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Ebene der Auseinandersetzungen – stehen die faszinierenden Erfahrungsberichte anscheinend gegen das, was man in der Heiligen Schrift wiederfindet. Besonders herausfordernd waren die Berichte von James und Kim Stanton (Remnat Warrior Christian Ministries) oder auch dem Seelsorgeehepaar Ken und Sylvia Thornberg, die durch ihre Seminare zum Thema Befreiungsdienst in vielen charismatischen Kreisen und Werken in Deutschland eine Praxis an den Tag legten, die zwar in biblischer Hinsicht nur sehr schwach begründet war, jedoch offensichtlich häufig »zum Erfolg« führte. Aber kann das eine biblische Grundlage für einen so sensiblen Bereich der Seelsorge ersetzen?

      Ich selber nahm mich in diesen Jahren zurück. Natürlich mochte ich nicht etwas praktizieren und vorantreiben, was womöglich gegen das Zeugnis der Heiligen Schrift ist. Mir fiel auf, dass nicht nur ich Zurückhaltung übte. Auch manche Fürbitter, die in den 1980er Jahren noch überzeugt »im geistlichen Kampf« standen und die freudig bei den aufkommenden Jesus-Märschen mitzogen, schwiegen nun lieber. Aber war das die Lösung? Während das Böse in immer neueren Fratzen auf der Bildfläche des gesellschaftlichen Lebens erscheint, haben wir keinen aktiven Widerstand zu leisten? Am 11. September 2001 wurde die Welt durch den terroristischen Anschlag auf das World Trade Center in New York geschockt. Die Zeitungsüberschriften der folgenden Tage machten deutlich, dass selbst säkularisierte Zeitgenossen von der Macht des Bösen und von satanischen Dimensionen sprechen. Sollen wir kämpfen gegen die Mächte der Finsternis, die sich in unseren Ländern ausbreiten, oder lieber nicht? Bei meinen Gesprächen mit vielen geistlichen Leitern im Land verstärkte sich mein Eindruck, dass dringend Orientierung nötig ist.

      In anderen Ländern der Erde gibt es ähnliche Fragestellungen. Mit großem Gewinn nahm ich vom 16. bis 22. August 2000 an einer theologischen Studientagung der weltweiten Lausanner Bewegung in Nairobi/Kenia zum Thema: »Erlöse uns vom Bösen – Geistliche Kampfführung« teil. Die Begegnung mit den erfahrenen Schwestern und Brüdern aus anderen Ländern half mir, die eigene Glaubenspraxis besser zu reflektieren und die theologische Reflexion zum Thema zu vertiefen. Zudem wurde mir deutlich, dass wir in Deutschland auf eine Kirchengeschichte zurückblicken, die uns viele gute Impulse gibt – man denke nur an Martin Luther, an Johann Christoph Blumhardt oder auch an den geistlichen Kampf der Bekennenden Kirche zur Zeit des Dritten Reiches.

      Die ganze Thematik der »geistlichen Kampfführung« muss auf einer breiten Basis angegangen werden. Deshalb habe ich mich entschlossen, das vorliegende Buch zu schreiben und die Diskussion auch in unserem Land wieder aufzunehmen. Dabei werde ich zunächst etwas über unser Weltbild nachdenken. Gleich am Anfang soll die Frage nach der Bedeutung der biblischen Aussagen behandelt werden. In den folgenden Kapiteln denke ich über Grundzüge einer biblischen Lehre vom Bösen nach, über die Macht Gottes und schließlich auch über die Verantwortung des Menschen in diesem Zusammenhang. Im letzten Teil des Buches befasse ich mich mit einigen Grundfragen der Gemeinde- und Seelsorgepraxis.

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      Eine Welt – oder viele Welten?

      In der Welt habt ihr Bedrängnis; aber seid guten Mutes, ich habe die Welt überwunden. Johannes 16,33

      »Wo soll das bloß noch alles enden?« Seufzend legte mein Großvater die Tageszeitung aus der Hand. Die Meldung von der Landung auf dem Mond hatte ihn erschüttert. In seiner Weltanschauung waren Mondlandungen nicht vorgesehen. Diese neuen technischen Errungenschaften machten ihm zudem Angst.

      Heute sind es andere Meldungen, die uns die Wahrheit der jesuanischen Aussage von der »Bedrängnis in der Welt« vor Augen führen: Das explosionsartige Wachstum der Weltbevölkerung und die damit verbundenen Herausforderungen; die drastische Zunahme an Gewaltkonflikten im In- und Ausland; die unkalkulierbare Entwicklung der Informationstechnik und nicht zuletzt die stark umstrittenen Fortschritte in der Genforschung. Wo soll das bloß enden? Gibt es überhaupt ein Ende? Verbergen sich hinter den Meldungen aus dieser Welt noch andere Welten?

      Spätestens dann, wenn wir die erschütternden Auswirkungen der beiden Weltkriege sehen, wenn wir im menschlichen Leben die Bosheit einer Bestie zu erkennen glauben, stellt sich die Frage nach dem Weltverständnis. Dazu kommen die unzähligen Entdeckungen und Offenbarungen, die wir mit einer von der Aufklärung geprägten Weltsicht nicht deuten können. Hilflosigkeit macht sich breit und endet häufig in einer Sprachlosigkeit oder auch in einer vom Intellekt abgehobenen Religiosität. Da, wo die unsichtbare Welt nicht zur realen Welt zählt, lauert die Gefahr des modernen Aberglaubens. Zudem bekommt sie etwas Exotisches; das Fremde interessiert und lockt die suchenden Geister an. Fallen wir nun zurück in ein Weltverständnis des Mittelalters? Welche Weltsicht vermittelt uns die Bibel?

       1. Von antiken Weltanschauungen zum rationalistischmaterialistischen Weltbild

      Grundlegend für diese Ansicht war das sogenannte »biblische Weltbild« (Empyreum) der frühen und mittelalterlichen Christenheit, das sich die Wirklichkeit mit Himmel, Erde und Hölle wie in drei Stockwerken gegliedert dachte. Da gibt es ein »oben« und ein »unten«; da bekommt das Unsichtbare Namen und Gestalt. Mittelalterliche Darstellungen vom Teufel und von Dämonen müssen geradezu als naiv betrachtet werden. Attribute wie Hörner, Pferdefuß und Schwanz sind Produkte menschlicher Phantasien, die mit der Wirklichkeit satanischer Existenz nichts zu tun haben. Diese Vorstellungen von einer jenseitigen räumlichen Welt des Bösen hielten sich bis in die Tage der Aufklärung erstaunlich hartnäckig. Man stellte sich vor, dass über bzw. unter unserer Welt das Jenseits lag, ein Raum, der naiv räumlich gedacht wurde und an dem sich Gottes Engelheere bzw. die dämonischen Heere des Teufels aufhielten.

      Dieses aufklärerische Weltbild wurde entscheidend von den Philosophen

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