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des Königs Marschall aber sollte stehen bleiben und aus der Ferne alles mit ansehen.

      Als die Königstochter oben auf den Berg kam, stand da nicht der Drache, sondern der junge Jäger, der sprach ihr Trost ein und sagte er wollte sie retten, führte sie in die Kirche und verschloß sie darin. Gar nicht lange, so kam mit großem Gebraus der siebenköpfige Drache daher gefahren. Als er den Jäger erblickte, verwunderte er sich und sprach „was hast du hier auf dem Berge zu schaffen?“ Der Jäger antwortete „ich will mit dir kämpfen.“ Sprach der Drache „so mancher Rittersmann hat hier sein Leben gelassen, mit dir will ich auch fertig werden,“ und athmete Feuer aus sieben Rachen. Das Feuer sollte das trockne Gras anzünden und der Jäger sollte in der Glut und dem Dampf ersticken, aber die Thiere kamen herbeigelaufen und traten das Feuer aus. Da fuhr der Drache gegen den Jäger, aber er schwang sein Schwert, daß es in der Luft sang, und schlug ihm drei Köpfe ab. Da ward der Drache erst recht wüthend, erhob sich in die Luft, spie die Feuerflammen über den Jäger aus und wollte sich auf ihn stürzen, aber der Jäger zückte nochmals sein Schwert und hieb ihm wieder drei Köpfe ab. Das Unthier ward matt und sank nieder, und wollte doch wieder auf den Jäger los, aber er schlug ihm mit der letzten Kraft den Schweif ab, und weil er nicht mehr kämpfen konnte, rief er seine Thiere herbei, die zerrissen es in Stücke. Als der Kampf zu Ende war, schloß der Jäger die Kirche auf, und fand die Königstochter auf der Erde liegen, weil ihr die Sinne vor Angst und Schrecken während des Streites vergangen waren. Er trug sie heraus, und als sie wieder zu sich selbst kam und die Augen aufschlug, zeigte er ihr den zerrissenen Drachen und sagte ihr daß sie nun erlöst wäre. Sie freute sich und sprach „nun wirst du mein liebster Gemahl werden, denn mein Vater hat mich demjenigen versprochen, der den Drachen tödtet.“ Darauf hieng sie ihr Halsband von Korallen ab, und vertheilte es unter die Thiere, um sie zu belohnen, und der Löwe erhielt das goldene Schlößchen davon. Ihr Taschentuch aber, in dem ihr Name stand, schenkte sie dem Jäger, der gieng hin und schnitt aus den sieben Drachenköpfen die Zungen aus, wickelte sie in das Tuch und verwahrte sie wohl.

      Als das geschehen war, weil er von dem Feuer und dem Kampf so matt und müde war, sprach er zur Jungfrau „wir sind beide so matt und müde, wir wollen ein wenig schlafen.“ Da sagte sie ja, und sie ließen sich auf die Erde nieder, und der Jäger sprach zu dem Löwen „du sollst wachen, damit uns niemand im Schlaf überfällt,“ und beide schliefen ein. Der Löwe legte sich neben sie um zu wachen, aber er war vom Kampf auch müde, daß er den Bären rief und sprach „lege dich neben mich, ich muß ein wenig schlafen, und wenn was kommt so wecke mich auf.“ Da legte sich der Bär neben ihn, aber er war auch müde und rief den Wolf und sprach „lege dich neben mich, ich muß ein wenig schlafen, und wenn was kommt, so wecke mich auf.“ Da legte sich der Wolf neben ihn, aber er war auch müde und rief den Fuchs und sprach „lege dich neben mich, ich muß ein wenig schlafen, und wenn was kommt, so wecke mich auf.“ Da legte sich der Fuchs neben ihn, aber er war auch müde, rief den Hasen und sprach „lege dich neben mich, ich muß ein wenig schlafen, und wenn was kommt, so wecke mich auf.“ Da setzte sich der Hase neben ihn, aber der arme Has war auch müde, und hatte niemand, den er zur Wache herbeirufen konnte, und schlief ein. Da schlief nun die Königstochter, der Jäger, der Löwe, der Bär, der Wolf, der Fuchs und der Has, und schliefen alle einen festen Schlaf.

      Der Marschall aber, der von weitem hatte zuschauen sollen, als er den Drachen nicht mit der Jungfrau fortfliegen sah, und alles auf dem Berg ruhig ward, nahm sich ein Herz und stieg hinauf. Da lag der Drache zerstückt und zerrissen auf der Erde und nicht weit davon die Königstochter und ein Jäger mit seinen Thieren, die waren alle in tiefen Schlaf versunken. Und weil er bös und gottlos war, so nahm er sein Schwert und hieb dem Jäger das Haupt ab, und faßte die Jungfrau auf den Arm und trug sie den Berg hinab. Da erwachte sie und erschrack, aber der Marschall sprach „du bist in meinen Händen, du sollst sagen daß ich es gewesen bin, der den Drachen getödtet hat.“ „Das kann ich nicht,“ antwortete sie, „denn ein Jäger mit seinen Thieren hats gethan.“ Da zog er sein Schwert und drohte sie zu tödten, wo sie ihm nicht gehorchte, und zwang sie damit daß sie es versprach. Darauf brachte er sie vor den König, der sich vor Freuden nicht zu lassen wußte, als er sein liebes Kind wieder lebend erblickte, das er von dem Unthier zerrissen glaubte. Der Marschall sprach zu ihm „ich habe den Drachen getödtet, und die Jungfrau und das ganze Reich befreit, darum fordere ich sie zur Gemahlin, so wie es zugesagt ist.“ Der König fragte die Jungfrau „ist das wahr, was er spricht?“ „Ach ja,“ antwortete sie, „es muß wohl wahr sein: aber ich halte mir aus daß erst über Jahr und Tag die Hochzeit gefeiert wird,“ denn sie dachte in der Zeit etwas von ihrem lieben Jäger zu hören.

      Auf dem Drachenberg aber lagen noch die Thiere neben ihrem todten Herrn und schliefen, da kam eine große Hummel und setzte sich dem Hasen auf die Nase, aber der Hase wischte sie mit der Pfote ab und schlief weiter. Die Hummel kam zum zweitenmal, aber der Hase wischte sie wieder ab und schlief fort. Da kam sie zum drittenmal und stach ihm in die Nase, daß er aufwachte. Sobald der Hase wach war, weckte er den Fuchs, und der Fuchs den Wolf, und der Wolf den Bär, und der Bär den Löwen. Und als der Löwe aufwachte und sah daß die Jungfrau fort war und sein Herr todt, fieng er an fürchterlich zu brüllen und rief „wer hat das vollbracht? Bär, warum hast du mich nicht geweckt?“ Der Bär fragte den Wolf „warum hast du mich nicht geweckt?“ und der Wolf den Fuchs „warum hast du mich nicht geweckt?“ und der Fuchs den Hasen „warum hast du mich nicht geweckt?“ Der arme Has wußte allein nichts zu antworten, und die Schuld blieb auf ihm hangen. Da wollten sie über ihn herfallen, aber er bat und sprach „bringt mich nicht um, ich will unsern Herrn wieder lebendig machen. Ich weiß einen Berg, da wächst eine Wurzel, wer die im Mund hat, der wird von aller Krankheit und allen Wunden geheilt. Aber der Berg liegt zweihundert Stunden von hier.“ Sprach der Löwe „in vier und zwanzig Stunden mußt du hin und her gelaufen sein und die Wurzel mitbringen.“ Da sprang der Hase fort, und in vier und zwanzig Stunden war er zurück, und brachte die Wurzel mit. Der Löwe setzte dem Jäger den Kopf wieder an, und der Hase steckte ihm die Wurzel in den Mund, alsbald fügte sich alles wieder zusammen, und das Herz schlug und das Leben kehrte zurück. Da erwachte der Jäger und erschrack als er die Jungfrau nicht mehr sah, und dachte „sie ist wohl fortgegangen, während ich schlief, um mich los zu werden.“ Der Löwe hatte in der großen Eile seinem Herrn den Kopf verkehrt aufgesetzt, der aber merkte es nicht bei seinen traurigen Gedanken an die Königstochter: erst zu Mittag, als er etwas essen wollte, da sah er daß ihm der Kopf nach dem Rücken zu stand, konnte es nicht begreifen und fragte die Thiere was ihm im Schlaf widerfahren wäre? Da erzählte ihm der Löwe daß sie auch alle aus Müdigkeit eingeschlafen wären und beim Erwachen hätten sie ihn todt gefunden mit abgeschlagenem Haupte, der Hase hätte die Lebenswurzel geholt, er aber in der Eil den Kopf verkehrt gehalten; doch wollte er seinen Fehler wieder gut machen. Dann riß er dem Jäger den Kopf wieder ab, drehte ihn herum, und der Hase heilte ihn mit der Wurzel fest.

      Der Jäger aber war traurig, zog in der Welt herum und ließ seine Thiere vor den Leuten tanzen. Es trug sich zu, daß er gerade nach Verlauf eines Jahres wieder in dieselbe Stadt kam, wo er die Königstochter vom Drachen erlöst hatte und die Stadt war diesmal ganz mit rothem Scharlach ausgehängt. Da sprach er zum Wirth „was will das sagen? vorm Jahr war die Stadt mit schwarzem Flor überzogen, was soll heute der rothe Scharlach?“ Der Wirth antwortete „vorm Jahr sollte unsers Königs Tochter dem Drachen ausgeliefert werden, aber der Marschall hat mit ihm gekämpft und ihn getödtet, und da soll morgen ihre Vermählung gefeiert werden; darum war die Stadt damals mit schwarzem Flor zur Trauer, und ist heute mit rothem Scharlach zur Freude ausgehängt.“

      Am andern Tag, wo die Hochzeit sein sollte, sprach der Jäger um Mittagszeit zum Wirth „glaubt er wohl, Herr Wirth, daß ich heut Brot von des Königs Tisch hier bei ihm essen will?“ „Ja,“ sprach der Wirth, „da wollt ich doch noch hundert Goldstücke dran setzen, daß das nicht wahr ist.“ Der Jäger nahm die Wette an und setzte einen Beutel mit eben so viel Goldstücken dagegen. Dann rief er den Hasen und sprach „geh hin, lieber Springer, und hol mir von dem Brot, das der König ißt.“ Nun war das Häslein das geringste und konnte es keinem andern wieder auftragen, sondern mußte sich selbst auf die Beine machen. „Ei,“ dachte es, „wann ich so allein durch die Straßen springe, da werden die Metzgerhunde

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