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Carolina Curriculum (Johnson-Martin et al., 2013a, b), das VB-MAAP (Sundberg, 2008) oder auch das hier vorliegende STeP-Curriculum, können als Kompromiss zwischen norm- und kriterienbasierten Methoden angesehen werden. Sie sind ein Versuch, Förderziele zu definieren, die an Entwicklungsstufen angelehnt sind, aber gleichzeitig bedeutsame Meilensteine der normalen Entwicklung darstellen.

      Autismus ist eine neurologische Entwicklungsstörung, die eine biologische Basis hat (Ozonoff, Rogers & Hendren, 2003, Bernard, 2017). Die Mehrzahl der Kinder mit ASS hat unspezifische hirnorganische Auffälligkeiten (Bölte & Poustka, 2002a). Selbst wenn keine spezifischen organischen Auffälligkeiten gefunden werden, besteht die Gefahr von epileptischen Anfällen. So berichtete Gillberg (1990), dass bei einem von sechs Kindern in der Pubertät Anfälle auftreten. Nachfolgeuntersuchungen haben allerdings gezeigt, dass Kinder mit leichten Intelligenzproblemen und ASS ein sehr viel geringeres Anfallsrisiko haben (s. Zusammenfassung, Freitag, 2009). Der Schweregrad eines Anfallsleidens und seine medikamentöse Kontrolle sind in jedem Fall für die Prognose wichtig.

      Zusatzprobleme wie Ängste, Depressionen, Schlafprobleme, Aufmerksamkeitsdefizitstörungen (ADHS), sensorische Störungen, Tourette-Syndrom und Zwänge treten bei etwa 70 % der Betroffenen auf (Poustka, 2012). Hierbei gehören soziale Phobien, Hyperaktivität und oppositionelles Verhalten zu den häufigsten Zusatzproblemen (CMHO, 2002; Leyfer & Folstein, 2006). Sie sollten in jedem Fall in den Erstgesprächen abgeklärt werden und bei der Therapieplanung berücksichtigt werden.

      Neben verhaltenstherapeutischen (Döpfner et al., 2002; Lauth & Schlottke, 2002; Petermann, 2002) und kognitiven Maßnahmen (Baker, 2017) kann manchen Kindern durch Medikamente geholfen werden (Bölte & Poustka, 2002b; Portes, Hagerman & Hendren, 2003; Poustka, 2012). So hat bei Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen mit aggressivem, ängstlichem und zwanghaftem Verhalten Risperidon nachweislich gute Wirkungen gezeigt (McDougle et al., 1998, Canitano & Scandurra, 2008).

      Auch Schlafprobleme können sowohl verhaltenstherapeutisch als auch medikamentös angegangen werden (Durand, 2002). Als hilfreiches einschlafförderndes Mittel für Kinder mit ASS ist seit einiger Zeit Melatonin beschrieben worden (Poustka, 2012). Auch im Bereich der bei ADS üblichen Behandlung mit Stimulantien wie Ritalin oder Cylert sind neue Medikamente mit weniger Nebenwirkungen und längerer Wirkungsdauer wie Adderall, Concerta, Stratera oder Atomexin entwickelt worden. Ein ausgezeichneter Überblick über Psychopharmaka bei ASS findet sich bei Poustka (2012).

      Eine Kombination von medikamentöser und verhaltenstherapeutischer Behandlung ist auch bei ADHS-Symptomen autistischer Kinder sinnvoll. Oft kann hierdurch eine Verbesserung von Aufmerksamkeit und Lernausfällen beobachtet werden (Born & Oehler, 2004; Simchen, 2004).

      Gleiches gilt auch für Angst- und depressive Störungen, bei denen neben pharmakologischer Therapie auch kognitive Verhaltenstherapie erfolgreich eingesetzt worden ist (Scarpa & Reyes, 2011; Dunn-Baron et al., 2012; Baker, 2017).

      Bei etwa der Hälfte der Kinder mit ASS liegen Hör- oder Sehstörungen sowie sensomotorische Abweichungen vor (Ayers, 1979; Frith & Baron-Cohen, 1987; Myles, Dunn & Orr, 2000). Vestibuläre Störungen liegen in den meisten Fällen bei den Kindern zugrunde, die sich ausdauernd drehen, springen oder klettern, aber auch bei denjenigen, die Angst bei Lageveränderungen oder Probleme mit der Balance haben. Manche Kinder wehren es eindeutig ab, in die Luft geworfen zu werden, zu schaukeln oder sich zu drehen.

      Obige Zusatzprobleme sollten abgeklärt und durch Teamarbeit mit Sprach-, Beschäftigungs- und Mototherapeuten mit sensomotorischer Zusatzausbildung angegangen werden.

      Eine enge Absprache mit Eltern, Ärzten, Psychologen, Lehrern und Erziehern ist dabei sinnvoll. Programme zu auditiven Wahrnehmungsstörungen (Nickisch, Heber & Burger-Gärtner, 2001) sensomotorische Programme (Ayres, 1979; Smith Myles et al., 2000), verhaltenstherapeutische und selbst kognitive Programme können von den Eltern unterstützend durchgeführt werden.

      Berichte von Betroffenen mit ASS verdeutlichen, wie eine veränderte Wahrnehmungswelt zu Verhaltensauffälligkeiten führen kann (Grandin & Scariano, 1986; White & White, 1987). Selbst ein einfacher Händedruck kann von dem normalen Gegenüber als unangenehm schmerzhaft erlebt werden, wenn der betroffene Mensch mit ASS keine angemessene Rückmeldung über seine Druckstärke hat.

      Verhaltenstherapeutische, sensomotorische und/oder medikamentöse Behandlung ebnet in vielen Fällen den Weg zu einem normalen Lernen. Oft ist es optimal, diese Ansätze beim einzelnen Kind zu integrieren, was aber den Rahmen dieses Trainingsmanuals sprengen würde. Es wird daher im Wesentlichen auf den verhaltenstherapeutischen Ansatz hingewiesen und bezüglich medizinischer, sensomotorischer und kognitiver Ansätze auf entsprechende Spezialliteratur verwiesen (Gillberg, 1998; Smith Myles et al., 2002; Poustka, 2012; Attwood, 2004; Bernard-Opitz, 2014a).

      Während normale Babys bereits im Alter von drei Monaten Blickkontakt haben und ihren Interaktionspartner anlächeln, fehlen diese ersten Kommunikationszeichen meist bei Kleinkindern mit autistischem Verhalten. Bereits vor Ende des ersten Lebensjahres können bei einigen Kindern besorgniserregende Merkmale beobachtet werden wie das Ausbleiben der Blickverfolgung einer Person, fehlende Blicksuche bei überraschenden oder beängstigenden Situationen, Nicht-Beachten, dass jemand auf etwas zeigt, und mangelnde eigene Gesten. Eine der ersten Auffälligkeiten bei Kleinkindern mit Autismus ist, dass sie keine Zeigegeste haben und speziell nicht zeigen, um auf etwas aufmerksam zu machen (sog. protodeklaratives Zeigen). Manche Kinder können zwar zeigen, aber benutzen die Zeigegeste nur, wenn sie etwas wollen (sog. protoimperatives Zeigen) (Mundy, Sigman & Kasari, 1994).

      Warnzeichen von ASS

      Probleme treten besonders in den folgenden Bereichen auf:

      Images Soziale Kommunikation und Interaktion

      Images Emotionale Reziprozität, Gefühle, Interessen und Initiative

      Images Kommunikation, Blickkontakt, Blickverfolgung, Gestik. Mimik und Körpersprache

      Images Spiel und Beziehung zu anderen

      Images Eingeschränkte und wiederholte Verhaltensweisen und Interesssen

      Images Stereotype Bewegungen mit dem eigenen Körper oder Objekten

      Images Festgefahrene Routinen und Interessen

      Viele Eltern berichten, dass ihr Kind »in einer eigenen Welt lebt«, mit sich selbst zufrieden ist und ohne erkennbaren Anlass lacht und weint. Es gibt Kinder, die ohne erkennbaren Grund stundenlang weinen und nicht getröstet werden können. Mangelndes Interesse an Erwachsenen und Kindern, fehlende Nachahmung und Ausbleiben von Sprache und normalem Spiel sind oft für Eltern Anlass zum Aufsuchen eines Spezialisten. Nach Definition des »Frühkindlichen Autismus« muss eine autistische Behinderung vor dem Alter von 36 Monaten auftreten (DSM-IV, 1994). Der Höhepunkt der Auffälligkeiten liegt bei dieser Auffälligkeit tatsächlich zwischen dem dritten und fünften Lebensjahr (Klicpera et al., 2001).

      Demgegenüber werden Kinder mit dem »Asperger-Syndrom« meist erst später auffällig, wobei Sonderinteressen, festgefahrene Routinen, ungeschickte Motorik und einseitige Kommunikation oft erste Zeichen für Andersartigkeit sind (Boroson, 2011; Wilkins & Burmester, 2015). Da die Unterscheidung zwischen dem »Asperger-Syndrom«

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