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abends, Ruhe herrschte im Haus, Frau Römer saß allein auf ihrem kleinen Sofa am Tisch und ruhte aus. Die Kinder und Anne schliefen schon. Ordnung war wiederhergestellt und frische Luft strömte durch die Fenster. Da näherte sich durch die stille Straße ein lauter, fester Tritt, ein Schlüssel wurde in die Haustüre gesteckt. »Mein Mann kann es nicht sein, aber doch ist er’s!« sagte sich die junge Frau und eilte hinaus. Ja, er war es.

      »Du kommst schon?« sagte sie erstaunt. »Ich hätte gedacht, heute wird es spät!«

      »Ja,« sagte er, »die andern sitzen auch noch fest beisammen!«

      »Und du?«

      »Ich habe mich in aller Stille davongemacht. Ich wollte auch einmal wieder bei meiner Frau sein.« Dies Wort zerstreute alle Sorgen der jungen Frau, sie fühlte es: alles war schön und gut zwischen ihnen und nun wurde es gemütlich! Sie gingen miteinander ins Zimmer und setzten sich behaglich zusammen.

      »Ist das schön, wenn so ein Tag vorbei ist!« sagte Römer.

      »Ist alles gut gelungen?«

      »So ziemlich,« sagte er. »Die Beleuchtung der Häuser war ja durch den Wind recht lückenhaft, nur unser Haus war glänzend. Schon von ferne fragte mich die Prinzessin, wem dies strahlende Häuschen gehöre. Ich war nicht wenig stolz, hätte fast gesagt: meiner Frau. Das Strahlen wenigstens kam von dir, wie hast du es denn gemacht? Überall sonst waren doch die meisten Lichter verlöscht.«

      Sie erzählte all ihre Erlebnisse. »So, deshalb riecht es so merkwürdig im ganzen Haus? Also hast auch du Angst ausgestanden während des Feuerwerks, ich aber auch!«

      »Wieso du?«

      »Du hast doch heute morgen gehört, daß ein Pulverwagen hier durchkommen wollte. Nun, der Eilbote, der das hintertreiben sollte, der geistreiche Mann, hat den Fußweg eingeschlagen, auf dem er dem Pulverwagen natürlich nicht begegnete! Wie wir nun abends hinausfahren nach den Felsen, die beleuchtet wurden, und aussteigen, kommt der Ratsdiener auf mich zu. Ich seh ihm gleich an, daß etwas nicht in Ordnung ist, ich nehme ihn beiseite. ›Sehen Sie dort hinüber, Herr Stadtschultheiß,‹ sagt er. ›Auf der alten Straße, an der andern Seite vom Fluß, fährt der Pulverwagen!‹ Ich sehe hinüber: langsam bewegt sich dort der große, schwarze Wagen, mit der vorgeschriebenen roten Laterne und dem roten Fähnchen, unheimlich anzusehen. Und dabei steigen schon zischend die Raketen auf und der Wind jagt die Funken nach allen Seiten hoch in die Luft. ›Was ist zu tun?‹ fragte mich der Ratsdiener. ›Es ist nicht mehr zu ändern,‹ sagte ich, ›lassen Sie sich nichts merken, daß kein Schrecken unter den Leuten entsteht. Gehen Sie hinüber, sorgen Sie, daß der Wagen ohne Aufenthalt weiterfährt, aber langsam und ruhig; wenn er nicht umwirft, kann nichts geschehen. Durch den eisernen Deckel dringt kein Funke.‹ Er ist ein wackerer Mann, der alte Ratsdiener, und hat sich heute wieder bewährt, du könntest ihm morgen eine Flasche Wein schicken. Wie er von mir weggeht, höre ich, wie ihn ein Mann anredet: ›Sagen Sie, ist denn das da drüben nicht ein Pulverwagen?‹ ›Das macht doch nichts,‹ sagt der Ratsdiener mit größter Seelenruhe; ›auf dem Wagen können Sie ein Feuerwerk abbrennen und es dringt kein Funke hinein.‹ ›So, so,‹ sagt der andere sofort beruhigt. Du kannst dir aber denken, wie es mir zumute war, während das Feuerwerk so in der Luft herumschwärmte. So oft es unbemerkt ging, mußte ich mich umwenden und hinübersehen nach dem kleinen roten Licht, das allmählich weiterrückte auf der Straße. Langsam kroch die Gefahr davon, bis sie endlich hinter dem Berg verschwand.«

      »Und der Prinz hat nichts davon erfahren?«

      »Nein, er war in fröhlicher Laune bis zuletzt und ebenso die Prinzessin, die mir noch an der Bahn einen Gruß an Hans auftrug. Er ruht jetzt wohl von seiner Plage?«

      Ja, der Kleine ruhte und ebenso genoß der Vater den friedlichen Abend; in der Wohnung des Stadtschultheißen gab es jetzt keinen geplagten Mann!

      Helf, wer helfen kann!

       Inhaltsverzeichnis

      Am heißen Herd in der Küche schaltete mit eifrigen Händen und glühenden Wangen Frida, der liebliche Backfisch. Die Mutter war ausgegangen, um vor Tisch noch einen dringenden Besuch zu machen, und Frida hatte versprochen, ihre ungeteilte Aufmerksamkeit dem Braten zuzuwenden. Da ertönte die Klingel. »Es wird der Vater sein,« dachte Frida und öffnete. Es war aber nicht der Vater, sondern ein Freund desselben, der ihn auf der Durchreise ein paar Stunden besuchen wollte. Frida geleitete ihn in das Besuchszimmer und setzte sich zu dem Gast, der sich freundlich mit ihr unterhielt. Bald aber wurde sie unruhig und hörte nur noch mit halbem Ohr auf den Fremden. Sie dachte an den verlassenen Braten, an das Feuer, das bald ausgehen mußte, und überlegte, ob es nicht unhöflich wäre, wenn sie den Gast allein ließe. Inzwischen hatte der Herr weiter mit ihr gesprochen, Frida hatte aber in ihrer Zerstreutheit nicht viel davon gehört.

      »Haben Sie auch Töchter?« fragte sie jetzt, um nur irgend etwas zu sagen. Er sah sie erstaunt an. »Das sind eben meine Töchter, von denen ich Ihnen erzählte.« Frida errötete.

      Es fiel ihr ein, daß er von einer Marie und einer Elise gesprochen hatte. »Ja, ich meine nur, ob Sie viele Töchter haben?« sagte sie in ihrer Verwirrung.

      Er lächelte. »Nicht sehr viele, bloß zwei.«

      In diesem Augenblick hörte Frida mit wahrem Entzücken den wohlbekannten Tritt ihres Vaters. Mit großer Freude begrüßten sich die beiden Freunde und eine der ersten Fragen des Vaters an den Gast war: »Du bleibst doch bei uns zu Tisch?« Die Einladung wurde angenommen und Frida von ihrem Vater mit den Worten entlassen: »Nun geh du in die Küche und mach dein Meisterstück!«

      Ja, ein schönes Meisterstück war es, das Frida vorfand, als sie hinauskam! Schwarz wie eine Kohle lag der Braten in der Pfanne und der Geruch des angebrannten Fleisches erfüllte die ganze Küche. Da war nichts mehr zu retten! Verzweifelt stand die junge Köchin und hatte nur den einen Gedanken: wenn doch die Mutter käme, die wüßte Rat!

      Da klingelte es wieder. Eifrig sprang Frida zu öffnen. Aber es kam bloß ein Dienstmädchen mit einem Korb am Arm und einem Netz, in dem ein großer Fisch war. Sie kam offenbar vom Markt und hatte den Auftrag, Fridas Eltern auf den nächsten Abend einzuladen. Aber Frida hörte nur halb die Worte des Mädchens. Sie konnte ihre Blicke nicht von dem Fisch abwenden.

      »Brauchen Sie diesen Fisch für heute mittag?« fragte Frida.

      »O nein, erst für morgen abend,« antwortete das Mädchen.

      »Ach, wenn Sie mir den Fisch abtreten möchten! Wir haben unerwartet einen Gast bekommen und ich weiß nicht, was ich ihm zu Mittag vorsetzen soll!«

      »Recht gerne,« antwortete das Mädchen, »ich kann bis morgen schon noch einen Fisch bekommen.«

      »Ist er tot?« fragte Frida.

      »Ja wohl, aber ganz frisch, eben erst abgeschlagen.«

      Das Mädchen nahm den Fisch heraus, legte ihn auf eine Platte in der Küche, Frida bezahlte, was das Mädchen verlangte, und gab noch ein schönes Trinkgeld. Als das Mädchen fort war, wandte sich Frida eifrig ihrem Fisch zu, um ihn kunstgerecht zu bereiten. Aber, o Schrecken, der »tote« Fisch hatte sich von der Platte heruntergeschnellt und schlug mit dem Schwanz auf den Küchentisch. Nun war Frida ratlos. Einen halbtoten Fisch aufschneiden, das konnte sie nicht und noch viel weniger ihn töten.

      »Und das heißt die dumme Person tot!« sagte sie in Verzweiflung, »wenn ich sie nur zurückrufen könnte.« Aber die war nicht mehr zu sehen. Da klingelte es wieder. Jetzt endlich mußte es doch die Mutter sein, die heiß ersehnte. Frida flog zur Türe. Aber diesmal war es nur ein Handwerksbursche und vollends einer, der etwas Warmes zu essen verlangte. »Ach, wir haben ja selbst gar nichts,« sagte Frida in so verzweifeltem Ton, daß ihr der junge Bursche aufs Wort glaubte und wieder davonging. Als er aber die halbe Treppe hinunter war, kam Frida ein Einfall. Sie rief ihm nach: »Hören Sie, können Sie einen Fisch töten?«

      »Ob ich was kann?« rief der Bursche erstaunt.

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