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Kränkst meine Ehre gleich den Knaben hier.

       Ihr alle habt als Feinde mich verletzt;

       Stört mich hinfort nicht mehr, entfernt euch jetzt.

      Lucius.

       Er ist nicht bei sich selbst, so laßt uns gehn.

      Quintus.

       Nicht ich, bis Mutius hier bestattet ruht.

      (Der Bruder und die Söhne knien.)

      Marcus.

       Bruder! denn mit dem Namen fleht Natur! –

      Quintus.

       Vater! auch in dem Namen ruft Natur.

      Titus.

       Schweig, wenn ich auf die andern hören soll!

      Marcus.

       Erhabner Held, mehr denn mein halbes Ich...

      Lucius.

       O Vater! Unser aller Seel und Mark –

      Marcus.

       Hier in der Tugend Wohnsitz, Bruder, laß

       Dem edlen Neffen mich ein Grab erflehn,

       Der für die Ehr und für Lavinien starb! –

       Du bist ein Römer, sei denn kein Barbar;

       Die Griechen, ausgesöhnt, begruben Ajax,

       Der sich entleibt; Laertes' kluger Sohn

       Sprach mildgesinnt für seine Totenfeier;

       Drum weigre Mutius hier den Eintritt nicht

       Dem, der dein Liebling war.

      Titus.

       Marcus, steh auf. –

       Das ist der trübste Tag, den ich erlebt,

       Entehrt von meinen Söhnen hier in Rom! –

       Begrabt ihn denn; der nächste sei ich ihm.

      (Sie legen die Leiche in das Grab.)

      Lucius.

       Hier ruh mit deinen Freunden, süßer Mutius,

       Bis wir dein Grab geziert mit Kriegstrophäen!

      Alle (kniend). Nicht einer wein um unsern edlen Mutius; Wer für die Tugend starb, der lebt in Ruhm.

      Marcus.

       Bruder – so trübe Schwermut zu zerstreun –

       Wie hat die schlaue Gotenkönigin

       So schleunig sich den Weg gebahnt in Rom?

      Titus.

       Ich weiß nicht, Marcus, weiß nur, daß es ist;

       Ob plangemäß, ob nicht, das frag den Himmel.

       Doch ist sie nicht verpflichtet jenem Mann,

       Der so weit her zum Glück sie hat geführt?

       Ja, und sie gibt ihm einst auch edlen Lohn! –

      Trompetenstoß. Von der einen Seite kommen der Kaiser, Tamora, Chiron, Demetrius und Aaron, der Mohr; von der andern Bassianus und Lavinia mit Gefolge.

      Saturninus.

       Bassianus, Ihr gewannt im Spiel den Preis;

       Gott schenk Euch Freud an Eurer schmucken Braut!

      Bassianus.

       Und Euch an Eurer, Herr; mehr sag ich nicht,

       Noch wünsch ich minder; und so lebt nun wohl!

      Saturninus.

       Verräter! Gilt Gesetz, gilt meine Macht,

       Du und dein Anhang büßen diesen Raub.

      Bassianus.

       Raub nennt Ihr, Herr, nahm ich mein Eigentum,

       Die mir verlobte Braut, und jetzt mein Weib? –

       Doch laßt entscheiden unser römsches Recht;

       Besitz ich doch nun schon, was mir gehört.

      Saturninus.

       Vortrefflich, Herr! Ihr seid sehr kurz mit uns;

       Doch, leb ich, sind wir ganz so scharf mit Euch.

      Bassianus.

       Herr, was ich tat, muß ich, so gut ichs kann,

       Vertreten, kostets auch das Leben mir.

       Nur dies noch sag ich deiner Majestät –

       Bei allen Pflichten für mein Vaterland,

       Den würdgen Mann, den edlen Titus hier,

       An Ehr und Namen hast du ihn gekränkt!

       Denn nur um dir Lavinien zu befrein,

       Erschlug er selber ja den jüngsten Sohn

       Aus edlem Eifer und von Zorn erfüllt,

       Weil Einspruch hemmte, was er frei geschenkt;

       Drum nimm ihn auf zu Gnaden, Saturnin,

       Der sich in allem Tun durchaus bewährt

       Als Freund und Vater gegen dich und Rom.

      Titus.

       Prinz Bassianus, sei mein Anwalt nicht;

       Du bists und jene dort, die mich entehrt; Rom und der ewge Himmel richten mich, Wie treu ich ehrt' und liebte Saturnin!

      Tamora.

       Mein edler Herr, wenn je dein fürstlich Aug

       Mit Wohlgefallen blickt' auf Tamora,

       So höre jetzt mein unparteiisch Wort,

       Und, Liebster, alles, was geschehn, vergib.

      Saturninus.

       Was? Offenbar mißhandelt und entehrt,

       Soll ich die Kränkung dulden ungerecht?

      Tamora.

       Nicht also, Herr! Das wolln die Götter nicht,

       Daß ich dich zu entehren sollte flehn.

       Nein, meine Ehre setz ich dir zum Pfand,

       Den wackern Titus find ich ohne Schuld!

       Sein unverstellter Zorn spricht seinen Schmerz,

       Drum mir zuliebe sieh ihn gnädig an;

       Nicht bring ein Wahn dich um den tapfern Freund,

       Noch trüb ein finstrer Blick sein edles Herz. –

       (Beiseite.) Nimm Rat an, mein Gemahl; gib endlich nach,

       Verbirg nur alle Kränkung, allen Gram.

       Du bist erst neu gepflanzt auf deinen Thron;

       Deshalb, damit nicht Roms Senat und Volk

       Nach beßrer Einsicht Titus' Anhang mehrt

       Und von dir abfällt deines Undanks halb

       (Den Rom als schwere Sünde stets gehaßt),

       Gib nach den Bitten, laß die Sorge mir:

       Ich will sie all ermorden, find ich Zeit,

       Vertilgen ihren Stamm und ganz Geschlecht,

       Den wütgen Vater und die falschen Söhne,

       Die ich um meines Kindes Leben bat;

       Dann sehn sie, was es sei, wenn Königinnen

       Im Staube knien und Gnade nicht gewinnen. –

       (Laut.) Komm, teurer Kaiser, komm, Andronicus –

       Heb auf den guten Greis, tröst ihm sein Herz,

       Das hinwelkt in dem Sturme deines Zorns.

      Saturninus.

       Auf, Titus! Meine Kaisrin hat gesiegt.

      Titus.

      

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