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die Polizisten ein. Das ist Alles, was ich darüber weiß.«

      »Warum gaben Sie ihn als Ihren Mitschuldigen an?«

      »Um mich zu rächen. Ich dachte, der Streich würde mir ohne seine Dazwischenkunft gelungen sein.«

      »Können Sie das beschwören?«

      »Ja.«

      Diese Aussage wurde zu Protokoll genommen. Dann fragte Schubert:

      »Haben Sie uns in Betreff des Schließers nichts zu sagen?«

      Bormann blickte schweigend vor sich nieder. Dann zuckte es wie ein Entschluß über sein Gesicht.

      »Ja,« sagte er. »Auch er ist unschuldig.«

      »Ah, wirklich? Sprechen Sie da die volle Wahrheit?«

      »Die volle.«

      »Wie aber kamen Sie aus dem Gefängnisse?«

      »Durch den Hauptmann.«

      »Auf welche Weise?«

      »Ich habe schwören müssen, es nicht zu verrathen.«

      »Sie werden es also auch nicht mittheilen?«

      »Nein. Ich muß meinen Schwur halten.«

      »Sie geben also zu, ein Untergebener des Hauptmannes zu sein?«

      »Ja, ich bin es gewesen, mag aber nichts mehr von ihm wissen. Ich will ein ehrlicher Mensch werden.«

      »Kennen Sie ihn?«

      »Nein«

      »Sie wissen nicht, wer er ist?«

      »Nein.«

      »Sie kamen aber oft mit ihm zusammen?«

      »Ja.«

      »Wo und in welcher Weise?«

      »Darüber muß ich schweigen. Mein Schwur bindet mich.«

      »Sie denken, daß man selbst einen solchen Schwur halten muß?«

      »Ich halte ihn!«

      »Nun, so können Sie mir wenigstens sagen, warum gerade Sie den Einbruch beim Obersten von Hellenbach ausführen sollten?«

      »Zu meiner Rettung. Ich sollte, wenn es gelungen war, wieder in das Gefängniß zurück. Dann war bewiesen, daß es einen Menschen gab, der mir ganz ähnlich war.«

      »Und wir sollten zu der Ansicht bewogen werden, daß Sie auch den vorherigen Raub nicht verübt hätten?«

      »So ist es.«

      »Also der gefangene Schließer hat wirklich seine Hand zu Ihrer momentanen Befreiung nicht geboten?«

      »Nein.«

      Er wollte heute Geständnisse ablegen, und so dachte er, daß es keine Sünde sei, auch den Schließer mit zu befreien. Daß er dabei gegen die Wahrheit fehlte, verursachte ihm keine Gewissensscrupel.

      Es wurden noch einige Fragen ausgesprochen. Man nahm seine Antworten zu Protokoll, und dann war das Verhör beendet. Natürlich mußte er sich unterschreiben.

      »Herr Bormann,« sagte der Assessor. »Sie haben durch Ihr Geständniß sich selbst den größten Dienst erwiesen. Man wird jetzt wohl geneigt sein, über Ihren Character und Ihr Thun ein milderes Urtheil zu fällen. Halten Sie diese Gesinnung fest. Reue und ein offenes Geständniß versöhnen selbst den schwersten Verbrecher mit der Gesellschaft, gegen deren Gesetze er sündigte. Bei einem Menschen, welcher seine Fehler eingesteht, ist noch auf Besserung zu rechnen. Nehmen Sie jetzt Abschied von Ihrer Frau und von dem Kinde. Sie werden Beide wiedersehen, wenn es auf meine Erlaubniß ankommt.«

      »Ja, nehmen wir Abschied!« sagte Bormann. »Ich bin müde, und der Kopf schmerzt mich. Lebe wohl, Gustel! Sage, ob Du mir noch vergeben kannst!«

      Sie schluchzte laut auf und legte die Arme um ihn. Diese Antwort war ebenso deutlich als Worte. Er herzte den Knaben, gab ihn in die Arme der Mutter und wendete sich dann ab.

      »Lebt wohl!« sagte er. »Ich glaube jetzt selbst, daß ich einst ein besserer Mensch sein werde – wenn ich nämlich das Ende meiner Strafzeit erlebe!«

      Die Thür schloß sich hinter ihm.

      Als die Anderen im Wartezimmer anlangten, befanden sich der Fürst mit Fanny von Hellenbach noch da. Beide waren begierig, das Resultat zu hören.

      »Meine Herrschaften,« sagte der Assessor, »es freut mich, Ihnen mittheilen zu können, daß ich Robert Bertram entlassen kann. Freilich muß ich erst mit dem Herrn Gerichtsdirector sprechen.«

      »Der Gefangene hat also eingestanden, daß Bertram unschuldig ist?« fragte Fanny höchst erfreut.

      »Ja. Unsere Vermuthung hat sich also bestätigt. Ich habe kein Recht, den jungen Mann zurückzuhalten.«

      »Aber wohin soll er denn gehen? Er ist ja jetzt ohne Heimath und Wohnung?«

      »Zunächst wird er wohl noch unter den Händen der Ärzte zu verbleiben haben.«

      »Dann bedarf er der Pflege. Meinetwegen wurde er verwundet; meinetwegen gerieth er in Verdacht und Gefangenschaft; es ist meine Pflicht, das Alles gut zu machen. Ich werde den Vater bitten, ihn zu uns zu nehmen, damit es ihm nicht an Pflege fehle.«

      »Gnädiges Fräulein, ich darf Ihnen weder ab- noch zurathen; aber ich muß Ihnen sagen, daß der Gerichtsarzt meint, es werde vielleicht eine Trepanation nötig sein!«

      »So hat er erst recht Anspruch auf unsere Theilnahme!«

      Da nahm der Fürst das Wort:

      »Ich möchte ganz entschieden abrathen, ihm bei Ihnen ein Asyl zu errichten, liebe, gute Freundin. Ist seine Verwundung eine so gefährliche, daß man zur Trepanation schreiten muß, dann ist eine fachmännische Behandlung und Pflege nothwendig, und die findet er am Besten im Krankenhause.«

      »Krankenhaus!« sagte sie, sich leise schüttelnd.

      »O, bitte, kein Vorurtheil! Auch ich interessire mich lebhaft für ihn. Ich würde nicht dulden, ihn an der unrechten Stelle zu sehen. Theilen wir uns in die Theilnahme für ihn; aber verursachen wir Ihren werthen Eltern nicht Opfer und Beschwerden, welche nicht unumgänglich nötig sind! Gestatten Sie mir, Ihnen meinen Wagen zur Verfügung zu stellen!«

      »Und diese Frau?«

      Damit zeigte sie auf Frau Bormann.

      »Sie wird mit uns fahren, ganz wie vorher.«

      So wurde es. Er stieg mit Fanny ein, und die Frau mußte mit dem Knaben bei ihnen Platz nehmen. Zunächst brachte er die Baronesse nach Hause. Sie trennten sich als Personen, welche sich in so kurzer Zeit sehr nahe gerückt waren. Dann fuhr er die Frau nach der Ufergasse.

      Unterwegs unterhielt er sich mit ihr. Es waren ihm einige Gedanken gekommen, welche ihm Veranlassung zu Erkundigungen gaben, die er jetzt bei ihr einzog.

      »Hat Ihr Mann gestanden, ein Unterthan des geheimen Hauptmannes zu sein?« fragte er.

      »Ja.«

      »Sie wußten, daß er das war?«

      »Ich vermuthete es, konnte aber nichts dagegen thun.«

      »Es fällt mir auch gar nicht ein, ein Wort des Vorwurfs oder der Anklage gegen Sie auszusprechen. Aber ich vermuthe, daß diesem Hauptmanne Ihre Sympathie nicht gehören wird?«

      »Ich hasse ihn, und o, wie sehr!«

      »Sie würden sich freuen, wenn er entdeckt würde?«

      »Entdeckt, ergriffen und bestraft! Es würde mir das die allergrößte Genugthuung gewähren.«

      »Vielleicht ist es möglich, daß Sie zur Entdeckung dieses Mannes Etwas beitragen können.«

      »Ich würde das sehr gern thun.«

      »Ist Ihnen nichts über seinen Umgang mit

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