Скачать книгу

Ja, hör mich! -

       Zu Goneril. Höll und Tod! Ich bin beschämt, Daß du so meine Mannheit kannst erschüttern, Daß heiße Tränen, die mir wider Willen Entstürzen, dir geweint sein müssen. Pest Und Giftqualm über dich! - Wunden des Vaterfluchs, zu tief für Heilung, Die spür in jeder Faser deines Wesens! Ihr alten kindischen Augen, weint noch einmal Um dies Geschehn, ich reiß euch aus und werf Euch mit den Tränen hin, die ihr vergießt, Den Staub zu löschen! Dahin ists gekommen? - Laß es so sein, ich hab noch eine Tochter, Die ganz gewiß mir freundlich ist und liebreich. Wenn sie dies von dir hört, mit ihren Nägeln Zerfleischt sie dir dein Wolfsgesicht. Dann findst du Mich wieder in der Art, von der du denkst, Ich habe sie auf immer abgeworfen. [Du sollst, das schwör ich dir! ] Lear, Kent und Gefolge gehen ab.

      GONERIL

       Habt Ihrs gehört, Mylord?

      ALBANY

       Bei meiner großen Liebe, Goneril,

       Kann ich nicht so parteiisch sein.

      GONERIL

       Ich bitt Euch, laßt das gut sein!

       He, Oswald, he! -

       Zum Narren. Ihr da, mehr Schurk als Narr, folgt Eurem Herrn!

      NARR

       Gevatter Lear, Gevatter Lear, wart und nimm den Narren mit dir!

      'ne Füchsin, wenn man sie fängt,

       'ne Tochter wie diese: gehenkt

       Gehören sie beide. Verschenkt

       Hätt die Kapp ich fürn Strick, daß sie hangen!

       So der Narr hinterher kommt gegangen.

       Geht ab.

      GONERIL

       Der Mann war gut beraten. - Hundert Ritter!

       Politisch wärs und sicher, hundert Ritter

       Zur Hand ihm lassen: daß bei jedem Traum,

       Bei jeder Grill und Laune, Klag und Unlust,

       Er seine Torheit stützt auf ihre Macht,

       Und unser Leben hing an seinem Wink. -

       He, Oswald, he!

      ALBANY

       Du fürchtest wohl zu viel.

      GONERIL

       Besser, als traut ich ihm zu viel. Laß mich

       Wegschaffen einen Schaden, den ich fürchte,

       Statt fürchten, selber weggeschafft zu werden.

       Ich kenn sein Herz. Was er geäußert, schrieb ich

       Der Schwester. Nimmt sie ihn, die hundert Ritter,

       Zu sich, da ich den Nachteil zeigt -

       Der Haushofmeister kommt. Nun, Oswald, Hast du den Brief an meine Schwester fertig?

      HAUSHOFMEISTER

       Ja, gnädge Frau!

      GONERIL

       Nimm dir Begleitung mit und schnell zu Pferd;

       Belehre sie, was ich besonders fürchte,

       Und füge selbst ihr solchen Grund hinzu,

       Der dies noch mehr verstärkt. Nun mach dich auf

       Und kehre bald zurück!

       Der Haushofmeister geht ab. Nein, nein, Mylord, Euer allzugütiges, milchsanftes Wesen, Ich wills nicht schelten; doch Euch trifft, verzeiht, Mehr Tadel, weil Euch Klugheit fehlt, als Lob Für Sanftmut voll Gefahr.

      ALBANY

       Ob du das Rechte triffst, ich weiß nicht recht;

       Wer bessern will, macht oft das Gute schlecht.

      GONERIL

       Nun, dann -

      ALBANY

       Gut, gut, - der Ausgang.

       Sie gehn ab.

       Englisch

      FÜNFTE SZENE

       Inhaltsverzeichnis

       Ein Hof vor dem Palast des Herzogs von Albany. [Daselbst ]

       Es treten auf Lear, Kent und der Narr.

      LEAR

       Geh du voraus nach Gloster mit diesem Brief; sag meiner Tochter von dem, was du weißt, nicht mehr, als worum sie nach dem Brief dich fragen wird. Wenn du nicht sehr eilst, werd ich noch vor dir dort sein.

      KENT

       Ich will nicht schlafen, Mylord, bis ich Euern Brief bestellt habe.

       Geht ab.

      NARR

       Wenn einem das Hirn in den Hacken säße, wärs da nicht in Gefahr, Schwielen zu bekommen?

      LEAR

       Ja, Bursch.

      NARR

       Dann, bitt ich dich, sei vergnügt; dein Verstand wird nie in Schlappschuhen gehen.

      LEAR

       Ha, ha, ha!

      NARR

       Gib acht, deine andre Tochter wird dir artig begegnen, denn obgleich sie dieser so ähnlich sieht wie der Holzapfel dem Apfel, so weiß ich doch, was ich weiß.

      LEAR

       Nun, was weißt du denn, mein Junge?

      NARR

       Sie wird ihr an Geschmack so gleich sein als ein Holzapfel einem Holzapfel. Das weißt du, warum einem die Nase mitten im Gesicht steht?

      LEAR

       Nein.

      NARR

       Ei, um die beiden Augen nach beiden Seiten der Nase hin zu gebrauchen, damit man in das, was man nicht herausriechen kann, ein Einsehen habe.

      LEAR

       Ich tat ihr Unrecht.

      NARR

       Kannst du mir sagen, wie die Auster ihre Schale macht?

      LEAR

       Nein.

      NARR

       Ich auch nicht; aber ich weiß, warum die Schnecke ein Haus hat.

      LEAR

       Warum?

      NARR

       Nun, um ihren Kopf hineinzustecken, nicht ums an ihre Töchter zu verschenken und ihre Hörner ohne Futteral zu lassen.

      LEAR

       Ich will meine Natur vergessen. Solch gütiger Vater! - Sind meine Pferde bereit?

      NARR

       Deine Esel sind nach ihnen gegangen. - Der Grund, warum die sieben Sterne nicht mehr sind als sieben, ist ein hübscher Grund.

      LEAR

       Weils nicht acht sind?

      NARR

       Ja, wahrhaftig, du würdest einen guten Narren abgeben!

      LEAR

       Mit Gewalt muß ichs wiedernehmen. Scheusal Undankbarkeit!

      NARR

       Wenn du mein Narr wärst, Gevatter, so bekämst du Schläge, weil du vor der Zeit alt geworden bist.

      LEAR

       Wieso das?

      NARR

      

Скачать книгу