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Braut als dich wird es niemals mehr geben.

      I.l.d., dein Tom.

      Jetzt war Bettina komplett mit den Nerven fertig, das war einfach alles zuviel, sie konnte es nicht verhindern, dass Tränen über ihr Gesicht rollten, Tränen der Rührung, Tränen der Liebe, Tränen des Glücks.

      Lenis Stimme brachte sie wieder einmal in die Realität zurück.

      »Sag mal, ist das eigentlich eine Wundertüte, aus der du immer noch was Neues hervorholst?«, wollte sie wissen. »Lang noch mal hinein, wer weiß, was sonst noch zum Vorschein kommt.«

      »Also, jetzt noch mehr zu erwarten, das wäre unverschämt, Leni, aber dass ich nochmals reingelangt habe, darum bin ich froh, denn sonst hätte ich Toms zweiten Brief nicht bekommen … Ich bin vollkommen durcheinander. Ist er nicht verrückt, mein Tom? Was sagst du dazu?«

      »Nun, zum einen finde ich den Schmuck fantastisch, so was sieht man ja nur, wenn bei Königs was los ist und sie sich mit allem, was die Schatzkammer hergibt, schmücken. Aber nein, das ist falsch. Das, was Thomas dir geschickt hat, ist nicht protzig, sondern sehr edel, und dir wird beides sehr gut stehen, weil beides zu dir passt. Willst du diese Schätze nicht einmal anlegen?«

      Doch davon wollte Bettina nichts wissen.

      »Nein, Leni, das soll Thomas tun, solange kann ich warten, aber bis dahin werde ich mir den Schmuck ganz gewiss noch einige Male ansehen.«

      »Du solltest ihn an deiner Hochzeit tragen«, schlug Leni vor.

      »Das hat Tom auch gemeint, Leni, das hat er in dem zweiten Brief geschrieben, und natürlich werde ich es tun. Weißt du, was er auch noch geschrieben hat … Eine schönere Braut als dich wird es niemals mehr geben – er ist also nicht nur verrückt, was das Geldausgeben für mich angeht, sondern auch, was seine Liebe betrifft.«

      »Ja, er liebt dich wirklich, der Thomas Sibelius. Das, was da zwischen euch ist, ist geradezu unheimlich, eine solche Liebe kann es auf Erden doch eigentlich überhaupt nicht geben.«

      »Es gibt sie aber«, lachte Bettina, »Tom und ich stehen doch wohl ziemlich fest auf dem Boden der Tatsachen, oder?«

      Leni wollte sagen, das schon, aber manchmal neiden die Götter einem das Glück. Sie kam aber nicht dazu, weil gerade in dem Moment ihr Handy klingelte.

      Sie meldete sich.

      Hörte zu, nickte.

      »Ich komme«, sagte sie und steckte ihr Handy wieder weg.

      »Die Wanderer sind eingetroffen«, sagte sie, »und sie sind schlauer als ich dachte, haben nicht bei dir geklingelt. Aber jetzt stehen sie vor dem Gesindehaus und warten auf ihre Schlüssel. Kann ich dich allein lassen?«

      Bettina nickte heftig.

      »Aber natürlich kannst du das, Leni, ich bin gut versorgt, und ich bin glücklich«, sie korrigierte sich sofort, »nein, ich bin überglücklich.«

      »Das kannst du auch, so was wie den Thomas findest du nämlich niemals wieder.«

      »Das weiß ich, und ich werde schon gut aufpassen auf mein Goldstück«, sagte Bettina.

      Bettina war allein, nachdem Leni gegangen war, und das war ihr auch ganz recht so. Sie holte beide Briefe noch einmal hervor, las sie, Wort für Wort, dann zog sie den Schmuck wieder näher zu sich heran, um in Betrachtungen zu versinken, und in Träume. Auch wenn sie den Schmuck noch nicht angelegt hatte, weil Thomas das tun sollte, wusste sie, dass er prächtig an ihr aussehen würde, und zu ihrem Brautkleid würde er auch passen.

      Sie hatte sich schon solche Gedanken darum gemacht, welchen Schmuck sie tragen sollte, hatte ihre Schmuckschatulle mehr als nur einmal durchwühlt, aber so richtig war sie mit nichts zufrieden gewesen.

      Nun musste sie nicht mehr darüber nachgrübeln, das Problem war gelöst. Diese Kette und das Armband waren die perfekte Lösung.

      Am liebsten hätte sie jetzt Linde angerufen und ihr davon erzählt. Aber ein Blick auf ihre Uhr sagte ihr, dass Linde um diese Zeit mit den Zwillingen beschäftigt war. Da wollte sie wirklich nicht stören, um ihre beinahe kindliche Freude mit Linde zu teilen. Die würde es schon früh genug erfahren und diese herrlichen Schmuckstücke früh genug sehen. Linde würde sich mit ihr freuen, weil sie eine richtige Freundin war und kein bisschen neidisch. Aber umgekehrt war es ja auch so.

      Doris?

      Nein, das wäre jetzt albern, in Frankreich anzurufen. Doris war eine Nachteule, konnte sehr gut sein, dass sie um diese Zeit noch schlief, und sie konnte ganz schön herumgranteln, wenn man sie weckte.

      Außerdem, reichte es denn nicht, dass sie sich für sich allein freute?

      Tom …

      Nein, auch das ging nicht. Der frühstückte vermutlich gerade mit Nancy, und ganz bestimmt hatten die beiden sich eine Menge zu sagen. Da konnte und wollte sie nicht hineinplatzen. Wenn es möglich gewesen wäre, dann hätte Thomas sie schon angerufen.

      Die paar Stündchen bis zu ihrem Wiedersehen würde sie schon totschlagen.

      Und womit sollte sie anfangen?

      Womit denn wohl, doch selbstverständlich mit den Briefen. Und der Schmuck hatte es ebenfalls verdient, noch einmal ganz genau betrachtet zu werden.

      Es war nett von Nancy gewesen, ihn darauf hinzuweisen, das war das eindeutige Indiz, dass zwischen Thomas und Nancy wirklich nichts anderes war als aufrichtige Freundschaft. Wenn es von ihrer Seite mehr wäre, dann hätte sie ihm ganz gewiss nicht den Tip gegeben, Bettina den Schmuck zu kaufen. So selbstlos war keine Frau. Schade, dass Nancy nicht bei ihrer Hochzeit dabei sein würde, aber sie konnte schon verstehen, dass sie einer großen beruflichen Herausforderung den Vorrang gab. Nancy war eine anerkannte Meeresbiologin, die sich ihrem Job mit Haut und Haaren verschrieben hatte, dafür nahm sie sogar in Kauf, kein Privatleben zu haben.

      Bettina packte die beiden Schmuckstücke wieder sorgfältig in die Schachteln, sie konnten nicht bis zu Thomas’ Ankunft auf dem Tisch liegen bleiben, dann knüllte sie das Papier zusammen, brachte es in den Abfalleimer, die silbernen Seidenbänder strich sie glatt und steckte sie in eine Schublade. Die konnte man gut noch mal brauchen.

      Also, für sie war das nichts. Sie würde dem Privatleben immer den Vorrang geben. Und ein Leben an Toms Seite, das würde sie für kein Königreich, für nichts würde sie das aufgeben, weil es nichts Schöneres geben konnte als ein gemeinsames Leben mit dem Mann, den man liebte.

      *

      Toni rief sie an, erkundigte sich, ob er mit ein paar Unterlagen auf einen Sprung bei ihr vorbeikommen dürfe, aber davon wollte sie nichts wissen.

      Normalerweise hätte sie nichts dagegen gehabt, aber nicht heute. In ein paar Stunden würde Tom kommen, und bis dahin wollte sie nichts weiter tun als sich auf ihn freuen, seine beiden Briefe nochmals lesen, und den Schmuck würde sie auch, sie wusste nicht zum wievielten Male, hervorholen und ihn sich ansehen.

      Das war auch gut so, denn erst bei mehrmaligem Betrachten wurde einem die hohe Goldschmiedekunst immer bewusster, fielen all die Feinheiten auf, die man vorher übersehen hatte.

      Sie würde alles noch einige Male hervorkramen, doch Bettina hatte den Schmuck gerade wieder einmal weggepackt, als es an der Haustür klingelte.

      Wieder ein Gast, der nicht wusste, wo er sich zu melden hatte.

      Das kam zwar selten vor, aber hier und da war es der Fall, und das war ja auch kein Beinbruch.

      Mühsam erhob Bettina sich und humpelte zur Tür. Das dauerte eine Weile. Doch das dauerte dem oder der draußen Stehenden wohl zu lange, denn es wurde erneut geklingelt, diesmal länger und fordernder.

      »Hallo, ich komme ja schon«, rief Bettina. Sie war sich aber nicht sicher, ob das auch draußen gehört wurde, die Mauern des Hauses waren dick und die schwere Eichentür war es auch. »Alte Frau ist doch kein D-Zug«, fügte sie leiser hinzu.

      Endlich hatte sie die Haustür erreicht. Öffnete.

      Es

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