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      Paul Althof

      Coghetta

      Saga

      Mario.

      Was schürst du noch die Funken,

      Und wärmst dich gar?

      Es ist in Schutt gesunken

      Was Flamme war.

      I.

      Sie sassen in dem kleinen Zimmer

      Noch spät am Sommerabend wach;

      Die Lampe gab nur matten Schimmer,

      Der Regen rauschte auf das Dach.

      Der junge Meister strich die Geige.

      Es war ein seltsam rauhes Lied,

      Wie wenn durch welke Blätterzweige

      Ein Schwarm verscheuchter Vögel zieht.

      Es war ein wildes Flügelschwirren,

      Todtbange Töne jagten sich,

      Ein Kämpfen war’s und dunkles Irren,

      Ein Flüchten vor dem eig’nen Ich.

      Doch plötzlich müde sank der Bogen,

      Der Spieler wandte das Gesicht,

      Und halb verstohl’ne Blicke flogen

      Zum jungen Weib im Dämmerlicht.

      Das Haupt gestützt in beide Hände,

      Sass Angiola. Sie wusste kaum,

      Dass Mario Peri’s Spiel zu Ende,

      Und lauschte weiter, wie im Traum.

      Den düstern Kranz von schwarzen Haaren

      Trug ihre Stirn gleich einer Last,

      Und ihre frommen Augen waren

      Zu gross und allzu schwärmend fast.

      — „Was hiessest du mich heut’ verweilen?“

      Drang seine Stimme plötzlich ein.

      „Du willst nicht meine Freuden theilen,

      „So lass’ im Unmut mich allein!“

      Doch Angiola hielt ihn umfangen.

      — „Nur heute harre bei mir aus!

      „Ein volles Jahr ist nun vergangen,

      „Seit ich entfloh dem Vaterhaus.

      „Die alte Furcht will mich erfassen,

      „Als sei ein Frevel unser Glück ...

      „Und konnte doch nicht von dir lassen,

      „Ach, denkst du an den Tag zurück?

      „Es war die Zeit der Lindenblüthe,

      „Wo Düfte träumend niederweh’n;

      „Die junge Heckenrose glühte,

      „Da sie uns sah vorübergeh’n!

      „Wir konnten keine Worte finden,

      „Nur unsre Herzen schlugen laut, —

      „Es haben stumm die klugen Linden

      „Auf unser stummes Glück geschaut.“ —

      Sie barg halb lächelnd, halb in Thränen

      Das dunkle Haupt an seiner Brust.

      Er spielte mit den schwarzen Strähnen,

      Und küsste sie, fast unbewusst.

      — „Wohl denk’ ich an den Sommertag,

      „Es war ein Strahlen, Duften, Prangen,

      „Die Lerche sang im Blüthenhag, —

      „Ein Jahr ist drüber hingegangen.

      „Thauperlen funkelten im Thal,

      „Dir standen Thränen auf den Wangen.

      „Ich küsste dich zum ersten Mal, —

      „Ein Jahr ist drüber hingegangen.

      „Dein grosses Auge streifte mich

      „Mit scheuem, brennendem Verlangen,

      „Es träumte mir, ich liebe dich, —

      „Ein Jahr ist drüber hingegangen.“ —

      Coghetta.

      Dit Lächeln und Zieren,

      Mit Necken und Nicken,

      Mit spielenden Worten

      Und brennenden Zlicken,

      Mit süssem Verheissen,

      Und kaltem Versagen,

      Hab’ ich deine Seele

      In Zande geschlagen.

      II.

      Das Kleid zerrissen mir die Hecken,

      „Der Schuh blieb im Gestrüppe stecken,

      „Das Haar verwirrte mir der Wind;

      „Ich bin ein armes Wanderkind.

      „Der Vater würfelte beim Weine,

      „Die Mutter starb am Strassenraine,

      „Uns Kinder trieb die Noth hinaus,

      „So betteln wir von Haus zu Haus.

      „Ich schritt durch heisse Sonnengluthen,

      „Ich schritt durch kalte Regenfluthen,

      „An eurer Thüre stockt der Fuss, —

      „Ein Bettelliedchen ist mein Gruss!“

      Die Stimme klang so süss und helle,

      Es pochte wie von kleiner Hand,

      Die Thür ging auf, und vor der Schwelle

      Ein schlankes Kind im Regen stand.

      Der Blick, die bittende Geberde

      Umstrickten lieblich Herz und Sinn.

      — „Tritt ein, und wärme dich am Herde!“

      Sprach Angiola zur Bettlerin.

      War es das Weh der eignen Seele,

      Das sie zum Mitleid mächtig zwang?

      — „Wer bist du?“ frug sie sanft, — „erzähle,

      „Wer lehrte dich so holden Sang?“

      — „Coghetta heiss’ ich,“ sprach die Kleine.

      „Ich singe noch der Weisen viel,

      „In jedem Städtchen lernt’ ich eine,

      „Versteh’ mich auch auf’s Saitenspiel.

      „Am Pfeiler dort hängt eine Laute ...

      „Es zog mich hin, gleich als ich kam; —

      „Ach, wenn ich mich nur recht getraute, —

      „Doch jener Mann ist mir wohl gram.

      „Was schaut er nur so streng? Wie heisst er?

      „Aus seinem Aug’ blickt Last und Qual —“

      Da bat die Frau den jungen Meister:

      — „Sprich zu dem Kinde, mein Gemahl!“

      — „Was soll ich mit der tollen Kleinen?“

      Frug Mario Peri fast verstimmt.

      „Sie wird erschrecken, schmollen, weinen,

      „Wenn man ihr dann das Spielzeug nimmt.“

      — „Wie schade!“

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