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Welt zu tiefster Dunkelheit, so dass wir jetzt noch vom finsteren Mittelalter sprechen. So kommt es zu den entsetzlichen Katharer/Ketzer-Kreuzzügen eben gegen Christen. Die Kreuzzüge enden offiziell mit der Aufgabe der letzten Schutzburg der Katharer, dem Mont Ségur in den Pyrenäen im Jahr 1244. Die Katharer, gänzlich gegen Gewalt eingestellt, werden gezwungen zu kämpfen, rüsten sich zum Kampf und heuern etwa 150 katholische Soldaten an, um sich auf der Burg Mont Ségur zu verteidigen. Die wenigen Verteidiger werden von einem katholischen Heer von 1.000 gut ausgerüsteten Söldnern, 9 Monate eingeschlossen. Durch Verrat rückt das Heer der Feinde schließlich sehr nahe an die Burg heran, sodass die Wurfmaschinen die Mauern der Festung bombardieren können. Gegen diesen pausenlosen Beschuss sind die Katharer auf Dauer machtlos. Auch der Winter setzt ihnen zu, das Wasser wird knapp, die Vorräte schwinden und der heimliche Nachschub gerät in Schwierigkeiten. Nachdem auch erhoffte Hilfe von außen ausbleibt, bereiten sich die Katharer auf die Kapitulation vor.

      Am Morgen des 02.03.1244 schreiten Bertrand d'en Marti, Peter (Piter) Roger de Mirepoix und Raymond de Preille im dunklen Gewand eines Perfekti mit einer weißen Fahne aus dem Tor der Burg, um sich der Übermacht des katholischen Heeres zu beugen. Die Bedingungen sind großzügig. Die Verteidigung darf mit der Militärkasse die Burg verlassen. Den Katharern wird Unversehrtheit angeboten, wenn sie ihrem Glauben abschwören, andernfalls ...

      Zwei Wochen später, am 16. März 1244, steigen 225 Katharer mit ihrem geistigen Führer Bertrand d'en Marti, die ihrem Inneren treu bleiben, singend und betend auf einen riesigen Scheiterhaufen und werden lebendig verbrannt, unter ihnen auch Katholiken, die in der Zeit der Belagerung das Consolamentum empfangen hatten.

      Auf dem „Prats des Cramats“, dem Feld der Verbrannten, steht ein Mahnmal, das noch heute an die von der katholischen Kirche qualvoll Hingerichteten erinnert. Katharer fliehen in die Lombardei, nach Spanien, Süditalien, auch nach Deutschland und Holland und auf den Balkan. Damit ist der letzte große aktive Widerstand der Katharer gebrochen.

      Ein oder zwei Tage vor Beginn der Übergabeverhandlungen seilen sich allerdings vier namentlich bekannte Personen von dem 1.216 Meter hohen Berg ab. Es sind dies Amiel Aicart, Hugues Domergue, Laurent Peytavi oder Poitevin und wahrscheinlich Pèire Sabatier. Diese vier Männer bringen den Schatz der Katharer in Sicherheit, von dem bis heute niemand weiß, was tatsächlich in Sicherheit gebracht wurde. Man vermutet unersetzliche Kostbarkeiten, geheime Sakralgegenstände, wertvolle Schriften, sogar den Gral, was immer das auch gewesen sein mag ... ein Schatz, der von diesem Tag an für immer verschwunden und verloren ist.

      Über die vier Männer, die durch ihre Flucht 1244 dem Scheiterhaufen entkommen, ist außer den Namen so gut wie nichts bekannt. Wir können anhand von wenigen Nachrichten also nur einige Vermutungen anstellen. Die Ruine der Burg auf dem unbezwingbar erscheinenden Berg Mont Ségur in den Pyrenäen zeugt von jenen letzten Tagen. Die gelungene Flucht von diesem ungeheuer steilen über 1.200 m hohen Berg kann als Wunder angesehen werden. Ende Februar herrschen in den Pyrenäen kalte Winde, es ist Winter, es liegt Schnee. Nahrung und Trinkwasser werden auf dem Mont Ségur knapp, die Kälte ist quälend. Die erwartete Hilfe bleibt aus. Der Beschuss durch die Feinde bei Tag und Nacht erschöpft die Menschen. Es ist abzusehen, dass die Belagerer sehr bald durch die geöffneten Mauern in die Burg eindringen werden. Für weiteren Widerstand fehlt die Kraft. So wird schweren Herzens die Kapitulation beschlossen. Es ist klar, dass die Gegner kein Erbarmen kennen. Die letzten Vorbereitungen werden getroffen. Das Wertvollste, Wichtigste soll und muss gerettet werden. Menschen als Wissensträger, Schrifttum ... Wir wissen nicht, was genau es gewesen sein könnte. Vier Männer werden für diese Mission ausgewählt. Sie werden auf die Flucht vorbereitet. Vielleicht sind sie gar keine guten Kletterer. Sie müssen also auch der körperlichen Belastung gewachsen sein. Das Unternehmen ist lebensgefährlich, nicht nur wegen der lauernden Feinde, und muss unbedingt gelingen. Notwendig sind außer einer angemessenen Ernährung und einem Training auch die erforderlichen Ortskenntnisse und ein besetztes Auffanglager in den Bergen. Signalkontakt wird aufgenommen. Es müssen vom Mont Ségur und von einer Basisstation aus Vorbereitungen getroffen werden.

      Größte Vorsicht ist erforderlich, Verrat muss vermieden werden. Also ein Kontakt mindestens durch komplizierte Signale zwischen der Burg und Menschen in den Bergen muss vorhanden gewesen sein. Escot de Belcaire soll auf dem Berg Mont Bidorta, dem Berg der Verklärung, Leuchtsignale gesendet haben. Natürlich dürfen die Belagerer, die ganz sicher auf der Hut sind, nichts von einer Flucht erfahren. Die Flucht von dem Berg muss an der Steilwand geplant werden, in die die Feinde keine Einsicht haben. Nachts zu fliehen, ist unmöglich, weil den Kletterern am Berg jegliche Orientierung fehlen würde. Und sie sollen einen Schatz an einen sicheren Ort transportieren. Es muss auf jeden Fall gelingen.

      Der erste Schatz

      Wie viel Zuladung können Kletterer in 1.200 m Höhe frei am Seil hängend befördern, ohne zu verunglücken? Gewiss keine großen Mengen von Reichtümern, sperrigen Gegenständen oder schweren Gewichten. Jedes Gramm muss unter diesen Umständen bedacht werden. Also ein umfangreicher Schatz von materiellem Wert kann nicht transportiert worden sein. Es kommen kleinere Gegenstände und auch davon keine großen Mengen infrage. Vielleicht Schriften, ein paar wichtige Kleinodien, einige Münzen für die Reise, etwas Proviant, sonst nichts.

      Wir wissen aber, dass bereits zwei Monate vorher am 24. Dezember, dem Weihnachtsabend 1243, zwei Kuriere den Mont Ségur zu Pferde verlassen hatten. Es waren Pierre Bonnet und Matheus. Ihr Fluchtweg führte in das Arriègetal nach Donnezan und auf das Château de Usson. Sie flohen mit Gold und einer großen Menge Geldes in Form von Münzen nach Norditalien weiter. Ihre Reise zu Pferde dauerte acht Tage.

      Der zweite Schatz

      Entscheidend sind auch die geretteten Personen und deren Gedanken- und Erfahrungsgut. Sie sind lebende Wissensspeicher. Wer sind diese vier Männer?

      Mit Sicherheit sind sie alle strahlende Bonhommes, also Katharer, die die vier Weihen, sogar auch die drei höchsten Weihen auf dem „Weg zu den Sternen“ erhalten hatten. Sie sind also Priester, die ihre Gotteserfahrung weitergeben und weiterleben können. Dies ist der zweite Schatz, den sie mitnehmen, der mit ihrem Leben und Überleben verbunden ist. Ganz sicher haben sie später eine Schule gegründet, die unter allergrößter Geheimhaltung weiterexistiert hat. Sie haben Schüler ausgebildet und ihre wichtigen Erfahrungen weitergereicht. Belibaste beweist es.

      Die Schulen und ihre Bruderschaften sind sogar noch lebendig, als Michel Nostradamus von Agen des Weges daherkommt, auf die Pyrenäen zusteuert und einer Delegation von Katharern begegnet.

      Der dritte Schatz

      Geht man davon aus, dass die tausend Prophetien des Nostradamus eventuell einen älteren Ursprung haben, Meister Michel nicht unbedingt der alleinige Autor seiner tausend Verse, sondern eher der Bearbeiter einer Neuauflage ist, so kommt nur die Überlieferung durch die Katharer infrage. Dies würde die so unterschiedliche Beschaffenheit und auch die ungeheure Menge der Verse erklären. Auch die Arbeit der Anordnung der einzelnen gereimten Zeilen steigt ins Unbewältigbare. Es gab keinen Computer, keine Schreibmaschine, nur Feder, Tinte und Papier. Fehlerhaftes Schreiben war nicht angesagt, weil es keine Korrekturmöglichkeit gab. Und die Handschrift des Nostradamus ist nicht gerade simpel und gut leserlich. Seinem Sekretarius, Jayme de Chavigny, hat er nachweislich diese Arbeit nicht überlassen.

      Dieser Schatz einer alten Schrift mit Weissagungen wird gut verpackt von den vier Männern in Sicherheit gebracht. Dass die Katharer im Besitz von Weissagungen waren, steht außer Frage. Der Troubadur Guilhem Belibaste, letztes Oberhaupt und bekennender Katharer, der in Montaillou eine Schule unterhielt, spricht noch 1321 in Villerouge-Termenées die rätselhaften Worte seiner Weissagung. Leider ist nur dieser einzige Spruch von ihm überliefert, der möglicherweise noch viel älter ist, und vielleicht eine Art tröstendes Überlebensmotto war.

      Diese Schriften alter verschlüsselter Weissagungen, Vorgänger der Nostradamusverse, könnten von den vier Männern in Sicherheit gebracht worden sein. Sie waren für die Katharer von großer Bedeutung, da sie die Hüter dieser Prophetien waren. In diese Prophetien wurden ihre höchsten Amtsträger eingeweiht.

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