Скачать книгу

daß sie schreiend und heulend fortliefen. Als der Hase merkte daß die Luft rein war, sprang er zum Schloß hinein und gerade zur Königstochter, setzte sich unter ihren Stuhl, und kratzte sie am Fuß. Da sagte sie „willst du fort!“ und meinte es wäre ihr Hund. Der Hase kratzte zum zweitenmal am Fuß, da sagte sie wieder „willst du fort!“ und meinte es wäre ihr Hund. Aber der Hase ließ sich nicht irre machen und kratzte zum drittenmal, da guckte sie herab, und erkannte den Hasen an seinem Halsband. Nun nahm sie ihn auf ihren Schooß, trug ihn in ihre Kammer, und sprach „lieber Hase, was willst du?“ Antwortete er „mein Herr, der den Drachen getödtet hat, ist hier und schickt mich, ich soll um ein Brot bitten, wie es der König ißt.“ Da war sie voll Freude, und ließ den Bäcker kommen und befahl ihm ein Brot zu bringen, wie es der König aß. Sprach das Häslein „aber der Bäcker muß mirs auch hintragen, damit mir die Metzgerhunde nichts thun.“ Der Bäcker trug es ihm bis an die Thüre der Wirthsstube, da stellte sich der Hase auf die Hinterbeine, nahm alsbald das Brot in die Vorderpfoten und brachte es seinem Herrn. Da sprach der Jäger „sieht er, Herr Wirth, die hundert Goldstücke sind mein.“ Der Wirth wunderte sich, aber der Jäger sagte weiter, „ja, Herr Wirth, das Brot hätt ich, nun will ich aber auch von des Königs Braten essen.“ Der Wirth sagte „das möcht ich sehen,“ aber wetten wollte er nicht mehr. Rief der Jäger den Fuchs und sprach „mein Füchslein, geh hin und hol mir Braten, wie ihn der König ißt.“ Der Rothfuchs wußte die Schliche besser, gieng an den Ecken und durch die Winkel, ohne daß ihn ein Hund sah, setzte sich unter der Königstochter Stuhl, und kratzte an ihrem Fuß. Da sah sie herab und erkannte den Fuchs am Halsband, nahm ihn mit in ihre Kammer und sprach, „lieber Fuchs, was willst du?“ Antwortete er „mein Herr, der den Drachen getödtet hat, ist hier, und schickt mich, ich soll bitten um einen Braten, wie ihn der König ißt.“ Da ließ sie den Koch kommen, der mußte einen Braten, wie ihn der König aß, anrichten, und dem Fuchs bis an die Thüre tragen; da nahm ihm der Fuchs die Schüssel ab, wedelte mit seinem Schwanz erst die Fliegen weg, die sich auf den Braten gesetzt hatten, und brachte ihn dann seinem Herrn. „Sieht er, Herr Wirth,“ sprach der Jäger, „Brot und Fleisch ist da, nun will ich auch Zugemüs essen, wie es der König ißt.“ Da rief er den Wolf und sprach „lieber Wolf, geh hin und hol mir Zugemüs, wies der König ißt.“ Da gieng der Wolf geradezu ins Schloß, weil er sich vor niemand fürchtete, und als er in der Königstochter Zimmer kam, da zupfte er sie hinten am Kleid, daß sie sich umschauen mußte. Sie erkannte ihn am Halsband, und nahm ihn mit in ihre Kammer und sprach „lieber Wolf, was willst du?“ Antwortete er „mein Herr, der den Drachen getödtet hat, ist hier, ich soll bitten um ein Zugemüs, wie es der König ißt.“ Da ließ sie den Koch kommen, der mußte ein Zugemüs bereiten, wie es der König aß, und mußte es dem Wolf bis vor die Thüre tragen, da nahm ihm der Wolf die Schüssel ab und brachte sie seinem Herrn. „Sieht er, Herr Wirth,“ sprach der Jäger, „nun hab ich Brot, Fleisch und Zugemüs, aber ich will auch Zuckerwerk essen, wie es der König ißt.“ Rief er den Bären und sprach „lieber Bär, du leckst doch gern etwas Süßes, geh hin und hol mir Zuckerwerk, wies der König ißt.“ Da trabte der Bär nach dem Schlosse und gieng ihm jedermann aus dem Wege: als er aber zu der Wache kam, hielt sie die Flinten vor und wollte ihn nicht ins königliche Schloß lassen. Aber er hob sich in die Höhe und gab mit seinen Tatzen links und rechts ein paar Ohrfeigen, daß die ganze Wache zusammenfiel, und darauf gieng er gerades Weges zu der Königstochter, stellte sich hinter sie und brummte ein wenig. Da schaute sie rückwärts und erkannte den Bären, und hieß ihn mit gehn in ihre Kammer und sprach „lieber Bär, was willst du?“ Antwortete er „mein Herr, der den Drachen getödtet hat, ist hier, ich soll bitten um Zuckerwerk, wies der König ißt.“ Da ließ sie den Zuckerbäcker kommen, der mußte Zuckerwerk backen, wies der König aß, und dem Bären vor die Thüre tragen: da leckte der Bär erst die Zuckererbsen auf, die heruntergerollt waren, dann stellte er sich aufrecht, nahm die Schüssel, und brachte sie seinem Herrn.

      „Sieht er, Herr Wirth,“ sprach der Jäger, „nun habe ich Brot, Fleisch, Zugemüs und Zuckerwerk, aber ich will auch Wein trinken, wie ihn der König trinkt.“ Er rief seinen Löwen herbei und sprach „lieber Löwe, du trinkst dir doch gerne einen Rausch, geh und hol mir Wein, wie ihn der König trinkt.“ Da schritt der Löwe über die Straße, und die Leute liefen vor ihm, und als er an die Wache kam, wollte sie den Weg sperren, aber er brüllte nur einmal, so sprang alles fort. Nun gieng der Löwe vor das königliche Zimmer und klopfte mit seinem Schweif an die Thüre. Da kam die Königstochter heraus, und wäre fast über den Löwen erschrocken, aber sie erkannte ihn an dem goldenen Schloß von ihrem Halsbande, und hieß ihn mit in ihre Kammer gehen und sprach „lieber Löwe, was willst du?“ Antwortete er „mein Herr, der den Drachen getödtet hat, ist hier, ich soll bitten um Wein, wie ihn der König trinkt.“ Da ließ sie den Mundschenk kommen, der sollte dem Löwen Wein geben, wie ihn der König tränke. Sprach der Löwe „ich will mitgehen und sehen daß ich den rechten kriege.“ Da gieng er mit dem Mundschenk hinab, und als sie unten hin kamen, wollte ihm dieser von dem gewöhnlichen Wein zapfen, wie ihn des Königs Diener tranken, aber der Löwe sprach „halt! ich will den Wein erst versuchen,“ zapfte sich ein halbes Maaß und schluckte es auf einmal hinab. „Nein,“ sagte er, „das ist nicht der rechte.“ Der Mundschenk sah ihn schief an, gieng aber und wollte ihm aus einem andern Faß geben, das für des Königs Marschall war. Sprach der Löwe „halt! erst will ich den Wein versuchen,“ zapfte sich ein halbes Maaß und trank es, „der ist besser, aber noch nicht der rechte.“ Da ward der Mundschenk bös und sprach „was so ein dummes Vieh vom Wein verstehen will!“ Aber der Löwe gab ihm einen Schlag hinter die Ohren, daß er unsanft zur Erde fiel, und als er sich wieder aufgemacht hatte, führte er den Löwen ganz stillschweigens in einen kleinen besonderen Keller, wo des Königs Wein lag, von dem sonst kein Mensch zu trinken bekam. Der Löwe zapfte sich erst ein halbes Maaß und versuchte den Wein, dann sprach er „das kann von dem rechten sein,“ und hieß den Mundschenk sechs Flaschen füllen. Nun stiegen sie herauf, wie der Löwe aber aus dem Keller ins Freie kam, schwankte er hin und her und war ein wenig trunken, und der Mundschenk mußte ihm den Wein bis vor die Thüre tragen, da nahm der Löwe den Henkelkorb in das Maul und brachte ihn seinem Herrn. Sprach der Jäger „sieht er, Herr Wirth, da hab ich Brot, Fleisch, Zugemüs, Zuckerwerk und Wein, wie es der König hat, nun will ich mit meinen Thieren Mahlzeit halten,“ und setzte sich hin, aß und trank, und gab dem Hasen, dem Fuchs, dem Wolf, dem Bär und dem Löwen auch davon zu essen und zu trinken, und war guter Dinge, denn er sah daß ihn die Königstochter noch lieb hatte. Und als er Mahlzeit gehalten hatte, sprach er „Herr Wirth, nun hab ich gegessen und getrunken, wie der König ißt und trinkt, jetzt will ich an des Königs Hof gehen und die Königstochter heirathen.“ Fragte der Wirth „wie soll das zugehen, da sie schon einen Bräutigam hat, und heute die Vermählung gefeiert wird?“ Da zog der Jäger das Taschentuch heraus, das ihm die Königstochter auf dem Drachenberg gegeben hatte, und worin die sieben Zungen des Unthiers eingewickelt waren, und sprach „dazu soll mir helfen was ich da in der Hand halte.“ Da sah der Wirth das Tuch an, und sprach, „wenn ich alles glaube, so glaube ich das nicht, und will wohl Haus und Hof dran setzen.“ Der Jäger aber nahm einen Beutel mit tausend Goldstücken, stellte ihn auf den Tisch und sagte „das setze ich dagegen.“

      Nun sprach der König an der königlichen Tafel zu seiner Tochter „was haben die wilden Thiere alle gewollt, die zu dir gekommen und in mein Schloß ein-und ausgegangen sind?“ Da antwortete sie „ich darfs nicht sagen, aber schickt hin und laßt den Herrn dieser Thiere holen, so werdet ihr wohl thun.“ Der König schickte einen Diener ins Wirthshaus und ließ den fremden Mann einladen, und der Diener kam gerade wie der Jäger mit dem Wirth gewettet hatte. Da sprach er „sieht er, Herr Wirth, da schickt der König einen Diener, und läßt mich einladen, aber ich gehe so noch nicht.“ Und zu dem Diener sagte er „ich lasse den Herrn König bitten daß er mir königliche Kleider schickt, einen Wagen mit sechs Pferden und Diener, die mir aufwarten.“ Als der König die Antwort hörte, sprach er zu seiner Tochter „was soll ich thun?“ Sagte sie „laßt ihn holen wie ers verlangt, so werdet ihr wohl thun.“ Da schickte der König königliche Kleider, einen Wagen mit sechs Pferden und Diener, die ihm aufwarten sollten.

Скачать книгу