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Ein Liebestraum. Napoleon I. Gräfin von Walewska. Robert Heymann
Читать онлайн.Название Ein Liebestraum. Napoleon I. Gräfin von Walewska
Год выпуска 0
isbn 9788711503539
Автор произведения Robert Heymann
Жанр Языкознание
Издательство Bookwire
Es war sonst niemand zugegen. Nur Constant, der gute Kammerdiener, der nie etwas verriet und in Paris selbst die Kaiserin vom Cabinet des Kaisers fernzuhalten wusste, war anwesend.
Ein paar einheimische Kammerfrauen waren gewonnen worden.
Duroc half Maria Walewska aus dem Wagen. Ihr folgte ihr Bruder Lassczinski, der inzwischen zum Obersten befördert worden war.
Maria war so tief verschleiert, dass niemand sie erkennen konnte. Talleyrand reichte ihr den Arm und führte sie über die Treppen. Jetzt war nichts mehr von Furcht oder Zögern an ihr zu merken. Willig, ja beinahe hastig eilte sie die Stufen empor. Napoleon wartete in seiner ungestümen Art nicht erst, bis die Geliebte sein Zimmer betrat.
Auf der Treppe eilte er ihr entgegen. Talleyrand hinkte mit seinem lahmen Beine fort, Duroc hielt die Tür offen.
Der Kaiser umarmte Maria. Sie lag in seinen Armen und reichte ihm die Lippen in aufrichtiger Sehnsucht.
Dann führte Napoleon sie in das Innere seiner Gemächer.
Er nahm ihr den Mantel ab und hob den Schleier von dem schweren Haar, das er immer so sehr bewunderte.
„Endlich bist Du gekommen,“ stammelte er. „Endlich!“ An seiner Art, an seinem aufgeregten Wesen, das ihn kaum Worte fassen liess, erkannte sie, wie er sich nach ihr gesehnt hatte. Sie war sich immer noch nicht über das Wesen ihrer Liebe zu ihm klar, und während er sie zum Sofa geleitete, dachte sie:
Er ist mir fremd geworden. Ich muss mich wieder an ihn gewöhnen.
Napoleon fühlte das und sagte:
„Du hast aufgehört, mich zu lieben. Du liebst einen anderen, oder es war Dir vielleicht nie ernst mit dieser Neigung, die mein Herz vollständig erfüllt und mich an nichts anderes mehr denken lässt.“
Sie zog ihn an sich und hielt ihre Arme um ihn geschlungen:
„Du mein Sieger, mein grosser Held! Du hast noch Zeit gefunden, die Russen zu schlagen und mit Preussen Krieg zu führen?“
Er will jetzt nicht davon sprechen. Er sieht nur Maria, er atmet den Duft ihres Leibes, er will sich ganz und gar dem Zauber ihres Wesens hingeben.
„Nenne mich nicht Napoleon,“ sagte er und nahm sie in seine Arme. „Du hast nur Bonaparte.“
Sie lachte und küsste ihn auf den Mund, der so klein war, dass eine Frau auf ihn hätte stolz sein können.
Sie soupierten zusammen. Niemand wurde zugezogen.
Man hörte in den Vorzimmern den Kaiser lachen.
Alles war vergessen: Der Krieg, die blutigen Schlachtfelder, die neuen Pläne, die sich in seinem unruhigem Kopfe wälzten. Maria war da, und an ihrer Seite war der gefürchtete Bonaparte wie ein zwanzigjähriger Liebhaber, aufmerksam, zärtlich, voll Liebenswürdigkeit und sprühendem Witz.
Er bequemte sich sogar auf Marias dringende Bitten, ruhig und langsam zu essen. Er hörte mit glücklichem Lächeln ihre Strafpredigt an.
„Du sollst nicht immer bei Tisch so hastig und aufgeregt sein. Du sollst Dir Zeit gönnen. Du bist nicht nur Kaiser, sondern auch Mensch, ein einfacher Mensch, der von der Natur abhängt und nicht ungestraft ihre Gesetze missachten darf.“
Maria ahnte nicht, wie glücklich ihn diese Sorgfalt machte. Er gab sich willig all den kleinen Zärtlichkeiten hin, die nur eine Frau zu geben versteht.
Einzig Constant betrat das Zimmer. Er servierte. Es gab keinen Menschen, der Napoleon mit all seinen kleinen Schwächen und Fehlern so zu nehmen wusste, wie er, und es gab nur noch einen Menschen, der dem Imperator noch treuer anhing: Das war sein Mameluk, der vor der Türe stand und das Leben seines Herrn bewachte, Tag und Nacht und Nacht und Tag.
Der Kaiser trank Chambertin. Maria wollte ihn zu einer anderen Weinsorte bekehren, aber Napoleon lehnte ab.
„Ich bin erstaunt, nein, verblüfft, wie mässig Du bist!“ lachte sie.
Sie ahmte den Geliebten nach, indem sie Wasser in sein Weinglas goss. Denn nie trank der Kaiser den Wein rein, sondern stets stark mit Wasser vermischt.
„Ich liebe andere Weine nicht, Maria. Und ich glaube auch, ich verstehe mich nicht darauf.“
„Und was sagen Deine Offiziere, die sich in dieser Hinsicht gewiss besser auskennen als Du, zu dieser spartanischen Leidenschaft?“
Der Kaiser lachte.
„Ah, meine Offiziere! Die bekommen die besten Marken vorgesetzt, wenn ich sie zur Tafel ziehe. Nur meine ganz vertrauten Freunde lasse ich vom Chambertin schlürfen. Dabei habe ich allerdings schon übel abgeschnitten.“
„Erzähle, bitte, erzähle!“ rief Maria. Der Kaiser, der sich ganz nnd gar dem Zauber der Stunde hingab, lächelte.
„Du kennst Augereau ...“
„Meinst Du den Marschall, welcher verwundet in Eylau liegt?“
„Ja. Der Brave.“ Die Züge des Kaisers umdüsterten sich einen Augenblick. Dann fuhr er fort: „Augerau ist ein Original. Im Lager von Boulogne, als ich mich noch — scheinbar, vor der Welt, um meine Rüstungen gegen Oesterreich zu verheimlichen — mit dem Gedanken einer Landung in England trug, setzte ich ihm einmal von meinem geliebten Chambertin vor und frug ihn, wie ihm der Wein schmecke. Augereau kostete und sagte trocken: „Er ist unter den schlechten Weinen sicher der ausgezeichnetste.“
Maria lachte laut und klatschte vor Vergnügen in die Hände.
„Und er hat Recht gehabt, ja, mein Freund, er hat Recht gehabt — aber ich hätte wirklich nicht den Mut besessen, dies Napoleon zu sagen.“
„Napoleon und immer Napoleon! Der, welcher Dein Herz besitzen will, heisst einfach Bonaparte und ist nicht mehr als ein armer Soldat, der einer lieben und schönen jungen Frau seinen Degen zu Füssen legt.“
Maria wurde plötzlich ernst. Sie hörte nur halb auf die weiteren Worte des Geliebten.
Sie dachte: Wenn es nun wirklich so wäre, und nur der arme Soldat, der Bonaparte, sässe mit mir an einer Tafel und wir sprächen von Liebe....
Ihr Blick ging prüfend über Napoleon hinweg, während er über irgend etwas sprach, etwas Nebensächliches, nur um wieder ihr Lächeln sehen, bewundern zu können, dieses Lächeln, das ihm galt und ihm gehörte, ihm ganz allein, ... und da dachte Maria Walewska: Nein, den armen Soldaten, der nur den Degen besass, konnte sie nicht lieben.
Dieser Bonaparte flösste ihr wohl Sympathie ein, nimmermehr aber Liebe ..
Und doch war sie weit entfernt von aller Berechnung, wenn sie sich ganz und gar Napoleon ergab.
Was war es dann, das ihr Herz betörte, das sie mit solch unwiderstehlichem Zauber umfing?
Sie begriff es noch nicht. Sie hatte auch nicht Zeit, nachzudenken, denn Napoleon unterbrach sich selber plötzlich:
„Woran denkt meine kleine weisse Taube?“
Er nannte sie so mit Vorliebe. Sie wich aus und erwiderte schnell:
„Ich dachte nach, ob wohl der arme Soldat Bonaparte auch auf alle Frauen den Eindruck machen würde wie der glänzende Adler, der seinen Höhenflug zum Himmel nimmt.“
Der Kaiser lächelte, wurde aber plötzlich ernst. Schatten aus der Vergangenheit fielen in das heitere Bild der Gegenwart.
Er dachte in diesem Augenblick vielleicht an Josephine, die den General Bonaparte betrog, als er in Aegypten die französischen Fahnen zu unerhörten Siegen führte.
„Nun?“ fragte Maria.
Aber auch der Kaiser blieb eine direkte Antwort schuldig.
Er entgegnete nur:
„In Frankreich stellt man die Frauen zu hoch.“
„Oh! Und ich