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Die Regimentstante - Band II. Nataly von Eschstruth
Читать онлайн.Название Die Regimentstante - Band II
Год выпуска 0
isbn 9788711513248
Автор произведения Nataly von Eschstruth
Жанр Языкознание
Издательство Bookwire
„In diesem Falle unmöglich, die Sache ist diskret!“
Kai machte ein undefinierbares Gesicht, welches ungefähr besagen wollte: O, wenn du ahntest, was ich für gute Ohren habe! —“ — Aber er neigte nur ergeben das Haupt zur Brust und seufzte: „So kommen Sie wenigstens bald — sehr bald wieder, — ich finde es unerträglich ohne Sie!“ —
War denn Resi blind, dass sie gar nicht merkte, wie sehr er ihr den Hof machte? —
Sie sagte nur: „Wenn es länger dauert, wie eine Viertelstunde, schicke ich Ihnen meine Photographie!“ — und dann sah sie wieder recht zerstreut aus und huschte unbemerkt in den Nebensaal.
Kai sah ihr mit schwärmerischem Blick nach.
Wie war es möglich, dass man sie hässlich genannt? Dieses geistvolle, liebenswürdige, heitere Gesicht, diese famose Erscheinung!
Auf ihn übte sie geradezu einen Zauber aus. — Sehr junge Herren begeistern sich ja mit Vorliebe für reifere Damen, und Kai Lichtenberg hatte im ganzen Leben noch kein weibliches Wesen derart imponiert, wie die Regimentstante. Schon in der Geschichtsstunde hatte er stets die thatkräftigen, energischen und klugen Frauen bewundert; eine Kaiserin Katharina begeisterte ihn geradezu, — und hätte das Schicksal Resi von Wieders auf einen Czarenthron gesetzt — wer weiss, ob sie nicht noch grössere Dinge vollbracht hätte, wie die russische Landesmutter! Auch jetzt muss sie voll Geist und Humor die Fäden entwirren, welche ein anderer Tolpatsch zusammengeknäult hat! —
Wird es ihr gelingen? — Es wäre grossartig! es wäre anbetungswürdig —! Nicht, weil dadurch viel Ärger, dem Dorpat vielleicht ein gebrochener Hals und dem Oberst ein blauer Brief erspart bliebe, — seit dem Moment, wo Kai in der Rangliste steht, erachtet er alle Vordermänner nur als überflüssige, das Avancement störende Gegenstände, — sondern weil es beweisen würde dass Graf Lichtenberg ein Menschenkenner ist und seine Huldigungen an keine Unwürdige verschwendet!
Man ruft seinen Namen, man winkt ihn an das Ende der Tafel, wo er anscheinend neben ein Backfischchen placiert werden soll!
Empörend? Was soll er mit solch einem Kinde sprechen? Er hatte für diese maigrüne Jugend so gar nichts übrig, sie erinnert in so widerwärtiger Weise an die Kinderstube — und von dieser strebt Kai ab, so weit — o, so weit wie nur irgend möglich!
Sage mir, mit wem du umgehst, dann sage ich dir, wer du bist! — Heisst es nicht so? — Gott bewahre ihn, dass er noch mit Backfischen oder sehr jungen Damen verkehrt, es würde seiner Mannhaftigkeit und Würde den Todesstoss versetzen! —
Er entschuldigt sich sehr eilig und etwas interessant zerstreut, dass er Fräulein von Wieders zu vertreten habe und beim Punschbrauen beschäftigt sei! — eine gefühllose Hartherzigkeit, welche dem armen Backfisch einen tiefen Seufzer abzwingt.
Resi war währenddessen durch den Hauptsaal geeilt, alle jubelnden Zurufe nur durch hastiges Nicken und Lächeln erwidernd.
Ihr Blick irrte spähend umher, bis er aufleuchtend haftete.
Gott sei Dank, die Präsidentin war noch anwesend, sie stand vor der Bude, in welcher ihre beiden Töchter Bücher verkauften, und schien rechte Not zu haben, dieselben zum Heimgehen zu bestimmen.
Fräulein von Wieders trat mit herzlichem Gruss heran.
„Endlich finde ich Sie, meine gnädige Frau, und habe die Freude, Sie zu begrüssen! — Man ist ja an das Feld seiner Thätigkeit so festgenagelt, dass man keinen Moment Zeit findet, die lieben Freunde aufzusuchen!“
Die Präsidentin erwiderte den Gruss merklich kühl. „O bitte, Fräulein von Wieders — das habe ich weder erwartet, noch verlangt!“ antwortete sie ziemlich scharf und wandte sich, eine weitere Unterhaltung abbrechend, abermals an ihre Töchter. „Es ist Zeit, Kinder! Ihr wisst, Papa hat nur die Erlaubnis gegeben auszuverkaufen!“
„Aber hier sind noch drei Bücher, Mama!“
„Die übernimmt eine andere Dame!“
Resi trat einen Schritt näher. „Gnädige Frau —“ sagte sie leise und dringlich, „darf ich Sie um eine kurze Unterredung bitten?“
„Dazu ist heute wohl kaum noch Zeit — —“
„Morgen aber ist es auf jeden Fall zu spät! Ich bitte Sie herzlichst, gnädige Frau, einen Augenblick mit mir in der Konditorei Platz zu nehmen, es ist eine dringende und wichtige Angelegenheit, welche ich mit Ihnen besprechen möchte!“
„Wenn dieselbe bald erledigt sein kann —“ zuckte die Präsidentin mit einem Blick die Achseln, welcher deutlich genug sagte: „Gib dir doch gar keine Mühe — es ist ja doch umsonst!“ —
Aber sie folgte voll steifer Höflichkeit.
„Ich sehe dort Frau Regierungsrat Lechner, Frau Oberlandgerichtsrat von Brauer und Frau Werner sitzen — auch an diese Damen möchte ich mich mit meinem Anliegen richten und bitte Sie, meine verehrte, gnädige Frau, an ihrem Tisch Platz zu nehmen“.
„Wie Sie wünschen!“
Die genannten Damen blickten sehr erstaunt auf und wechselten recht vielsagende Blicke, als die Präsidentin und Fräulein von Wieders, nach ebenso förmlicher und kühler Begrüssung mit letzterer — an ihrem Tischchen Platz nahmen. Wie in sehr abweisender Erwartung richteten sich aller Augen auf die Regimentstante, und man sah es den erregten Mienen der Damen an, dass just das Thema des neuesten, sensationellen Stadtklatsches sehr lebhaft unter ihnen erörtert war.
Resi ging schnurstracks auf ihr Ziel los.
„Ich sehe an Ihrem so ganz veränderten Wesen, meine Damen, dass auch Sie unter dem Einfluss jenes abscheulichen Geredes stehen, welches, wie ehemals jener ominöse Apfel in den Kreis der Götter, auch in unsere friedliche und scharmante Gesellschaft gerollt ist! Sie wissen, meine Damen, dass die schönste und edelste Mission der Frau die ist, Frieden zu stiften und Frieden zu erhalten, und darum wende ich mich an Sie mit der Bitte, unterstützen Sie mich in diesem Bestreben, und lassen Sie uns Frauen erreichen, was die Männer auf freundschaftlichem Wege kaum noch erreichen können! — Sie haben von der Äusserung gehört, welche Leutnant Dorpat am Offizierstisch gethan hat?“ —
„Allerdings, und wir sind sehr gespannt, die Elemente genannt zu erhalten, welche nicht in die Gesellschaft gehören!“ —
„Bei welchen kein Offizier verkehren kann!“
„Wo der Oberst künftighin das Besuchemachen seiner Herren verbieten will!“ —
Sehr scharf und sehr feindselig klangen die Stimmen, so gar nicht nach lieblichen Friedensharfen, aber Resi blickte die Sprecherinnen mit ihren freundlichen Augen sehr ruhig und lächelnd an und sagte kurz und bündig:
„Diese Elemente will ich Ihnen nennen, meine Damen!“
„Ah! Wäre es möglich? — Undenkbar!“ Wie elektrisiert schnellten die Köpfe der kleinen Tischrunde empor und die Augen funkelten so überrascht und wissensdurstig, dass Fräulein von Wieders sich dem Ziel schon um ein ganzes Stückchen näher gerückt sah.
Es liegt nun einmal in der weiblichen Natur, sich für fremde Angelegenheiten zu interessieren, und eine kleine Dosis Skandal würzt die Unterhaltung in der Kemnate.
Wenn man nicht selber das räudige Schaf ist, welches aus der Herde ausgemerzt werden soll, so ist es ein behagliches Gruseln, die Schicksale des Betreffenden zu verfolgen!
Auch die Damen an dem Konditoreitischchen waren nicht gleichgültig gegen die Konduite, welche dem lieben Nächsten ausgestellt werden sollte, und die überraschende Thatsache, dass sie auf die brennende Frage früher Antwort erhalten sollten, wie ihre Männer, welche stark bezweifelten, ob sie diese Antwort überhaupt erhalten würden, hatte etwas ungeheuer Packendes.
So wurde der Abgrund, welchen man zuerst durch deutliches „Fernrücken“ von der Regimentstante markiert hatte, schon bedeutend