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Rahmen gezeigt und ausgelebt werden. Auch die Wut, zum Beispiel auf den Schiedsrichter, und die Angst, etwa einen Elfmeter zu verschießen.

      Das am meisten gefürchtete und dementsprechend auch unterdrückte Gefühl ist Angst. Ich selbst war lange der Meinung, gar keine Angst zu haben. Lieber hatte ich Wut, das fühlte sich stark und kämpferisch an. Wut ist akzeptiert in der Männerwelt. Angst wird oft nur im indirekten Zusammenhang verwendet.

       Entweder Angst stellvertretend für andere: »Mir ist angst und bange um den Technologiestandort Deutschland« oder »Ich habe Angst, dass wir bald Mitarbeiter entlassen müssen, wenn das so weitergeht mit Corona.«

       Oder die Angst der anderen wird benutzt: »Mein Team hat Angst, dass wir den Anschluss bei der Digitalisierung verpassen« oder »Bei uns haben viele Angst um den Erhalt des Standorts«.

      Aber was ist mit Deiner Angst? Wie würde es sich anfühlen zu sagen »Ich habe Angst, bald zu alt zu sein für diese Branche« oder »Ich habe Angst, dass ich an einen anderen Standort versetzt werde und dann meine Kinder kaum mehr sehe«. Ein Manager aus der Sportartikelbranche hat mir von seinen Ängsten erzählt. Zum Abschluss unseres Gesprächs sagte er dann: »Ich habe oft den Eindruck, dass ich der Einzige von meinen Kollegen bin, der solche Ängste hat. Das liegt natürlich auch daran, dass ich nicht darüber rede. Es wäre schon gut zu wissen und sehr erleichternd, dass es anderen genauso geht, dass sie auch Ängste und Schwächen haben.« Dazu müssen Männer diese erst mal spüren. Und dann anfangen darüber zu reden.

      Hilfreich dazu ist, die alten Bewertungen dieser Gefühle in einem neuen Licht zu sehen. Der bisherigen, eher negativen Bewertung des Gefühls eine neue, positive Konnotation zu geben.

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      Abb. 3.1: Vier grundlegende Gefühle

      1 1 https://de.statista.com/statistik/daten/studie/290399/umfrage/umfrage-in-deutschland-zum-einkommen-von-frauen-und-maennern/

      2 2 Interview mit Prof. Dr. Hartmut Rosa in https://www.geo.de/magazine/geo-wissen/18952-rtkl-gesundheit-burnout-entsteht-nicht-dadurch-dass-man-zu-viel-zu-tun-hat

      3 3 Robert Wingham: Ich bin raus – Wege aus der Arbeit, dem Konsum und der Verzweiflung; 2. Auflage 2016; Wilhelm Heyne Verlag München;

      Achtung: Dieses Buch ist kein Ratgeber, keine Betriebsanleitung, kein Rezeptbuch. Es soll Dir Ideen geben, Mut machen, Ängste nehmen und mentale Grenzen etwas verschieben. Vieles wird für Dich passen, manches nicht. Probier' es aus! Du kannst auch gerne da bleiben, wo Du jetzt stehst. Oder – wie manche meiner Gesprächspartner – auf mehreren Spuren fahren. Also neben deinem Hauptjob ein neues Business parallel dazu aufbauen. Es gibt viele Wege und Möglichkeiten, erfüllter zu leben. Um sie auszuschöpfen, ist die Auseinandersetzung mit Dir selbst wichtig, und das geht als Erstes mit einer Bestandsaufnahme.

      Als ich das Buchprojekt startete, habe ich einen Fragebogen entwickelt, der mir helfen sollte, statistisch valide und sozusagen unangreifbar die Erfolgsfaktoren für einen erfolgreichen beruflichen Neustart zu ermitteln. Die Idee war, damit fundiertes Zahlenmaterial zu bekommen mit dem ich weiterarbeiten würde.

      »Erkenne dich selbst« stand einst über dem Eingang des Tempels von Delphi, in dem das berühmte Orakel der griechischen Antike um Rat gefragt wurde. Es ist die Aufforderung, nach innen zu schauen, sich selbst zu verstehen – seine Eigenheiten, Stärken und Schwächen, aber auch seine Vorlieben und Motive. Und ist heute genauso aktuell wie damals.

      Wenn Du Dich also aufmachst, die berufliche Spur zu wechseln, wenn Du vorhast, die feste Struktur des Großunternehmens zu verlassen, dann lerne Dich vorher selbst kennen. Ansonsten triffst Du schlechte Entscheidungen. Beispiele gewünscht?

      Beispiel 1: Ein Bekannter von mir gab seinen Job bei einem Autohersteller auf, um einen Versand für Bio-Produkte zu gründen. Der Aufbau des neuen Unternehmens erwies sich als schwieriger als gedacht, der Wettbewerb war stark, und seine Leidenschaft für Bio-Lebensmittel verringerte sich auch mit der Zeit. Er erkannte immer mehr, dass er eher aufgrund persönlicher Probleme mit dem damaligen Vorgesetzten das Unternehmen verließ, und bemühte sich längere Zeit, wieder in der Branche Fuß zu fassen. Das gelang ihm schließlich auch, allerdings bei geringerem Gehalt und in einer hierarchisch niedrigeren Position.

      Deshalb kennen (oder suchen) erfolgreiche Spurwechsler Antworten auf folgende Fragen. Sie stellen im weitesten Sinne unsere Motivation dar:

       Was treibt mich an? Was motiviert mich?

       Wie sieht mein idealer Arbeitsplatz aus?

       Welche Art von Arbeit macht mir am meisten Spaß?

       Was will ich die nächsten/letzten Jahre meines

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