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      Kuchen für die Aliens

      Herausgeber: FoxArt Verlag

      Postfach 43, 90560 Markt Heroldsberg,

      [email protected]

      © 2020 Melisande Arven

      Alle Rechte vorbehalten

      Für die Schwertherzen

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      Mit dem größten Respekt vor allen Menschen

      in all ihren Facetten und ihrer Einzigartigkeit

      Kapitel:

Prolog

      Das grelle Licht des Tages schien mit jedem Wimpernschlag zu schwinden. Die erste Sonne Run versank hinter den Wäldern und sofort wurde die Luft kühler. Ino nahm den Arm vom Gesicht und blinzelte in den Himmel. Er lag auf dem Rücken in der Mitte seiner privaten Terrasse. Der Glasboden hatte sich erhitzt und wärmte angenehm seinen Rücken. Die Mondsonne Tresed stieg auf und hüllte die Landschaft in einen rötlichen Glanz. Ino presste die Handflächen gegen das Glas und atmete tief ein. Es roch schon nach Regen. Ein leichter, würziger Geruch, den Ino sehr mochte. Wolken kräuselten sich am dunkler werdenden Himmel und schienen einen hektischen Tanz aufzuführen, indem sie sich ständig verformten. Ino reckte seinen Körper und spreizte die Finger seiner rechten Hand vor den Augen. Das schimmernde Licht ließ seine Haut purpurfarben aussehen.

      Ino entwischte ein Lächeln. Dann hörte er, wie der Magnetvorhang der Terrassentür knisterte, doch er war zu faul den Kopf zu drehen. Er wusste ohnehin wer zu ihm herausgekommen war.

      „Ihr habt Euch noch nicht zur Ruhe begeben, Hoheit?“, meldete sich eine vertraute Stimme.

      Das Quietschen auf dem Glasboden verriet, dass der Sprecher sich hinkniete.

      „Nein. Ich wollte ganz bewusst den letzten Abend hier verbringen. Schließlich werde ich Tresed für eine lange Zeit nicht sehen.“

      „Ihr habt Recht. Heute scheint sie mir fast heller als sonst.“

      „Du musst mich nicht aufheitern, Cem. Es geht mir gut.“ Ino sah seinen Leibdiener mahnend an. „Du darfst dich zurückziehen. Alte Leute brauchen ihren Schlaf.“

      „Wie Ihr wünscht, mein Prinz. Es sei Eurem zarten Alter geschuldet, dass Ihr respektlos meiner Rüstigkeit spottet. Ich werde Euch vergeben.“

      Ino lachte.

      „Nun hau schon ab!“

      „Schlaft gut, Hoheit.“

      Ino blieb liegen, bis der Regen einsetzte. Er wäre gerne noch länger auf der Terrasse geblieben, aber bei Anbruch des Tages sollte er vollkommen ausgeruht sein. Er musste ausreichend schlafen. Ino schickte einen letzten Blick in den Himmel. Zwischen den Wolkenfetzen funkelten die Sterne. Sie würden für die kommende Zeit Inos Begleiter sein. Auf der wichtigsten Reise seines Lebens.

      🛰

      schiefe Sahnetorte

      Kapitel 1

      Schief!

      Das war alles, was Kaya in den Sinn kam, als sie ihr Werk betrachtete. Schief! Kaya ging einmal um den Tisch herum und runzelte die Stirn. Sie konnte ihre Unzufriedenheit nicht benennen. Dr. Schulter würde diese wahrscheinlich als ‚Ärger‘ bezeichnen. Kaya packte den Löffel in ihrer Hand fester. Sie verstand nicht, warum es wichtig sein sollte, ihre Emotionen einzuordnen. Die Schichttorte war schief. Das war Fakt. Schief war nie gut. Das hatte nichts mit Gefühlen zu tun.

      Kaya nahm mehr Sahne aus der Schüssel und strich diese vorsichtig auf den Kuchen. Sie hatte dieses Rezept schon hundertmal gemacht. Noch nie hatte der Anblick an den schiefen Turm von Pisa erinnert. Mutter würde sagen, dass er trotzdem lecker war. Kaya zog wieder die Augenbrauen zusammen. Noch mehr Ärger? Sie legte den Löffel zur Seite. Egal wie sie sich verhalten würde, richtig war es nie.

      Die Tür ging auf. Die Parfümfahne, die hereinwehte, verriet, dass Bekka die Küche betrat. Die Semesterferien waren noch nicht vorbei. Mutter nannte diese Zeit anstrengend. Kaya wusste, dass sie es nicht mochte, wenn Bekka länger zuhause war. Es hatte irgendwie mit ihr zu tun.

      „Morgen.“ Bekka ging zum Kühlschrank. Ihre Haare glänzten feucht und ihr T-Shirt hatte Wasserflecken.

      „Guten Morgen“, murmelte Kaya und sah die typische Handbewegung ihrer Schwester, die gerade an die Nase ging, um die Brille hochzuschieben.

      „Wo ist der Aloesaft?“ Bekka beugte sich tief in den Kühlschrank hinein.

      „In der Tür, unterstes Fach, ganz links.“ Kaya nahm den Löffel wieder in die Hand und prägte sich ein, welche Gläser sie verschieben musste, um Platz für den Kuchen zu finden.

      Bekka schlug die Tür zu und nahm einen großen Schluck aus der Flasche ihres Morgentrunks.

      „Schon wieder Süßes, Kaya? Wenn du so weiter machst, wiegst du bald hundert Kilo.“

      Kaya sah an sich herab. Ihr Rock fiel locker über ihre Hüften bis zu den Knien. Sie hatte seit Jahren dieselbe Größe. Warum…?

      „Das war eine Metapher. Eine Anspielung“, schnappte Bekka und knallte die Flasche auf die Anrichte. „Ich brauche einen Kaffee.“

      Kaya betrachtete ihre zierlichen Füße. Das war es, was Mutter nicht mochte. Die Art wie Bekka redete. Kaya klatschte den Rest Sahne auf die Schichttorte. Sie machte etwas falsch, wenn sie mit ihrer Schwester zusammen war. Immer. Und niemals konnte sie ein Muster ableiten, einen Leitfaden finden, der ihr half, Bekka einmal nicht zu verärgern.

      Während diese das Radio anstellte, verräumte Kaya den fertigen Kuchen im Kühlschrank und stellte dabei die Ordnung wieder her, da Bekka Senf, Marmelade und Butter verschoben hatte. Die große Schwester schnaufte missbilligend bei diesen Bemühungen. Bevor ein bissiger Kommentar folgen konnte, betrat der Familienvater die Küche.

      „Guten Morgen, meine Brut“, tönte er gutgelaunt, riss den Kühlschrank auf und machte gleich wieder Unordnung.

      „Papa! Sag das doch nicht immer so! Ich komme mir dabei vor wie ein Henne“, maulte Bekka und hackte auf das Tablephone ein um die Neuigkeiten des Tages auf Communici zu posten. Vater Kevin Michaels lachte, ging an das Fenster und beugte sich über das Thermometer.

      „Mist, ich habe gestern Abend vergessen, die Temperatur abzulesen.“

      „Minus 13,5 Grad“, sagte Kaya sofort und reichte ihm einen Stift.

      „Was täte ich nur ohne dich?“ Kevin zwickte ihr in den Arm und wandte sich seinen Aufzeichnungen zu. Er wehrte sich im Alltag dagegen zu viel technisches Gedöns, wie er es nannte, anzuwenden. Ein Zettel und ein Kugelschreiber waren ihm lieber als alle Tablephones, Dic-Da-Dics oder sonstige Computer.

      Kaya linste in den mit Schneewolken verhangenen Himmel. Im Radio wurde gerade reger Flockentanz angekündigt. Papas Geräte würden einschneien. Da sollte sie am späten Nachmittag los, um sie für die Abendmessungen freizuschaufeln.

      „Morgen.“

      „Guten Morgen, Mutter… Mama.“ Kaya sah die kleine dunkelhaarige Frau forschend an, die soeben die Küche betrat und bemerkte, dass sie anfing fröhlich zu lächeln.

      Dr. Schuller hatte vorgeschlagen, die zärtliche Anrede für die Eltern zu verwenden. Das löse ein Wohlgefühl bei den Angesprochenen aus und nach dem Gesichtsausdruck der Mutter zu urteilen, stimmte das anscheinend.

      Kaya erlaubte es sich trotzdem zu seufzen. Frustration! Auch eine Empfindung, die sie immer zulassen und klarer benennen sollte. Kaya warf einen Blick auf Bekka, die mit ihrer Mutter ein Gespräch begonnen hatte. Wäre sie doch nur so wie sie. So normal.

      Inselbegabung – das war es, was bei Kaya seit frühester Kindheit diagnostiziert worden war. Besser fand sie den Zweitnamen Savant-Syndrom, denn als Begabung würde sie

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