und Aktivität scheint jedoch zu steigen.

      Wenn schon die Beschreibung der ganzen Szene des Okkulten schwierig ist, so ist die Deutung der unterschiedlichsten Praktiken und Aktivitäten um so schwieriger.

      In dieser Popularisierung und Verharmlosung des Okkulten liegt eine große Gefahr. Das Feld der Parapsychologie erstreckt sich ja durchaus bis in die Bereiche der Magie und des Spiritismus. Wer meint, auf diesem Terrain als neutraler wissenschaftlicher Beobachter zu fungieren, täuscht sich in den meisten Fällen. Das Okkulte erweist sich eben in vielen Fällen als »der Okkulte«, als Satan mit einer attraktiven Maske.

      Jeder, der heutzutage wachen Auges die geistesgeschichtliche Entwicklung in Europa verfolgt, wird eingestehen müssen, dass die Konfrontation mit den verschiedensten Formen und Ausprägungen der Esoterik sowie die zunehmende Verbreitung des modernen Okkultismus die Frage nach einem zukunftsfähigen Weltbild neu aufgeworfen hat.

      Zudem wird von einer ganz anderen Seite die Auseinandersetzung mit der so genannten unsichtbaren Welt gefordert: Seit etwa fünf Jahrzehnten berichten Christen unterschiedlichster Konfessionen verstärkt von übersinnlichen Erfahrungen. Da es hierbei auch vielfach um Erlebnisse im Zusammenhang mit den Geistesgaben geht, sprechen wir auch von der »charismatischen Bewegung«. Gegenwärtig zählen sich etwa 600 Millionen Christen weltweit zu dieser Frömmigkeitsrichtung. Sie umspannt sowohl Christen in den bekannten großen Denominationen als auch in einer Vielzahl unabhängiger Gemeinden und Hauskirchen.

      Es ist Aufgabe der Kirche und der Theologie, diese Erfahrungen zu deuten und zu einem biblisch fundierten Umgang damit zu verhelfen. Auf keinen Fall dürfen übersinnliche Erfahrungen einfach als ein Relikt mittelalterlichen Aberglaubens abgetan oder ignoriert werden. Die Welt, in der sich der heutige Mensch befindet, ist auch eine Welt mit übersinnlichen Erfahrungen.

       3. Biblische Grundaussagen zu einer ganzheitlichen Weltsicht

      Wie bereits desöfteren erwähnt, tun sich die meisten Theologen der Gegenwart schwer mit den durch die neue Religiosität aufbrechenden Fragen nach der Bedeutung des Unsichtbaren oder auch der übersinnlichen Erfahrungen. Die westliche Theologie hat sich in den letzten Jahrhunderten, spätestens jedoch seit der Aufklärung, in ihrer Sprache, ihren Werten und ihren Fragestellungen einer Weltsicht verpflichtet gesehen, die für Übersinnliches, Unsichtbares nur wenig Interesse hat. Welche Bedeutung aber hat diese Dimension der Wirklichkeit in der Bibel? Ist es überhaupt legitim, von einem Weltbild, einer Weltanschauung oder einer Weltsicht der Bibel zu sprechen? Vermittelt die Bibel ein eindeutiges Weltverständnis?

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