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diesem Symbol haben, brauchen wir nur noch die Passwörter von Gilbert Winter – und flutsch – sind wir drin!«

      Ariel fuhr fort: »Wir wissen auch schon, wie wir an dieses antike Stern-Symbol herankommen können.«

      »Und wie?«, hakte Leandro nach.

      »Das Original-Symbol befindet sich als eine Art Wandmalerei in einer antiken Höhle in Ägypten, deren Existenz ein Geheimnis ist. Mir ist es aber gelungen, an ein paar Kopien alter Manuskripte eines gewissen Jeffery Talbot Anderson heranzukommen, der 1876 einen Tempel in der Nähe des Assuan-Staudammes in Ägypten entdeckt haben will, in dem sich dieses Sternsymbol befindet. In den mir vorliegenden Dokumenten ist sogar eine Karte vorhanden, die genaue Ortsangaben macht.«

      »Und hast du auch schon Pläne, diese Höhle zu finden?«, fragte David nach.

      »Das erledigt gerade ein alter tschechischer Freund von mir, der Archäologieprofessor an der Universität in Freiburg ist und sich zurzeit in Ägypten aufhält. Ich zahle alle Rechnungen für ihn. Im Gegenzug wird er mir mit einer 3-D-Spezialkamera ein Foto von dem Symbol zusenden. Damit bekommen wir dann hoffentlich den Zugriff aufs PTR-Darknet.«

      »Und? Hat der Professor die Höhle gefunden?«, wollte Lion wissen.

      »Ja!«, sagte Ariel geheimnisvoll mit leuchtenden Augen. »Gestern hat er tatsächlich diesen Tempel gefunden. Nur leider konnte er keine Fotos machen, weil die 3-D-Kamera nicht funktionierte. Als er mir die Nachricht schrieb, war er gerade dabei, sie zu reparieren mit dem Plan, heute noch einmal die Höhle aufzusuchen und die Fotos nachzuholen.

      Ariels Blick verfinsterte sich: »Allerdings habe ich seitdem nichts mehr von ihm gehört und mache mir langsam Sorgen.«

      »Hast du auch für einen bewaffneten Schutz der Expedition gesorgt?«, wollte Leandro wissen. »Ägypten ist ja nicht gerade ein sicheres Land abseits der großen Städte oder Zentren.«

      »Ja, ich habe dem Professor zwei Bodyguards vermittelt, auf die Verlass ist und die vor allem keine Fragen stellen, wenn sie gut bezahlt werden. Sie haben allerdings darauf bestanden, ihre eigenen Waffen, alte russische Gewehre, zu verwenden. Ich weiß nicht, wie weit sie damit im Falle eines Überfalls kommen.«

      »Und hast du zu diesen beiden Kontakt?«, fragte Lion nach.

      »Nicht direkt, leider. Aber wir sind dran.«

      »Moment!«, unterbrach ihn Yumiko. »Hier ist soeben eine Nachricht hereingekommen.«

      Sie starrte auf den Text, schüttelte den Kopf und zeigte die Nachricht. Ariel las sie laut vor.

      »Es ist etwas passiert. Bitte ruf mich dringend an! Bin jetzt erreichbar. Sekani«

      Sofort nahm Ariel Goldberg sein Smartphone zur Hand und wählte über eine sichere Leitung eine Nummer in Ägypten. Am anderen Ende meldete sich Sekani, einer der beiden Bodyguards von Professor Alexandro Novotny.

      Ariel unterhielt sich mit ihm in perfektem Arabisch, niemand im Raum verstand etwas. Aber je länger das Gespräch andauerte, umso nervöser und hektischer wurde Ariel. Als er auflegte, war er kreidebleich. Leise sagte er mit zitternder Stimme: »Der Professor ist tot!«

      * * *

      In der Wüste Ägyptens – 14. Juli, Mittagszeit

      Janina Adams wachte auf. Sie hatte starke Kopfschmerzen und dadurch Mühe, die Augen zu öffnen. Es war komisch – sie hatte einen matten, faden Geschmack im Mund, nahm aber ansonsten keinerlei Gerüche wahr. Ob das an ihr lag? Außerdem fühlte sie sich sehr geschwächt.

      Neben ihr saß eine verschleierte Frau, die vorsichtig mit einem Tuch ihre heiße Stirn abtupfte.

      Janina richtete sich mühsam ein wenig auf. »Wo bin ich?«, krächzte sie.

      Die Frau drückte Janina sanft auf die Liegefläche zurück und begann, mit einem Schwall Arabisch auf sie einzureden. Janina verstand kein Wort, spürte dafür aber deutlich ein paar Feuchtigkeitspartikel auf ihrer Haut, wischte sich diese erst einmal aus ihrem Gesicht und versuchte, sich zu konzentrieren. Offensichtlich wollte ihr die Frau mitteilen, sie solle liegen bleiben. Aber wo war sie – was war passiert und vor allem, wie war sie hierhergekommen?

      Langsam fielen ihr die schrecklichen Ereignisse der letzten Nacht wieder ein. Oder hatte sie alles nur geträumt? Nein, es war alles brutale Wirklichkeit.

      Janina fröstelte bei dem Gedanken, dass Professor Novotny von Söldnern erschossen worden war, und dass sie schuld daran war. Schnell verdrängte sie den Gedanken wieder. Aber wie war sie entkommen? Stück für Stück tauchten die Bilder der letzten Nacht vor ihrem geistigen Auge auf.

      Sie hatte den Ort des Grauens fluchtartig verlassen, war zunächst direkt in die Wüste gelaufen, ohne Plan, ohne Ziel. Nach einem mehrstündigen Marsch hatte sie versucht, mit dem Kompass ihrer Outdoor-Smartwatch-Armbanduhr die Himmelsrichtung zu bestimmen, um irgendwie den Nil zu erreichen – allerdings ohne Erfolg. Anstatt nach Osten Richtung Nil war sie immer weiter Richtung Westen in die Wüste gelaufen. Als es dann hell geworden und die Hitze langsam auf über vierzig Grad angestiegen war, hatten sie ihre Kräfte verlassen, und sie war wegen Überhitzung zusammengebrochen.

      Den Grund ihres Irrlaufs hatte sie leider viel zu spät erkannt, und zwar erst nach Sonnenaufgang, der gemäß ihrem Kompass komischerweise im Westen stattfand: Ihr Kompass hatte die ganze Zeit in eine falsche Richtung gezeigt, nicht nach Norden, sondern auf ein kleines Armband mit einem Magneten, das sich direkt neben dem Kompass an ihrem linken Arm befunden hatte. Und weil sie eine westliche Richtung eingeschlagen hatte und auch in diese Richtung schaute, hatte der Kompass durchgehend in Richtung Süden anstatt nach Norden gezeigt.

      Aber jetzt war sie hier! Jemand musste sie gefunden haben. Deshalb lag sie jetzt hier! So musste es sein.

      Die Frau reichte Janina einen Becher Wasser, den sie in einem Zug leer trank. Langsam legte sich der fade Geschmack wieder.

      Im selben Augenblick kam ein bärtiger Mann mit einer typisch arabischen Kopfbedeckung herein, der sie in gebrochenem Englisch ansprach: »Du hast gewaltiges Glück gehabt, Mädchen. Die Wüste hätte dich getötet, wenn meine Frau dich nicht gefunden hätte.«

      »Wo bin ich?«, fragte Janina den Beduinen unsicher.

      »In meinem Zelt. Ich heiße Sahid, und du bist mein Gast, aber nur bis heute Nacht. Dann musst du gehen.«

      Janina nickte. »Danke, dass Sie mir geholfen haben.«

      »Du darfst dich gerne bei meiner Frau Chadidja bedanken. Sie hat dich gefunden und auch dafür gesorgt, dass du nicht verdurstet bist.«

      »Ja, bitte richten Sie Ihrer Frau meinen tiefsten Dank aus. Sie und Ihre Frau sind sehr gütig zu mir.«

      Der Beduine übersetzte Janinas Worte ins Arabische. Chadidja lächelte Janina an und reichte ihr einen weiteren Becher mit Wasser. Dann sagte sie etwas auf Arabisch, was ihr Mann sofort ins Englische übersetzte.

      »Meine Frau meint, du musst jetzt viel trinken. Du bist ziemlich ausgetrocknet und musst die verlorene Flüssigkeit ausgleichen. Aber bald schon wirst du wieder bei Kräften sein. Und dann werden wir dich zum Nassersee bringen.«

      Sahids Blick wurde ernst: »Du wirst von Männern verfolgt; von Söldnern. Warum?«

      Janina schaute ihn irritiert an: »Woher wissen Sie das?«

      »Das ist unwichtig. Tatsache ist, dass wir uns selbst in Gefahr begeben, wenn wir dich hier bei uns behalten. Die Söldner sind dir auf der Spur. Sie werden spätestens morgen früh auch hierher kommen. Sie haben ein hohes Kopfgeld auf dich ausgesetzt. Aber ich bin ein Mann der Ehre. Du bist mein Gast, deshalb liefere ich dich nicht aus. Wir werden dich aber noch heute Nacht zum Nassersee bringen. Ab dort bist du dann nicht mehr mein Gast und ich bin von meinen Pflichten entbunden. Beim Nassersee hast du die Chance, auf einem Boot oder Schiff mitzufahren und den Männern zu entkommen.«

      Janina nickte erschöpft und trank ein drittes Glas, das ihr Chadidja reichte. »Ja, vielen

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